DAS PARFUM - DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS:

Frankreich im 18. Jahrhundert (glaube ich zumindest <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />). Auf einem Fischmarkt geboren und von der Mutter liegengelassen, wird Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw) in ein Waisenhaus gebracht. Als er ein Teenager ist, verkauft ihn die Heimleiterin an einen Gerber und schließlich landet er als Lehrling beim italienischen Parfumeur Baldini (Dustin Hoffman), nachdem er dem seine einzigartige Gabe bewiesen hat: Er kennt alle Gerüche, die es gibt und kann sie ganz genau auseinanderhalten - ideal, um Parfums zu kreieren!
Doch Grenouille möchte nicht einfach nur verschiedene Düfte mischen - er möchte vielmehr einen Weg finden, Gerüche zu konservieren. Allen voran die Gerüche schöner Jungfrauen! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Als er merkt, daß er selbst keinen Geruch hat, geht Grenouille auch über Leichen, um das perfekte Parfum für sich zu erschaffen ...

Die Meinungen über Tom Tykwers langerwartete Verfilmung des Weltbestsellers von Patrick Süßkind gehen weit auseinander. Die Kritiker haben sich eher mäßig angetan gezeigt und auch etliche Zuschauer halten den Film für bestenfalls mittelmäßig.
Andererseits gibt es auch sehr viele positive bis geradezu euphorische Zuschauermeinungen und ohne gute Mundpropaganda kann ein Film auch keine 4 Millionen Zuschauer allein in Deutschland innerhalb von nur 4 Wochen erreichen ...
Meine Meinung: Tom Tykwer hat mit "Das Parfum" ein Kunstwerk geschaffen - eines, das man respektieren, sogar bewundern kann ... aber nicht lieben (zumindest ich nicht). Das gleiche dachte ich übrigens auch schon über das Buch, das ich vor über 10 Jahren gelesen habe. So gesehen ist Tykwer trotz einiger unvermeidlicher Veränderungen eine gute Adaption gelungen. Dennoch ist der Film gerade für Tykwers Verhältnisse erstaunlich leidenschaftslos und nüchtern geraten. Dabei ist die Emotionalität in seinen bisherigen Filmen meist die größte Stärke gewesen (mal abgesehen von "Lola rennt"). Insofern vermisse ich sie im "Parfum" durchaus ein wenig.

Vor allem optisch ist "Das Parfum" über jeden Zweifel erhaben. Als genaues Gegenteil zum viel zu gelackten, sauberen Look des zuletzt von mir rezensierten "Black Dahlia" hat Tykwer großen Wert darauf gelegt, das Paris des 18. Jahrhunderts so zu zeigen, wie es unzweifelhaft gewesen sein muß: Verdammt dreckig! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Doch das heißt nicht, daß er und sein Team nicht wunderbare Szenerien geschaffen hätten. Kamera, Ausstattung, Kostüme etc. erreichen locker das Niveau großer, wesentlich teurerer Hollywood-Produkionen. Einige Einstellungen - gerade der Jungfrauen, deren Duft Grenouille "einsammelt" - sind dabei so perfekt arrangiert und in Szene gesetzt, daß man tatsächlich beinahe glaubt, ein Bild im Museum anzuschauen. Wenn auch ein ziemlich schmutziges Bild. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Selbst die visuelle Darstellung der Gerüche - eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, das am Stoff sehr interessierte Meister-Regisseure wie Stanley Kubrick oder Martin Scorsese letztlich davon abhielt, das Buch zu verfilmen - gelingt Tykwer erstaunlich gut. Wenngleich dies natürlich nicht so hervorragend gelingen kann wie Süßkind in seinem Roman mit vielen Worten.

Zu den Darstellern: Der unbekannte britische Theaterdarsteller Ben Whishaw zeigt in der schwierigen Titelrolle eine erstaunliche Leistung - hervorragendes Casting, kann man da nur sagen! Zwar ist Grenouille im Film etwas "mainstreamisiert" worden - er wirkt normaler und Whishaw ist auch nicht wirklich häßlich, wenngleich er ein adäquat ungewöhnliches Aussehen hat. Aber Whishaw spielt ihn sehr intensiv und überzeugend. Das Risiko, die tragende Rolle dieses aufwendigen Filmes einem Newcomer zu überlassen, hat sich gelohnt!
Das ist umso wichtiger, als alle anderen Darsteller eigentlich nur in wenigen Szenen zu sehen sind. Die bekannten Namen, die v.a. für die internationale Vermarktung angeheuert wurden - Dustin Hoffman und Alan Rickman - machen ihre Sache routiniert und auch Grenouilles Opfer sind mit Darstellerinnen wie Rachel Hurd-Wood, Jessica Schwarz oder Karoline Herfurth gut besetzt.

Zur Straffung der Geschichte und Überleitung zwischen den einzelnen Teilen - die ja immerhin das gesamte Leben der Hauptfigur erzählt - setzt Tykwer außerdem einen Erzähler ein. Im Originalton ist das John Hurt, in der deutschen Version wäre selbstverständlich niemand anderes in Frage gekommen als Otto Sander. Natürlich gibt es Zuschauer, die Filme mit Erzählern aus dem Off nicht leiden können - aber meines Erachtens war das hier die einzig vernünftige Wahl (abgesehen davon, daß ich noch nie etwas gegen Erzähler im Film hatte).

Fazit: "Das Parfum" ist eine gelungene, aber nicht überragende Verfilmung einer sehr, sehr seltsamen Geschichte, die absolut nicht den heutigen Konventionen entspricht. Weshalb ich mich übrigens bis heute wundere, wie das Buch so ein gewaltiger Welthit werden konnte ...
Wie gesagt: Die Reaktionen der Zuschauer sind gemischt und das ist auch kein Wunder.
Ich vergebe 7,5 Punkte.