Im Kino: "A History of Violenc...ergs neuer Film ist ein Meisterstück[/b]

Von FRITZ GÖTTLER

Schwer liegt die Glasglocke des Glücks über dieser Familie, schließt sie
hermetisch ab von den Irritationen, Aufregungen, Belästigungen der
Welt draußen, macht sie unempfindlich gegen jeden Störeffekt. Ein
Leben führen diese vier im Hohlraum zwischen Vergangenheit und
Zukunft, ein Leben, das keine Bewegung kennt. Wenn dennoch nachts
die Tochter, ein blondgelocktes Püppchen, erschreckt aus dem Schlaf
hochfährt, sind innerhalb weniger Sekunden die andern drei – Mutter,
Vater, Sohn – tröstend und schmusend an ihrem Bett versammelt: Aber
Liebes, es gibt doch keine Monster ... Das Frühstück am Morgen darauf
ist wie in Trance, eine schwer erträgliche Choreografie der
Alltagsfreundlichkeiten, ein unentwegtes „Könntest du mich eventuell
...“ und „Sollte ich dir denn nicht ...“ Einmal wird das wohl sogar dem
Sohn Jack (Ashton Holmes) zu bunt, und als der Vater ihn mit Cornflakes
versorgen will, grapscht der Sohn ihm fröhlich unwirsch die Schachtel vor
der Nase weg. Ansonsten: Normalität, Alltäglichkeit bis zum
Gehtnichtmehr. Nehmen wir denn alle, ohne dass wir es merken, an
einem riesigen Zeugenschutzprogramm teil, fragte in seiner
Besprechung des Films J. G. Ballard – er hatte mit Cronenberg zu tun,
als der seinen Roman „Crash“ verfilmte.

...

Zwei Welten, unmittelbar aneinander montiert, das macht seit vielen
Jahren das Kino des kanadischen Filmemachers David Cronenberg aus.
In diesem Film, den er über Amerikas Traum und mit viel amerikanischem
Geld gedreht hat, ist diese Art der Montage noch eine Spur härter,
brutaler. Des Vaters Verhalten erklärt sich professionell, Freundlichkeit
gehört zu seinem Job – wenn er die Leute bedient in seinem Diner, dem
Treffpunkt der kleinen Stadt. Viggo Mortensen, der wortkarge, stets ein
wenig alternative Held aus „Herr der Ringe“, ist Tom Stall, die Haare hat
er hier ein wenig bieder in die Stirn gestrubbelt, aber manchmal, wenn
er mit den Augen rollt oder wenn er mit der Kaffeekanne hantiert und
zum Ausgleich die andere Hand in die Hüfte legt, spürt man eine alte
Verführungskraft, die nun dem Geschäft gut tun soll.
..."


Es würde mich freuen, sollte es sich bewahrheiten, daß der multitalentierte Viggo Mortensen nach dem Hype um ihr-wißt-schon-was nicht darin veloren gegangen ist, sondern vielmehr seine Linie wiedergefunden und seine zuvor schon exzellente Rollenwahl fortgesetzt hat! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
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Daneben gerade in den tagesthemen:
"Flightplan" mit der raren Jodie Foster und - man höre und staune - einem deutschen Regisseur!


Wir können alle schon mit höchster Spannung auf beider Kritiken von unserem sehr vereehrten Ralf-Ranicki warten...!
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Ragon