Kaum zu glauben: Auch ich bin endlich mal wieder ins Kino gekommen!
Um genau zu sein, handelt es sich um unser grosses Open-Air-Kino, dessen Saison wieder angefangen hat. Also hab ich mir meine Frau und ein paar Freunde geschnappt und waren in



AS IT IS IN HEAVEN


Der berühmte schwedische Dirigent Daniel *hust*irgendwas*hust* hat einen Zusammenbruch mit Herzinfarkt und will fortan in der Heimat seiner Kindheit ein ruhiges Leben verbringen. Dort kennt ihn niemand mehr, da er als kleiner Junge weggezogen ist (er wurde immer verhauen) und er sowieso schon lange einen Künstlernamen hat.

Das schwedische Kaff nimmt ihn recht freundlich auf und man bittet ihn, doch den örtlichen Kirchenchor unter die Fuchtel zu nehmen. Daniel stimmt zu.
Das führt zu Eifersucht, Intrigen und jede Menge Prügel.

Die Prämisse des Filmes hat also schon einmal jede Menge Platz für Kitsch und Klischees, die man wohl in Hollywood gnadenlos verwursten würde.
Und wisst ihr was? In Schweden auch!

Von Beginn an reitet der Film vorhersehbar auf jedem nur erdenkbaren Klischee: Der böse Pfarrer, die geschlagene Ehefrau, die eifersüchtige ehemalige Chorleiterin, der gutmütige aber gehänselte Dicke, der übereifrige Geschäftsmann, die von der Liebe enttäuschte Schönheit - ja sogar eine jungebliebene Alte und ein Behinderter sind mit von der Partie!

Ich habe nichts gegen Klischees. Im Gegenteil, gut platzierte Klischees können dem Zuschauer helfen, sich schneller zurecht zu finden. Hollywood lebs praktisch davon, Klischees zu verwerten. Und wieso auch nicht? Es ist wie beim Essen: Wenn ein Schnitzel gut gemacht ist, ist es immer lecker.
Aber hier wurde 2,5 Stunden lang tasächlich nur vorgekaut, was man eigentlich von vornherein weiss - und dies in einer drögen, lahmen, fast einschläfernden Art.
Ewig dauernde Nahaufnahmen von wässrigen Augen, ellenlange Szenen, die weder die Handlung vorwärts bringen, noch etwas neues für den Charakter liefern und Dialoge, die langweilig und hözern sind - nein, liebe Schweden, dann doch lieber wieder einen typischen Hollywood streifen.

Zum Glück ist nicht alles schlecht im Norden. Der Hauptdarsteller ist von Anfang an sympathisch. Auch einige der Nebendarsteller sind recht gut. Und - das wichtigste für einen Film über das Singen - allesamt singen die Darsteller wirklich gut.
Obwohl mich einige der Nebenhandlungen sehr genervt haben, muss ich schlussendlich den Machern gratulieren, dass sie es durchgezogen haben und den wichtigen Nebenhandlungen genügend (um nicht zu sagen "zu viel") Zeit gelassen haben.
Und obwohl der (von beginn anvorhersehbare) Schluss nur so von Kitsch trieft, ist er doch sehr gut gelungen und blendet im richtigen Augenblick aus.


Alles in Allem hat der Film dann schlussendlich doch noch einiges bei mir gerettet, obwohl ich manchmal wirklich aufpassen musste, nicht dabei einzuschlafen.
Die Frauen in unserer Gruppe waren ausnahmslos begeistert und ich denke, wenn ich den Film mit anderen Augen sehen könnte, wäre ich das auch. Als Handwerk betrachtet kriegt der Film von mir noch (aufgerundete) 6 Punkte und das Prädikat "nett".