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BEFORE SUNSET:
Tja, und DAS ist nun wirklich ein verdammt guter Film!
Der Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) und die Französin Celine (Julie Delpy) haben sich vor neun Jahren in einem Zug getroffen und eine Nacht in Wien verbracht. Das war im mittlerweile als Kultfilm betrachteten "Before Sunrise". In der Zwischenzeit hat Jesse dieses Erlebnis in einem erfolgreichen Buch verarbeitet und stellt dieses in Paris vor, als er im Publikum Celine sieht - erstmals seit jener einen Nacht. Jesse muß zum Flugzeug, deshalb haben er und Celine nur etwa eine Stunde, um sich zu unterhalten. Und das tun sie auch. Sie reden, sie philosophieren, sie diskutieren und dabei spazieren sie durch Paris. Das ist alles. Mehr passiert nicht in diesem Film. Keine Special Effects, keine Action, nichts. Nur Reden.
Umso erstaunlicher ist die Wirkung des Films auf den Zuschauer. Die Dialoge wirken so lebensnah wie nur selten in Filmen. Der Zuschauer fühlt sich direkt angesprochen von den alltäglichen Themen. Man muß nicht die Ansichten der Protagonisten teilen, aber die Themen - ob Liebe, Politik oder schlicht das Menschsein - haben jeden schon einmal bewegt. Dazu kommt ein köstlicher Humor und vor allem die Chemie, die zwischen Hawke und Delpy einfach stimmt.
Beide haben auch das Drehbuch gemeinsam mit Regisseur Richard Linklater ("School of Rock") geschrieben und haben ihre Figuren sehr offensichtlich autobiographisch angehaucht.
Was soll ich noch sagen? Es fällt mir sehr schwer, eine angemessene Kritik zu dieser Filmperle zu schreiben, die mindestens die gleiche Qualität hat wie Vorgänger "Before Sunrise".
Am besten sage ich es einfach so: "Before Sunset" ist ein wunderbarer Film über das Leben. 10 Punkte.


ENDLICH habe ich den Film gesehen und kann mich Ralfs Lobrede eigentlich nur anschließen - nur bei der Note muß ich einen halben Punkt abziehen, da ich Lost In Translation noch besser fand und mit 10 Punkten bewertete. Before Sunset erhält demnach wohlverdiente 9,5 Punkte! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

Dabei muß ich zugeben, daß mich Julie Delpy teilweise sogar etwas genervt hat... aber darüber sehen wir mal hinweg, denn dafür war Ethan Hawke fantastisch! Vor allem seine ab und an eingestreuten dummen Sprüche waren sehr amüsant und haben mich etwas an meine eigenen Unart gleicher Form erinnert. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Auch das Ende ist ansprechend gestaltet - zwar nicht so sensationell innovativ wie in Lost In Translation, aber dennoch frei für die Interpretation. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Ich würde sagen, er fliegt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/think.gif" alt="" />

Summa summarum ist auch dieser Film ein eigentlich sehr melancholischer Streifen, der jedem etwas geben sollte... aufgrund verschiedener Gründe konnte ich mich sehr mit der Figur des Jesse (Hawke) identifizieren, wodurch der Film mir recht nahe ging. Und so wie ich bei Lost In Translation schon sagte, daß der Film nicht "lustig" sondern eher fast schon traurig sei, trifft das für mich auch auf Before Sunset zu, wenn auch nicht in dem Maße wie Lost In Translation. Trotzdem ist es sehr intensiv, wenn man mit den ziemlich verkorksten Leben der zwei Figuren konfrontiert wird, die sich beide emotional nicht mehr von ihrem ersten Treffen vor neun Jahren erholt zu haben scheinen.

Beachtenswerter Film - jetzt muß ich nur noch Before Sunrise sehen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"