Obwohl ich mich sehr f�r Filme begeistern kann, gehe ich selten ins Kino. Das liegt einerseits daran, da� ich einerseits immer sehr kritisch betrachte, was da zum Teil auf der Leinwand geboten wird und ich mich frage, ob das Erlebte das Eintrittsgeld wert war. Andererseits verpasse ich meistens die gemeinsamen Kinobesuche in meinem Freundeskreis, gehe aber nicht gerne alleine ins Kino, weil das f�r mich immer wie ein Eingest�ndnis des sozialen Scheitern wirkt. Der letzte Film war der f�r mich entt�uschende "Silent Hill".

Vorgestern hatte ich jedoch das Vergn�gen, mit einer bew�hrten Kino-Truppe unterwegs zu sein, die sich ganz im Gegensatz zu mir st�ndig die neuesten Streifen anguckt. Es gibt sogar ein eigenes Blog mit Kinorezensionen. Da jemand anders kurzfristig abgesagt hatte, konnte ich die Karten �bernehmen. Oft handelt es sich um ein selbstgemachtes "Double Feature", d.h. man geht direkt in zwei Filme, ohne da� diese miteinander etwas zu tun h�tten.

Der erste Film war 300 und der Anla�, in diesem Forum eine Rezension zu schreiben. Die Filmtrailer sahen sahen in doppeltem Sinne gewaltig aus. Hatte ich mir vorher noch Sorgen gemacht, ob ich einen solchen Film genie�en kann, erwies sich das schon nach wenigen Minuten als v�llig unn�tig. Ich habe mich schon lange nicht mehr so dar�ber gefreut, einen Film im Kino zu erleben (vielleicht war "K�nigreich der Himmel" das letzte Mal).

Die Geschichte ist vielen sicherlich aus der Schule bekannt und ohnehin recht schnell erz�hlt: Xerxes, Herrscher der Perser, m�chte seinen Machtbereich ausdehnen und verlangt von den Spartanern, sich unter seine Vorherrschaft zu begeben. Was wie Tagesgesch�ft f�r die Perser erscheint, ist f�r die eigensinnigen Spartaner jedoch eine Sache um Leben und Tod. Da sich das kleine Volk nicht beugen will, r�ckt ein riesiges Heer an, um zu zeigen, da� Widerstand zwecklos ist. Die 300 Spartaner f�gen den Persern jedoch an einer strategisch g�nstigen Stelle eine peinliche Niederlage zu - zun�chst...

Die Schlacht bei den Thermopylen und die Lebensweise der Spartaner geh�ren zur Allgemeinbildung. Von daher bietet die Handlung keinerlei �berraschungsmomente. Das braucht es jedoch auch nicht, denn es dreht sich nicht um den ja bekannten Ausgang der Schlacht, sondern wie der Kampf in Szene gesetzt wurde.

Die Hintergr�nde sind sehr malerisch, ohne da� deren K�nstlichkeit negativ auff�llt. Die m�nnlichen Darsteller laufen alle mit nacktem, gut durchtrainierten Oberk�rper herum, was auch erkl�rt, warum sich Frauen f�r diesen Film interessieren k�nnten. Ansonsten werden vor allem Elemente geboten, die traditionell M�nner ansprechen: Kampfszenen mit der ganzen Palette der Poserei, einige markige Einzeiler, Pseudophilosophie �ber den Kampf als aufrechte Lebensweise, laute und stumpfe Kriegsschreie eines ganzen Heeres, gelegentlich entbl��te weibliche Br�ste und zwischendurch sogar ein paar harte Rockgitarren. Der ganze Film k�nnte eigentlich als Power-Metal-Video durchgehen.

Warum hat mir dieses von den Zutaten doch recht einfache Kampfspektakel dennoch so gut gefallen? Es liegt vor allem daran, da� der Film nicht wie viele andere Werke der letzten Jahre mit geschichtlichem Hintergrund den Anspruch erhebt, historisch korrekt zu sein und es so darzustellen, "wie es sich wirklich zugetragen hat". Denn mal ehrlich, hier versagen alle derartigen Filme, weil wirkliche Geschichte und reale Pers�nlichkeiten sowieso nach Belieben umgebogen werden, um f�r Spannungsb�gen von Kinofilmen zu taugen, die die Anspr�che eines Massenmarktes befriedigen sollen. Echte R�stungen, echte Kampfkunst, echte Lebensweise, echte Wertvorstellungen der dargestellten Zeit bekommt man sowieso nie in einem gro�en Streifen zu sehen. "300" ist kein pseudorealistischer Film in der Tradition von "Troja".

