Alrik, du solltest nicht alles glauben, was du im Internet liest! Folgendes ist beispielsweise so ziemlich das Schwachsinnigste, was ich je gelesen habe:

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Das Fazit ist sehr kurz : Mel Gibson hat alles, was ihm nicht passte, zusammengestrichen, um ein möglich blurünstiges Epos verfilmen zu können. Seiner Sichtweise nach waren die Spanischen Conquistadores diejenigen, die das Heil und die Errettung der Maya aus ihrer auf reine, seelenlose, blutige Brutalität ausgerichteten Religion darstellten.


Ich frage mich wirklich, wie voreingenommen gegen den Film man sein muß, um ihn dermaßen falsch zu interpretieren.
SPOILER-ALARM!!!
Gibsons Ansicht in "Apocalypto" ist ganz unzweideutig, daß die Spanier dieses einst so mächtige Reich nur deshalb erobern konnten, weil die Gesellschaft der Maya zu diesem Zeitpunkt sich bereits selbst mehr oder weniger zerstört hatte. Davon, daß die Spanier (die im Film sowieso nur einen Mini-Auftritt haben!) die Maya "erlösen" oder von ihrer blutrünstigen Religion befreien oder sonst irgendein Schmarrn, ist nicht einmal ansatzweise die Rede!
Zugegeben, das wortlose "Cameo" der Spanier kann man wohl verschieden interpretieren. Meiner Meinung nach ist die Art und Weise, wie Gibson ihr Auftauchen zeigt, jedoch alles andere als positiv (und erst recht die weise Entscheidung des Filmhelden, sich von ihnen fernzuhalten). "Unheilvoll" ist das Wort, das mir dazu sofort in den Sinn kam. Aber keinesfalls als Retter - ich bin wirklich erschüttert, wie man auf so eine abstruse Interpretation überhaupt kommen kann! Das wäre ja so, als würde man Werner Herzogs "Aguirre, der Zorn Gottes" als kriegsverherrlichend bezeichnen ...

Wie gesagt: Ich kenne mich mit dem Thema nicht wirklich aus, aber meines Wissens ist es Fakt, daß die Maya Menschen geopfert haben (schreibst du ja selbst) - und zwar nicht zu knapp. Daraus leitet "Apocalypto" in eindrucksvollen Bildern übrigens auch einen der Gründe für den Untergang der Maya ab - daß nämlich infolge der zahlreichen, unbestatteten Leichen der Menschenopfer Seuchen ausbrachen.
Da ist es auch vollkommen gleichgültig, ob das der historischen Realität entspricht oder nicht: Es ist einfach eine sinnvolle und zumindest nicht komplett unwahrscheinliche Metapher dafür, wie die Maya sich selbst zerstört haben. Denn Fakt ist jedenfalls auch, daß die Zivilisation der Maya schon vor dem Eintreffen der Spanier ziemlich heruntergekommen war ...
Außerdem handelt es sich schlicht und ergreifend um einen Spielfilm und nicht um eine Dokumentation: Ich bin mir sicher, daß auch "Ben Hur" kein perfektes Abbild der Römer-Zeit gezeigt hat.

Aber es wird ja noch schlimmer:

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Mel Gibson tut sich da also wieder als christlicher Fundamentalist hervor, mit einer offensichtlichen Lust an Blut und an Zerstörung.

Eine Schande (aber vielleicht nicht unerwartet), daß in den USA der Film zum Kassenschlager geworden ist.

Eine Gute Gelegenheit, das Christentum wieder einmal über alles Andere, Fremdartige zu stellen.


Du schaffst es wirklich sehr selten, mich wütend zu machen, Alrik. Eigentlich kann ich mich gar nicht erinnern, daß es schon einmal vorgekommen wäre. Aber durch solche beinahe schon vor Haß triefenden Tiraden offenbarst du leider angelesene Vorurteile, die dir alles andere als gut zu Gesicht stehen (und dabei bin ich selbst bekanntlich ein scharfer Kritiker der christlichen Kirchen!). Vor allem angesichts der Tatsache, daß du somit auch anhand eines Filmes, den du nicht einmal gesehen hast, einen Menschen (der sicherlich kein Heiliger ist, das weiß jeder) verurteilst.

Und nur mal so nebenbei: Ja, "Apocalypto" ist ziemlich brutal. Aber dabei weit weniger blutig als z.B. Gibsons OSCAR-gekrönter "Braveheart" und viele andere Filme der heutigen Zeit, die dabei noch nicht einmal einen guten Grund für ihre Gewalttätigkeit haben (wohingegen Menschenopfer nun einmal erwiesenermaßen eher selten ein Kinderspiel sind - vor allem für die Opfer).

So, jetzt brauche ich aber dringend eine Flasche Baldrian, oder zwei ...