JARHEAD - WILLKOMMEN IM DRECK:
Interessant. Eigentlich gibt es nur drei Hollywood-Filme über den Irak-Krieg Anfang der 90er Jahre. Zwei davon ("Three Kings" und eben "Jarhead") sind Satiren ... (der dritte ist übrigens "Mut zur Wahrheit")
"Jarhead" ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches des ehemaligen Marines Anthony Swofford, der mit seinen Erinnerungen aus der "Operation Desert Storm" die amerikanischen Bestsellerlisten stürmte. Der britische Erfolgsregisseur Sam Mendes ("American Beauty", "Road to Perdition") hat dieses Buch also adaptiert damit eine nur oberflächlich betrachtet amüsante Satire abgeliefert, die bei europäischen Kritikern übrigens deutlich besser abschneidet als bei amerikanischen (welch Wunder ...).
Der Film beginnt - wie so viele des Genres - mit einem Ausbildungslager der Marines, in dem die neuen Rekruten unbarmherzig um Anthony "Swoff" Swofford (Jake Gyllenhaal) und Troy (Peter Sarsgaard) gedrillt werden.
Dieser Auftakt erinnert stark an Kubricks "Full Metal Jacket", ist jedoch deutlich unterhaltsamer inszeniert. Dennoch wird auch hier deutlich, daß es sehr wohl im Interesse der Armee liegt, aus ihren Soldaten gefühllose Killermaschinen zu machen, die einfach nur Befehle befolgen, ohne Fragen zu stellen und keine Skrupel vor Gewaltanwendung haben (Guantanamo? Abu Ghraib?).
Nachdem die Einheit gleich nach Saddam Husseins Einmarsch im Kuwait in die Golfregion verlegt wird, verschwindet der Humor zwar nicht komplett, es geht jedoch nun deutlich ernsthafter zu. Ähnlich wie "Der schmale Grat" scheut "Jarhead" dabei nicht davor zurück, in aller Ausführlichkeit die Langeweile zu zeigen, die die Soldaten beim Warten auf den Einsatz plagt.
Doch während die Männer in "Der schmale Grat" ihre Anspannung wenigstens in den immer wieder aufflammenden Gefechten mit dem Feind abbauen können, haben die Marines in "Jarhead" nicht diese Chance. Es tut sich absolut nichts, sie patrouillieren in der leeren Wüste, sie machen Schießübungen, vergnügen sich Abends bei lauten Partys und spielen Football. Zunächst alles noch ganz unterhaltsam, doch mit der Zeit werden die Männer immer dünnhäutiger und verlieren zunehmend die Nerven, als einfach nichts passieren will ...

Nein, "Jarhead" ist alles andere als ein klassischer Kriegsfilm. Es gibt keine spektakulären Kampfszenen, stattdessen liefert Mendes ein authentisches Portrait der modernen Kriegsführung ab, in der die Fußsoldaten immer unbedeutender werden und doch physisch und vor allem psychisch bis an die Grenzen ihrer Kräfte gefordert werden. Die Besetzung der Marines mit weitgehend unbekannten Schauspielern ist gelungen, in Nebenrollen tauchen dann auch bekanntere Namen wie Jamie Foxx, Chris Cooper oder Dennis Haysbert ("24") auf.
Der Humor wird mit der Zeit immer sarkastischer und die derben Späße der Marines erinnern zeitweise an Robert Altmans "M.A.S.H.". Vieles ist dabei nicht gerade übermäßig originell, aber vor allem in der ernsteren zweiten Filmhälfte gelingt es Mendes immer wieder, sehr intensive Momente (z.B. mit den brennenden Ölquellen im Hintergrund) zu schaffen.
Interessant fand ich auch die ständig wachsende "Wall of shame", an der die Soldaten die Fotos ihrer Frauen oder Freundinnen aufhängen, die sie verlassen haben, während sie im Krieg sind ...
Fazit: "Jarhead" ist eine gelungene Satire, die die amerikanische Armee nicht gerade in allzu positivem Lichte erstrahlen läßt - aber viele Marines haben die Realitätsnähe des Filmes bestätigt, also darf man Sam Mendes wohl kaum anti-amerikanische Tendenzen vorwerfen (wie einige amerikanische Kritiker ...).
8 Punkte.