DER HIMMEL ÜBER BERLIN:
Zum 20-jährigen Jubiläum kommt Wim Wenders´ poetisches Meisterwerk in digital überarbeiteter Form wieder in die deutschen Kinos. Eine einmalige Gelegenheit, einen der besten deutschen Filme aller Zeiten (ich würde nur noch Fritz Langs "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" in die gleiche Kategorie stecken; wobei ich allerdings deutsche Klassiker wie "Metropolis" oder "Nosferatu" noch nicht gesehen habe) auf der großen Leinwand zu bewundern. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Ich habe vor einiger Zeit schon mal im "TV-Tips"-Topic von diesem Film geschwärmt, dennoch gibt es jetzt noch eine "richtige" Rezension. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander) sind waschechte Engel. Sie wachen über das Berlin kurz vor der Wende, beobachten die Menschen, deren Gedanken sie hören können und sind stets auf der Suche nach kleinen, aber bemerkenswerten, ungewöhnlichen Dingen und menschlichen Verhaltensweisen. Doch Damiel ist das Beobachten nicht mehr genug. Er möchte selbst Mensch werden, möchte nicht mehr nur Zusehen, sondern selbst handeln, möchte lieben und geliebt werden, möchte die alltäglichsten Dinge tun. Nicht ganz unbeteiligt daran ist die französische Zirkus-Artistin Marion (Solveig Dommartin), auf die Damiel aufmerksam geworden ist und die ihn regelrecht bezaubert hat ...
Die Handlung von "Der Himmel über Berlin" ist bestenfalls rudimentär zu nennen. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um die Stadt Berlin und die Menschen, deren Gedankenwelten der (politisch durchaus umstrittene) berühmte österreichische Schriftsteller Peter Handke in unglaublich poetische Worte und Satzfetzen gekleidet hat. "Der Himmel über Berlin" ist weniger ein Film als ein Gedicht.
Man sieht die Engel durch das geteilte Berlin streifen (im Grunde genommen handelt es sich beinahe um ein Road-Movie <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />) und hört den teils banalen, teils amüsanten, teils erstaunlich tiefschürfenden inneren Monologen der Berliner zu und genießt die wundervollen Bilder und die hervorragende Musik (samt einem Konzertauftritt von Nick Cave & The Bad Seeds!).
Und natürlich die Schauspieler. Bruno Ganz und Otto Sander waren selten so gut wie hier, die zu der Zeit fast 90-jährige deutsche Schauspiellegende Curt Bois fasziniert trotz ihrer Gebrechlichkeit (und soll am Set Otto Sander regelrecht in den Wahnsinn getrieben haben <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />), Peter Falk glänz selbstironisch als "Filmstar" und die wahrhaft engelsgleiche Solveig Dommartin - die erst vor wenigen Monaten mit nur 45 Jahren an einem Herzinfark verstarb <img src="/ubbthreads/images/graemlins/sad.gif" alt="" /> - hat beim ursprünglichen Kinorelease unter Garantie reihenweise Herzen gebrochen.
Den Unterschied zwischen der Welt der Engel und der der Menschen hat Wenders farblich hervorgehoben: Die Engel sehen alles nur in schwarz-weiß, die Menschen naturgemäß in Farbe. So ist das auch das erste, was Damiel nach seiner Menschwerdung bemerkt: Und mit welch kindlicher Begeisterung Bruno Ganz dieses erste Erleben von Farben spielt, ist geradezu hinreißend!
Kurzum: "Der Himmel über Berlin" ist ein absoluter Meilenstein der deutschen Kinogeschichte. Ein Film, der so wunderschön ist, daß man am liebsten einfach nur vor Freude heulen möchte. Was sollte es dafür anderes geben als volle 10 Punkte? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Interview mit Wim Wenders