So, ich habe noch zwei Kritiken nachzuholen:

MISSION: IMPOSSIBLE 3:
Superagent Ethan Hunt (Tom Cruise) ist aus dem operativen Dienst ausgeschieden und arbeitet nun als Ausbilder. Außerdem steht er kurz vor der Hochzeit mit der Ärztin Julia (Michelle Monaghan). Doch als die von ihm ausgebildete Agentin Lindsey Ferris (Keri Russell) vom sinistren Waffenhändler Owen Davian (OSCAR-Gewinner Philip Seymour Hoffman) entführt wird, übernimmt er doch die Leitung der Befreiungsaktion - und wird so zum ganz persönlichen Feind von Davian, der ihn bis aufs Blut reizt. Und sowas bekommt Bösewichten bekanntlich nicht auf Dauer ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Nach dem primär storyorientierten ersten Teil von Brian DePalma und John Woos Actionfeuerwerk ohne tieferen Sinn im zweiten Teil hat der bisherige TV-Regisseur J.J. Abrams ("Alias", "Lost") versucht, einen Mittelweg zu beschreiten. Es ist ihm im großen und ganzen gelungen.
Besonderes Augenmerk hat Abrams nach eigener Aussage auf die Charakterzeichnung gelegt, allerdings wirkt sich das meiner Meinung nach nur bei Hunt selbst und seinem von Hoffman brillant gespielten Antagonisten Davian wirklich aus (ich schlage Philip Seymour Hoffman hiermit offiziell als künftigen Bond-Oberbösewicht á la Blofeld vor! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />).
Zwar hat Abrams seinem Helden erfreulicherweise ein kompetentes Team gewidmet, das ihn mit Rat und Tat unterstützt - gespielt von Ving Rhames (neben Cruise der einzige, der in allen drei Filmen mit von der Partie war), Jonathan Rhys Meyers und Maggie Q -, aber gerade hier hätte ich mir doch sehr gewünscht, daß man etwas mehr über diese Personen erfährt. So wirkt es mitunter beinahe unglaubwürdig, wie loyal sie zu Hunt stehen, den sie (bis auf den von Rhames gespielten Luther) eigentlich kaum kennen. Auch die weiteren tragenden Nebenrollen sind mit Leuten wie Laurence Fishburne, Billy Crudup oder Simon Pegg zwar gut besetzt, aber insgesamt unterfordert.

Warum das so ist, läßt sich allerdings leicht erklären: Weil nämlich auch J.J. Abrams auf spektakuläre Actionsequenzen setzt, die sich hinter denen von John Woo nicht zu verstecken brauchen, aber IMHO deutlich realistischer rüberkommen (was nicht heißt, daß sie nicht immer noch mitunter übertrieben wirken) und besser zur Handlung passen. An diesen Szenen läßt sich kaum etwas aussetzen und sie sind (neben der Leistung von Hoffman, der aber leider gar nicht so oft zu sehen ist) das absolute Highlight des Films. Dennoch wäre es mir recht gewesen, hätte er auf einen Teil davon zugunsten einer echten Handlung verzichtet - zumal es in der zweiten Hälfte des Films zumindest bei mir schon zu einem gewissen Übersättigungseffekt kam.

Aber allen Kritikpunkten zum Trotz ist "Mission: Impossible 3" ein vielversprechender Auftakt der Sommer-Blockbuster-Saison. Man darf schließlich nicht vergessen, daß es sich immer noch primär um einen Actionfilm handelt und da sind eine ausgereifte Handlung und 100%ige Logik nicht ganz so wichtig wie bei einer OSCAR-verdächtigen Literaturverfilmung ...
Fazit: "M:I-3" ist ein guter Film. Nicht mehr und nicht weniger. 8 Punkte.

Selten ist übrigens ein Blockbuster in den verschiedenen Märkten so unterschiedlich gestartet wie dieser: In den USA läuft er unter den Erwartungen, aber noch akzeptabel. In Frankreich ist er gut gestartet, in ganz Asien sowie Großbritannien und Irland sogar phantastisch. Und nur in den deutsch-sprachigen Staaten ist "M:I-3" ein gigantischer Flop. Mag teilweise auch am Sommerwetter liegen und vielleicht werden die Zahlen ja noch besser, aber es ist schon erstaunlich, daß "M:I-3" in Deutschland eine ganze Million weniger Zuschauer am Startwochenende erreichte als der deutlich schwächere "M:I-2" vor sechs Jahren (0,3 statt 1,3 Millionen) ...


SILENT HILL:
Da ich auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den Spielen eingehen werde: Mittlere SPOILER-Gefahr!!!

"Silent Hill" ist sowohl die beste als auch die authentischste Verfilmung eines Computer-/Videospiels bislang!
Nun gut. Das will noch nicht viel heißen.
Es ist aber tatsächlich auch ein guter Grusel-/Horrorfilm.
Doch fangen wir lieber vorne an:
Als ihre Adoptivtochter Sharon (Jodelle Ferland), die seit längerem schlafwandelt und dabei von einem Ort namens "Silent Hill" spricht, bei einem ihrer nächtlichen Ausflüge fast ums Leben kommt, entscheidet sich Rose da Silva (Radha Mitchell, die doppelte Hauptdarstellerin aus Woody Allens "Melinda & Melinda") - durchaus gegen den Willen ihres Mannes Christopher (Sean Bean) - mit Sharon nach Silent Hill zu fahren. Obwohl sie im Internet herausgefunden hat, daß es sich dabei um eine nach einem gewaltigen Feuer ausgestorbene Geisterstadt handelt.
Als sie in Silent Hill angekommen sind, ist Sharon plötzlich verschwunden und Rose macht sich gemeinsam mit der Polizistin Cybil (Laurie Holden) auf die Suche nach ihr - trifft stattdessen aber auf grauenerregende Kreaturen und muß schließlich feststellen, daß es scheinbar unmöglich ist, die Stadt wieder zu verlassen! Also versuchen die beiden weiterhin, Sharon zu finden und kommen langsam dem Geheimnis der (doch nicht ganz so) toten Stadt auf den Grund ...

