DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE:
Der Film von Scott Derrickson basiert sehr lose auf dem wahren Fall der Deutschen Anneliese Michel (deren Geschichte nächstes Jahr auch ein deutscher Film zeigen wird), wurde aber natürlich amerikanisiert. Hier ist es nun die titelgebende Emily Rose (Jennifer Carpenter), die scheinbar von Dämonen besessen ist und nach einem mißlungenen Exorzismus durch Father Moore (Tom Wilkinson) dahinvegetiert und schließlich stirbt.
Da Ärzte jedoch keineswegs eine Besessenheit, sondern vielmehr eine Art Mischung aus Epilepsie und einer Psychose diagnostiziert haben, Emily aber auf Father Moores Rat hin die ihr verschriebenen Medikamente nicht weiter eingenommen hat, wird der Geistliche von der Polizei festgenommen und wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.
Die ehrgeizige Anwältin Erin Bruner (Laura Linney) übernimmt seine Verteidigung, obwohl sie eine Agnostikerin ist ...

Im Trailer wird "Der Exorzismus von Emily Rose" als Horrorfilm vermarktet, in Wahrheit handelt es sich um eine Mischung aus leichtem Horror und Gerichtsdrama. In der Tat ist das auch das wohl hauptsächliche Problem des Films. Beide Seiten der Medaille sind durchaus gelungen - aber eben nicht mehr. Der Gerichtsfilmanteil ist durchweg solide und lebt von den guten Darstellern, ist aber selten spektakulär oder sonstwie außergewöhnlich. Die Horrorszenen auf der anderen Seite sind überwiegend harmlos (die Altersfreigabe ab 12 Jahren ist vollkommen gerechtfertigt), aber wenigstens gut gemacht. Vor allem der mißlungene Exorzismus, der das eigentliche Highlight des Films darstellt, versteht es, das Publikum für sich einzunehmen.
Die Besetzung ist für einen (mehr oder weniger) Horrorfilm durchaus bemerkenswert: OSCAR-Gewinnerin Laura Linney spielt gewohnt ausdrucksstark, während OSCAR-Nominee Tom Wilkinson für die Rolle des Father Moore schlichtweg die perfekte Wahl ist. Auch die restlichen Darsteller sind mit u.a. OSCAR-Nominee Shohree Aghdashloo (deren Versuch einer wissenschaftlichen Erklärung von Besessenheit ich interessant und auf den ersten Blick sogar durchaus einleuchtend fand), Colm Feore oder Campbell Scott gut ausgewählt.
Leider gelingt es "Der Exorzismus von Emily Rose" zwar über weite Strecken, allzu schlimme Klischees zu vermeiden, aber leider nicht alle - einige davon sind dermaßen vorhersehbar, daß ich mich richtig darüber geärgert habe ...
Fazit: "Der Exorzismus von Emily Rose" ist ein solider Mix aus "Der Exorzist" und jedem beliebigen Gerichtsfilm, mit guten Darstellern und gelungenen Effekten, aber ohne jede Spur von Originalität. In den USA war der Film ein Überraschungshit (ein weiterer Hinweis auf die momentane Zugkraft religiös angehauchter Filme?), bei uns läuft er eher seiner Qualität entsprechend - nämlich durchschnittlich.
7 Punkte.