Jeweils 2 Kritiken (ACHTUNG, teilweise *SPOILER* !!!):


Steven Spielbergs "Munich":


Telepolis: Spielbergs Mutprobe

Von konservativen jüdischen Kreisen als "naiv" und "geschichtsverfälschend"
attackiert, begeistert Steven Spielbergs Film "Munich" die Kritiker in den USA als
fachlich herausragender Thriller

Einen "couragierten Akt" nennt Roger Ebert, der prominenteste Filmkritiker der USA, Steven
Spielbergs Film Munich. Er erzählt die Geschichte des jungen Mossad-Agenten Avner (Eric
Bana), der nach dem Massaker am israelischen Olympia-Team von 1972 in München den
Auftrag erhält, die palästinensischen Hintermänner des Anschlags umzubringen. Im Laufe der
Racheaktion stellt Avner nicht nur die Moral der staatlichen Morde in Frage, sondern beginnt
zunehmend an ihrer Wirkung zu zweifeln, als er erkennt, dass sich die Spirale der Gewalt nur
noch schneller zu drehen beginnt.



SZ: Der neue Spielberg-Film - Terror light[/b]

"... Spielberg erkennt die Mission an, von der sein Film erzählt – als nach
dem Attentat bei den Olympischen Spielen 1972 in München der
israelische Geheimdienst Mossad Killerkommandos losschickte, um die
verantwortlichen palästinensischen Terroristen zu töten. Aber ein Mord
bleibt ein Mord, eine brutale, auch den Täter zerstörende Sache – und
„Munich“ zeigt, wie sein Held Avner, gespielt von Eric Bana, versucht, bei
seinem Tun „seine Seele intakt zu halten“. Den Terror mit Gegenterror
zu beantworten, sagt Spielberg, führt in einen ausweglosen Sumpf. Nur
Miteinanderreden kann eine Lösung bringen.

Als naiven Idealismus, der die politischen Realitäten verkennt,
brandmarken die Spielberg-Kritiker diese Haltung, an der Spitze Leon
Wieseltier sowie David Brooks in der New York Times. Die Realität aber
ist, so Brooks, „dass es eine Gewalt gibt, die konstruktiv ist, und eine,
die destruktiv ist“. Spielberg aber bringt die verschiedenen Formen der
Gewalt auf ein Niveau, wenn er Mossad-Leute zeigt, die an ihrem Job
irre werden. Wenn er in einem merkwürdigen nächtlichen Dialog einen
jungen Palästinenser Avner gegenüber von seiner Sehnsucht nach
Heimat sprechen lässt – ein uramerikanisches Thema. Eine „inkorrekte
moralische Gleichung“ findet Ehud Danoch, Generalkonsul in Los
Angeles, wie hier das Recht des Staates Israel auf Gegenwehr
verglichen wird mit dem anarchischen Terror der Palästinenser. Die
Schaffung dieses Staates habe Tony Kushner als einen Fehler
bezeichnet, erwähnt Leon Wieseltier in seinem Artikel – und macht so
den renommierten Dramatiker und Drehbuchautor von „Munich“ als den
eigentlichen Feind in der Debatte aus. ..."


Woody Allens [b]"Match Point":


SZ: Woody Allens "Match Point" - Vom Zwang entflammt[/b]

"... Chris Wilton (Jonathan Rhys Meyers) ist der Held des Films, ein junger
Tennisspieler, der sich als Nachhilfelehrer in der Highsociety von London
verdingt. Er hat eine effektive Technik bei den Netzspielen – Tennis und
auch Tischtennis –, aber er weiß nicht, wie das Spiel gespielt wird. Als er
bei einer Einladung aufs Land im Hobbyraum unvermutet der jungen
Nola (Scarlett Johansson) an einem Tischtennistisch gegenübersteht,
die ihn lässig – „Mein nächstes Opfer!“ – zu einer Partie Pingpong
auffordert – „Einsatz ein Tausender?“ –, packt er den Schläger und
knallt ihr ihren Aufschlag mit einem schlimmen Schmetterball zurück...."


Telepolis: [b]No purpose, no design[/b]

[b]Woody Allen kommt in "Match Point" zu ganz und gar bitteren Erkenntnissen

Es wollte schon allmählich langweilig werden. Das Licht ging aus, der Swing ertönte oder
wahlweise auch etwas Klassik. Der Vorspann leuchtete weiß auf schwarz und danach war man in
Manhattan, bei Anwälten mittleren Alters, Ärzten, Redakteuren oder Schriftstellern. Schöne
Frauen oder kleinere Sinnkrisen sorgten für Unruhe, und der bebrillte Regisseur selbst glänzte
mit Gefuchtel und One-Linern. Seit Jahrzehnten liefert Woody Allen pro Jahr einen Film, fast
ausschließlich feine Boulevard-Komödien mit intellektuellem Wortschatz. Jetzt ist er Siebzig,
dreht seine Filme plötzlich in England und blickt mit "Match Point" recht finster in die Welt.


Ragon, der Filmemagier
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