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Die britischen Medien - die ja besonders auf der Craig-Entscheidung rumgeritten sind - haben sich übrigens einhellig begeistert vom Film gezeigt (wie ja auch im Artikel erwähnt wird). Ich selbst bin ebenfalls seit den hervorragenden Trailern davon überzeugt, daß "Casino Royale" ein echter Neustart für die Reihe sein wird. In zwei Wochen startet er bei uns. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Last edited by Ralf; 10/11/06 02:37 PM.
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Mal wieder ein Doppelpack:
TIM BURTON´S THE NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS 3D:
Wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist Tim Burtons kultiges Stop-Motion-Grusical von 1993 um das Halloween-Skelett Jack Skellington, das den Weihnachtsmann entführen läßt, weil er selbst Nikolaus spielen möchte, der erste "klassische" Kinofilm, der komplett überarbeitet als 3D-Film in die Kinos kommt (in Deutschland in genau zwei Stück). Nächstes Jahr soll übrigens "Star Wars" folgen, das wäre dann die wievielte Wiederaufführung der Filme? Die 17. oder so? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/badsmile2.gif" alt="" /> Jedenfalls wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, da eines der beiden deutschen Kinos praktischerweise mein Stammkino ist und ich zudem noch nie einen 3D-Film gesehen habe. Ich muß sagen, für einen Brillenträger ist das auch relativ unpraktisch, wenn man die 3D-Brille über der eigenen tragen muß, so gesehen ganz gut, daß dieser Film nur gut 75 Minuten lang ist. Über den Inhalt werde ich mich an dieser Stelle nicht groß auslassen, da der Film ja altbekannt ist. Nur soviel: Obwohl ich großer Burton-Fan bin, bin ich mit dem "Nightmare before Christmas" (bei dem er strenggenommen auch nicht selbst Regie geführt hat) auch in 3D nicht so richtig warmgeworden. Wobei ich es durchaus für möglich halte, daß das an der deutschen Synchronisation liegt. Wenn sie wenigstens die Songs im Original belassen hätten, aber nein ... Und auch zahlreiche Wortspiele mit Namen u.ä. gehen im Deutschen ganz einfach komplett unter. Aber davon abgesehen war es schon sehr interessant, die Wirkung eines 3D-Films zu beobachten. Zwar ist es meist in der Tat nur eine kleine optische Verbesserung, daß man alles in drei Dimensionen wahrnehmen kann, aber in einigen Szenen ist das durchaus beeindruckend - am besten gefallen hat mir dabei das beginnende Schneetreiben gegen Ende, da hatte ich wirklich das Gefühl, mich inmitten sanft gen Boden schwebender Schneeflocken zu befinden. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Insgesamt also eine nette Erfahrung, die mich aber nicht davon überzeugen konnte, daß das die Zukunft des Kinos sein könnte ... (was ja übrigens schon vor etwa 40 Jahren in Bezug auf erste Versuche mit 3D-Filmen behauptet wurde!) 7,5 Punkte für den Film.
CHILDREN OF MEN: Vorbemerkung: Es ist schlichtweg unmöglich, eine auch nur halbwegs adäquate Rezension zu diesem Film zu verfassen und dabei auf jegliche Spoiler zu verzichten. Daher kann ich nur jedem empfehlen, der Interesse hat an einem sehr realistisch inszenierten Endzeit-Film in der Tradition von "Soylent Green", "Mad Max" oder auch "V wie Vendetta" (der natürlich wesentlich stylisher und auch zugänglicher ist) hat, sich den Film einfach anzuschauen, ohne sich vorher über ihn zu informieren. Es wird sich lohnen!
Wer nun aber doch Wert auf eine etwas ausführlichere Rezension legt oder ganz einfach kein Interesse an einem Filmbesuch hat, diesen Beitrag aber aus purer Langeweile liest <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />, der darf natürlich gerne weiterlesen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
London, 2027. Seit über 18 Jahren ist auf der ganzen Erde kein einziges Menschen-Kind mehr geboren worden. Die Welt liegt im Chaos, lediglich in Großbritannien wird zumindest der Anschein einer gewissen Ordnung aufrechterhalten - erkauft mit dem Verlust von demokratischen und selbst elementaren Menschenrechten. Konkret heißt das vor allem, daß sämtliche Ausländer in KZ-ähnliche Lager verfrachtet werden, wo sie schnellstmöglich außer Landes gebracht werden sollen. Theodore "Theo" Faron (Clive Owen) war einst ein engagierter Aktivist, hat sich nun aber mit den Verhältnissen abgefunden und lebt stoisch und unglücklich vor sich hin, aufgeheitert nur hin und wieder durch Besuche bei seinem alten Freund Jasper (Sir Michael Caine). Doch eines Tages ändert sich alles, als Theos Ex-Frau Julian (Julianne Moore) sich ihm als hohes Mitglied der Terror- beziehungsweise Befreiungsorganisation (je nach Sichtweise) der "Fishes" zu erkennen gibt und ihn um Hilfe bittet: Eine junge Frau namens Kee (überzeugend: Newcomerin Claire-Hope Ashitey) muß dringend aus dem Einflußbereich der britischen Behörden gebracht werden - denn sie ist schwanger! An dieser Stelle beginnt für Theo eine regelrechte Irrfahrt, in der kaum etwas ist, wie es scheint. Freunde entpuppen sich als Feinde und Feinde als ... naja, auch als Feinde. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Und alles wird begleitet von ständigen Ausbrüchen von Gewalt und der Hoffnungslosigkeit in den englischen Straßen und Ausweisungs-Lagern. Passend zu dieser Situation der ständigen Ungewißheit ist auch die Tatsache, daß die Protagonisten wegsterben wie die Fliegen - und das betrifft nicht nur Nebenfiguren!
Regisseur Alfonso Cuarón hat mit "Children of Men" einen bemerkenswerten Film geschaffen. Obwohl die Ausgangssituation in der Tat sehr an den früher im Jahr angelaufenen und ebenfalls sehr guten "V wie Vendetta" erinnert, hat Cuarón seinen Film in einem über weite Strecken regelrecht dokumentarisch anmutenden Stil inszeniert. Auch hier ist wieder mal die Handkamera in extensivem Einsatz zu bewundern, was den Doku-Charakter nur noch verstärkt - bis hin zu einer makabren Szene, in der bei einer Schießerei "Blut"tropfen auf die Kamera spritzen und diese in der gesamten minutenlangen Sequenz im Bild sind! Ein erstaunlich wirksames Stilmittel, das ich so noch nicht erlebt habe. "Children of Men" vibriert zwar vor Action, die geht jedoch dennoch unter in der ultra-realistisch wirkenden Darstellung der hoffnungslosen Lage in den heruntergekommenen Straßen Englands.
