Ich werde es trotzdem versuchen, also kleine SPOILERwarnung (ich werde aber nicht mehr verraten als z.B. der offizielle Trailer):

BUTTERFLY EFFECT:
Evan (Ashton Kutcher) hatte seit frühester Kindheit immer wieder Blackouts. Erst auf dem College beginnt er langsam, sich an die verdrängten Ereignisse zu erinnern. Zur Unterstützung liest er seine alten Tagebücher - und muß feststellen, daß er mit deren Hilfe quasi eine Zeitreise machen kann. Es ist nicht wirklich eine Zeitreise. Genauer gesagt befindet sich Evan dann plötzlich mit seinem heutigen Wissen in seinem damaligen Körper und kann somit die Zeitlinien verändern. Da seine Kindheit alles andere als perfekt war, nutzt er diese Gelegenheit weidlich aus. Und an dieser Stelle kommt der berühmte "Butterfly-Effect" aus der Chaos-Theorie zum Tragen ...
Meine Probleme mit Zeitreise-Filmen sind ja bekannt. Aber ich glaube wirklich, dieser Film bereitet mir von allen Filmen zu diesem Thema, die ich gesehen habe, die wenigsten Kopfschmerzen. WARUM bzw. WIE Evan in die Vergangenheit versetzt wird, versucht der Film gar nicht erst zu erklären. Und das ist IMHO auch deutlich besser als eine pseudo-wissenschaftliche Erklärung, wie man sie sonst für gewöhnlich zu hören bekommt.
Die Auswirkungen dieser "Zeitreisen" dagegen sind in der Tat überraschend glaubwürdig. Natürlich kann man hier und da dennoch einhaken und die Realitätsnähe bezweifeln. Aber alles in allem ist die Story wirklich gut inszeniert.
Soviel also zur Zeitreise-Problematik. Über den Film selbst auch noch ein paar Worte. Was mir besonders gefallen hat: Es ist im Grunde genommen ein extrem romantischer und zugleich sehr melancholischer Film - genauso, wie ich es liebe! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Die größte Überraschung ist aber Hauptdarsteller Ashton Kutcher. Ich hätte wirklich nicht gedacht, daß Demi Moores Boy-toy in einer ernsthaften Rolle auch nur einigermaßen überzeugend sein könnte. Ist er aber. Und mehr noch: Er spielt sogar richtig gut! Die Nebenrollen sind zwar nicht sehr prominent (nur Amy Smart, Melora Walters und Eric Stoltz besitzen einen gewissen Bekanntheitsgrad), aber passend besetzt.
Insgesamt ein wirklich guter Film, der überraschenderweise beim Publikum wesentlich besser ankommt als bei den Kritikern.
8,5 Punkte.

FAHRENHEIT 9/11:
Ich bin überrascht! Im Gegensatz zu "Bowling for Columbine" hat Michael Moore hier fast einen "richtigen" Dokumentarfilm gemacht. Sein typischer beißender Humor hält sich in Grenzen (wenngleich einige zynische Kommentare natürlich sein müssen <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />) und auch er selbst ist nur selten im Bild zu sehen. Moore hat sich diesmal wirklich auf die Fakten konzentriert. Daß er die teilweise wieder mal sehr einseitig darlegt, ist klar. Aber manipulative Bilder und Szenen unterläßt er diesmal weitgehend.
Größtes Problem des Films ist, daß der politische interessierte Zuschauer das meiste bereits kennt. Dennoch gibt es einige wirklich starke Szenen, die mir bislang unbekannt waren.
Beispielsweise wird gezeigt, wie George W. Bush am 11.9.2001 auf die Nachricht von den Terroranschlägen reagiert. Er ist zu diesem Zeitpunkt nämlich in einer Grundschule und liest zusammen mit den Schülern. Dann kommt einer seiner Mitarbeiter herein und flüstert im das Geschehene ins Ohr. Und Bush (Schlagzeile gestern in der SZ: "Republikaner preisen die Führungsstärke von Bush", so in etwa)? Reagiert überhaupt nicht. Die Augen flackern hilflos von der einen Seite zur anderen, der Blick wird glasig, man sieht die Fragezeichen über seinem Kopf geradezu vor sich. Minutenlang sitzt er einfach nur da und tut - nichts. In dieser Szene muß man tatsächlich fast Mitleid mit diesem völlig überforderten Mann haben.
Auch die Szenen über das Vorgehen bei Rekrutierungen für die Army in den Armenvierteln sind sehr interessant - Pauschalurteile über die amerikanischen Soldaten verbieten sich eigentlich von selbst, wenn man diese Methoden sieht.
Fazit: Eine grundsolide Dokumentation, die nochmal das meiste zusammenfaßt, das bereits über Bush bekannt war. Kein Überflieger wie "Bowling for Columbine", aber solange es hilft, Bush und Co. aus dem Amt zu jagen ... (allerdings befürchte ich immer mehr, daß Bush diesmal wirklich gewählt wird - "wiedergewählt" kann man ja nicht ernsthaft sagen)
8 Punkte.

