Heute wieder mal ein Doppelpack:

THE GOOD GERMAN:
Berlin, unmittelbar nach Kriegsende 1945: Der amerikanische Journalist Jake Geismer (George Clooney) ist eben angekommen, um über die Potsdamer Konferenz zu berichten. Doch das ist nur ein Vorwand, eigentlich will Geismer seine Geliebte Lena (Cate Blanchett) finden, die vor dem Krieg in Berlin für ihn gearbeitet hat. Und tatsächlich trifft Jake früher als erwartet auf Lena, die zufälligerweise nun die Freundin seines vom US-Militär gestellten Fahrers Tully (Tobey Maguire) ist. Zufällig scheinen zudem sowohl Amis wie auch Sowjets hinter Lenas angeblich totem Mann Emil (Christian Oliver), einem Mathematiker, herzusein. Ein bißchen viele Zufälle, findet Jake, und macht sich daran, die ganze verworrene Situation langsam zu entwirren ...

Steven Soderbergh, als Regisseur Grenzgänger zwischen Mega-Blockbustern ("Ocean´s Eleven", "Erin Brockovich"), OSCAR-Material ("Traffic", "Out of Sight") und anspruchsvollen Independent-Filmen ("Sex, Lügen und Video", "Kafka", "Solaris", "Bubble") wollte mal etwas ganz Neues versuchen: Eine Hommage an die Abenteuer-Filme und Thriller der 40er Jahre, die auch wirklich so aussieht, als wäre sie damals gedreht worden!
Und alles in allem ist ihm dieses gewagte Vorhaben gelungen. Zwar sind die Bilder - gerade im Vergleich zu den gelegentlich eingefügten Archivbildern des zerstörten Berlin - ein wenig zu scharf, um mindestens 60 Jahre alt zu wirken (das hat Clint Eastwood in seinem "Iwo Jima"-Doppel besser hinbekommen), aber das wird dadurch weitgehend kompensiert, daß Soderbergh tatsächlich mit Gerätschaften aus dem Jahr 1945 gedreht hat (inklusive der damaligen Kameralinsen, wodurch es immer wieder authentische "Unreinheiten" wie Kratzer u.ä. in den Bildern gibt). Auch die Darsteller (neben den genannten Hauptdarstellern unter anderem Beau Bridges, Tony Curran und Leland Orser) müssen dafür gelobt werden, daß sie das übertriebene Spiel der damaligen Zeit hervorragend nachahmen - George Clooney spielt beispielsweise den typischen Humphrey Bogart-Charakter (obwohl er dafür eigentlich zu gutaussehend ist), Cate Blanchett wirkt wie Marlene Dietrich.
Ganz besonders gelungen ist Thomas Newmans für den OSCAR nominierter Soundtrack, der sich in der Tat kaum von der Musik unterscheiden läßt, mit der damals Star-Komponisten wie Max Steiner, Bernard Herrmann oder Franz Waxman "Casablanca", "Der Malteser Falke", "Citizen Kane" und Co. unterlegten. Top!

Bliebe noch die Handlung, die von etlichen Rezensenten kritisiert wurde. Zugegeben, die Story wird ziemlich gemächlich erzählt und ist nicht bahnbrechend neu, aber meiner Meinung nach doch genau passend für diese Art Film und sowohl spannend als auch glaubwürdig inszeniert.
Man darf eben nie vergessen, daß "The Good German" ganz eindeutig eine Hommage mit unzähligen Filmzitaten ist und nicht unbedingt ein komplett eigenständiger Film.
Gerade Kenner von "Casablanca" und "Der dritte Mann" werden unter Garantie vieles wiedererkennen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Somit ist "The Good German" das gelungene Experiment, im Jahr 2006 einen Film aus den 40er-Jahren zu drehen. Ein gelungenes Experiment, aber kein massentaugliches. Um das nochmal ganz klar zu sagen: "The Good German" ist ein Werk für Filmliebhaber, die die Qualitäten des Schaffens während der "Goldenen Zeiten" in Hollywood schätzen und verehren.
"Normale" Zuschauer ohne große Vorliebe für alte Filme dürften es dagegen schwer haben, sich mit dem Uralt-Look, der langsamen Erzählweise und dem überstilisierten Schauspiel anzufreunden. Falls es ihnen aber doch gelingt, könnte ihnen das die Tür zu einer Unzahl wunderbarer, aber heute oftmals vergessener, Film-Meiserwerke öffnen ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
8 Punkte.

