Da nächsten Sonntag bereits die OSCAR-Verleihung stattfindet und ich immer versuche, möglichst viele der nominierten Filme vorher zu sehen, drohen euch in dieser Woche einige Rezensionen. Denn am Donnerstag starten mit "Letters from Iwo Jima", "Pan´s Labyrinth" und "Tagebuch eines Skandals" gleich drei mehrfach nominierte Filme und einige muß ich auch noch nachholen. Mann, wird das stressig ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Den Auftakt macht:

BLOOD DIAMOND:

Regisseur Edward Zwick hat bereits mit Filmen wie "Glory" oder "Last Samurai" bewiesen, wie meisterhaft er es versteht, Gesellschaftskritik in massentaugliche Abenteuer-Epen zu integrieren. Das gelingt ihm auch mit seinem neuesten Werk "Blood Diamond" über (man hätte es ahnen können) Blutdiamanten und Kindersoldaten in Afrika.

Sierra Leone, vor der Jahrtausendwende: Danny Archer (für den OSCAR nominiert: Leonardo DiCaprio) bezeichnet sich selbst als Glücksritter, ist aber vornehmlich Diamantenschmuggler. Er sorgt dafür, daß die in den Diamantenminen von Sierra Leone durch von Rebellen versklavte Bauern, Fischer etc. gewonnene Diamanten über die Grenze nach Liberia (oder war´s Libyen? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/think.gif" alt="" />) geschmuggelt werden, von wo aus sie problemlos zu den großen Diamanten-Handels-Unternehmen in Europa oder in den USA versandt werden können (da diese Unternehmen sich selbst verpflichtet haben, keine Diamanten aus Konfliktgebieten zu kaufen, was deren Nachbarländer aber natürlich nicht betrifft ...).
Eines Tages erfährt er durch Zufall in einem Gefängnis in der Hauptstadt Freetown, daß ein Fischer namens Solomon Vandy (ebenfalls für den OSCAR nominiert: Djimon Hounsou) bei den Minen einen besonders großen Diamanten gefunden hat und ihn vor den Rebellen verstecken konnte, ehe diese von Regierungstruppen besiegt wurden.
Danny befreit Solomon und bietet ihm an, bei der Suche nach seiner Familie zu helfen - als Bezahlung fordert er, daß Solomon ihn zu dem versteckten Edelstein führt, mit dessen Hilfe Danny endlich Afrika verlassen will. Für ihr Vorhaben brauchen sie die Hilfe der engagierten US-Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly), aber natürlich läuft nicht so wie geplant ...

"Blood Diamond" ist in erster Linie ein Abenteuerfilm, der seine heiklen Themen nicht einfach nur für seine Story ausnutzt, sondern sehr ernsthaft behandelt. Danny Archer ist kein strahlender Held, mitunter ist sein Verhalten sogar regelrecht abstoßend. Trotzdem hält man als Zuschauer zu ihm, weil er in einer kaputten, perversen Welt wenigstens ein bißchen festen Halt gibt. Im Grunde genommen dient die Journalistin Maddy als Identifikationsfigur des Publikums: sie ist Ausländerin, will sich engagieren, gegen den Krieg und den Terror in Afrika kämpfen - muß aber letztlich einsehen, daß sie alleine nichts ausrichten kann.
Regisseur Ed Zwick hat für seine Geschichte grandiose Bilder geschaffen, die aber auch immer wieder gnadenlos offenbaren, was in Teilen Afrikas auch heute noch vor den Augen der Weltöffentlichkeit passiert (ein extremes Beispiel: Kindern in einem Dorf werden von den Rebellen die Hände abgehackt, damit sie nicht wählen können ...).
Das gleiche gilt übrigens für die gelungenen Dialoge und überhaupt den gesamten Handlungsverlauf - was übrigens gar dazu führte, daß sich die Diamanten-Industrie zu einer öffentlichen PR-Kampagne veranlaßt sah, in der sie die Konsumenten zu überzeugen versuchte, daß sie alles gegen den Handel mit Blutdiamanten tut (tatsächlich ist die Situation in den vergangenen zehn Jahren laut Experten deutlich besser geworden, das soll hier nicht verschwiegen werden. Aber "besser" ist eben noch lange nicht "gut" ...).

Die Darsteller verkörpern ihre (zumindest größtenteils) vielschichten Charaktere hervorragend, vor allem DiCaprio und Hounsou sind wahrlich OSCAR-würdig, aber auch Connelly, Michael Sheen ("Die Queen") und Ex-"Mumie" Arnold Vosloo wissen zu überzeugen. Ebenso wie die Musik von James Newton Howard (und der auch textlich sehr gelungene "Abspann-Song" von Rapper Nas).

Fazit: "Blood Diamond" ist großes, spannendes, actiongeladenes und aufrüttelndes Kino mit gesellschaftlicher Relevanz. Die steht zwar nicht so stark im Vordergrund wie beispielsweise beim hervorragenden "Hotel Ruanda", erreicht dank der spektakulären Inszenierung dafür aber wesentlich mehr Zuschauer - und bringt vielleicht wenigstens einige von ihnen zum Nachdenken, die sich einen Film wie "Hotel Ruanda" gar nicht erst anschauen würden ...
9 Punkte.