Nun, so war es zwar nicht gemeint - aber in gewisser Hinsicht stimmt das sogar. Ach, schau´ dir den Film einfach selber an. Wenn du mal alt genug dafür bist ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

So, aber nun zu meiner möglicherweise schon letzten Rezension vom diesjährigen Fantasy Filmfest - dafür handelt es sich aber um ein echtes Highlight:

BRICK:

Dieser Film ist SO F COOL! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/cool.gif" alt="" />
Bei "Brick" handelt es sich eigentlich um einen klassischen Film noir. Wenn man die Augen schließt und einfach nur den wunderbaren Dialogen und der Art, wie sie geführt werden, lauscht, dann meint man tatsächlich, man würde Humphrey Bogart, Orson Welles oder Rita Hayworth zuhören.
Öffnet man jedoch die Augen, sieht man, daß diese genialen Dialogen von ... High-School-Schülern geführt werden!
Yep, "Brick" ist Film noir an einer High-School.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich meine nicht etwas wie die in den Medien gerne als "Teen noir" bezeichnete TV-Serie "Veronica Mars", die lediglich in einigen Elementen an den "echten" Film noir erinnert. Nein, "Brick" IST ein Film noir! Bloß eben einer, der heute an einer amerikanischen High-School spielt (und in Farbe gedreht wurde) ...

Außenseiter Brendan (grandios als Bogart-Kopie: Heath-Ledger-Lookalike Joseph Gordon-Levitt, bekannt aus der Sitcom "Hinterm Mond gleich links") erhält einen verzweifelten Telefonanruf von seiner Ex-Freundin Emily (Emilie de Ravin aus "Lost" und "The Hills have Eyes"), die ihn um Hilfe bittet.
Tags darauf entschuldigt sie sich bei Brendan und sagt ihm, daß es nur ein Mißverständnis war. Einen weiteren Tag später ist Emily tot.
Gemeinsam mit seinem Freund "Brain" (Matt O´Leary) will Brendan den Mord an Emily aufklären und stößt dabei auf überwiegend klassische Film noir-Zutaten: Einen brutalen, aber dämlichen Football-Star (Brian J. White), einen obercoolen, mit Drogen handelnden Obergangster (Lukas Haas), seinen unbeherrschten, aber ambitionierten Schläger (Noah Fleiss) und eine undurchschaubare Femme fatale (anbetungswürdig: Nora Zehetner).

Das Geniale an "Brick" ist, mit welcher Konsequenz er seine Idee "Film noir an High-School" durchzieht. Es ist offensichtlich, daß Regiedebütant Rian Johnson die Filme der Schwarzen Serie noch mehr liebt an Elgi und ich zusammen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Jeder einzelne Dialog, jeder einzelne Charakter könnte direkt aus einem Film von John Huston oder aus einem Roman von Dashiel Hammett stammen.
Johnson zieht das voll durch und sorgt dabei immer wieder für komödiantische Highlights, wenn beispielsweise in ein konspiratives Treffen der "Gangster" die Mutter des Anführers reinplatzt und allen ein leckeres Glas Milch anbietet ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Doch Johnson begeht zum Glück nicht den Fehler, einfach nur zu kopieren. Er hat vielmehr eine ganz eigene, komplexe und spannende Story geschrieben und mit vielschichtigen Charakteren belebt - immer in der Tradition seiner filmischen Vorbilder, jedoch nie als platte Nachahmung. Besser geht es wirklich nicht! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Ein weiteres Highlight sind die Kampfszenen in "Brick". Die sind dermaßen brillant und innovativ (wenn auch nicht 100%ig realistisch) inszeniert, daß sie das begeisterte Publikum immer wieder zu spontanem Szenenapplaus verleiteten.
Und schließlich die Darsteller: Wirklich erstaunlich, zu welch souveränen Leistungen ein offensichtlich höchst motivierter und engagierter Regisseur junge und weitgehend Kino-unerprobte Darsteller führen kann, wenn das Skript und die Dialoge stimmen. Sämtliche Darsteller sind hervorragend gecastet und spielen ihre Rollen überzeugend, allen voran Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt, der wirklich der beste Humphrey Bogart seit Humphrey Bogart ist. In einer Gastrolle ist übrigens auch Richard "Shaft" Roundtree zu sehen, selbstverständlich ebenfalls cool as usual. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/cool.gif" alt="" />
Die Dialoge alleine sind natürlich sehr wichtig - gerade in einer Genre-Hommage wie dieser -, aber letztlich bringen sie nichts, wenn sie nicht adäquat vorgetragen werden. Und Gordon-Levitt macht diesen Job phantastisch. Ja, selbst seine Körpersprache erinnert frappierend an Bogart in seinen typischen Rollen als zynischer, maulfauler, aber unbestechlicher und engagierter Privatdetektiv.
Kurzum: Ich bin restlos begeistert!

Dennoch möchte ich anmerken, daß "Brick" nichts für Leute ist, die nur absolut realistische Filme mögen. Selbstverständlich ist das bei diesem Szenario nicht durchgehend möglich (das trifft vor allem auf die Rolle der Polizei in der Handlung zu - und selbstverständlich sind die Dialoge für die heutige Zeit komplett unrealistisch, aber gerade die sind ja das Salz in der Suppe <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />), dürfte aber die meisten angesichts der herausragenden Stärken des Films kaum ernsthaft tangieren.

10 Punkte.

Ich befürchte, den Weg ins Kino wird "Brick" (außerhalb von Festivals) in Deutschland nicht mehr schaffen, aber sobald er auf DVD erscheint, ist er auf der Stelle gekauft! Und ich kann nur jedem empfehlen - vor allem, aber keineswegs nur Anhängern des Film noir! -, es mir gleichzutun. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Last edited by Ralf; 01/08/06 12:12 PM.