LAND OF THE DEAD:
Vor beinahe 40 Jahren hat der amerikanische Regisseur George A. Romero mit dem klaustrophobischen Schwarz-weiß-Klassiker "Die Nacht der lebenden Toten" das Subgenre des Zombie-Films erfunden. Nun hat er seinen mittlerweile vierten Zombie-Film gedreht und im Gegensatz zu damals kann er mittlerweile auch namhafte Darsteller dafür verpflichten - zumal Zombie-Filme aktuell sowieso ziemlich en vogue sind (siehe das gelungene Romero-Remake "Dawn of the dead", "28 days later" oder die beiden umstrittenen "Resident Evil"-Filme).
In "Land of the dead" haben die Zombies fast die gesamten USA "erobert", nur in einzelnen abgeriegelten Gebieten halten sich noch die Lebenden - in einer dieser Städte folgen wir der Handlung. Das Leben in dieser Stadt ist geprägt durch eine extreme Zwei-Klassen-Gesellschaft: Die Oberschicht lebt in einem luxuriösen Hochhaus und wird vom Millionär Kaufman (Dennis Hopper) geleitet, der überhaupt der Herrscher über die ganze Stadt ist. Die Unterschicht lebt in erbärmlichen Slums. Fluchtmöglichkeiten gibt es keine, weil draußen ja die Zombies warten.
Einige Söldner um Riley (Simon Baker) und Cholo (John Leguizamo) machen sich gelegentlich bis an die Zähne bewaffnet auf den Weg in das Umland, um aus entvölkerten Ortschaften Lebensmittel und Medikamente zu holen. Doch das brüchige Gleichgewicht zwischen Oberschicht, Unterschicht und Zombies beginnt an zwei Stellen zu bröckeln: Einer der Zombies (Eugene Clark) erweist sich als lernfähig (warum auch immer ...) und schwingt sich somit zum Anführer der Untoten auf.
Außerdem wachsen die Unruhen innerhalb der Stadtbevölkerung.
Schon immer lag es Romero am Herzen, mit seinen Zombie-Filmen auch auf gesellschaftliche Mißstände hinzuweisen. Nicht umsonst entstand "Die Nacht der lebenden Toten" während des Kalten Krieges und des Vietnam-Krieges und auch diesmal hat Romero nicht einfach nur einen Action-Film geschaffen.
Während die oberflächliche Symbolik mit der Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Stadt etwas arg plump rüberkommt, kann die nicht ganz so offensichtliche Anspielung auf die USA und ihren Krieg gegen den Terrorismus mehr überzeugen.
Wer sich dafür überhaupt nicht interessiert, kann sich aber immer noch an guten Effekten, einigen innovativen Todesarten und klischeehaften, aber dank der Darsteller durchgehend unterhaltsamen Charakteren erfreuen.
Dennis Hopper ist und bleibt schlicht und ergreifend das beste Arschloch der Filmgeschichte (und Leute, die ihn kennen, meinen sogar, dafür bräuchte er sich nicht mal anzustrengen ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />), der mir bis dahin unbekannte Australier Simon Baker ("Ring 2", außerdem Hauptdarsteller der TV-Serie "The Guardian", die momentan im VOX-Nachmittagsprogramm läuft) empfiehlt sich als charismatischer Held, John Leguizamo fügt dem bunten Mix gekonnt ein wenig Machismo hinzu und Asia Argento, die wunderschöne Tochter der italienischen Horrorfilm-Regielegende Dario Argento, ist für den Östrogen-Anteil zuständig. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Die effektvolle Musik stammt übrigens von Reinhold Heil und Johnny Klimek, die seit "Lola rennt" auch international ziemlich gefragt sind.
"Land of the Dead" ist ein wirklich guter Vertreter der Zombie-Filme und Regisseur Romero zeigt dem Nachwuchs, daß er sein Handwerk noch immer versteht - leider bleibt die Handlung aber alibihaft und für meinen Geschmack gibt es etwas zu viel Action und etwas zu wenig Grusel.
8 Punkte.

P.S.: Witzigerweise hat Romero auch Simon Pegg, dem Schöpfer und Hauptdarsteller der respektlosen Zombiefilm-Verarsche "Shaun of the Dead", einen Cameo-Auftritt verschafft. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Last edited by Ralf; 02/09/05 05:57 PM.