Nach "V wie Vendetta" heute ein ganz anderer und doch erstaunlich ähnlicher Film ...

DAS LEBEN DER ANDEREN:
Die DDR, 1984. Der unscheinbare, aber irgendwo immer noch idealistische Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) erhält den Auftrag, den als linientreu geltenden Theater-Autor Georg Dreymann (Sebastian Koch) und seine Freundin, die berühmte Theater-Schauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck) zu überwachen. Während der zunächst fruchtlosen Überwachung erliegt Wiesler - der dank diverser Wanzen wirklich alles mitbekommt, was in Dreymanns Wohnung geschieht - immer stärker der Faszination der schönen Sieland. Gleichzeitig kommen ihm immer stärkere Zweifel über das System, dem er dient, als er herausfindet, daß der mächtige Minister Hempf (Thomas Thieme) die Überwachung aus ganz eigenen, gar nicht staatsdienlichen Grünen veranlaßt hat ...

"Das Leben der Anderen" ist ein äußerst bemerkenswerter Film, meiner Meinung nach (und die wird durch den Gewinn bzw. die Nominierung für zahlreiche deutsche Filmpreise ebenso gestützt wie durch sehr positive Kritiken) sogar der beste deutsche Film seit Jahren. Regisseur und Drehbuch-Autor Florian Henckel von Donnersmarck steigt gleich mit seinem Spielfilm-Debüt in die Top-Riege der deutschen Regisseure auf. Sein knapp 140 Minuten dauernder Mix aus Psycho-Thriller und Psycho-Drama fasziniert nach etwas langsamem Beginn durchgehend bis zum hervorragenden Schluß. Die gut durchdachte Story kommt fast komplett ohne Action aus, die Spannung resultiert aus den intelligenten Dialogen, den subtilen Veränderungen der lebensnahe Charaktere und auch aus den eigentlich äußerst unspektakulären (die dominante Farbe ist eindeutig grau), aber dafür umso bedrückenderen Bildkompositionen, die eine Atmosphäre der ständigen Bedrohung und Tristesse erzeugen. Und natürlich sind auch hier die Schauspieler sehr wichtig. Ulrich Mühe spielt den Stasi-Mann mit Gewissen ohne große Gesten, aber äußerst intensiv und auch Martina Gedeck, Sebastian Koch, Ulrich Tukur, Thomas Thieme oder Herbert Knaup beweisen, daß die aktuelle deutsche Darsteller-Generation sich vor Hollywood nicht zu verstecken braucht.

Alles in allem ist "Das Leben der Anderen" - der erfreulicherweise auch ein recht großes Kinopublikum zu finden scheint - ganz anders als die in den letzten Jahren erfolgreichen "DDR-Filme" wie "Sonnenallee" oder "Goodbye, Lenin!". "Das Leben der Anderen" spielt zwar in der DDR, erzählt aber in erster Linie eine hervorragende, berührende Geschichte, die auch in jedem anderen totalitären Staat problemlos funktionieren würde - auch im faschistoiden London der Zukunft aus "V wie Vendetta" ...
9 Punkte hat sich dieser Film locker verdient.

Normalerweise dürfte "Das Leben der Anderen" auch der deutsche OSCAR-Beitrag für 2007 werden, allerdings steht da natürlich noch Tom Tykwers Bestseller-Verfilmung "Das Parfum" an.

Läßt sich sagen, daß 2006 bisher ein sehr, sehr starken Kinojahr ist. Nur leider: Die vielen guten bis sehr guten Filme will der Großteil des deutschen Publikums offensichtlich gar nicht sehen ...