Umgekehrt bleibt doch trotz der Actionlastigkeit ein deutlicher Unterschied zu Streifen wie z.B. "Blade". Was in anderen Filmen (tod)ernst gemeint ist und praktisch immer unertr�glich �berzogen wirkt, wird hier doch mit ein wenig Augenzwinkern pr�sentiert. Zu keinem Zeitpunkt hat man den Eindruck, die Filmemacher w�rden tats�chlich erwarten, da� man all das Gepose hinnimmt, ohne zwischendurch zu lachen. Gerade diese bewu�te Distanz macht den Film ertr�glich. Die Figuren sind denn auch so angelegt, da� man sie anhand weniger Eigenschaften und Einstellungen charakterisieren kann. Wie reale Menschen mit vielen Facetten kommt niemand her�ber, es bleibt bei Personen, deren jeweilige Rolle klar festgelegt ist.

"300" ist absichtlich so wenig realistisch und so deutlich als Kunstwerk erkennbar gehalten, da� auch nie der Verdacht aufkommt, hier w�rde ein moralischer Bezug zur heutigen Zeit dargestellt. Es soll einfach diese Geschichte aus dem alten Griechenland erz�hlt werden. Allen gutmenschlichen Bedenken wegen angeblicher Nazi-strenge-Auslese-sowie-Durchhalte-und-Opfer-Ideologie oder gar verkappter Anti-Iran-Propaganda kann man schlicht und einfach entgegenhalten: Leute, es ist eine Comic-Verfilmung!

Die �berfl�ssige Aufregung wurde gut parodiert von Andy Borowitz: "Iranischer Pr�sident erkl�rt Sparta den Krieg" (auf Englisch).

Zwei der Darsteller f�r die 300 Krieger erkennt man leicht wieder: David Wenham ist als Faramir in der "Herr der Ringe"-Trilogie im Ged�chtnis geblieben und den Blick von Vincent Regan kennt man schon von einem Anf�hrer der Myrmidonen in "Troja".

Ich bewerte offenbar deutlich strenger als Ralf, aber "300" hat 8 von 10 Punkten verdient. So viel bekommen vielleicht 1-2 Filme im Jahr von mir.

Nach diesem grandiosen Werk h�tte ich mir den zweiten Film besser sparen sollen. Man trinkt schlie�lich nach einem guten Glas Wein auch kein warmes Dosenbier.

Aber ich hatte wenig Lust, noch etwa zwei Stunden woanders zu verbringen und auf die anderen zu warten, so da� ich dann doch in "The Hills Have Eyes II" gegangen bin. Eine Fortsetzung, deren ersten Teil ich nicht kenne, sowie ein Genre, dem ich in der Regel nichts abgewinnen kann - das h�tte mich warnen m�ssen. Aber ich glaube ja immer wieder an angenehme �berraschungen, was wohl die falsche Einstellung bei einem Horrorfilm ist. Den Charakteren in solchen Streifen tut es ja ebenfalls nicht gut, sich ohne l�nger nachzudenken auf unbekanntes Terrain zu begeben...

Zugegeben, ich bin kein Experte f�r das Genre. Wenn ich jedoch alles abziehe, was ich schon aus anderen derartigen Filmen gesehen habe, bleibt unter dem Strich praktisch nichts �brig.

Eine Gruppe junger Soldaten verbockt einen �bungseinsatz gr�ndlichst und kommt kurz darauf in ein Lager im ber�chtigten "Sektor 16", in dem fr�her Atomtests durchgef�hrt wurden. R�tselhafterweise sind alle Bewohner des Lagers verschwunden und so bricht die Truppe in die Berge auf, um eine Rettungsaktion zu starten. Ab dann geht das �bliche Gemetzel nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip los.