KING ARTHUR:
Damit eines klar ist: Wer in diesen Film geht, darf alles erwarten - nur keine weitere Version der Artus-Sage á la "Excalibur" oder "Die Ritter der Tafelrunde"! Denn damit hat "King Arthur" nicht das geringste zu tun. Die Filmemacher behaupten, die wahre Geschichte zu erzählen, aber nach Meinung der meisten Historiker ist das Humbug.
Demnach heißt Artus eigentlich Artorius und ist Halbrömer. Merlin ist Anführer der Pikten, die gegen die Römer kämpfen. Bis sich Rom aus Britannien zurückzieht und Artorius und Merlin (samt "Rittern" und Guinevere) sich gegen einen gemeinsamen Feind - die Sachsen - verbünden.
Ein großes Problem dieses Films ist Disney zu verdanken. Denn entgegen ursprünglicher Versicherungen mußte Regisseur Antoine Fuqua ("Training Day") seinen ziemlich gewalttätigen Film auf eine Altersfreigabe ab 13 Jahren zusammenschneiden. Darunter leiden natürlich vor allem die Kampfszenen. Im Grunde genommen sieht man meistens nur, wie die Figuren ausholen - dann wird weggeblendet. Und das sieht ziemlich albern aus. Gerade die finale Endschlacht ist dann auch noch dermaßen wirr geschnitten, daß der arme Zuschauer sowieso in Nullkommanichts den Überblick verliert.
Wenigstens konnte Produzent Bruckheimer Disney überreden, eine DVD-Veröffentlichung des brutaleren und deutlich längeren "Director´s Cut" zu genehmigen. Das dürfte dann ein ganz anderer Film werden.
Die vorliegende Version erinnert übrigens erstaunlich stark an "Die glorreichen Sieben". Die "Ritter" sind eher Gauner wie im Westernklassiker und auch die Story zeigt einige Parallelen auf.
Der Film wirkt insgesamt ziemlich schmutzig (was die Altersfreigabe umso fragwürdiger macht) und glänzt vor allem durch die tollen Bilder von Kameramann Slawomir Idziak. Dabei ist aber auch die Story gar nicht mal übel. Sicher ist David Franzonis Drehbuch nicht gerade OSCAR-verdächtig, aber es besitzt auf jeden Fall mehr Tiefgang (v.a. in der ersten Hälfte), als ich das erwartet hatte. Trotz einiger Klischees, vor allem was die bösen Sachsen betrifft.
Zur Besetzung: Eigentlich halte ich ja sehr viel von Clive Owen. Aber als König Artus kann er mich irgendwie nicht so ganz überzeugen. Schon rein optisch - er sieht für mich einfach nicht so aus, wie ich mir einen König Artus vorstelle! Erfreulich ist dafür, daß die anderen Ritter zwar nicht allzu prominent, aber sehr gut besetzt wurden. Vor allem Ioan Gruffud als Lancelot, Ray Stevenson als Dagonet und Ray Winstone als Bors verleihen ihren Charakteren echtes Profil.
Absolutes Highlight in schauspielerischer Hinsicht ist allerdings Stellan Skarsgard als Sachsen-Herrscher Cerdic. Seine Leinwandpräsenz und Bosheit sind fast schon erschreckend. Dagegen wirkt Til Schweiger als sein Sohn Cynric dann doch etwas blaß.
Keira Knightley spielt die kämpferischste Guinevere aller Zeiten und wirkt dabei durchaus überzeugend. Ihre Hollywood-Karriere dürfte noch sehr lange dauern ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Insgesamt ist "King Arthur" kein Rohrkrepierer. Die erste Hälfte ist sogar richtig gut, aber die längliche Endschlacht fand ich doch eher störend. 7 Punkte.
In diesem Fall könnte es sich wirklich mal lohnen, gleich bis zur DVD-Veröffentlichung des Director´s Cuts zu warten. Von dem erwarte ich mir eine potentielle Steigerung der Bewertung um etwa einen Punkt, zumal in dieser Version angeblich auch noch mehr Wert auf Artus´ Ritter gelegt werden soll.

P.S.: Zwei sehr vielversprechende Trailer bekam ich übrigens auch noch zu Gesicht:
1. "Der Untergang", ein potentieller deutscher OSCAR-Kandidat. Erzählt werden die letzten 12 Tage von Adolf Hitler. Ein guter Regisseur (Oliver Hirschbiegel), der erfolgreichste deutsche Produzent (Bernd Eichinger), ein großes Budget (14 Mio. Euro) und die Créme de la créme der deutschsprachigen Schauspieler (Bruno Ganz als Hitler, Alexandra Maria Lara als Traudl Junge, dazu Corinna Harfouch, Ulrich Nöthen, Thomas Kretschmann, Götz Otto, Heino Ferch, Justus von Dohnanyi, Daniel Brühl, Christian Berkel und Juliane Köhler) - hoffentlich hält der Film, was er verspricht. Das internationale Interesse ist jedenfalls sehr groß, u.a. läuft der Film beim Festival in Toronto. Deutscher Kinostart ist in zwei Wochen.
2. "National Treasure" (deutschen Titel habe ich vergessen - "Jagd nach dem Schatz der Tempelritter" oder so), scheinbar ein klassischer Abenteuerfilm á la "Indy" mit Nicolas Cage, Sean Bean, Jon Voight, Harvey Keitel und Diane Kruger.

Last edited by Ralf; 01/09/04 02:46 PM.