Wo das faschistoide England der Zukunft in "V wie Vendetta" zwar erschreckend und durchaus nicht unglaubwürdig, aber letztlich doch immer etwas comichaft wirkt, ist die zukünftige britische Gesellschaft in "Chldren of Men" stets so real, als würde sie im Hier und Jetzt stattfinden. Und abgesehen von der Prämisse der Unfruchtbarkeit der gesamten menschlichen Rasse ist das gesamte Szenario mit den vielen sorgfältig ausgearbeiteten Details auch erschreckend realitätsnah ...
Fazit: Ein beeindruckender Endzeitfilm, dessen vielleicht einzige Schwäche es ist, daß er vor lauter Realitätsnähe und Doku-Style es nicht immer schafft, den Zuschauer (oder zumindest mich) auch emotional komplett zu fesseln. Daher eine leichte Abwertung auf immer noch sehr gute 9 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
P.S.: Das ist jetzt wirklich ein Spoiler: Manche Kritiker bemängeln die "Erlöser-Mystik" am Ende des Films, sicher geht das auch manchem "normalen" Zuschauer so. Doch wenn man versucht, sich wirklich in die Situation hineinzuversetzen, so glaube ich, daß dieses Ende nur logisch und konsequent ist.
Last edited by Ralf; 16/11/06 05:56 PM.
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Was ein Fauxpas!! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ohh.gif" alt="" /> Du hast vergessen zu erwähnen, daß die Hauptrolle durch den von mir kürzlich erst an anderer Stelle, in leicht anderem Zusammenhang genannten und selbstverständlich hochgeschätzten Clive Owen verkörpert wird !!! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ouch.gif" alt="" /> Ts, ts, ts,... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" /> ... Ich muß sagen, für einen Brillenträger ist das auch relativ unpraktisch, wenn man die 3D-Brille über der eigenen tragen muß, so gesehen ganz gut, daß dieser Film nur gut 75 Minuten lang ist... . Vielleicht solltest Du Dir für diese allfälligen Gelegenheiten doch mal einen Satz Kontaktlinsen zulegen...!? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/think.gif" alt="" /> Ragon
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Ups, stimmt, da habe ich doch glatt den Hauptdarsteller vergessen. Passiert mir ja öfter, aber meistens merke ich es, wenn ich die Kritik nochmal auf Tippfehler überprüfe ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
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CASINO ROYALE:
Nach der Ausbootung von Pierce Brosnan (welches immer die tatsächlichen Gründe dafür gewesen sein mögen ...) haben die Produzenten der James Bond-Reihe sich für einen (fast) kompletten Neuanfang entschieden: Ein neuer Hauptdarsteller - der Brite Daniel Craig ("Road to Perdition", "München", "Layer Cake"), der so ziemlich das Gegenteil von Brosnan verkörpert -, ein neuer Stil, der (ähnlich der "Bourne"-Reihe) verstärkt auf traditionelle, "handgemachte" Action anstatt der zuletzt üblichen CGI-Spektakel baut und bei der Handlung entschied man sich für Ian Flemings allerersten Bond-Roman "Casino Royale" als Grundlage. Der Film spielt allerdings in der Gegenwart und somit mußten auch ein paar inhaltliche Korrekturten vorgenommen werden (Bösewichte sind nun nicht mehr die Russen, sondern eine internationale Terrororganisation).
Und wie sieht die Handlung nun aus? Der frischgebackene Doppel-Null-Agent (heißt: Er hat die Lizenz zum Töten) James Bond vermasselt einen Einsatz und wird daraufhin mehr oder weniger freiwillig in Urlaub geschickt. Bond hat jedoch seinen eigenen Willen und nutzt seinen Aufenthalt auf den Bahamas, um Hintermännern einer ungenannten Terrororganisation auf die Spur zu kommen. Dabei hinterläßt er eine Spur der Zerstörung, die bei seiner Vorgesetzten M (zum Glück immer noch von Dame Judi Dench verkörpert) wiederholtes verzweifeltes Kopfschütteln verursacht ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> Schließlich schafft Bond es mit seinen Harakiri-Manövern, den finsteren Le Chiffre (überzeugend gespielt vom dänischen Kino-Star Mads Mikkelsen), eine Art Geldverwalter der Terroristen, in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen, sodaß dieser in Montenegro ein hochkarätiges Pokerturnier (Antrittsgeld: $ 10 Millionen pro Person) organisiert, bei dem er selbst als Teilnehmer sich das nötige Geld zurückholen will. Doch der MI6 schleust auch James Bond bei der illustren Pokerrunde ein ...
Zum Neustart der Bond-Reihe gehört auch, daß man sich fast allen bisherigen Darstellern getrennt hat - lediglich Judi Dench ist wie gesagt immer noch dabei, dagegen ist kein Q (bzw. Nachfolger R) und auch keine Miss Moneypenny oder andere Figuren der letzten Filme zu finden. Allerdings erfährt Bonds Kumpel Felix Leiter, der in vielen der frühen Bond-Filme mitgespielt hat, eine Wiederbelebung. Übrigens samt Hautfarbenwechsel, er wird nun von Jeffrey Wright gespielt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Daniel Craigs James Bond ist eindeutig mehr Killer als Gentleman, ein zynischer, gefühlskalter und zielbewußter Geheimagent, der alles tut, um seine Aufträge zu erfüllen. Das ist ein erfrischender Gegensatz zu Brosnan oder Roger Moore und Craig ist als Schauspieler eindeutig talentiert genug, um diesen neuen Bond überzeugend rüberzubringen. Zumal er sich schließlich doch als bei weitem nicht so gefühlskalt erweist wie er es alle anderen glauben machen will: Denn die attraktive Schatz-Beamtin Vesper Lynd (Eva Green aus "Königreich der Himmel"), die ihn mit dem benötigten Kapital für die Pokerrunde ausstattet, verdreht ihm zusehends den Kopf. In den Medien ist immer wieder zu lesen, in keinem bisherigen Bond-Film habe sich der Titelheld so sehr seinen Gefühlen für eine Frau ausgeliefert. Das stimmt so natürlich nicht, denn in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" hat Kurz-Bond George Lazenby bekanntlich sogar geheiratet (oder wollte heiraten, ich kann mich nicht mehr erinnern, ob Diana Rigg kurz vor oder kurz nach der Hochzeit stirbt). Aber dennoch zeigt auch diese Beziehung einen neuen, deutlich vielschichtigeren Bond. Kurz gesagt: Daniel Craig ist die perfekte Besetzung für diese Reinkarnation von James Bond, Glückwunsch an die Produzenten für ihre lange kritisierte Wahl! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> Auch die übrigen Darsteller, die aus der ganzen Welt zusammengeholt wurden (die Französin Green, der Italiener Giancarlo Giannini, der Däne Mikkelsen, der Ami Wright, die Italienerin Caterina Murino, der Deutsche Ludger Pistor, der Ivorer Isaach de Bankolé), fügen sich nahtlos ein.