Da� die Soldaten nur Frischfleisch darstellen, versteht man sofort in beiderlei Hinsicht: Nat�rlich steht von Anfang an fest, wo die Soldaten - im wahrsten Sinne des Wortes - teilweise landen. Wenn jemand nach der H�lfte seiner Zeit im Spezialtraining immer noch mit seinem Vorgesetzten �ber denn Sinn von Befehlen diskutiert, seine Waffe so schnell es geht ab- und aus den Augen legt und bei der erstbesten Gelegenheit den Helm abnimmt, kann man nur schreien ob soviel Dummheit.

Wie es eine Gruppe von tumben Mutierten schafft, sich mit ausgekl�gelten Methoden immer wieder an die Menschen heranzuschleichen und sie langsam aber sicher zu dezimieren, will einem sowieso nicht in den Kopf gehen. Da� sich dabei die geistig Gesch�digten deutlich schlauer verhalten als die eigentlich Gesunden, ist dann schon in hohem Ma�e besorgniserregend.

Das "�berraschungsmoment" besteht oft darin, da� die Kamera wild um das n�chste Opfer herumf�hrt, so da� man von so einer Perspektive nat�rlich keine Chance hat, die Gefahr rechtzeitig zu sehen. Die vielen verwackelten Szenen w�rde ich ohne Training mit einer Kamera nach einer halben Flasche billigen Schnapses hinbekommen. Als zus�tzlicher Schockeffekt im Kino wird mit ohrensch�digender Lautst�rke bei pl�tzlichen Horrorszenen immer jener Akkord gespielt, der in zig anderen Filmen auf die gleiche Weise verwendet wurde und dessen Komponist sich bestimmt bereits vor Jahrzehnten zu Ruhe setzen konnte ob all der Tantiemen.

Wie sich all das Fleisch ohne K�hlkammer mitten in der W�ste halten kann, wieso einer der Mutierten offensichtlich zum Guten mutiert ist und was aus ihm am Ende des Filmes wird, daf�r darf man offenbar von einem Horrorfilm keine Erkl�rung erwarten. Da scheinbar dem modernen Kinopublikum detailliertes Abschlachten inklusive Angst- und Todesschreie der Opfer nicht mehr gen�gt, mu�ten noch mehrere Vergewaltigungsszenen her, die zu dem abscheulichsten geh�ren, was ich je auf einer Kinoleinwand gesehen habe.

Als w�re das an Stumpfsinn und Ekel nicht schon genug, erf�llte sich auch noch meine Prophezeihung, da� sich bereits nach dem ersten Sichten der Charaktere klar vorhersagen l��t, wer am Ende des Films noch lebt. Es ist mir fast schon peinlich, das �berhaupt zu verschleiern: <span class='standouttext'>Spoiler : </span><span class='spoiler'>Nat�rlich schaffen es der Anti-Kriegssoldat und die junge Mutter. �berraschend war nur das �berleben der zweiten Soldatin.</span>

Ich war mehrmals w�hrend des Films versucht, in diesem Schund eine Botschaft zu suchen, etwa "Kein Krieg ist auch keine L�sung". Eine andere Deutung w�re: "Wenn Du Soldat bist und Du Dich auf einen Afghanistaneinsatz vorbereitest, denke dran: Deine Gegner sind keine Menschen und haben daher auch keine Gnade verdient." Um �berhaupt eine solche fragw�rdige Moral unterschwellig zu transportieren, ist der Film einfach zu stumpf.

"The Hills Have Eyes II" bekommt von mir 0 von 10 Punkten. Es handelt sich um einen Film, der frei von s�mtlicher Handlung oder Spannung ist. Meine horrorfilmerfahrenen Freunde waren zumindest leicht entt�uscht von dieser Fortsetzung und bezeichneten sie als "Standardkost". Ich m�chte gar nicht daran denken, was dann das "Fast Food" dieses Genres ausmacht.

Vielleicht war es aber dennoch die richtige Entscheidung, nicht au�erhalb des Kinos zu warten. Als wir nach drau�en gingen, sahen wir f�nf Polizeiwagen (Anzahl steigend) und eine Menge Polizisten, die in der Gegend aussschw�rmten. Dann erlebe ich doch lieber einen geschmacklosen Film als ein echtes Verbrechen.


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