SMOKIN´ ACES:
Las Vegas-Entertainer Buddy "Aces" Israel (Jeremy Piven) soll für das FBI als Kronzeuge gegen den Mafia-Paten Primo Sparazza (Joseph Ruskin) aussagen. Um das zu verhindern, wird ein Kopfgeld von einer Million US-Dollar auf Israel ausgesetzt, das naturgemäß eine ganze Reihe schräger und vor allem gefährlicher Gestalten anlockt, die an das Geld kommen wollen: Von einem Neonazi-Brüder-Trio über zwei junge schwarze Auftragskillerinnen (darunter Sängerin Alicia Keys in ihrem Schauspiel-Debüt) bis zu einem begnadeten Verwandlungskünslter (Tommy Flanagan) ist alles vertreten. Das FBI unter Führung zweier Agenten (Ray Liotta und Ryan Reynolds) soll Israel vor ihnen beschützen. Schließlich kommt es zum blutigen Showdown im Penthouse des Luxus-Hotels, in dem Israel sich versteckt hält ...

"Smokin´ Aces" ist eine Action-Komödie, die allzu sehr versucht, den Tarantino-Style nachzuahmen. Das geht gerade bei den zahlreichen Versuchen, Tarantinos schräge Dialoge (á la "Royale with Cheese" aus "Pulp Fiction") zu kopieren, meistens schief. Hier sind die Dialoge zwar auch schräg, aber alles andere als kultig. Das gleiche gilt für diverse Geschmacklosigkeiten, die immer wieder mal eingestreut werden und nur selten wenigstens zum Schmunzeln verleiten ...
Überhaupt ist die erste Filmhälfte erschreckend langweilig. Man sieht der überraschend namhaften Darstellerriege (neben den Genannten u.a. Andy Garcia und Ben Affleck) beim Agieren zu und fragt sich, wann es endlich richtig losgeht.
Es dauert zwar ganz schön lange, aber dann geht es wirklich los und das versöhnt wenigstens ein bißchen für das lange Warten: Der sehr ausführliche Showdown im Hotel ist rasant inszeniert, teilweise ziemlich spektakulär choreographiert, sehr bleihaltig und mit überraschenden Wendungen. Komplett unlogisch und unglaubwürdig zwar, aber spaßig! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Das wäre dann also auch ein schöner Abschluß, aber leider begeht Regisseur Joe Carnahan ("Narc") den Fehler, nicht mit dem Showdown aufzuhören. Stattdessen wird im Anschluß (vergeblich) versucht, durch langatmige Erklärungen der sowieso ziemlich vorhersehbaren Story einen tieferen Sinn zu verleihen. Überflüssig und ärgerlich!

"Smokin´ Aces" fängt also schwach an, steigert sich irgendwann rasant, nur um zum Ende hin wieder stark abzufallen. Der Film hätte auf jeden Fall das Potential gehabt, zumindest eine sehr unterhaltsame Action-Komödie zu werden. Stattdessen wurde daraus ein nur vorübergehend überzeugendes Machwerk, das lediglich dank der gut aufgelegten Darsteller, des sehr guten Soundtracks und der nett anzusehenden Shootouts kein totaler Reinfall ist. Das reicht gerade so eben für gnädige 5,5 Punkte.

Last edited by Ralf; 05/03/07 04:32 PM.