Weshalb ich immer wieder sehr erwachsen darauf hinweise: ICH HABE SIE ZUERST ENTDECKT!!! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> (nämlich bereits in "The man who wasn´t there" und "Ghost World", zwei sehr guten Filmen, die leider fast niemand gesehen hat)

DIE CHRONIKEN VON NARNIA: DER KÖNIG VON NARNIA:
Leider kann ich Pats Enthusiasmus diesmal nicht teilen.
Andrew Adamsons ("Shrek") Verfilmung des Kinderliteratur-Klassikers von C.S. Lewis handelt von vier Kindern im Großbritannien des 2. Weltkriegs, die durch einen mysteriösen Kleiderschrank eine fantastische Welt betreten: Narnia! Narnia wird von der bösen Weißen Hexe (grandios: Tilda Swinton) regiert, die das Land in einen 100-jährigen Winter geführt hat. Doch da prophezeit ist, daß vier Menschenkinder ihre Herrschaft beenden werden, kehrt der wahre König von Narnia, der sprechende Löwe Aslan, zurück und stellt ein Heer auf, das er gegen die Hexe einsetzen will ...
Zugegeben, die Geschichte klingt wunderbar märchenhaft und als Kind habe ich die Bücher sehr gerne gelesen (auch wenn ich mich heute nur noch an wenige Einzelheiten erinnern kann), aber der Film konnte mich trotzdem nicht überzeugen.
Das liegt neben der sehr gemächlichen Erzählweise wohl vor allem daran, daß mir keines der vier Kinder wirklich sympathisch war. Und da sich der Film sehr stark auf sie konzentriert und die meisten, durchaus interessanten, Nebencharaktere (wie den Anführer der Zentauren) sträflich vernachlässigt, ist das ein gewichtiger Nachteil! Auch das sprechende Biber-Ehepaar, das die Kinder begleitet, fand ich mit seinen flapsigen Sprüchen der Atmosphäre eher abträglich (und außerdem mäßig animiert).
Die Stärken des Films liegen vor allem in seinen wunderbaren, märchenhaften Bildkompositionen, zusätzlich getragen von Harry Gregson-Williams´ zurückhaltendem, aber gelungenen Soundtrack. Und Tilda Swinton ist schlicht eine geniale Besetzung für die Rolle der Weißen Hexe! Ehrlich gesagt glaube ich sogar, daß sie im "Herr der Ringe" eine noch bessere Galadriel abgegeben hätte als Cate Blanchett, am Rande bemerkt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Auf der anderen sind mir u.a. einige unpassende irdische Anspielungen übel aufgestoßen. Ich habe ja kein Problem damit, wenn die Bewohner einer Fantasywelt die gleichen Gegenstände kennen und ihnen gleiche Namen geben wie wir - alles andere wäre sehr aufwendig. Aber wenn die Bewohner von Narnia türkischen Honig kennen, Weihnachten und den Weihnachtsmann, dann kann ich darüber nur den Kopf schütteln (ist aber natürlich die Schuld von C.S. Lewis und nicht des Films). Außerdem ist die Handlungsweise der (im allgemeinen sehr klischeehaften) Charaktere des öfteren nicht wirklich nachvollziehbar (wenn ich die Gelegenheit hätte, eine für mich ungünstige Prophezeiung leicht und locker zu durchkreuzen, dann würde ich sie jedenfalls nicht völlig grundlos vergeben ...).
Alles in allem habe ich mich im Lauf des Films zunehmend gelangweilt - die finale Schlacht hat das zwar ein wenig wieder wettgemacht. Andererseits ist es aber ärgerlich, daß diese Schlacht zwar gut und sogar recht brutal (zumindest in der ungeschnittenen, digitalen Version) inszeniert ist, dabei aber blutfreier bleibt als ein zensiertes Computerspiel ...
Das sind Zugeständnisse an die Marktgegebenheiten (die Hauptzielgruppe des Films sind nun mal Kinder), die mich einfach ärgern.

Fazit: Ich fand "Narnia" ganz offensichtlich nicht so toll wie Pat und viele andere - und ich fand ihn nicht so schrecklich wie einige Kritiker und zahlreiche Bekannte von mir. Für mich ist "Narnia" ein recht mittelmäßiges Filmspektakel mit sehenswerten Stärken und störenden Schwächen. 6,5 Punkte.

Eine Fortsetzung ist angesichts des gewaltigen kommerziellen Erfolges übrigens bereits beschlossen, wird aber wohl frühestens Ende 2007 in die Kinos kommen.

Last edited by Ralf; 11/01/06 01:59 PM.