Was nun den Film selbst betrifft: Die nicht gerade seltenen Action-Sequenzen sind absolut herausragend und atemberaubend inszeniert, wenngleich immer wieder mal etwas arg übertrieben - aber das gehört ja auch irgendwo zum Bond-Franchise dazu, nicht wahr? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Die ersten 100 Minuten des mit insgesamt gut 140 Minuten zweitlängsten Bond-Films aller Zeiten (nach "Im Geheimdienst Ihrer Majestät") sind schlichtweg ein so gut wie perfekter Bond-Film! Grandiose Action, exotische Schauplätze, schöne Frauen, trockene Sprüche - alles, was man sich wünschen kann, ist vorhanden. Mit den letzten 40 Minuten hatte ich jedoch leider ein paar Probleme. Da wäre zum einen das arg unglaubwürdige Grande Finale der Pokerrunde in Montenegro, dazu kommt, daß in den 10 oder 15 Minuten vor dem tatsächlichen Showdown für meinen Geschmack etwas sehr viel Tempo rausgenommen wurde. Dafür werden - was ich gut finde - am Ende ein paar Handlungsstränge (wie ich hoffe: bewußt!) nicht vollständig aufgelöst, was mich auf eine direkte Fortsetzung hoffen läßt, die übrigens bereits in zwei Jahren in die Kinos kommen soll. Insgesamt also nur ein paar kleinere Kritikpunkte, die lediglich die Bestwertung verhindern. Dennoch ist "Casino Royale" meiner bescheidenen Ansicht nach der beste Bond-Film seit vielen, vielen Jahren. Und das gleiche gilt übrigens für David Arnolds absolut genialen Soundtrack: Auch er ist der beste Bond-Soundtrack seit langer Zeit! 9 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Last edited by Ralf; 23/11/06 04:29 PM.
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Da ich mir gerade Karten für Samstag geholt habe, werde ich diese Review ausnahmsweise mal nicht lesen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Aber die Note klingt ja schon mal nicht schlecht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
EDIT:
Jetzt habe ich doch gelesen und freue mich immer noch auf den Film. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Um die Unklarheit zu beseitigen: Die beiden heiraten und erst danach wird D.Rigg erschossen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/disagree.gif" alt="" />
Last edited by elgi; 23/11/06 08:09 PM.
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Danke für die Aufklärung. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Übrigens gibt es bei cinezone.de ein unterhaltsame Interview mit Daniel Craig zu lesen. Ein paar Auszüge:
cinezone (bezüglich Craigs Treffen mit der Queen bei der Weltpremiere in London): "Die Legende erzählt, dass die Untertanen vor der königlichen Begegnung mit Pfefferminz-Bonbons versorgt werden ..." Craig: "Das stimmt, wie bekamen alle vorher Pfefferminz-Bonbons gereicht. Die ganze Sache war ohnehin ziemlich surreal. Wir alle, die Produzenten, die Studiobosse und das Team standen herum und warteten und lächelten uns an. Wir alle wussten, dass dieser Abend eine ganz einzigartige Erfahrung werden würde - und wir hatten uns vorher geschworen, dass keiner bei der Begegnung mit der Königin jene Szene von Mr. Bean wiederholen würde." <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
cinezone: "Wie haben Sie reagiert, als Sie schließlich erfuhren, dass Sie der nächste James Bond werden?" Craig: "Ich war in Baltimore in einem Supermarkt als mich dieser Anruf erreichte. Dann habe ich mir eine Flasche Wodka gekauft, eine Flasche Wermut und einen Mixer. Damit habe ich mir drei oder vier sehr große Wodka Martinis gemixt. Leider war ich dabei ganz allein. Aber Baltimore hat sehr viele schöne Bars - und die meisten habe ich an diesem Tag kennen gelernt." Ein Mann nach Elgis Geschmack, was? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/evilgrin1.gif" alt="" />
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CASINO ROYALE:
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Allerdings erfährt Bonds Kumpel Felix Leiter, der in vielen der frühen Bond-Filme mitgespielt hat, eine Wiederbelebung. Übrigens samt Hautfarbenwechsel, er wird nun von Jeffrey Wright gespielt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Da fällt mir ein, daß Leiter in Sag Niemals Nie ebenfalls schwarz war. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Zum Film: Ich senke mein Haupt in Scham... nehme alles zurück, was ich über Craig gesagt habe. Bei Pierce Brosnan war das Problem, daß er zumindest für mich untrennbar mit Remington Steele verbunden sein wird... deswegen hat er so gar nicht zu James Bond gepaßt. Daniel Craig hingegen ist - wie schon mehrfach erwähnt - fast schon perfekt! Ein Tier im Job, zudem durchaus witzig und wohl auch leidlich romantisch talentiert. Eben James Bond. Der Vergleich mit Sean Connery ist meiner Meinung absolut gerechtfertigt und ich hoffe, daß Craig in den folgenden Filmen noch besser werden wird! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> Wie auch Ralf vergebe ich 9 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/mage.gif" alt="" /> Die 10 hätte es gegeben, wenn die Poker-Szenen häufiger und länger gewesen wären, weil ich das immer so toll finde. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> Zudem finde ich den Titelsong zwar durchaus gelungen - gesungen von Ex-Soundgarden-Sänger Chris Cornell - aber für meinen Geschmack paßt er nicht ganz zu Bond. Zudem stimmen die von Ralle genannten Negativpunkte auch für mich, obschon ich das niedrigere Tempo gegen Ende nicht mal so schlecht finde. Mal ne Abwechslung zum normalen Ablauf. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Allerdings finde ich das fast schon Cliffhanger-artige Ende nicht gut... Bond-Filme waren immer schön für sich genommen abgeschlossene Werke. Kinofilme, die derart stark einen direkten Nachfolger ankündigen sind meine Sache nicht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/suspicion.gif" alt="" /> Dennoch: Ein toller Film und in der Tat einer der besten Bonds. Ich bin beeindruckt. (Und nein, die Logikfehler interessieren mich nicht im Geringsten.)
