DER EWIGE GÄRTNER:
Nach seiner völlig überraschenden OSCAR-Nominierung als bester Regisseur für "City of God" hatte der brasilianische Regisseur Fernando Meirelles bei seinem nächsten Projekt weitgehend freie Hand - er entschied sich für diese britisch-deutsche Verfilmung eines brisanten Romans von Thriller-Spezialist John le Carré ("Der Schneider von Panama", "Das Rußland-Haus", "Der Spion, der aus der Kälte kam").
Der britische, in Afrika tätige Diplomat und leidenschaftliche Hobby-Gärtner Justin Quayle (Ralph Fiennes) wird aus seinem gewohnten Leben gerissen, als seine Frau Tessa (gestern mit einem Golden Globe prämiert: Rachel Weisz) auf brutale Art und Weise ermordet aufgefunden wird. Justin wußte, daß seine sehr engagierte Frau etwas vor ihm verheimlichte und gemeinsam mit dem belgischen Arzt Arnold Bluhm (Hubert Koundé) offenbar einer brisanten Sache auf der Spur war - doch erst nach ihrem Tod entscheidet er sich, herauszufinden, was genau Tessa getan hat, das schließlich zu ihrer Ermordung führte.
Der Film startet tatsächlich mit dem Mord an Tessa, das eben war also kein Spoiler! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Anschließend wird zunächst in Rückblenden gezeigt, wie sich Justin und Tessa kennenlernten, verliebten und nach Afrika gingen, was gewissermaßen den Gedanken des deprimierten Justin entspricht, nachdem er vom Tod seiner Frau erfahren hat. Doch dann springt die Handlung in die Gegenwart und bleibt größtenteils auch dort, als Justin herausfindet, daß Tessa und Arnold dubiosen Machenschaften der Pharma-Industrie verfolgten. Seine Nachforschungen bleiben nicht unbemerkt und so gerät er selbst ins Visier der Mächtigen ...
"Der ewige Gärtner" startet als Liebesfilm und wandelt sich dann abrupt zu einer Mischung aus politischem und Agententhriller. Regisseur Meirelles gelingt es vor allem im zweiten Teil hervorragend, Justins zunehmende (und auch für klassische Geheimagenten-Filme so typische) Paranoia dem Publikum nahezubringen, vortrefflich unterstützt natürlich durch das reduzierte und unterkühlte, aber zugleich sehr ausdrucksstarke Spiel seines Hauptdarstellers Ralph Fiennes. Auch die Nebenrollen sind überzeugend besetzt (u.a. mit Bill Nighy, Pete Postlethwaite, Anneke Kim Sarnau und Danny Huston), dazu gibt es überraschende Wendungen, intelligente Dialoge und vor allem einen tiefen Blick darauf, wie Unternehmen aus Industriestaaten die Ärmsten der Armen skrupellos ausbeuten.
Denn obwohl die konkrete Handlung des Films keine wahre Geschichte ist, schrieb Le Carré sein Buch nach intesiven Nachforschungen, außerdem ist es ja sowieso ein sehr offenes Geheimnis, mit welchen Methoden einige Pharma-Unternehmen die Bewohner von Entwicklungsländern u.a. als Testpersonen für neue Medikamente mißbrauchen.

Nicht nur aufgrund dieser politischen und menschenrechtlichen Komponente sind Parallelen zu meinem letztjährigen Nummer-1-Film "Hotel Ruanda" offensichtlich. Zwar ist "Der ewige Gärtner" nicht ganz so hervorragend und auch nicht so emotional (was wohl auch daran liegt, daß er sich mehr auf die Geschichte von Justin und Tessa konzentriert, während das Augenmerk von "Hotel Ruanda" ganz eindeutig auf dem Leiden eines ganzen Volkes lag), aber doch ein sehr sehenswerter, hervorragend inszenierter Film, den man nicht verpassen sollte!
8,5 Punkte.