MARIE ANTOINETTE:

Frankreich, 18. Jahrhundert: Die österreichische Prinzessin Marie Antoinette (überzeugend: Kirsten Dunst), zarte 14 Jahre alt, wird aus politischen Gründen mit dem Enkel des französischen Königs Louis XV. (Rip Torn, als Ersatz für den leider kurzfristig abgesprungenen Alain Delon) vermählt. Doch ihr neuer Gemahl, der spätere Louis XVI. (Jason Schwartzman aus "Rushmore"), zeigt sich ihr gegenüber zwar höflich, aber komplett uninteressiert und Marie Antoinette findet einfach keinen Weg, das zu ändern. Natürlich führt das Ausbleiben eines Thronfolgers zu üblem Gerede über das junge und hoffnungslos überforderte Paar und selbst Marie Antoinettes Mutter Maria Teresa (Marianne Faithfull) drängt sie immer wieder, ihren Gatten endlich dazu zu bringen, sie zu schwängern, da nur so ihre Stellung am französischen Königshof sicher sei.
Als Louis XV. plötzlich stirbt und sein reichlich untalentierter Enkel die Königswürde übernehmen muß, gehen die Dinge zusehends den Bach runter ...

"Marie Antoinette" ist Sofia Coppolas dritter Film nach dem hochgelobten "Das Geheimnis ihres Todes" (ebenfalls mit Kirsten Dunst in der Hauptrolle) und dem OSCAR-prämierten "Lost in Translation". Dementsprechend groß waren die Erwartnugen. Doch als der Film beim Festival in Cannes erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, gab es laute Buhrufe ... gefolgt von minutenlangem Applaus.
Ähnlich unterschiedlich sind letztlich auch die Kritiken zu "Marie Antoinette" ausgefallen. Die negativen Rezensionen beklagen sich hauptsächlich darüber, daß Coppola entgegen den Erwartungen die politische Dimension des historischen Themas fast komplett ausgeblendet hat und sich stattdessen auf eine bloße Zurschaustellung seiner Titelheldin und des Adels beschränkt.
Die Anhänger des Films dagegen loben die schwelgerische, detailgetreue Darstellung des Lebens auf Versailles, das sorgfältige, ehrliche Portrait des inmitten so vieler Menschen einsamen Teenagers Marie Antoinette sowie die Bloßstellung der geradezu lächerlichen Dekadenz und Rückwärtsgewandtheit der Adligen, die letztlich zu ihrem Untergang führten.

Und beide Seiten haben irgendwie recht. Die Ausstattung und die Kostüme des Films sind absolut OSCAR-verdächtig, der Adelsstand mit seinen schwachsinnigen Sitten wird nach allen Regeln der Kunst vorgeführt (beziehungsweise führt sich selbst vor ...), die zunächst kurios anmutende Mischung aus klassischer Musik und aktuellen Alternative-Songs funktioniert und die Schauspieler bis hin zu den gut besetzten Nebenrollen (u.a. Asia Argento, Danny Huston, Steve Coogan, Judy Davis, Jamie Dornan, Rose Byrne) liefern eine tadellose Leistung ab.
Gleichzeitig ist der Film mit seinen zwei Stunden Laufzeit eindeutig zu lang angesichts der Tatsache, daß er keine wirkliche Handlung hat. Und auch ich hätte mich gefreut, wenn Coppola mehr über die politischen und historischen Hintergründe gezeigt hätte - aber das hatte sie niemals vor, insofern kann man es ihr kaum vorwerfen.
Eine halbe Stunde kürzer und ich hätte den Film eindeutig als "gut" bewertet. So geht es doch eher in Richtung "mittelmäßig".
Knappe 7 Punkte.