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Ein Mann nach Elgis Geschmack, was? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/evilgrin1.gif" alt="" /> Ganz genau! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> In dem Zusammenhang ist Bonds staubtrockene Antwort im Film auf die Frage, ob der Vodka-Martini gerührt oder geschüttelt sein sollte, herrlich anzuhören. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> Was ich noch erwähnen wollte: Mit der leicht dunklen Schminke im Film sieht Eva Green umwerfend gut aus. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/delight.gif" alt="" /> Und noch ein letztes Wort: Vodka-Martinin schmeckt an sich beschissen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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SCOOP - DER KNÜLLER:
Nach seinen hochgelobten und für den Drehbuch-OSCAR nominierten Thriller "Match Point" drehte Woody Allen gleich einen zweiten Film in London: Die Krimi-Komödie "Scoop". Die amerikanische Journalismus-Studentin Sondra (Allens neue Muse Scarlett Johansson) wird als Besucherin einer Show vom Magier Splendini (Woody Allen) als Freiwillige für eine "Entmaterialisierung" ausgesucht. Während Splendini seinen Trick dem Publikum vorführt, erhält Sondra in der engen Kiste unverhofft Besuch vom Geist des renommierten Enthüllungs-Journalisten Joe Strombel ("Deadwood"-Star Ian McShane), der auch nach seinem Tod nicht vom Beruf ablassen kann und mittels Sondra den berüchtigten "Tarotkarten-Killer" überführen will. Denn er hat Hinweise, daß es sich dabei um keinen geringeren als den reichen und gutaussehenden Adelssprößling Peter Lyman (Hugh Jackman) handelt! Sondra macht sich also gemeinsam mit dem hoffnungslos überforderten Splendini auf die Jagd, doch es kommt, wie es kommen muß: Sie verliebt sich in den galanten Lord!
"Scoop" ist eine nette kleine Krimi-Komödie, von der ich jedoch deutlich mehr erwartet hätte. Die Mischung aus Krimi und Komödie ist zu unausgewogen, so daß letztlich beide Elemente nicht vollends überzeugen können. Die Krimi-Handlung ist ziemlich konventionell und relativ vorhersehbar ausgefallen, auf der anderen Seite sind die - größtenteils auf Allens eigene Figur Splendini konzentrierten - Comedy-Elemente nicht immer wirklich lustig. Natürlich wird es in einem Film von Woody Allen immer ein paar geniale One-Liner und bissige Dialoge geben (Beispiele gefällig? "Ich bin im hebräischen Glauben geboren, später bin ich dann zum Narzissmus konvertiert"; <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> "Du bist so ein Pessimist! Bei dir ist das Glas immer halb leer" - "Nein, keineswegs. Das Glas ist immer halb voll - voller Gift!" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />), aber frühere Filme wie der thematisch leicht verwandte "Im Bann des Jade-Skorpions" konnten mich sehr viel mehr überzeugen. Gerade die Szenen mit dem verstorenen Joe Strombel auf Charons Totenfähre hätten so viel Potential für dutzendweise herrliche Gags geboten, doch Allen verschenkt diese Möglichkeiten unverständlicherweise beinahe komplett. Liegt wohl daran, daß er keine reine Komödie drehen wollte, sondern eben eine Krimi-Komödie ...
Ein großer Pluspunkt ist natürlich die Besetzung: Allens Grimassen sind immer lustig anzuschauen, daher freue ich mich stets, wenn er in einem seiner Filme auch selbst mitspielt. Was ich von Scarlett Johansson halte, sollte inzwischen bekannt sein <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> und auch hier kann sie schauspielerisch wie auch optisch voll überzeugen. Und Hugh Jackman spielt den englischen Aristokraten genau so, wie man ihn sich vorstellen würde (wen interessiert es da noch, daß er Australier ist? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />).
Insgesamt also ein netter Film und ein durchschnittlicher Allen-Film, der mit einigen exzellenten Gags brilliert, ansonsten aber unter den Erwartungen bleibt, die Allen selbst mit "Match Point" geschürt hatte. 7 Punkte (+ 1 Extrapunkt für eine Szene, in der Miss Johansson in einem atemberaubenden Badeanzug aus dem Swimming Pool steigt - wer könnte da nicht nachvollziehen, daß sich Lord Peter auf der Stelle in sie verliebt? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />).
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GOYAS GEISTER:
Für einen Cineasten ist ein neuer Film von Milos Forman immer ein Feiertag. Denn der Mann hat wenige Filme gedreht (ganze acht in den letzten 30 Jahren), dafür aber umso bemerkenswertere: "Einer flog über das Kuckucksnest", "Hair", "Amadeus", "Larry Flynt", "Der Mondmann" - und nun "Goyas Geister".
Ich sage es gleich: Es fällt mir einfach keine Möglichkeit ein, eine angemessene Rezension zu diesem Film zu schreiben, ohne ganz extrem spoilern zu müssen. Da ich das nicht will, werde ich mich mit einer sehr oberflächlichen Handlungsbeschreibung begnügen.
"Goyas Geister" konzentriert sich auf die Lebenswege dreier Personen in Spanien zwischen etwa 1790 und 1810. Der berühmte Maler Francisco Goya (Stellan Skarsgard) verdient seinen Unterhalt mit Portraits reicher Leute - von der königlichen Familie bis hin zu Kirchenleuten. Gleichzeitig verbreitet er jedoch Kupferstiche (glaube ich zumindest ...), in denen er sich über die spanische Inquisition lustig macht. Das gefällt der Kirche nicht wirklich. Doch einer von Goyas Kunden ist Bruder Lorenzo (großartig wie immer: Javier Bardem), der seine schützende Hand über den Maler hält. Als Goya Lorenzo bittet, der von der Inquisition unschuldig inhaftierten Ines (Natalie Portman), der schönen Tochter eines reichen Kaufmanns, der ebenfalls zu Goyas Kunden und Freunden gehört, zu helfen, nutzt der Priester seine Position schamlos aus - ohne Ines befreien zu können.
Das ist im Grunde genommen nur die Ausgangssituation des Films. Was den Fortgang der Handlung betrifft, möchte ich es bei ein paar Stichworten belassen: Die spanische Inquisition und ihre äußerst unchristlichen Methoden sind ein zentrales Thema, doch auch die "Befreiung" Spaniens durch Napoleon (bei der Lorenzo eine gänzlich unerwartete Rolle spielt) steht im Mittelpunkt der Erzählung. Aber letztlich gilt das Hauptaugenmerk Formans stets den drei zentralen Protagonisten der Story mit ihren Eigenheiten.
Javier Bardems Spiel ist wieder einmal OSCAR-verdächtig, wie charismatisch und mitreißend er seine zwielichtige Rolle verkörpert, ist wirklich erstaunlich. Skarsgard spielt den Maler eher zurückhaltend, was auch dazu paßt, daß Goya eigentlich vor allem ein weitgehend machtloser Beobachter der Geschehnisse ist. Und die immer besser werdende Natalie Portman zeigt eine wahre Tour de Force als Unschuld in Person, die durch Folter und menschliche Bosheit gebrochen wird (übrigens nach "V wie Vendetta" bereits der zweite Film in Folge, in dem Portman gefoltert wird - ob das was zu bedeuten hat? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />).
Wie man es von Milos Formans Filmen kennt, sticht die Detailverliebtheit der Inszenierung ins Auge, die authentische und unsentimentale Darstellung einer lange vergangenen, sehr schmutzigen Zeit und Welt.
