SUPERMAN RETURNS:

Bryan Singers ("Die üblichen Verdächtigen", "X-Men 1 + 2") vieldiskutierter neuer Film über DEN amerikanischen Comic-Helden schlechthin ist theoretisch eine direkte Fortsetzung von Richard Donners "Superman" mit Christopher Reeve aus dem Jahr 1978, während die Handlung der drei Fortsetzungen ignoriert wird. In der Praxis ist "Superman Returns" jedoch mitunter eher Remake als Fortsetzung.
Zur Handlung:
Nach seinem Sieg über Lex Luthor in "Superman" ist der Titelheld (gespielt von Newcomer Brandon Routh) für satte fünf Jahre verschwunden, um im Weltall nach Überresten seines Heimatplaneten Krypton zu forschen. Ohne Erfolg. Bei seiner Rückkehr (und der seines Alter Ego Clark Kent) hat sich einiges geändert: Sein Herzblatt, Reporterin Lois Lane (Kate Bosworth) hat Kind und Verlobten (James Marsden) und seine Nemesis Lex Luthor (brillant: Kevin Spacey) ist aus dem Gefängnis freigekommen, daß Supi seine Zeugenaussage bei der Berufungsverhandlung verpaßt hat (tja, die intergalaktische Post scheint auch nicht ohne Fehl und Tadel zu sein <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />).
Und ein Blick in den Fernseher offenbart, daß die Menschen sich immer noch am liebsten gegenseitig umbringen.
Definitiv: Die richtige Zeit für einen Superhelden! Zumal Luthor mal wieder die Vernichtung der Welt - halt, sorry; diesmal ist es nur die Vernichtung Nord-Amerikas - plant.
Viel zu tun ...

Bryan Singer ist bekennender Superman-Fan und bekennender Fan von Richard Donners Film. Ohne dessen Einwilligung hätte er diesen neuen Film nach eigener Aussage nie gedreht. So darf man auch keinesfalls eine grundlegende Neuerfindung des "Superman"-Universums erwarten wie beispielsweise letztes Jahr bei "Batman Begins".
"Superman Returns" ist eine konsequente, wenn auch innovationsarme Weiterführung und zugleich eine Hommage an die 78er-Version - darin gipfelnd, daß der mittlerweile verstorbene Marlon Brando dank Archivaufnahmen vom "Superman"-Dreh erneut Supis leiblichen Vater Jor-El spielt beziehungsweise vor allem spricht (in der deutschen Version leider vom Synchronsprecher von Patrick Stewart gesprochen - womöglich ist Brandos Stamm-Sprecher inzwischen auch gestorben oder zumindest in Rente).
Jedenfalls hat Singers Film die gleichen Eigenheiten, die den Comichelden Superman immer ausgemacht haben, ob zum guten oder zum schlechten: Es ist immer noch albern, daß niemand erkennt, daß Superman und Clark Kent ein und dieselbe Person sind, es gibt Übertreibungen en masse und auch manch Unlogisches und selbst die Musik von John Ottman (samt John Williams´ bombastischer Superman-Hymne aus Donners Film) wirkt "larger than life". Lediglich Lois´ neue Lebensumstände sind eine größere Veränderung.
Die Action-Szenen sind spektakulär inszeniert, aber eigentlich gibt es davon überraschend wenige (angesichts des Budgets von rund $ 250 Mio. hatte ich mehr erwartet). Kevin Spacey spielt mit sichtlicher Freude Über-Bösewicht Lex Luthor, Brandon Routh weiß in der Titelrolle durchaus zu überzeugen und James Marsden gefällt mir besser als in den "X-Men"-Filmen (als Cyclops). Kate Bosworth ist zwar hübsch anzuschauen, ihre Rolle der Lois nervt aber gelegentlich.

Mit gut 150 Minuten ist "Superman Returns" angesichts der Handlung von überschaubarer Komplexität vielleicht etwas zu lang geraten, aber insgesamt hat er mir gut gefallen - und das, obwohl ich "Superman" mittelmäßig und die Fortsetzungen schwach fand ...
8 Punkte.

Obwohl die weltweiten Einspielergebnisse unter den (sehr hohen) Erwartungen blieben, wurde gerade eine Fortsetzung bewilligt, die wiederum Bryan Singer realisieren darf. Geplanter Kinostart: 2009.