Mal wieder ein Doppelpack:

TIM BURTON´S THE NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS 3D:

Wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist Tim Burtons kultiges Stop-Motion-Grusical von 1993 um das Halloween-Skelett Jack Skellington, das den Weihnachtsmann entführen läßt, weil er selbst Nikolaus spielen möchte, der erste "klassische" Kinofilm, der komplett überarbeitet als 3D-Film in die Kinos kommt (in Deutschland in genau zwei Stück). Nächstes Jahr soll übrigens "Star Wars" folgen, das wäre dann die wievielte Wiederaufführung der Filme? Die 17. oder so? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/badsmile2.gif" alt="" />
Jedenfalls wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, da eines der beiden deutschen Kinos praktischerweise mein Stammkino ist und ich zudem noch nie einen 3D-Film gesehen habe.
Ich muß sagen, für einen Brillenträger ist das auch relativ unpraktisch, wenn man die 3D-Brille über der eigenen tragen muß, so gesehen ganz gut, daß dieser Film nur gut 75 Minuten lang ist.
Über den Inhalt werde ich mich an dieser Stelle nicht groß auslassen, da der Film ja altbekannt ist. Nur soviel: Obwohl ich großer Burton-Fan bin, bin ich mit dem "Nightmare before Christmas" (bei dem er strenggenommen auch nicht selbst Regie geführt hat) auch in 3D nicht so richtig warmgeworden. Wobei ich es durchaus für möglich halte, daß das an der deutschen Synchronisation liegt. Wenn sie wenigstens die Songs im Original belassen hätten, aber nein ... Und auch zahlreiche Wortspiele mit Namen u.ä. gehen im Deutschen ganz einfach komplett unter.
Aber davon abgesehen war es schon sehr interessant, die Wirkung eines 3D-Films zu beobachten. Zwar ist es meist in der Tat nur eine kleine optische Verbesserung, daß man alles in drei Dimensionen wahrnehmen kann, aber in einigen Szenen ist das durchaus beeindruckend - am besten gefallen hat mir dabei das beginnende Schneetreiben gegen Ende, da hatte ich wirklich das Gefühl, mich inmitten sanft gen Boden schwebender Schneeflocken zu befinden. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Insgesamt also eine nette Erfahrung, die mich aber nicht davon überzeugen konnte, daß das die Zukunft des Kinos sein könnte ... (was ja übrigens schon vor etwa 40 Jahren in Bezug auf erste Versuche mit 3D-Filmen behauptet wurde!)
7,5 Punkte für den Film.

CHILDREN OF MEN:
Vorbemerkung: Es ist schlichtweg unmöglich, eine auch nur halbwegs adäquate Rezension zu diesem Film zu verfassen und dabei auf jegliche Spoiler zu verzichten. Daher kann ich nur jedem empfehlen, der Interesse hat an einem sehr realistisch inszenierten Endzeit-Film in der Tradition von "Soylent Green", "Mad Max" oder auch "V wie Vendetta" (der natürlich wesentlich stylisher und auch zugänglicher ist) hat, sich den Film einfach anzuschauen, ohne sich vorher über ihn zu informieren. Es wird sich lohnen!

Wer nun aber doch Wert auf eine etwas ausführlichere Rezension legt oder ganz einfach kein Interesse an einem Filmbesuch hat, diesen Beitrag aber aus purer Langeweile liest <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />, der darf natürlich gerne weiterlesen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

London, 2027. Seit über 18 Jahren ist auf der ganzen Erde kein einziges Menschen-Kind mehr geboren worden. Die Welt liegt im Chaos, lediglich in Großbritannien wird zumindest der Anschein einer gewissen Ordnung aufrechterhalten - erkauft mit dem Verlust von demokratischen und selbst elementaren Menschenrechten. Konkret heißt das vor allem, daß sämtliche Ausländer in KZ-ähnliche Lager verfrachtet werden, wo sie schnellstmöglich außer Landes gebracht werden sollen.
Theodore "Theo" Faron (Clive Owen) war einst ein engagierter Aktivist, hat sich nun aber mit den Verhältnissen abgefunden und lebt stoisch und unglücklich vor sich hin, aufgeheitert nur hin und wieder durch Besuche bei seinem alten Freund Jasper (Sir Michael Caine). Doch eines Tages ändert sich alles, als Theos Ex-Frau Julian (Julianne Moore) sich ihm als hohes Mitglied der Terror- beziehungsweise Befreiungsorganisation (je nach Sichtweise) der "Fishes" zu erkennen gibt und ihn um Hilfe bittet: Eine junge Frau namens Kee (überzeugend: Newcomerin Claire-Hope Ashitey) muß dringend aus dem Einflußbereich der britischen Behörden gebracht werden - denn sie ist schwanger!
An dieser Stelle beginnt für Theo eine regelrechte Irrfahrt, in der kaum etwas ist, wie es scheint. Freunde entpuppen sich als Feinde und Feinde als ... naja, auch als Feinde. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Und alles wird begleitet von ständigen Ausbrüchen von Gewalt und der Hoffnungslosigkeit in den englischen Straßen und Ausweisungs-Lagern. Passend zu dieser Situation der ständigen Ungewißheit ist auch die Tatsache, daß die Protagonisten wegsterben wie die Fliegen - und das betrifft nicht nur Nebenfiguren!

Regisseur Alfonso Cuarón hat mit "Children of Men" einen bemerkenswerten Film geschaffen. Obwohl die Ausgangssituation in der Tat sehr an den früher im Jahr angelaufenen und ebenfalls sehr guten "V wie Vendetta" erinnert, hat Cuarón seinen Film in einem über weite Strecken regelrecht dokumentarisch anmutenden Stil inszeniert. Auch hier ist wieder mal die Handkamera in extensivem Einsatz zu bewundern, was den Doku-Charakter nur noch verstärkt - bis hin zu einer makabren Szene, in der bei einer Schießerei "Blut"tropfen auf die Kamera spritzen und diese in der gesamten minutenlangen Sequenz im Bild sind! Ein erstaunlich wirksames Stilmittel, das ich so noch nicht erlebt habe.
"Children of Men" vibriert zwar vor Action, die geht jedoch dennoch unter in der ultra-realistisch wirkenden Darstellung der hoffnungslosen Lage in den heruntergekommenen Straßen Englands.

Wo das faschistoide England der Zukunft in "V wie Vendetta" zwar erschreckend und durchaus nicht unglaubwürdig, aber letztlich doch immer etwas comichaft wirkt, ist die zukünftige britische Gesellschaft in "Chldren of Men" stets so real, als würde sie im Hier und Jetzt stattfinden. Und abgesehen von der Prämisse der Unfruchtbarkeit der gesamten menschlichen Rasse ist das gesamte Szenario mit den vielen sorgfältig ausgearbeiteten Details auch erschreckend realitätsnah ...

Fazit: Ein beeindruckender Endzeitfilm, dessen vielleicht einzige Schwäche es ist, daß er vor lauter Realitätsnähe und Doku-Style es nicht immer schafft, den Zuschauer (oder zumindest mich) auch emotional komplett zu fesseln.
Daher eine leichte Abwertung auf immer noch sehr gute 9 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

P.S.: Das ist jetzt wirklich ein Spoiler: Manche Kritiker bemängeln die "Erlöser-Mystik" am Ende des Films, sicher geht das auch manchem "normalen" Zuschauer so. Doch wenn man versucht, sich wirklich in die Situation hineinzuversetzen, so glaube ich, daß dieses Ende nur logisch und konsequent ist.

Last edited by Ralf; 16/11/06 05:56 PM.