THE DA VINCI CODE - SAKRILEG:

Eigentlich war alles klar: "Sakrileg" wird einer der drei erfolgreichsten Filme des Jahres 2006, da war sich so gut wie jeder sicher!
Was mehr könnte man auch bieten? Einen der erfolgreichsten Romane der letzten Jahrzehnte als Vorlage, einen OSCAR-prämierten Top-Regisseur (Ron Howard, "A Beautiful Mind", "Apollo 13"), einen der beliebtesten Schauspieler aller Zeiten (Tom Hanks), der von einem Potpourri internationaler Stars (Paul Bettany, Jean Reno, Audrey Tautou, Sir Ian McKellen, Alfred Molina, Jürgen Prochnow) unterstützt wird.
Was hätte bei DIESEN Voraussetzungen überhaupt schief gehen können?

Und dann - ja, und dann kam am Dienstag dieser Woche die erste Pressevorführung im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes. Und "Sakrileg" fiel gnadenlos durch. Nicht ein Händepaar bequemte sich nach der Vorführung auch nur zu verhaltenem Applaus. Tags darauf die erste Publikumsvorführung als offizieller Eröffnungsfilm des Festivals: Nur verhaltene Reaktionen.
Ist "Sakrileg" also ein Desaster? Keineswegs. Ist er das erhoffte Meisterwerk geworden? Leider auch nicht. "Sakrileg" ist meiner Ansicht nach gutes, wenn auch etwas langatmiges (150 Minuten Laufzeit) Unterhaltungskino mit einer für meinen Geschmack nicht übermäßig originellen Handlung.
Ich habe die Buchvorlage von Dan Brown nicht gelesen (deren Qualität ja durchaus nicht ganz unumstritten ist), aber anhand der ganzen Kontroversen um Buch und Film hatte ich mir ehrlich gesagt deutlich mehr von der Story erwartet als ein Best-Of der gängigen religiösen Verschwörungstheorien (die ich zu 90% sogar kannte, obwohl ich mich in der Vergangenheit nicht mehr mit dem Thema beschäftigt habe als durch das Lesen einiger Artikel).

Kurz zu dieser Handlung, ich werde ja wohl nicht der einzige sein, der das Buch nicht gelesen hat:
Der Harvard-Professor Robert Langdon (Hanks) hält in Paris einen Vortrag, als der Direktor des Louvre ermordet wird. Interessanterweise schleppt er sich nach seiner tödlichen Verwundung jedoch noch durch das halbe Museum und hinterläßt mit seinem Blut einige verschlüsselte Botschaften - und Langdons Namen, der daher für Polizei-Kapitän Fache (Reno) zum Hauptverdächtigen wird.
Mithilfe der Enkelin des Direktors, Sophie Neveau (Tautou), flieht Langdon und die beiden versuchen, die geheimen Botschaften zu entschlüsseln - nur um zu entdecken, daß sie auf eine Schnitzeljagd nach nichts geringerem als dem Heiligen Gral geschickt wurden. Und an dessen Entdeckung hat nicht jeder kirchliche Würdenträger ein gesteigertes Interesse ...

Ehrlich gesagt hat mich "Sakrileg" stark an "Das Vermächtnis der Tempelritter" mit Nicolas Cage erinnert - bloß daß "Sakrileg" mehr (pseudo-)religiösen Krimskams und weniger Action bietet. Auch als Nicht-Leser des Buches hatte ich eigentlich keine Schwierigkeiten der Handlung zu folgen, lediglich Jürgen Prochnows (eher kleine) Rolle hat sich mir nicht ganz erschlossen. Die Musik von Hans Zimmer ist angenehm zurückhaltend, die Top-Besetzung macht ihre Sache gut und Sir Ian McKellen liefert in der wohl interessantesten Rolle des Films wieder einmal die schauspielerischen Highlights (wann erhält der Mann endlich seinen verdienten OSCAR?).

Fazit: "Sakrileg" ist gut gemachtes Unterhaltungskino, das aber etwas zu lang geraten und etwas zu vorhersehbar ist. 7,5 Punkte.

Edit: Übrigens lief vorher ein Trailer zu "Casino Royale", der mich wirklich begeistert hat! Zugegeben, ich finde immer noch, daß Daniel Craig eher wie ein Gangster als wie James Bond aussieht, aber anhand des Trailers könnte das von den Produzenten sogar so gewollt sein - jedenfalls scheint der Film recht düster zu werden ...

Last edited by Ralf; 18/05/06 02:55 PM.