Ich werde mich bemühen, eine eher allgemeine Kritik zu schreiben, da alles andere extrem spoilerhaltig wäre.

X-MEN: DER LETZTE WIDERSTAND:

Ein Wissenschaftler hat eine Möglichkeit gefunden, die Mutanten zu "heilen" - die Bekanntgabe dieser medizinischen Sensation sorgt erwartungsgemäß für Aufruhr bei den Mutanten: Viele wollen die Möglichkeit, "normal" zu sein, nutzen. Andere empfinden das Angebot als Beleidigung, oder wie Magneto es formuliert: "WIR sind das Heilmittel!"
Magneto sammelt Anhänger unter den Mutanten und bläst einmal mehr zum Großangriff gegen die Menschen um den US-Präsidenten (Josef Sommer) und ihr "Heilmittel". Doch natürlich gibt es ja noch Professor Xavier, Wolverine und Co. ...

Der dritte Teil der "X-Men" steht unter veränderten Vorzeichen: Regisseur Bryan Singer stieg zugunsten von "Superman Returns" aus und da das Studio nicht auf ihn warten wollte, engagierte es (nach einem kurzen, mißglückten Versuch mit dem britischen Regisseur Matthew Vaughn, hierzulande vor allem als Gatte von Claudia Schiffer bekannt) Brett Ratner. Das sorgte bei eingefleischten Fans für eine mittelschwere Depression, denn wenngleich Ratner mit den "Rush Hour"-Filmen oder "Red Dragon" gutes Unterhaltungskino geschaffen hat, trauten ihm viele das Erbe von Bryan Singer nicht zu.
Immerhin: Durch den Wechsel auf dem Regiestuhl blieb Halle Berry alias Storm an Bord, die sich beim Dreh von "X-Men 2" mit Singer überworfen hatte.

Und? Hat Brett Ratner nun einen würdigen Abschluß der Trilogie (wie es seitens des Produktionsstudios heißt) geschaffen? Die Meinungen darüber sind durchaus gespalten. Einigen Kritikern hat Ratner zu sehr auf Action und zu wenig auf die Handlung geachtet. Und Anhänger der Comic-Vorlage kritisieren, daß es offenbar zahlreiche Abweichungen gibt.
Dennoch hat "X-Men 3" in den USA den zweitbesten Kinostart aller Zeiten hingelegt (nach "Star Wars Episode III") und erhält von den Internet-Usern, z.B. bei der IMDB, gute bis sehr gute Bewertungen.
Und ich schließe mich dem an!

Ja, es gibt mehr Action und die eigentliche Handlung ist recht dünn. Ja, der Film ist mit nur gut 100 Minuten ziemlich kurz geraten. Aber dafür umso beeindruckender!
Wo die Handlung mitunter etwas zu wünschen übrig läßt, beeindrucken zahlreiche äußerst emotionale Szenen ebenso wie die fantastisch in Szene gesetzten Spezialeffekte - gerade im furiosen, von der tollen Musik von John Powell begleiteten, Showdown!
Gleich zu Beginn des Films wird das Publikum zudem Zeuge einer neuen Technologie, mittels derer Patrick Stewart und Sir Ian McKellen um 20 Jahre verjüngt wurden. Und das Resultat dieser neuen Technologie finde ich wirklich erstaunlich - speziell McKellen sieht wesentlich jünger aus als in der Realität. Durch diese Technologie dürften sich Hollywood in Zukunft ganz neue Möglichkeiten eröffnen - und McKellen könnte auch im schon länger geplanten "Magneto"-Prequel wieder seine gewohnte Rolle spielen ...

Übrigens sind fast alle überlebenden Mutanten des zweiten Teils wieder mit dabei, lediglich der Nightcrawler fehlt, leider (denn der hatte mir sehr gut gefallen). Und es gibt einige Neuzugänge, von denen manche leider sehr blaß bleiben (kein Wunder bei DER Anzahl von Figuren in einem 100-Minuten-Film). Am besten gefallen hat mir Kelsey "Frasier" Grammer als Beast, ansonsten neu dabei sind u.a.: Vinnie "Die Axt" Jones als Juggernaut, Ben Foster als Angel, Daniel Cudmore als Colossus und Ellen Page als Kitty Pryde.
Schauspielerisch ist Ian McKellen natürlich wieder unschlagbar, aber auch Hugh Jackman, Halle Berry und vor allem Famke Janssen haben zahlreiche gute Szenen. Meine Lieblingsszene war allerdings die letzte mit Rebecca Romijn als Mystique ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

Fazit: "X-Men 3" setzt etwas andere, actionbetontere Akzente als die Vorgänger, ist aber dennoch eine sehr würdige Fortsetzung der Reihe, die einfach erstklassiges Sommerkino bietet! 9 Punkte.

Bleibt noch die Frage nach der Zukunft des Franchise. Angesichts des tollen US-Starts kann man sich kaum vorstellen, daß dies wirklich der letzte "X-Men"-Film war. Aber es ist nunmal so, daß die Gehälter der Darsteller von Film zu Film weiter steigen. Und da die "X-Men"-Filme von einem ganzen Ensemble hochkarätiger Darsteller leben, kann sich das Studio das zumindest offiziell einfach nicht mehr leisten.
Insofern glaube ich schon, daß wir in absehbarer Zeit keinen "X-Men"-Film wie die bisherigen sehen werden. Aber das "X-Men"-Universum wird uns sicher weiterhin beglücken.
Ein "Wolverine"-Spin-Off mit Hugh Jackman gilt als gesichert und auch für das bereits erwähnte "Magneto"-Prequel sieht es gut aus. Sollten diese beiden Filme ähnlich erfolgreich sein, könnte ich mir gut vorstellen, daß es anschließend vielleicht doch noch ein "X-Men 4" geben wird. Worauf übrigens auch eine kurze, aber nicht ganz unbedeutende Szene nach dem kompletten Abspann von "X-Men: Der letzte Widerstand" hindeutet ...

Last edited by Ralf; 29/05/06 05:13 PM.