Besser spät als nie:

SPIDER-MAN 3:

Wie schon bei den fröhlichen Piraten dürfte eine detaillierte Inhaltsangabe auch hier überflüssig sein: Spidey trifft diesmal gleich auf mehrere Kontrahenten: den Sandman (OSCAR-Nominee Thomas Haden Church), Venom (Topher Grace) und den New Goblin (James Franco), dazu kommt noch der "Kampf" gegen eine Art "Dunkles Ich", das Spideys Eigenschaften verstärkt, darunter auch etliche negative Eigenschaften ...

Und dieses Gegneraufkommen ist eindeutig zu viel des Guten! Die Geschichte mit Harry/New Goblin ist eine konsequente Weiterführung der beiden Vorgänger und der Sandman wäre ein hervorragender Hauptgegner in diesem Film gewesen, hätte man seiner durchaus vielschichtigen Hintergrundgeschichte mehr Platz gewidmet. Und die Sache mit dem "Dunklen Ich", die ich im Vorfeld eigentlich am nervigsten fand (immerhin gab es im zweiten Teil schon etwas ähnliches, wenn auch letztlich ins Gegenteil verkehrt mit den Selbstzweifeln und dem vorübergehenden Verlust seiner Superkräfte), erwies sich letztlich als unterhaltsamster der zahlreichen Handlungsstränge: Tobey Maguire als schlechte "Shaft"-Kopie ist einfach herrlich anzuschauen! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />

Mit diesen Zutaten hätte ein Film herauskommen können, der auf einem qualitativen Niveau mit den beiden Vorgängern gewesen wäre - aber die Hinzunahme von Venom (der Regisseur Sam Raimi von den Produzenten gegen seinen Willen aufgezwungen wurde <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />) macht vieles kaputt. Zwar muß ich sagen, daß mir Venom optisch mit Abstand am besten gefällt, aber seine Storyline ist geradezu lachhaft uninteressant und somit bleibt vor allem die Zeit im Gedächtnis, die man stattdessen den wesentlich besseren Handlungssträngen hätte widmen können und sollen! Zugegeben, der Showdown inklusive Venom ist schon ziemlich spektakulär, dennoch war es meiner Ansicht nach ein großer Fehler, Venom bereits in diesen Film einzubauen. Man hätte bis zu einem späteren Teil der Reihe warten sollen ...

Leider ist das jedoch nicht der einzige schwächelnde Handlungsstrang: Die Geschichte um Spidey/Peter Parker und seine Angebetete Mary Jane (Kirsten Dunst) dreht sich leider ziemlich im Kreise, ohne wirklich Neues zu bieten - abgesehen von der hübschen Laborpartnerin Peters an der Uni, Gwen (Bryce Dallas Howard), die theoretisch ein wenig Pfeffer in die Beziehung bringen sollte. Aber auch hier scheitert dieses Unterfangen letztlich an der zu geringen Zeit, die auf die Ausarbeitung der Storyline verwendet wird.
Da wundert es dann leider auch kaum noch, daß James Cromwell als weiterer namhafter Cast-Zugang eigentlich komplett überflüssig bleibt.

Erfreulich ist natürlich, daß (bis auf Alfred Molinas "Doc Ock") sämtliche Haupt- und Nebenfiguren der ersten beiden Filme wieder mit von der Partie sind und diesmal teilweise (J.K. Simmons, Bruce Campbell) sogar den Hauptfiguren ein wenig die Schau stehlen. Die Spezialeffekte sind beeindruckend und die Action-Sequenzen spektakulär - dennoch kommen sie IMHO nicht an die vergleichbaren Höhepunkte der Vorgänger (z.B. die U-Bahn-"Fahrt" im zweiten Teil) heran. Und auch der Humor bleibt abgesehen von einzelnen Sequenzen (wie der angesprochenen brüllkomischen "Shaft"-Hommage) ziemlich zahm.

Fazit: "Spider-Man 3" sollte größer, spektakulärer, besser werden als die Vorgänger! Er wurde überambitioniert, unorigineller, schlechter. Zwar macht auch das dritte Kino-Abenteuer von Peter Parker durchaus Laune, ist letztlich aber eben nicht mehr als ein ganz normaler Sommer-Blockbuster. Ganz anders als die ersten beiden Teile, die nicht nur tolle Sommer-Blockbuster, sondern auch noch richtig gute Filme waren.
6,5 Punkte.