Am 23. November läuft der neue Bond - "Casino Royal" - hierzulande an... ich habe früher die Entscheidung kritisiert, Daniel Craig als Nachfolger von Pierce Brosnan zu nehmen, und habe mich für Clive Owen ausgesprochen. Andere haben diese Kritik weiter- und teilweise ad absurum geführt - die dümmste davon, daß der Mann nicht richtig schießen könne.

Mittlerweile hat man ja aber einige Trailer und ein paar Szenen aus dem Film gesehen... und ich muß sagen, ich freue mich wirklich auf den Film. Ich denke sogar, daß er mein erster Bond-Film im Kino sein wird.

In dem Zusammenhang ein interessanter Artikel im Spiegel:

Quote
[b]DER NEUE BOND - Lizenz zum Menscheln[/b]

Neuer Mann, neuer Stil, neue Härte: Mit "Casino Royale" kehrt James Bond zu seinen Anfängen zurück. Daniel Craig erweist sich als gute Wahl: Der neue Agenten-Darsteller macht aus dem alten Salonlöwen Bond wieder eine gefährliche Bestie.

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Mission: Terrorbekämpfung

Denn bevor der mit knapp 140 Minuten recht opulent geratene Thriller auf sein erstaunlich melodramatisches Ende zusteuert, muss der arme Agent ein körperlich wie psychisch äußerst anspruchsvolles Martyrium durchlaufen: Gleich zu Beginn liefert sich Bond eine Verfolgungsjagd in schwindelnder Höhe auf den Auslegern zweier Kräne. Sein Gegenspieler ist ein afrikanischer Bombenbauer, der von dem französischen Extremsportler Sébastien Foucan gespielt wird, ein Meister der halsbrecherischen Disziplin "Parkour", bei dem urbane Schluchten und Hindernisse mit reiner Körperkraft und Geschicklichkeit überwunden werden. Entsprechend atemberaubend geriet die Choreographie dieser Sequenz.

In einer weiteren gelungenen Action-Szene liefert sich Bond einen halsbrecherischen Faustkampf rund um das Führerhaus eines rasenden Jet-Betankungsfahrzeugs. Es gilt immerhin, das größte Passagierflugzeug der Welt vor dem flammenden Inferno eines Anschlags zu retten. So viel zu den neuen Einsatzmöglichkeiten des britischen Geheimdienstes: Der Flughafen-Terrorist trägt unverhohlen arabische Züge.

Bevor Bond am Ende von Le Chiffre übel gefoltert wird, wird er noch beinahe mit einem Säbel in zwei Teile zerhackt und muss sich mit einem Defibrillator selbst wieder ins Leben zurückrufen, nachdem er beim Poker vergiftet wurde. Praktisches neues Bond-Gimmick: das kleine Reanimationsgerät im Handschuhfach des Dienstsportwagens von Aston Martin.

Klar, es gibt sie, die kleinen humorigen Momente, die jeder Bond-Film braucht, aber insgesamt weht ein kühlerer, geradezu harscher Wind durch "Casino Royale". In einer undurchsichtigen Welt voller Terrornetzwerke und Doppelidentitäten, in der die globalen Machtkarten täglich neu gemischt werden, scheint der Tod, ständiger Mitspieler jedes Agentenpokers, wieder aus dem Schatten der Gewohnheit zu treten. In einer ungewöhnlich beklemmenden Szene muss Bond die völlig verstörte Vesper trösten, die zum ersten Mal in einen tödlichen Kampf verwickelt war und den Horror spürt, Blut an den Händen zu haben. Gezeichnet vom Geschäft mit dem Tod sitzen beide unter einer Hotelzimmerdusche und halten sich aneinander fest. Hier ist, im Gegensatz zu früheren Filmen der Serie, das Morden noch keine Fließbandarbeit, hier tut jeder Faustschlag noch weh, bereitet jede Kugel Höllenqualen. "Casino Royale" bohrt so tief in die Abgründe des Charakters und seines Metiers hinein wie kaum ein Bond zuvor.

Der Agent als Masochist

Daniel Craig ist bei dieser Neujustierung der entscheidende Faktor. Mit seinem wässrig-blauem Blick und seinen kantigen Gesichtszügen verleiht er dem kompromisslosen Killer mit dem Rest-Gewissen zwingende Glaubwürdigkeit. In manchen Szenen schafft er es sogar, jenes Virile, brutal Animalische zu verströmen, über das Sean Connery in seinen ersten Auftritten als Bond verfügte. In solchen Momenten ist Bond wieder der unberechenbare Schläger, der das elegante Dinner-Jackett nur zur Tarnung trägt. In der nachträglich für die Altersfreigabe entschärften Folterszene, als LeChiffre Bonds Genitalien mit einem derben Seil prügelt, wird das Finstere der Figur deutlich: Statt um Gnade zu winseln, verzieht er sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen - und bettelt um mehr. Schlag' mich, peitsch' mich - als Geheimagent, der immer wieder freiwillig sein Leben riskiert, muss man wohl Sadist ebenso wie Masochist sein.

Aber auch in den Liebesszenen macht Craig eine mehr als gute Figur, selbst wenn das Drehbuch hier zuweilen etwas arg ins Schmalzige driftet. Aber das sei verziehen, es handelt sich bei derlei Turteleien schließlich um ungewohntes Terrain - nach all den Jahren des oberflächlichen Geballers und Gebumses. Fest steht, dass die Bond-Produzenten mit Daniel Craig über einen 007-Darsteller verfügen, der den alten Salonlöwen James Bond wieder in eine angriffslustige Raubkatze verwandelt hat. Für zwei weitere Filme hat er bereits unterschrieben.

Die neue, sehr zeitgeistige Aggressivität zeigt sich nicht nur im coolen, handwerklich soliden, fast schon reduzierten Look des Films und in den packenden, ohne viel Brimborium inszenierten Action-Sequenzen, sie dringt bis ins kleinste Detail: Auf die nett gemeinte Frage eines Kellners, ob er seinen Martini gerührt oder geschüttelt haben möchte, erwidert Bond mit gefährlichem Unterton: "Sehe ich so aus, als ob mich das interessiert?" Die alten Gags sind Geschichte. Endlich.


Und genau diese Aggressivität verströmen auch die Trailer und Szenen, die ich bisher gesehen habe. Ich bin zwar der Meinung, daß Roger Moore einen sehr guten Bond dargestellt hat, aber das Animalische von Sean Connery in den ersten Filmen ist es eigentlich, was Bond so ausgezeichnet hat. Ein recht komplexer Charakter, grobschlächtig und elegant zugleich. Es scheint mir so, daß Daniel Craig dies weiterführen könnte. Wenn dem tatsächlich so sein wollte, wäre ich froh darum, daß ich mit meiner Kritik im Vorfeld falsch lag. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"