Teil 2 der Japan-Retrospektive stammt aus dem Jahr 1972 und ist doch nicht ganz so durchgedreht, wie ich nach der Beschreibung dachte:

ACHTUNG! Die folgende Rezension ist NICHT jugendfrei! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

HANZO THE RAZOR: SWORD OF JUSTICE:

Eigentlich ist "Hanzo" ein ziemlich normaler Samurai-Film. Die Hauptrolle übernahm Shintaro Katsu, in Japan zu dieser Zeit als Titeldarsteller der Serie "Zatoichi" (einige kennen vermutlich Takeshi Kitanos gelungene Kinoversion von vor ein paar Jahren) ein großer Star.
Hanzo und Zatoichi sind zwar beides Samurai, könnten ansonsten aber unterschiedlicher kaum sein. Hanzo ist ein Gendarm (zumindest lautet so die Übersetzung, auch wenn dieses französische Wort IMHO etwas albern klingt für einen japanischen Samurai ...), was die niedrigste Samurai-Stufe ist. Doch Hanzo ist ein Mann, der für seine Prinzipien einsteht und seinen Beruf sehr ernst nimmt. Das geht soweit, daß er seine Vorgesetzten offen der Korruption bezichtigt und sie auch sonst nur mit Verachtung straft (was aber offenbar nicht ausreicht, um ihn einfach zu "feuern").
Hanzo stählt seinen Körper, indem er sich selbst "probeweise" den gängigen Foltermethoden unterzieht, außerdem ist er ein Meister im Kampf - seine stärkste Waffe ist jedoch: sein Penis! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/eek.gif" alt="" />
Auch den trainiert Hanzo unerbittlich, aber mit Erfolg, denn er ist in weitem Umkreis für seine "Liebeskünste" berühmt ...
Allerdings setzt Hanzo sein bestes Stück nicht etwa aus romantischen Gründen ein - nein, er hat vielmehr herausgefunden, daß es die einzig verläßlich wirksame Foltermethode bei Frauen ist!
Das geht dann so: Hanzo beginnt, eine Frau, die nicht kooperieren will, zu vergewaltigen; die ist innerhalb kürzester Zeit so beeindruckt von Hanzos Männlichkeit, daß sie alles - wirklich ALLES! - ausplaudert, was der Samurai von ihr wissen will. Nur, damit er ja nicht aufhört, sie zu "vergewaltigen"! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ouch.gif" alt="" /> Und mit dieser Methode kommt Hanzo einer großen Verschwörung auf die Spur, die bis in den Königspalast hineinreicht ...

Gut. Angesichts meiner Beschreibung tun sich zwei Alternativen auf:
1. "Hanzo" ist perverser, sexistischer Schund!
2. "Hanzo" ist eine gewagte, aber brüllkomische Satire!

Glücklicherweise trifft Option 2 zu. Regisseur Kenji Misumi inszeniert Hanzos "Penistraining" und seine "Vergewaltigungen" mit einer solch unschuldigen, naiven Ernsthaftigkeit, daß selbst die im Publikum erstaunlich zahlreich vertretenen Frauen gar nicht anders konnten, als lauthals darüber zu lachen. Auch die Gefahr unfreiwilliger Komik besteht nicht, denn zwischendurch gibt es immer wieder kurze Szenen, Dialoge und sogar Songs, die eindeutig zeigen, daß der Regisseur es eben überhaupt nicht ernst meint!
Tatsächlich wirkt "Hanzo" mit seinem ultra-coolen Protagonisten und seiner äußerst gelungenen, treibenden Musik regelrecht wie eine überspitzte japanische Version von "Shaft".

Abgesehen von diesen Sperenzchen um den (gar nicht so) kleinen Hanzo ist der Film jedoch ein eher konventioneller Samurai-Film, dessen Handlung sogar ziemlich dünn ist. Kampfszenen gibt es überraschend wenige und die Charaktere (außer dem Protagonisten) bleiben weitgehend austauschbar. Dennoch war "Hanzo" erfolgreich genug, daß zwei Fortsetzungen gedreht wurden.

Fazit: "Hanzo the Razor: Sword of Justice" (ratet mal, worauf sich das "Sword" im Titel beziehen könnte <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />) ist ein Samurai-Film gehobenen Durchschnitts, der durch seine hysterischen Sex-Einfälle, die Musik und seinen charismatischen Hauptdarsteller über weite Strecken ein echtes Vergnügen ist (gerade in einem voll besetzten Kinosaal, in dem das Publikum herrlich mitgeht <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />). Wenn auch sicher nicht für jeden ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
8 Punkte.