"Goyas Geister" ist ein guter Film geworden. Doch zu einem Meisterwerk fehlt mir eine gewisse Stringenz in der Handlung. Vermutlich liegt es auch an dem recht großen Zeitraum, den der Film abdeckt, jedenfalls gelingt es ihm nur selten, den Zuschauer wirklich mitzureißen. Aber natürlich gibt es einige großartige Szenen, die zudem von einem extrem bösartigen schwarzen Humor durchzogen sind, der aber natürlich hervorragend in diese zynische Zeit paßt.
Fazit: "Goyas Geister" ist ein gelungener, mitunter packender Historienfilm und zugleich Studie dreier Charaktere, die - jeder auf seine ganz eigene Art und Weise - bemerkenswert und erinnerungswürdig sind, nicht zuletzt dank ihrer hervorragenden Darstellung durch drei große Schauspieler. Milos Forman zeigt erneut, daß er immer noch ein großer Regisseur ist. Das gewisse Etwas, das aus einem richtig guten Film ein wahres Meisterwerk macht, fehlt diesmal jedoch leider. 8 Punkte.
P.S.: Der gesamte Abspann ist übrigens mit Goya-Gemälden unterlegt! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Last edited by Ralf; 29/11/06 05:09 PM.
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CHILDREN OF MEN: Ganz einfach: 10 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> In Antwort auf Ralfs Rezension (SPOILERGEFAHR!): Fazit: Ein beeindruckender Endzeitfilm, dessen vielleicht einzige Schwäche es ist, daß er vor lauter Realitätsnähe und Doku-Style es nicht immer schafft, den Zuschauer (oder zumindest mich) auch emotional komplett zu fesseln. Ich persönlich fand Clive Owen durchaus fesselnd... trotz des dokumentarischen Stils hat er es geschafft, die unwirkliche, verstörende, resignative und dann zugleich hoffnungsvolle und aktivistische Rolle mit Leben zu füllen. Alle Achtung. Sehr gut gemacht ist vor allem die Szene, in der Theo und Kee mit zwei Begleitern unterwegs sind zu einem Ruderboot und dann von den Fishes erwischt werden... ab dann gibt es, wenn ich mich nicht irre, keinen einzigen Schnitt mehr, bis Theo Minuten später Kee und ihre Tochter wieder im zerbombten Haus findet. Perfekt gemacht! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> P.S.: Das ist jetzt wirklich ein Spoiler: Manche Kritiker bemängeln die "Erlöser-Mystik" am Ende des Films, sicher geht das auch manchem "normalen" Zuschauer so. Doch wenn man versucht, sich wirklich in die Situation hineinzuversetzen, so glaube ich, daß dieses Ende nur logisch und konsequent ist. Ich fand die Erlöser-Mystik passend, eben aus dem von dir angedeuteten Grund, daß die Leute realistischerweise so reagieren. Und noch viel toller fand ich, daß die ganze Situation mit einem Granatenbeschuss abrupt wieder in Gewalt umschlägt. Damit wird die Erlöser-Symbolik in meinen Augen wieder negiert, denn das Leben und vor allem Sterben geht halt doch weiter... auch später als die Flugzeuge das Gebiet zerbomben, wird das noch mal verstärkt aufgegriffen. Alles in allem ein sehr guter Film. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> P.S: Ich mag Julianne Moore nicht... deswegen auch 10 Punkte... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Falls jemand sich über Elgis letzten Satz wundern sollte, muß er einfach den Film anschauen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Aber Elgi (leichter SPOILER!): Wenn ich mich recht entsinne, befindet sich die von mir erwähnte "Blutstropfen"-Szene innerhalb der Sequenz, die du als eine einzige Kamerfahrt betrachtest. Falls ich damit richtig liege, muß es aber doch einen - zugegebenermaßen sehr unauffälligen - Schnitt geben, da das Blut ganz plötzlich weg ist, ohne daß es "im Film" weggewischt wird.
Das ändert aber natürlich nichts daran, daß die Academy "Children of Men" auf jeden Fall mindestens für den OSCAR in der Kategorie "Beste Kamera" nominieren muß - manche Kritiker und OSCAR-Experten hoffen ja sogar noch auf eine Nominierung als "Bester Film". Ich befürchte allerdings, daß der Film dafür einfach zu ungewöhnlich ist ...
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Aber Elgi (leichter SPOILER!): Wenn ich mich recht entsinne, befindet sich die von mir erwähnte "Blutstropfen"-Szene innerhalb der Sequenz, die du als eine einzige Kamerfahrt betrachtest. Falls ich damit richtig liege, muß es aber doch einen - zugegebenermaßen sehr unauffälligen - Schnitt geben, da das Blut ganz plötzlich weg ist, ohne daß es "im Film" weggewischt wird. Stimmt eigentlich... das Blut kommt glaube ich auf die Linse, als er so auf halbem Wege in das Bus-Wrack oder was es auch ist einsteigt, wo dann einer der Leute da erschossen wird, wenn ich mich recht erinnere. Das mit dem kein Schnitt ist mir auch etwas später aufgefallen... als er schon in Richtung des Gebäudes unterwegs ist und dann reingeht... ab da habe ich bewußt drauf geachtet, was davor war, haben ich versucht, in der Erinnerung zu rekonstruieren. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Ich muß mir den Film nochmal anschauen... hilft nix. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Aber nicht im Kino, befürchte ich ... (schon aus den Top10 rausgefallen)
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Also der allerneueste Scorcese-Streifen scheint ja ein wahrhafter Knüller zu sein - zumindest wenn man nach dem Senior-Kritiker der SZ, Tobias Kniebe geht. Der lobt das komplette Werk sowie die Beteiligten, Darsteller und Macher, in den höchsten Tönen. Und auch mit dem notorischen Potenzial für Oscar-Meriten (endlich mal! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> ) für Scorcese wird "The Departed" wird der Film gleich wieder in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich im Grunde eigentlich nur - Ralf wird das aber dennoch sofort goutieren - um ein Remake des Hongkong-Thriller-Krachers "Internal Affairs". Dieses wartet aber nicht nur mit einer hochkarätigen Besetzung aus Hollywoods Darstellergarde auf: "... Ein teuflischer PlanDer lange Atem, der große Plan, das ist der Ausgangspunkt der Geschichte. Frank Costello (Nicholson) mag im organisierten Verbrechen nur eine lokale Nummer sein, ein Schutzpatron, der noch jede Familie seines Viertels kennt - aber er zitiert gern Shakespeare und Joyce und denkt in großen Zusammenhängen. So umgarnt er den jungen Waisenknaben Colin Sullivan (Damon), lockt ihn weg von den Ministrantenpflichten in der Kirche, pflanzt ihm eine lebenslange Loyalität ein - und schickt ihn auf die Polizeischule. Kaum zehn, fünfzehn Jahre später erntet er die Früchte dieses teuflischen Plans: Sein Schützling legt eine schnelle Karriere in Uniform hin und wird einer Sondereinheit gegen die Mafia zugeordnet: Der Doppelagent in der Schaltzentrale des Gegners. Doch auch Captain Queenan (Martin Sheen), Costellos Nemesis im Hauptquartier der Polizei, denkt langfristig. Aus den Abgängern der Polizeischule sucht er einen Kandidaten aus, der den Slums von South Boston und dem Einfluss seiner Mafia-Verwandten nur knapp entkommen ist: Billy Costigan (DiCaprio). Er wird die Bande unterwandern, um den Paten zu Fall zu bringen - und muss dafür erst einmal ins Gefängnis. Bald aber spiegelt sich das Schicksal der beiden Männer: Ihre Angst, ihr Leben in der Lüge, ihre ständige Selbstverleugnung. ..." Dazu noch in keinesfalls zu vernachlässigenden Nebenrollen Mark Wahlberg, Alec Baldwin und (die mir noch unbekannte) Vera Farmiga. - Nein, auch das Drehbuch muß wohl wahrlich fantastisch sein. Insbesondere lobenswert findet Kniebe die daraus für die Umsetzung erwachsende Tiefe der Charakterzeichnung, als auch der Plotentwicklung. *ACHTUNG - SPOLIERISCH !!!