Ralf hat ja die Story von "A History of Violence" erzählt... also kann ich gleich in medias res gehen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

9,5 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/eek.gif" alt="" />

Ein meiner Meinung nach fantastischer Film mit nur kleinen Schwächen - die da wären: der junge Killer am Anfang raucht nicht wirklich, sondern pafft. Auch wenn man da Cronenberg Absicht unterstellen kann, halte ich es für schlecht. Maria Bello ist zwar eine reizende Frau, aber ich halte sie für keine überragende Schauspielerin. Der Film ist in der Tat etwas zu kurz. Die Musik von Howard Shore droht an wenigen Stellen in LOTR-Auenland-Gefilde abzudriften. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Ansonsten gefällt mir alles gut. Viggo Mortensen ist wie immer sehr präsent und liefer eine hervorragende Leistung ab - das trägt den Film für mich. Die restlichen Schauspieler sind auf ähnlich hohem Niveau, sodaß in den Punkt keine Kritik fällig ist.
Technisch und handwerklich brilliant. Die Kameraführung, das Licht, die Tempowechsel, die Musikuntermalung... auf allerhöchstem Niveau - "The Village" war ähnlich gut in dem Punkt (ruhiger Film mit fließend eingearbeiteten schnelleren, actionreichen Passagen).
Was das Genre angeht: Ich stimme Ralf zu, es ist ein sehr gut gemachter Thriller. Aber ich stimme auch denen zu, die eine psychologische Analyse der Gewalt in dem Film sehen, die insbesondere in der Hauptfigur sehr gekonnt betrieben wird. Einen anderen Aspekt hat ein Kumpel erwähnt und ich finde ihn sehr passend: Im Grunde genommen handelt es sich bei dem Film um einen postmodernen Western. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/idea.gif" alt="" />

***ACHTUNG SPOILER***

Da haben wir den ehemaligen Revolverhelden, der jetzt auf einer Art Farm mit seiner Familie lebt. Er wird widerwillig seiner Vergangenheit erinnert und greift wieder zur Waffe (sie schießen sogar mit Flinten). Am Ende hat er sein Problem gelöst und kommt wieder in den Kreis der Familie zurück. (Als er sich bei William Hurt am Tisch abstößt, hat er sogar Cowboy-Stiefel an, wenn ich mich nicht ganz täusche.)
Aber das Ende ist eben nicht wie in einem klassischen Western, wo alles Friede, Freude, Eierkuchen ist... sondern ein offenes Ende, wo man nicht das Happy End spürt, wenn man ganz ehrlich ist. Das würde ich zwar nicht als große Leistung von Cronenberg bezeichnen, da man heutzutage kaum einen Western mit klassischem Happy End drehen kann, aber dennoch sind die Western-Parallelen sehr interessant.

***SPOILER ENDE***

Alles in allem ein sehr beeindruckender Film. Ich bin geradezu begeistert. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />


: : : EDIT : : :

Vor dem Film kam jedoch etwas, was ganz ernsthaft mit der größte Dreck ist, den ich je gehört und gesehen habe: Die "Romeo&Juliet"-Werbung von H&M. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/memad.gif" alt="" />
6 Minuten geballter Langeweile gepaart mit schlechter Musik und erbärmlichen Schauspielern, dazu noch eine krasse Fehlinterpretation der literarischen Vorlage und eine lächerliche Inszenierung - und fertig ist die gar schröhöcklichste Werbung, die diese Welt je gesehen hat. Alle Achtung. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />

Last edited by elgi; 21/10/05 10:50 AM.

Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"