Punkt 1) fand ich im Kino auch zunächst seltsam, aber <span class='standouttext'>Spoiler : </span><span class='spoiler'>Ofelia ist ein Kind und handelt auch in anderen Szenen nicht rein nach Erwachsenenlogik. Sie befindet sich in einer Welt jenseits der normalen Realität, in der das Obst durchaus übernatürliche Anziehungskraft auf sie ausüben kann (ich gehe zum Beispiel nicht davon aus, dass das Bankett gerade erst aufgetischt wurde - die Speisen dürften genau wie der Feenfresser schon lange dort ruhen und sind wohl aufgrund irgendeiner "magischen" Wirkung nicht längst zerfallen). Außerdem passt Ofelias Verhalten in dieser Situation ganz gut zur dritten Prüfung (und einem Grundthema des Films): Beide Male gehorcht sie nicht blindlings. Die Konsequenzen dürfte sie in beiden Fällen nicht so richtig abgeschätzt haben. Im Nachhinein sehe ich in dieser Szene keine Schwäche des Films.</span>

Und zu Mercedes: <span class='standouttext'>Spoiler : </span><span class='spoiler'>Genau wie Ofelia in der Szene oben befindet sie sich in einer psychischen Ausnahmesituation, in der Menschen erwiesenermaßen oft nicht vernünftig handeln. Außerdem dürfte es mit ihrem Gemüsemesser unmöglich sein, jemanden zu erstechen - dazu ist die Klinge zu schwach und zu kurz. Falls Mercedes wirklich schon Schweine abgestochen hat, dann bestimmt nicht damit. Sie könnte dem Hauptmann die Kehle aufschneiden, aber wenn sie noch klar genug denkt, um darauf zu kommen, fällt ihr vielleicht auch ein, dass sie sich dabei wahrscheinlich stark mit Blut besudeln würde und dann bestimmt nicht mehr unbehelligt wegkäme. Dass sie kräftig genug wäre, um Vidal bewusstlos zu schlagen, glaube ich nicht. Und was meine Freundin angemerkt hat: Im katholischen Spanien der 1940er Jahre wird es trotz des Bürgerkriegs sicher auch einige Menschen gegeben haben, die das biblische Gebot, nicht zu töten, sehr ernst genommen haben. Dass Mercedes hier besonders unlogisch handelt, finde ich eigentlich nicht. Es ist eine Sache, sich gegen eine bevorstehende Folterung zur Wehr zu setzen, aber eine ganz andere, jemanden zu töten oder einen (in dieser Situation weitgehend) Wehrlosen weiter ernsthaft zu verletzen.</span>