* Martin Scorseses neuer Kinofilm - Der Rattenfänger von Boston[/b][b]Voll ausgelebte Aggression und Sexualität: Jack Nicholson ist in Scorseses großartigem Gangsterepos "The Departed" der Mann mit den am wenigsten verdrängten Problemen der Filmgeschichte. Von Tobias KniebeAuf den ersten Blick sieht man das Räuber-und-Gendarmen-Märchen, den Gangsterfamilienfilm, der sich bis auf den Häuserblock genau lokalisieren lässt, in den Quartieren, Akzenten und Legenden der irischen Mafia in Boston. Ein Film von der Straße also, ein Scorsese-Straßenfilm wie zu besten Zeiten, eine Rückkehr auf das blutgetränkte Terrain seiner größten Erfolge. Der zweite Blick enthüllt schon etwas anderes, ein kühles, temporeiches Strategiespiel, eine Lehrstunde aus Taktik und Täuschung, mit Maulwürfen und Doppelagenten, die eines Spionagethrillers würdig wären. Auf der nächsten Ebene wird dann die Sicht auf die Schauspieler frei, auf berstend vitale Nebenfiguren, auf Leonardo DiCaprio und Matt Damon in ihren bisher stärksten Rollen, auf Jack Nicholson, der aufdreht bis zum vollen Joker-Jack und es doch nicht schafft, den Film aus der Balance zu werfen. Und so großartig das alles schon ist - das eigentliche Wunder von "The Departed - Unter Feinden" liegt noch eine Schicht tiefer, in den Feinheiten der Psychologie, die sich erst nach und nach enthüllen. ... Martin Scorsese, präzise und gelassen wie lange nicht mehr, wirft sich in diesen überbreiten Strom an Menschen- und Geschichtenmaterial und lässt den Dingen oft ihren freien Lauf. Man muss schon aufpassen, um die speziellen Tupfer zu sehen, mit denen er diesem Riesenfresko seine Handschrift einprägt und gleichzeitig seine Meisterschaft untermauert: Wenn DiCaprios Gesicht einmal von einem Mobile mit Dutzenden Spiegelscherben reflektiert wird, das Bild so zerrissen, wie er sich im Innersten fühlt; wenn sich in einer nächtlichen Gasse zwei expressionistisch verzerrte Schatten jagen - zwei Männer, die tatsächlich das Gesicht des jeweils anderen nicht kennen; und wenn Nicholson, während er von der Existenz der verräterischen "Ratte" spricht, wie nebenbei eine wunderbare Rattenzeichnung auf die Tischdecke malt. Da weiß man, dass man noch längst nicht alles gesehen hat, was es hier zu sehen gäbe - und dass dieser Film mit jedem Betrachten weiter wachsen wird. " Ich bin mal sehr gespannt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/think.gif" alt="" /> Ragon, der "Flitzebogen" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
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LITTLE MISS SUNSHINE:
Die Familie Hoover ist recht seltsam geraten: Vater Richard (Greg Kinnear) ist ein reichlich nerviger, arbeitsloser Motivationstrainer, Opa Edwin (mit guten Aussichten auf eine OSCAR-Nominierung als Bester Nebendarsteller: Alan Arkin) ist aus dem Altersheim rausgeflogen, weil er regelmäßig seinen Heroin-Konsum pflegt, Onkel Frank (ein weiterer Schritt auf dem Weg zu internationalem Starruhm: Komiker Steve Carell) ist ein homosexueller Ex-Literatur-Professor, der gerade einen Selbstmordversuch hinter sich gebracht hat, Sohn Dwayne (Paul Dano) will solange kein Wort mehr reden, bis er der Air Force beitreten darf und die kleine, leicht übergewichtige Tochter Olive (Abigail Breslin) will unbedingt an der "Little Miss"-Schönheitswahl teilnehmen. Lediglich Mutter Sheryl (Toni Collette) ist halbwegs normal. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Als Olive tatsächlich die Teilnahmeberechtigung für die Schönheitswahl erhält, macht sich die gesamte verrückte Familie in einem steinalten VW-Bus auf den Weg durch halb Amerika bis nach Kalifornien. Und dabei gibt es einige skurrile Abenteuer und auch Schicksalsschläge zu überstehen ...
Der Debütfilm des Ehepaars Jonathan Dayton und Valerie Faris war beim Sundance Film Festival der Publikumsliebling - und das ist stets ein gutes Zeichen für die Kinoauswertung und die Chancen bei den Award-Verleihungen. Tatsächlich wurde "Little Miss Sunshine" in den USA zu einem Überraschungshit und konnte auch international Publikum und Kritiker überzeugen (z.B. mit dem Publikumspreis beim Festival in San Sebastián). Das ist durchaus verständlich, denn diese kleine, schrullige und tragikomische Road-Movie weiß zu gefallen: Mit einem homogenen, gut aufgelegten Schauspieler-Ensemble ebenso wie mit verrückten Einfällen, einer positiven, aber nicht zu aufdringlich eingesetzten Botschaft und vor allem mit viel Herz für die Charaktere mit ihren ganz persönlichen und trotz ihrer Skurrilität stets nachvollziehbaren Sorgen. Dabei muß klar gesagt werden, daß "Little Miss Sunshine" vor allem gegen Ende hin zwar einige wirklich brüllkomische Szenen beinhaltet (hätte nie gedacht, daß der Einsatz einer Autohupe dermaßen lustig sein kann ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />), insgesamt aber eher ein Film der leisen Töne ist. Eine Sache für sich sind die Szenen der eigentlichen "Little Miss"-Wahl. In den USA sind diese Wettbewerbe vielerorts sehr beliebt, auf unsereins wirkt das Herausputzen nicht mal 10-jähriger Mädchen eher krank und abstoßend - zumal diese Szenen tatsächlich reale Teilnehmerinnen und ihre Eltern zeigen, also quasi halb-dokumentarisch sind! Daß das Regisseurs-Paar diese Veranstaltungen keineswegs gut findet, wird angesichts des extrem komischen Auftitts von Olive deutlich, dennoch werden die Teilnehmer von ihnen nicht noch zusätzlich vorgeführt. Dieser Schönheitswettbewerb wird einfach so gezeigt, wie er ist. Letztlich sicher die richtige Entscheidung, denn die präsentierten Bilder sprechen in der Tat für sich.
