LITTLE MISS SUNSHINE:

Die Familie Hoover ist recht seltsam geraten: Vater Richard (Greg Kinnear) ist ein reichlich nerviger, arbeitsloser Motivationstrainer, Opa Edwin (mit guten Aussichten auf eine OSCAR-Nominierung als Bester Nebendarsteller: Alan Arkin) ist aus dem Altersheim rausgeflogen, weil er regelmäßig seinen Heroin-Konsum pflegt, Onkel Frank (ein weiterer Schritt auf dem Weg zu internationalem Starruhm: Komiker Steve Carell) ist ein homosexueller Ex-Literatur-Professor, der gerade einen Selbstmordversuch hinter sich gebracht hat, Sohn Dwayne (Paul Dano) will solange kein Wort mehr reden, bis er der Air Force beitreten darf und die kleine, leicht übergewichtige Tochter Olive (Abigail Breslin) will unbedingt an der "Little Miss"-Schönheitswahl teilnehmen. Lediglich Mutter Sheryl (Toni Collette) ist halbwegs normal. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Als Olive tatsächlich die Teilnahmeberechtigung für die Schönheitswahl erhält, macht sich die gesamte verrückte Familie in einem steinalten VW-Bus auf den Weg durch halb Amerika bis nach Kalifornien. Und dabei gibt es einige skurrile Abenteuer und auch Schicksalsschläge zu überstehen ...

Der Debütfilm des Ehepaars Jonathan Dayton und Valerie Faris war beim Sundance Film Festival der Publikumsliebling - und das ist stets ein gutes Zeichen für die Kinoauswertung und die Chancen bei den Award-Verleihungen. Tatsächlich wurde "Little Miss Sunshine" in den USA zu einem Überraschungshit und konnte auch international Publikum und Kritiker überzeugen (z.B. mit dem Publikumspreis beim Festival in San Sebastián). Das ist durchaus verständlich, denn diese kleine, schrullige und tragikomische Road-Movie weiß zu gefallen: Mit einem homogenen, gut aufgelegten Schauspieler-Ensemble ebenso wie mit verrückten Einfällen, einer positiven, aber nicht zu aufdringlich eingesetzten Botschaft und vor allem mit viel Herz für die Charaktere mit ihren ganz persönlichen und trotz ihrer Skurrilität stets nachvollziehbaren Sorgen.
Dabei muß klar gesagt werden, daß "Little Miss Sunshine" vor allem gegen Ende hin zwar einige wirklich brüllkomische Szenen beinhaltet (hätte nie gedacht, daß der Einsatz einer Autohupe dermaßen lustig sein kann ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />), insgesamt aber eher ein Film der leisen Töne ist.
Eine Sache für sich sind die Szenen der eigentlichen "Little Miss"-Wahl. In den USA sind diese Wettbewerbe vielerorts sehr beliebt, auf unsereins wirkt das Herausputzen nicht mal 10-jähriger Mädchen eher krank und abstoßend - zumal diese Szenen tatsächlich reale Teilnehmerinnen und ihre Eltern zeigen, also quasi halb-dokumentarisch sind!
Daß das Regisseurs-Paar diese Veranstaltungen keineswegs gut findet, wird angesichts des extrem komischen Auftitts von Olive deutlich, dennoch werden die Teilnehmer von ihnen nicht noch zusätzlich vorgeführt. Dieser Schönheitswettbewerb wird einfach so gezeigt, wie er ist.
Letztlich sicher die richtige Entscheidung, denn die präsentierten Bilder sprechen in der Tat für sich.

Fazit: "Little Miss Sunshine" ist eine teils äußerst amüsante, einfühlsame Tragi-Komödie, die kein absoluter Überflieger ist, aber sicherlich ein ausgesprochen vielversprechender Debüt-Film. Das gibt gute 8 Punkte von mir.

Last edited by Ralf; 07/12/06 04:05 PM.