Heute zur Abwechslung mal eine DVD-Film-Rezension (wird nicht zur Gewohnheit, keine Angst <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />):
Ich kann mich noch gut an Pats letztjährigen Verriß der Musical-Verfilmung "Das Phantom der Oper" erinnern - dennoch habe ich mir den Film jetzt angeschaut, weil meine Schwester ihn liebt und deshalb die DVD gekauft hat ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Und was soll ich sagen? Ich (als absoluter Nicht-Kenner der Bühnenfassung oder auch nur der Geschichte an sich) stimme Pats damaliger Rezension völlig zu! Joel Schumachers "Das Phantom der Oper" ist ein echter Langweiler und eine riesengroße Enttäuschung.
Dabei fängt alles noch so vielversprechend an: Ein melancholischer Prolog in Schwarz-Weiß, dann der Beginn des eigentlichen Filmes mit pompöser Musik, beeindruckenden Bildern und schwelgerischen Kamerafahrten durch einen exzellent ausgestatteten Opernsaal. Erster Gedanke: Wow! Was muß das für ein toller Film sein!
30 Minuten später hatte ich große Schwierigkeiten, die Augen offenzuhalten ...
Die Handlung in Schumachers Inszenierung als solche zu bezeichnen, ist eigentlich schon zuviel des Lobes. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß die tragische Geschichte des Phantoms in der Buchvorlage spannend zu lesen ist, aber in diesem Film wird sie zugunsten der Musikeinlagen sträflich vernachlässigt. Überhaupt wirkt der Film mehr wie ein Abfilmen einer Bühnenfassung, die Möglichkeiten des Mediums Film werden nur ansatzweise ausgereizt - dabei wäre da so viel mehr möglich gewesen! Aber stattdessen:
Jemand trällert ein bißchen, dann taucht mal das Phantom auf und erschreckt alle und schon wird wieder weiter geträllert. Einfach belanglos! Dazu kommt, daß ich (der ich mich sowieso nicht zu den großen Fans von Andrew Lloyd Webber zähle) mit vielen Songs nichts anfangen kann. Ein paar sind wirklich gut (v.a. das zentrale "The Phantom of the Opera"), aber der Großteil hat mich schlicht gelangweilt.
Auch nicht wirklich hilfreich ist, daß wirklich SÄMTLICHE Darsteller erschreckend blaß bleiben - höchstens Minnie Driver in ihrer allerdings auch dankbaren Nebenrolle als überkandidelte Primadonna Carlotta und vielleicht noch Patrick Wilson als edelmütiger Schönling Raoul stechen ein wenig aus der enttäuschenden Masse heraus. Ausgerechnet die Hauptdarsteller Gerard Butler und Emmy Rossum hingegen bleiben absolut austauschbar.

Zu loben sind dafür die phantastische Ausstattung und die Kostüme sowie die für den OSCAR nominierte Kameraarbeit.
Und um das noch festzuhalten: "Das Phantom der Oper" ist kein schlechter Film - er ist nur schrecklich belanglos und über weite Strecken schlicht langweilig! Einmal mehr hat es Joel Schumacher geschafft, ein vielversprechendes Projekt in den Sand zu setzen (siehe "Batman 3 & 4") ...
Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, daß Pat und ich (zur Abwechslung mal zusammen mit den meisten Kritikern) mit unserer Meinung eher allein dazustehen scheinen, zumindest wenn man nach dem erstaunlich hohen IMDB-Durchschnittswert von 7,4 geht!

Bei mir reicht es gerade mal für knappe 4,5 Punkte.

P.S.: Was das ganze noch schlimmer macht: Auf dieser DVD (es gibt mehrere DVD-Veröffentlichungen, vielleicht sieht es bei den anderen ja besser aus) gibt es zwar zum Glück die englische Tonspur - jedoch KEINE englischen Untertitel. Ganz ohne Untertitel geht es bei mir leider nicht (gerade bei den Songs), aber die deutschen Untertitel (die wie die Synchronisation auf der deutschen Bühnenfassung basieren - was wohl der Kern des Problems ist ...) sind so schlecht und teilweise gar sinnentstellend (wiederum speziell bei den Liedern), daß es ein echtes Ärgernis ist! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />

Last edited by Ralf; 19/12/05 07:01 PM.