Fazit: "Little Miss Sunshine" ist eine teils äußerst amüsante, einfühlsame Tragi-Komödie, die kein absoluter Überflieger ist, aber sicherlich ein ausgesprochen vielversprechender Debüt-Film. Das gibt gute 8 Punkte von mir.
Last edited by Ralf; 07/12/06 04:05 PM.
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DEPARTED - UNTER FEINDEN:
Billy Costigan und Colin Sullivan sind beides junge Männer, die gerade die Polizeischule in Boston absolviert haben. Während Colin (Matt Damon) schnell die Karriereleiter emporklettert, wird Billy (Leonardo DiCaprio) nach einer konstruierten Haftstrafe und Entlassung aus dem Polizeidienst als Undercover-Cop eingesetzt, der das Vertrauen des irisch-stämmigen Gangsterbosses Frank Costello (Jack Nicholson) gewinnen soll. Lediglich zwei Vorgesetzte von Billy, Captain Queenan (Martin Sheen) und Lieutenant Dignam (Mark Wahlberg) wissen von Billys Tätigkeit. Was jedoch niemand bei der Polizei weiß: Auch Colin ist undercover tätig - denn er ein Zögling von Costello und wurde von diesem als Spitzel bei den Cops eingeschleust, um sie ihm vom Hals zu halten. Bald finden beide Seiten heraus, daß die jeweilige Gegenseite einen Spitzel einsetzt und somit entwickelt sich eine Art Wettkampf, wer zuerst den "gegnerischen" Spitzel enttarnen kann ... Übrigens, keine Sorge: Das alles erfährt das Publikum bereits innerhalb der ersten Filmminuten, meine Kritik ist also weitgehend spoilerfrei. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Aber Kenner asiatischer Filmkunst werden die Handlung sowieso kennen, da es sich bei Martin Scorseses Action-Thriller um ein Remake des grandiosen Hongkong-Polizeithrillers "Infernal Affairs" handelt. Kurioserweise ist "Departed" rund 50 Minuten länger als sein filmisches Vorbild und das liegt vor allem in den ersten etwa 90 Minuten begründet, in denen Scorsese eigentlich nur die Ausgangssituation aus "Infernal Affairs" übernimmt und daraus eine ganz eigene Stimmung entwickelt, die an sein frühes Meisterwerk "Mean Streets" erinnert. Gegen Ende werden die Parallelen zum Original aber immer deutlicher. Es entbehrt übrigens nicht einer gewissen Ironie, daß "Departed" einen ganz erheblich höheren Bodycount vorzuweisen hat als das in dieser Hinsicht ziemlich zurückhaltende Original, obwohl doch normalerweise gerade asiatische Action-Filme für ihre ungezügelten Gewaltorgien bekannt sind ... Doch es wird nicht nur nach Herzenslust geschossen und geprügelt, sondern auch so ungehobelt geflucht, daß selbst Joe Pesci (der in früheren Scorsese-Filmen oft als Choleriker vom Dienst eingesetzt wurde) vermutlich die Ohren klingeln würden. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> In anderen Worten: Scorsese besinnt sich auf seine Anfänge aus den 70er Jahren, als er mit Filmen wie "Taxi Driver" oder eben "Mean Streets" (ich glaube, auf deutsch heißt der Film "Hexenkessel") zu den Begründern des "New Hollywood" zählte, welches das Publikum mit vorher kaum gekannter Realitätsnähe und ungeschönter Darstellung von Gewalt zugleich schockierte wie auch faszinierte. Dazu paßt natürlich wie die Faust aufs Auge, daß Jack Nicholson als gewalttätiger Gangster-Boß mit schlecht sitzender Frisur sich wieder einmal den Teufel aus dem Leib spielen darf und dabei mit einem brillanten Leo DiCaprio auch noch einen würdigen Gegenspieler gefunden hat!
Dennoch gibt es ein Problem mit diesem klassischen Scorsese-Stil: Er ist in dieser Geschichte - wie das asiatische Original eindeutig beweist - gar nicht nötig und wirkt folgerichtig auch das ein oder andere Mal eher aufgesetzt als wirklich in die Handlung integriert. Wo "Infernal Affairs" zuförderst auf Eleganz setzt, verwendet "Departed" mit sichtlicher Freude den Holzhammer ...
Ein weiteres Problem ist, daß Scorsese die meiner Ansicht nach genau richtig dosierte Komplexität des Originals noch ein Stück nach oben schrauben wollte, was sich speziell in zwei zusätzlichen Figuren manifestiert: Der Polizeipsychologin Madolyn (Vera Farmiga in der einzigen nennenswerten Frauenrolle des gesamten Films, was eigentlich auch schon alles ist, was zu ihrer Figur zu sagen ist), die sowohl Billy als auch Colin therapiert und sich zu beiden hingezogen fühlt (und umgekehrt) sowie dem ungehobelten Lieutenant Dignam. Der wird von einem erstaunlich guten Mark Wahlberg zwar grandios verkörpert (er gilt völlig zurecht als chancenreicher Kandidat für eine OSCAR-Nominierung als Bester Nebendarsteller), ist aber eigentlich überflüssig. Erst am Ende wird ersichtlich, warum Scorsese die Figur überhaupt eingeführt hat und: Nein, ich mag dieses Ende nicht! Vielleicht würde es mir ja gefallen, würde ich "Infernal Affairs" nicht kennen. Ich weiß es nicht. Aber so kann ich nur feststellen, daß ich das überragende Ende von "Infernal Affairs" weitaus besser finde. Aber auch hier will "Departed" am Ende noch eines draufsetzen. Schade.
Ein beinahe uneingeschränktes Lob verdient dagegen die Darstellerriege, die Scorsese engagiert hat und die in dieser Breite sicherlich ihresgleichen sucht: Nicholson, DiCaprio, Wahlberg, Sheen, dazu Alec Baldwin, Ray Winstone, Anthony Anderson, Mark Rolston (aus "Aliens - Die Rückkehr" und "Profiler"), James Badge Dale (aus "24"). Eigentlich ein perfekter Cast. Nur einer konnte mich leider nicht ganz überzeugen, obwohl ich ihn sonst als Schauspieler sehr schätze: Matt Damon. Er spielt gut, ist aber meines Erachtens schlicht und ergreifend eine Fehlbesetzung für die Rolle. Da hätte ich mir beispielsweise Brad Pitt - der als Co-Produzent fungierte - besser vorstellen können. Technisch gibt es nichts zu bemängeln. Kameramann Michael Ballhaus hat einmal mehr hervorragende Bilder erschaffen, die Musik von "Herr der Ringe"-Komponist Howard Shore ist passend und die Choreographien der Schießereien und sonstigen Kämpfe sind tadellos und erreichen beinahe das Niveau eines Michael Mann.