Regisseur Christophe Gans ("Pakt der Wölfe") ist es hervorragend gelungen, die Atmosphäre der Spielevorlagen einzufangen. Das verkommen aussehende, menschenleere Städtchen ist in einen ständigen Nebel gehüllt (der hier allerdings eigentlich ein ununterbrochener Ascheregen ist), die trostlosen Gebäude erinnern stark an die Räumlichkeiten der Spiele (u.a. ein Hotel, ein Krankenhaus und eine Schule), die ebenfalls erfreulich stark den Spielen nachempfundenen Kreaturen sind äußerst wirkungsvoll (aber IMHO zu selten) eingesetzt - allen voran "Pyramid Head", die hervorragend umgesetzte Kultfigur der Spielereihe - und die ganze Szenerie ist ständig unterlegt von den vertraut verstörenden Klängen des Spiel-Komponisten Akira Yamaoka - und einer wahrlich angsteinflößenden Sirene, die nichts Gutes verheißt ...

Leider hält das Drehbuch von Roger Avary ("Pulp Fiction", "Killing Zoe") nicht ganz mit der Atmosphäre mit. Zwar hat er eine schön düstere Geschichte geschaffen, die stilistisch durchaus zu "Silent Hill" paßt, aber irgendwie ist die Auflösung doch etwas zu gewöhnlich. Überhaupt hat mir diese Auflösung gegen Ende eigentlich am wenigsten gefallen. Sie ist zwar optisch sehr schön gemacht in den aus den Spielen bekannten körnigen Bildern, aber letztlich recht banal.
Man hat das Gefühl, daß diese Sequenz extra für diejenigen eingesetzt wurde, die "Silent Hill" noch nicht kennen (und für die Kritiker) - dadurch verliert der Film aber einen guten Teil seines geheimnisvollen, alptraumhaften Gefühls.
Dieses Zugeständnis an das "normale" Publikum hat dem Film nicht gutgetan (und den Kritikern hat er trotzdem nicht gefallen ...), auch wenn trotzdem noch Spielraum für Interpretationen des Geschehens bleibt.
Die sehr östrogen-haltige Besetzung von "Silent Hill" mit Mitchell, Holden (die mir in ihrer Rolle sehr gut gefallen hat), Deborah Kara Unger, Tanya Allen und "Borg-Königin" Alice Krige (souverän wie immer) ist zwar nicht herausragend, macht ihre Sache aber gut - trotz manch eines qualitativ eher zweifelhaften Dialoges.
Lediglich Sean Bean wirkt irgendwie fehlplaziert - was jedoch nicht an ihm liegt, sondern an seiner Rolle. Aber immerhin: Das Ende des Films <span class='standouttext'>Spoiler : </span><span class='spoiler'>erinnert mich in gewisser Weise an die Ausgangssituation des zweiten Spiels und somit kann ich mir durchaus vorstellen, daß Bean in einer Fortsetzung die Hauptrolle spielen könnte. Worüber ich mich definitiv sehr freuen würde!</span>

Fazit: "Silent Hill" ist visuell und akustisch eine echte Wucht! Inhaltlich leider nicht so sehr, bleibt er dennoch ein wirklich guter Vertreter des Grusel-/Horrorgenres. Übrigens kann ich mich tatsächlich nicht entscheiden, ob es jetzt eher ein Grusel- (á la "The Fog" oder "Das Omen") oder ein Horrorfilm (wie "Nightmare on Elm Street") ist. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle auch noch anmerken, daß der Film FSK18 hat. Über weite Strecken ist er eigentlich sehr unblutig, aber das sehr drastische Finale rechtfertigt diese Freigabe durchaus. Auch wenn ich ihn im Vergleich zu "The Hills have Eyes" als weitaus harmloser empfand.
Wer mit Horrorfilmen sowieso nichts anfangen kann oder immer alles genau und vollkommen logisch erklärt haben will, sollte jedenfalls einen weiten Bogen um "Silent Hill" machen.

Die rein objektive Bewertung müßte sicherlich etwas niedriger ausfallen, aber als sowohl "Silent Hill"- als auch Genrefan im allgemeinen gebe ich wohlwollende 8,5 Punkte, verbunden mit der starken Hoffnung auf eine Fortsetzung, die ihr Potential noch deutlich stärker ausschöpft und noch weniger Kompromisse eingeht!

Die DVD ist jedenfalls schon jetzt gebongt und vor allem auf den Audiokommentar von Regisseur und/oder Drehbuchautor bin ich sehr gespannt.

P.S.: Außerdem kam ich vor beiden Filmen in den zweifelhaften Genuß, den vielleicht schlechtesten Trailer aller Zeiten zu sehen - nämlich den zu "Date Movie" (Schlagzeile: "Von 2 der 6 Autoren von ´Scary Movie´!").
Sollte der Sinn dieses Trailers sein, mich mit 100%iger Sicherheit vom Sehen des "Films" abzuhalten, dann hat er seinen Auftrag absolut erfüllt! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Der Film steht bei der IMDB übrigens auf Platz 57 der schlechtesten Filme aller Zeiten ...

Last edited by Ralf; 12/05/06 02:46 PM.