Zwei weitere FFF-Filme:

DEAD & BREAKFAST:
This is trash! Und zwar im besten Sinne. Kurz zur Handlung. Sechs junge Leute (drei männlich, drei weiblich) sind unterwegs zur Hochzeit einer Freundin, verfahren sich aber leider extrem und landen in einem kleinen Südstaatenkaff, wo sie in der einzigen Absteige übernachten. Nach dieser Nacht sind der schrullige Besitzer (David "Kill Bill" Carradine) und der Koch tot, die Freunde logischerweise verdächtig, bis ein Herumstreicher unter Tatverdacht gerät, der etwas von bösen Mächten erzählt.
Tja, und gegen diese bösen Mächte (die aus Menschen eine Art Zombie machen, die man nur durch Enthauptung "töten" kann) müssen sich die Freunde und der Sheriff nun behaupten.
Also eine klassische Horrorstory. Wie diese jedoch inszeniert wurde, ist weniger klassisch. Da wäre zunächst mal das offensichtlich bewußte, extreme Overacting der genretypisch besetzten Schauspieler, darunter Erik Palladino ("emergency room"), Gina Philips ("Jeepers Creepers", "Ally McBeal"), Bianca Lawson ("Dawson´s Creek") und Jeremy Sisto ("Wrong Turn", "Six Feet Under"), das immer wieder für ein paar Lacher gut ist. Dann ein recht brachialer, aber unterhaltsamer Humor á la "Dawn of the Dead" oder "From dusk till dawn". Vor allem aber die Einflechtung von Country-Musik in die Handlung! Wo kann man schon sonst Zombies sehen, die fröhlich zu einem Country-Song tanzen? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Am genialsten ist die Verwendung der Musik jedoch noch in anderer Form. Denn in regelmäßigen Abständen wird die Handlung unterbrochen und ein Country-Sänger kommentiert höchst sarkastisch und witzig, natürlich singenderweise (übrigens auch im Abspann, deshalb sollte man keinesfalls früher gehen! Bleibt nur zu hoffen, daß der Witz der Songs bei der Synchronisation nicht flöten geht ...).
Ein besonderes Highlight (neben einem skurrilen Gastauftritt von Portia de Rossi aus "Ally McBeal") ist jedoch die Leistung von Ever Carradine. Die 30-jährige Nichte von David Carradine überzeugt hier als toughe Kämpferin, die sich ohne mit der Wimper zu zucken mit der Kettensäge durch haufenweise Zombies schnetzelt. Das Mädel kommt wirklich nach ihrem Onkel! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Also das Fazit: "Dead & Breakfast" ist kein guter Film. Es ist wie gesagt eine Trash-Splatter-Komödie (oder sowas in der Art <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />). Aber als solches extrem unterhaltsam. Man nennt das wohl einen "Crowdpleaser". Das Publikum war jedenfalls in der Tat ziemlich begeistert.
Eine Bewertung erspare ich mir diesmal. Wie kann man auch nur halbwegs objektiv einen Trashfilm bewerten? Mehr zu sagen, als daß er mir viel Spaß gemacht hat, kann ich nicht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

MEMORIES OF MURDER:
Ein südkoreanischer Thriller über die Jagd nach einem Serienkiller irgendwo in der koreanischen Provinz.
Die dortigen Polizisten haben keine Scheu, Beweisstücke zu fälschen und Geständnisse zu erfoltern (nein, der Film spielt nicht in den USA! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/badsmile2.gif" alt="" />). Doch als ein junger, aber gut ausgebildeter Polizist aus der Hauptstadt Seoul anreist und am Fall mitarbeitet, werden nicht nur die Ermittlungen professioneller, es kommt auch zu Konflikten zwischen dem arrogant wirkenden Städter und den rauhen, heimischen Polizisten.
Im Grunde ging es mir bei diesem Film ähnlich wie bei "Infernal Affairs", allerdings auf etwas niedrigerem Niveau. Die erste Hälfte war nicht so berauschend. Die zweite Hälfte, in der zunehmend eine düstere und beklemmende Atmosphäre á la "Sieben" entsteht, ist dafür umso besser. Allerdings gibt es auch immer wieder sehr humorige Elemente, die die Handlung etwas auflockern. Interessant ist vor allem die Entwicklung der Charaktere. Während die Dorfpolizisten zunehmend souveräner werden, gleitet der Polizist aus Seoul immer stärker in Gewalttätigkeit ab. Beide Seiten "lernen" also voneinander (eher unfreiwillig) und nähern sich in ihrer Art an - dieser Prozeß ist wirklich stark inszeniert. Etwas störend fand ich das Fehlen eines wirklichen Bösewichts á la Kevin Spacey in "Sieben". Es gibt zwar zahlreiche Verdächtige, aber das Böse bekommt lange Zeit kein Gesicht. Natürlich ist das Ansichtssache. Man kann genauso gut argumentieren, daß durch diese Ungewißheit der Zuschauer umso mehr mit den ermittelnden Polizeibeamten mitfiebert. Dennoch hätte ich aus dramaturgischen Gründen die "Sieben"-Methode vorgezogen.
Unterm Strich: Eine etwas langatmige erste Hälfte (7 Punkte) und eine sehr starke zweite (9 Punkte). Gesamt: 8 Punkte. Ein guter Thriller.

P.S. Ich lese übrigens eben beim IMDB, daß "Memories of Murder" auf einer wahren Geschichte basiert. Das macht das Ganze umso beklemmender.

Last edited by Ralf; 02/08/04 06:44 PM.