Fazit: "Departed - Unter Feinden" ist ein guter, aber brutaler Action-Thriller mit herausragender Besetzung, der aber gerade im Vergleich zum Original "Infernal Affairs" zu viel will. Ich nehme an, daß Kinogänger, die das Original nicht kennen, wesentlich beeindruckter sein werden, da die Story wirklich bemerkenswert ist - was auch dadurch bestätigt wird, daß jeder, den ich kenne und der "Departed" ohne vorherige Kenntnis von "Infernal Affairs" gesehen hat, absolut begeistert davon war (bis auf einen, dem das Ende zu übertrieben war). Ebenso wie die allermeisten Kritiker übrigens. Von mir gibt es dagegen "nur" gute 8 Punkte. ("Infernal Affairs" erhielt übrigens 10)
Last edited by Ralf; 13/12/06 03:31 PM.
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ERAGON - DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER:
Die Geschichte ist klassisch: Junger Bursche (hier: Eragon) wächst am Arsch der Welt auf einer Farm auf, ehe ein geliebter Mensch stirbt und Eragon erfährt, daß er auserwählt ist (hier: als Drachenreiter, der als einziger das Böse besiegen kann). Er findet einen Mentor und macht sich auf den Weg, sein Schicksal zu erfüllen.
Tja. Die Struktur kommt einem sehr bekannt vor, nicht wahr? "Eragon" ist die Verfilmung eines weltweit erfolgreichen Fantasy-Romans des Teenagers Christopher Paolini. Dem Buch (mittlerweile gibt es auch einen Nachfolger) wird oft vorgeworfen, ein ziemliches Plagiat von "Herr der Ringe" und Co. zu sein. Nun, ich habe es nicht gelesen, aber der Film orientiert sich jedenfalls sehr eindeutig an Tolkiens Meisterwerk bzw. Peter Jacksons cineastischer Umsetzung des selbigen. In Paolinis Fantasywelt gibt es ganz klassisch Elfen (die wohl einzige im Film wird von Sienna Guillory verkörpert, die zwar hübsch, aber nicht wirklich elbisch aussieht), Zwerge (amüsanterweise einfach kleine, bärtige Männer ...), böse und gute Zauberer und eben die Drachenreiter, die einst von einem der ihren verraten wurden, der nun als dunkler König über die Welt herrscht (John Malkovich schafft es tatsächlich, sein gewohntes finsteres Charisma auszuspielen, obwohl seine Rolle kaum mehr als ein Cameo ist). Achja, und die Schergen der Bösen sehen ziemlich nach Orks aus, auch wenn sie anders heißen ...
Für Regisseur Stefen Fangmeier ist "Eragon" das Regiedebüt, bislang war er vor allem für die visuellen Effekte in Filmen wie "Lemony Snicket", "Master & Commander", "Jurassic Park" oder "Die Bourne Identität" zuständig. Folgerichtig sind auch in "Eragon" die visuellen Effekte, darunter Drachenlady Saphira, ein Highlight (wenngleich die eher unbefriedigende finale Schlacht das relativ geringe Budget des Films erahnen läßt), ebenso die oft wunderschönen Aufnahmen von Kameramann Hugh Johnson - allerdings sind einige Einstellungen beinahe 1:1 aus "Der Herr der Ringe" abgefilmt ... Die Musik von Patrick Doyle ist stimmungsvoll, wird aber gelegentlich etwas zu aufdringlich eingesetzt.
Damit ist also klar, daß der Film toll aussieht. Aber was steckt hinter der schönen Fassade? Leider nicht genügend. Die Geschichte ist klischeehaft (wenn auch durchaus unterhaltsam) und ist viel zu überhastet erzählt, dazu bleiben leider sämtliche Charaktere komplett oberflächlich. Kein Wunder, wenn man ein Buch von über 700 Seiten auf gerade mal 100 Minuten Film zusammenstaucht (man vergleiche das mit den "Herr der Ringe"-Filmen, bei denen Jackson aus jeweils etwa 400 Seiten 170 bis 200 Minuten pro Film machte und immer noch einiges weglassen mußte)! Den Schauspielern kann man da keinen großen Vorwurf machen: Newcomer Ed Speleers macht seine Sache als Drachenreiter Eragon in seinem allerersten Film sehr ordentlich (was nicht so einfach ist, da die Figur mitunter recht vorlaut und stur ist und somit nicht unbedingt als Identifikationsfigur taugt), Jeremy Irons spielt seine Rolle als Mentor Brom mit gewohnter Souveränität, Robert Carlyle gibt sich als dämonischer Hexer schön fies und Djimon Hounsou und Sienna Guillory sehen gut aus (nein, mehr haben sie wirklich nicht zu tun, was gerade beim unbestritten sehr guten Schauspieler Hounsou eine echte Verschwendung darstellt!). Und selbst an Nena als deutsche Stimme der telepathisch begabten Drachin Saphira gewöhnt man sich nach einer Weile (im Original wird sie von keiner geringeren als OSCAR-Gewinnerin Rachel Weisz gesprochen).
Unterm Strich ist "Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter" ein sehr schön anzusehender, aber leider auch sehr mittelmäßiger Fantasy-Film für die ganze Familie (die FSK12-Freigabe für dieses harmlose Werk halte ich übrigens für übertrieben, wenn man bedenkt, daß selbst "Der Herr der Ringe" in den Kinofassungen ab 12 freigegeben wurde ...), der unglaublich viel Potential durch die überhastete Erzählweise verschenkt. Bei kommerziellem Erfolg gilt eine Verfilmung des zweiten Buches als sicher - dann aber bitte mit etwas mehr Sorgfalt, denn allen Klischees zum Trotz bietet diese Fantasy-Welt mit Sicherheit genügend Raum für schöne Geschichten. 6 Punkte.
Und damit immer noch deutlich besser als "Narnia" oder gar "Dungeons & Dragons" ...
Last edited by Ralf; 15/12/06 03:08 PM.
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Offen gestanden war bei mir schon nach dem TV-Teaser und dem Anblick des blondgelockten Milchbubis als Hauptfigur der Ofen aus. Ist es denn absolut unmöglich, mal einen Schauspieler mit Charisma für sowas zu finden, oder ist der Held im Buch auch als Clerasil-Reklame für die Altersgruppe 10 - 16 angelegt ?
Vielleicht sehe ich mir den mal an, wenn er auf DVD erscheint, aber dafür wird sicher kein Geld oder Zeit im Kino verplempert.
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