Nach langer Zeit mal wieder zwei Kritiken zum Preis von einem:

RICKY BOBBY - KÖNIG DER RENNFAHRER:
Ricky Bobby (Will Ferrell) dominiert die amerikanische NASCAR-Serie und hat alles, wovon er träumt: Eine sexy Frau (Leslie Bibb), zwei Kinder, einen besten Freund (John C. Reilly), der ebenfalls Rennfahrer ist und ihm auf der Strecke potentielle Gegner selbstlos vom Leib hält und vor allem: Jede Menge Geld!
Doch dann taucht der schwule französische Formel1-Fahrer Jean Girard (Sacha Baron Cohen alias Ali G.) in der NASCAR-Serie auf und schlägt Ricky Bobby. Ab da geht es steil bergab für ihn ...

Ein Film wie "Ricky Bobby" (einmal mehr klingt der Originaltitel wesentlich besser: "Talladega Nights") braucht keine lange Rezension: Es handelt sich um eine simple Klamauk-Comedy mit guten Rennszenen, überraschend hochkarätigen Darstellern (neben den Genannten u.a. Michael Clarke Duncan, Amy Adams und Greg Germann) und einem Nichts an Story. Ganz ehrlich: Im Vergleich zu "Ricky Bobby" ist selbst ein bereits ziemlich sinnfreier Film wie "Crank" ein intellektuelles Highlight!
Dennoch war "Ricky Bobby" in den USA ein Riesenhit, während er bei uns gerade mächtig gefloppt ist. Warum?
1. Hierzulande gibt es nunmal kaum NASCAR-Fans.
2. Will Ferrell ist in Amiland ein Superstar, in Deutschland nicht.

Aufgrund dieser beider Punkte wiegt hierzulande auch umso schwerer, daß die Gagdichte des Films zwar ziemlich hoch ist, die Trefferquote aber eher durchschnittlich. Und damit zu wenig, um einen schon im Ansatz so schwachsinnigen Film noch zu einer wirklich gelungenen Komödie zu machen. Gerade die etwa 30 Minuten vor dem großen Finale sind erschreckend langweilig. Daß "Ricky Bobby" dennoch über weite Strecken ordentlich unterhält, liegt vor allem an Sacha Baron Cohen, der seine Rolle als schwuler Franzose mit sichtlichem Vergnügen spielt und an immer noch etlichen gelungenen Gags.
Somit ist "Ricky Bobby - König der Rennfahrer" letztlich eine harmlose, etwas ZU blödsinnige und zugleich etwas zu wenig amüsante Klamauk-Komödie mit Höhen und Tiefen.
5,5 Punkte. Und der Hinweis, daß es nach dem Abspann noch eine zusätzliche Szene gibt.

EINE UNBEQUEME WAHRHEIT:
Der tatsächliche Sieger der US-Präsidentschaftswahl 2000, Al Gore, ist seiner College-Zeit ein engagierter Kämpfer für die Umwelt. Nach seiner Ausbootung bei besagter Skandal-Wahl hat er sich wieder verstärkt diesem Thema gewidmet und tingelt seitdem mit einer interessanten Diashow vor allem durch die USA, aber auch den Rest der Welt, stets in der Hoffnung, die Menschen davon zu überzeugen, daß es höchste Zeit ist, die Zerstörung der Erde zu stoppen.
Regisseur Davis Guggenheim konnte Gore schließlich überreden, einen Film zu drehen, der auf dieser Diashow basiert. Und letztlich ist es auch nicht mehr als eine gefilmte Diashow, aufgelockert durch ein paar Cartoons und einige Schnipsel über Gores Biografie.
Es ist klar, daß auch der Film primär für das von den heimischen Medien und Politikern weitgehend im Unklaren gelassene US-Publikum gedreht wurde. Somit ist für den am Thema interessierten Zuschauer im Rest der Welt das meiste grundsätzlich bekannt, dennoch ist die engagierte Aufbereitung der vielen Fakten durch den überraschend charismatischen Al Gore den Eintrittspreis auf jeden Fall wert. Nicht nur, weil es um eine gute und für uns alle ungemein wichtige Sache geht, sondern auch, weil wohl kaum jemand alle Statistiken kennt, die Gore präsentiert und die einen immer wieder zum Kopfschütteln verleiten - so war mir beispielsweise nicht bekannt, daß amerikanische Autos in China nicht verkauft werden dürfen, weil sie die dortigen Umweltstandards bei weitem nicht erfüllen!
Andererseits war mir aber auch nicht bewußt, daß zwar die USA noch immer das Kyoto-Protokoll ablehnen (das wußte ich natürlich), aber immerhin Dutzende amerikanischer Großstädte sich zur Einhaltung der Vorgaben des Protokolls bekannt haben. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Übrigens: Diverse renommierte Wissenschaftler - sowohl aus den USA als auch aus Europa - haben bestätigt, daß sämtliche von Gore präsentierten Fakten stimmen. Nach den nicht immer ganz faktensicheren Filmen eines Michael Moore ist das schon einer Erwähnung wert ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Fazit: "Eine unbequeme Wahrheit" ist eine engagierte, bewundernswerte Dokumentation, die hierzulande vielleicht ein paar Jahre zu spät kommt - denn abgesehen von einigen Politikern dürfte bei uns inzwischen fast jeder eingesehen haben, daß die Menschheit dabei ist, ihren Lebensraum möglicherweise ununmehrbar zu vernichten. Für die USA kam der Film vielleicht gerade noch rechtzeitig, jedenfalls wurde er dort überraschend zu einer der erfolgreichsten Dokus aller Zeiten. Bleibt nur zu hoffen, daß die Zuschauer nicht so schnell vergessen - z.B. bei den anstehenden Wahlen ... -, was sie auf der Leinwand gesehen haben (und im Abspann gibt es sogar praktische Tips zum Energiesparen, die auf den europäischen Zuschauer insofern eher kurios wirken, als sie hierzulande eigentlich bereits zum Allgemeinwissen zählen - da merkt man umso mehr, wieviel Nachholbedarf die Amis immer noch haben ...). 9 Punkte.