WIE SEHR LIEBST DU MICH?:

Ein unauffälliger Mann mittleren Alters betritt eine fast leere Bar.
Eine wunderschöne, dunkelhaarige Frau setzt sich neben ihn und bietet ihm eines Liebesnacht an. Für 150 Euro.
Der Mann erzählt ihr, daß er im Lotto gewonnen hat und bietet ihr 100.000 Euro pro Monat, wenn sie mit ihm lebt.
Die Frau zögert zunächst, akzeptiert dann aber.

So beginnt das neueste Werk des französischen Altmeisters Bertrand Blier. Doch natürlich läuft nicht alles so harmonisch ab wie dieser Anfang. Denn es gibt Probleme.
Beispielsweise ist der Mann, Francois (Bernard Campan), herzkrank und darf sich eigentlich niemals aufregen. Da ist es eher ungünstig, wenn er mit der so ziemlich aufregendsten Frau zusammenlebt, die man sich vorstellen kann ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Außerdem hat diese Frau, Daniela (Monica Bellucci), auch noch einen Mann und Zuhälter namens Charlie (Gerard Depardieu), der mit dem Geschäft nicht so ganz zufrieden ist.

Es ist fast unmöglich, "Wie sehr liebst Du mich?" einem bestimmten Genre zuzuordnen. Der Film beginnt als relativ normale Komödie mit romantischen Untertönen, dann wird er kurzzeitig zu einem Drama, nimmt leichte Anleihen beim Gangster-Film-Genre und endet letztlich als äußerst skurrile Satire.
Interessant ist dabei, daß so ziemlich jede Szene maßlos übertrieben ist: Wenn Daniela einfach nur ihren Mantel ablegt, ertönt dazu nicht etwa normale Filmmusik, sondern eine pompöse Opern-Arie! Francois´ sämtliche Arbeitskollegen besuchen ihn zuhause, weil sie wissen wollen, wer die Frau ist, die ihn zum Lächeln gebracht hat. Und wenn die Nachbarin aufgebracht bei Francois und Daniela klopft und sich über deren zu lautstarken Sex beschwert, artet das unvermittelt in eine heftige Diskussion über die Natur des weiblichen Orgasmus aus! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Ganz ehrlich: Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal einen Film gesehen zu haben, der dermaßen konsequenz übertrieben inszeniert ist wie dieser (abgesehen von reinen Genre-Parodien wie "Hot Shots!").

Dieser Stil ist durchaus gewöhnungsbedürftig und es wundert mich nicht, daß die Kritiker den Film wesentlich mehr zu mögen scheinen als die Kinozuschauer. Aber wenn man sich auf Bliers Einfälle und seine überbordenden Einfälle bei der Inszenierung einläßt, wird man äußerst gut unterhalten.
Wer angesichts der bloßen Inhaltsbeschreibung einen "Pretty Woman"-ähnlichen Film erwartet, der wird sicherlich enttäuscht werden. Auch die Tatsache, daß es keine richtige Handlung im klassischen Sinne gibt, dürfte manchen abschrecken.

Im Zentrum des Films steht natürlich Monica Bellucci, der die Rolle der Daniela offensichtlich auf den Leib geschrieben wurde. Blier nimmt ihren öffentlichen Status als Sexsymbol und schafft es, ihn so zu überhöhen, daß es gleichzeitig bewundernd wie auch abschätzig wirkt. La Bellucci nimmt die Gelegenheit, die ihr Blier gegeben hat, mit sichtlicher Freude wahr und lebt die Rolle, die ihr von den Medien seit Jahren angeheftet wurde, mit deutlich Overacting aus.
Interessanterweise funktioniert aber auch Bernard Campan in der Rolle des ruhigen, sehnsüchtigen Francois hervorragend als Gegenpol zu dieser beinahe übermenschlichen Traumfrau. Und Gerard Depardieu als rauhbeiniger Möchtegern-Pate mit Herz sorgt für das I-Tüpfelchen auf der gelungenen Besetzung.

Insgesamt ist "Wie sehr liebst Du mich?" ein gewöhnungsbedürftiger, aber sehr amüsanter, satirischer Genre-Mix mit hervorragender Besetzung, der gegen Ende immer surrealer (und damit immer besser) wird. Aber wie gesagt: Sicher kein Film für ein Publikum, das einen normalen Film nach den üblichen Hollywood-Mustern erwartet!
8 Punkte.