Quote
Bei den Kritikern wurde der Film allgemein als Shyamalans schwächster bezeichnet und auch die Zuschauer waren nicht übermäßig euphorisch. Ich muß aber sagen, daß mir "The Village" richtig gut gefallen hat (und auch der Freundin, mit der ich ihn mir angesehen habe).


Tja, das zeigt, daß die Kritiker ja mal gar keine Ahnung haben, denn meiner Meinung ist "The Village" nach Sixth Sense Shyamalans bester Film! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

Die Story hat Ralf ja schon erwähnt... ein isoliertes Dorf im Jahre 1879... Wald... Monster... dergleichen.

Mich haben zwei Sachen sehr überzeugt und eine Angelegenheit unendlich erbost. Zuerst das Gute:

1. Die Schauspieler. Im Grunde genommen sind sie alle mindestens einfach gut... selbst Adrien Brody als der geistig behinderte Noah - Behinderte darzustellen artet oft in schlechte Leistungen aus - ist wirklich gut. Wie auch Ralf fand ich Bryce Dallas Howard und William Hurt besonders überzeugend, und dazu noch die zurückhaltende Leistung von Joaquin Phoenix, die dennoch voller unterdrückter Energie steckt - eine der besten Szenen war das Gespräch zwischem ihr und Howard auf der Veranda. Ganz allgemein fand ich es sehr gut, daß es eben wenig "Action" gab und die Schauspieler einfühlsam und fast schon zurückhaltend gespielt haben.

2. Kamera, Sound, Musik, Schnitt! Audiovisuell ist "The Village" ein Genuß. Die unauffäligen Kamera-Schwenks und -Zooms sind genauso überzeugend wie die gleichsam hektischen Aufnahmen im Wald, die beinahe an Blair Witch Project erinnern. (kommt erfreulicherweise nicht allzu oft vor <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />). Sehr gelungen ist die Kameraarbeit wenn die blinde Ivy im Blickpunkt ist - wenn sie etwa durch den Wald irrt, wird dem Zuschauer nicht nennenswert mehr des Waldes gezeigt, das sie selbst sieht - nämlich recht wenig. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Dadurch wird Spannung aufgebaut, die dann durch die eine oder andere Überraschung gelöst wird. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Auch die Aufnahmen im Dorf sind eine Augenweide. Der Blick aus dem Wald des Nächtens etwa... oder die zahlreichen Totalaufnahmen sowohl bei Tag als auch Nacht, in denen man fast das gesamte Dorf aber auch den Wald und die klar gezogene Grenze sieht... das ist nicht gruselig, aber eine gewisse Beklemmung geht von diesen Bildern durchaus aus.
Die Kameraführung bei den Dialogen mit den teilweise extremen Nahaufnahmen tut ihr Übriges, um die "Immersion" des Zuschauers voranzutreiben. Der Höhepunkt dieser Dialogaufnahmen ist für mich das entscheidende Zusammentreffen von Noah und Lucius... sehr schön gemacht.
Dazu wie schon erwähnt die Musik, die sich stets der Stimmung anpaßt und sie gleichzeitig erst erzeugt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Klingt verwirrend, ist aber so. Oft sind es langsame, fast melancholische Melodien, die die düster-resignative Stimmung des Films tragen... durchsetzt von effektvollen und rasanten Abschnitten bei Bedarf.
Die Soundeffekte ebenso... die Geräusche aus und in dem Wald klingen schon besorgniserregend. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Was mich aber mehr als nur gestört hat:
Das Mikrofon! In mindestens acht verschiedenen Szenen hängt das Mikrofon über meist längere Strecken im Bild. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" /> Wenn das ein Mal passiert, kann man das ja noch als dummen Fehler abtun. Aber wenn fast in jeder Szene das Mikro reinhängt, ist es schon unverschämt. Einmal ist es sogar so schlimm, daß das Mikro sichtbar ist, obwohl die Kamera reinzoomt! Ich persönlich finde das ganze unverzeihlich - sowas wird selbst bei einem gewöhnlichen Abschlußfilm von Filmstudenten nicht geduldet... und hierbei handelt es sich um einem großen Hollywood-Film. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />

Um zum Abschluß zu kommen: Der Film an sich hat mir außerordentlich gut gefallen... viel besser als Unbreakable oder gar Signs. Und die gefürchtete Überraschung am Ende ist nicht allzu arg aufgesetzt, sondern wird sogar behutsam vorbereitet. Es ist ein fesselnder Film, der (fast) ohne Action und Special Effects auskommt und die Spannung und das "Grauen" nur mit Hilfe der Darsteller und den handwerklichen Hilfsmitteln des Filmemachers erzeugt. Allerdings ärgert mich die Mikrofon-Geschichte maßlos!

Note: 8.5 (ein Punkt Abzug wegen des erwähnten Makels <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />)


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"