Der versprochene Dreierpack:

STERBEN FÜR ANFÄNGER:

Eigentlich sollte es eine ganz normale Beerdigung des Vaters von Daniel (Matthew Macfadyen) und Robert (Rupert Graves) werden. Daß das ganze komplett aus dem Ruder läuft, dafür sorgen nervige Verwandte, versehentlich eingenommene Drogen, sexuelle Enthüllungen, eine Erpressung und ein weiterer Todesfall ...

Der neue Film von Komödien-Spezialist (und Yoda-Sprecher) Frank Oz ("In & Out", "Zwei hinreißend verdorbene Schurken", "Der dunkle Kristall") kann leider nicht komplett überzeugen. Zwar gibt es erwartungsgemäß jede Menge schwarzen britischen Humor und die Darsteller sind mit vollem Einsatz zugange (allen voran Alan Tudyk aus "Firefly", der statt einer Valium versehentlich einen selbstgemixten Drogencocktail zu sich nimmt und sich dann entsprechend verhält <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />), aber irgendwie springt der berühmte Funke nicht wirklich über.
Das meiste hat man schon mal in anderen britischen Komödien gesehen, die Verhaltensweisen der Charaktere sind meist zu vorhersehbar und außerdem braucht der Film rund eine halbe Stunde, um überhaupt richtig in Schwung zu kommen.
So ist das ganze wirklich nett anzusehen und neben häufigem Schmunzeln reicht es sogar zu ein paar echten Lachern, aber erst beim furiosen Finale kommt so richtig Laune auf. Zu spät, um ein echter Komödien-Hit zu sein!

Somit ist "Sterben für Anfänger" eine gut gemeinte und engagiert gespielte britische Komödie, die zwar unterhält, aber nicht an die großen Vorbilder des Genres herankommt. 7 Punkte.

Der deutsche Titel des Films (Original: "Death at a Funeral") zeugt übrigens nicht gerade von viel Phantasie. So hat es mich auch nicht sonderlich gewundert, als ich an der Kinokasse zunächst fälschlicherweise eine Karte für den Film "Schwedisch für Fortgeschrittene" erhielt (der im Original übrigens "Heartbreak Hotel" heißt) ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/rolleyes.gif" alt="" />

MOTEL:

Das Ehepaar David (Luke Wilson) und Amy Fox (Kate Beckinsale) ist durch den tragischen Tod des Sohnes traumatisiert und steht kurz vor der Scheidung. Umso nerviger, daß David bei der Heimfahrt von einer Familienfeier eine "Abkürzung" nimmt und sich dabei hoffnungslos in der Provinz verirrt. Als schließlich auch noch spätabends der Wagen den Geist aufgibt, bleibt nur, in einem heruntergekommenen Motel in der Nähe zu übernachten. Nachdem David und Amy sich noch eine Weile gegenseitig angezickt haben, macht David eine erschreckende Entdeckung in ihrem Zimmer: Er findet eine Videocassette, das sich als Snuff-Movie herausstellt und zeigt, wie Menschen IN DIESEM ZIMMER gefoltert und ermordet werden!
Sie wollen fliehen, doch es ist zu spät - die Mörder stehen bereits vor der Tür ...

Das mit Abstand schlechteste an diesem Film ist - erkennen wir da ein Muster? - sein deutscher Titel (Original: "Vacancy")! Sehr offensichtlich wollte der deutsche Verleih hier eine nicht vorhandene Verwandtschaft mit den "Hostel"-Folterorgien vorgaukeln. Was ist nicht verstehe ist: Warum zum Teufel?
Warum eine Ähnlichkeit zu zwei mäßig erfolgreichen und höchst umstrittenen Filmen konstruieren? Zudem: Wer doch darauf reinfallen sollte, wird von "Motel" wahrscheinlich enttäuscht sein, denn dieser Film lebt vor allem von Spannung und nicht von physischer Gewalt oder Ekelszenen. Andererseits lassen sich bestimmt viele Suspense-Fans von der vermeintlichen "Hostel"-Ähnlichkeit abschrecken und das ist sehr schade.
Denn "Motel" ist ein richtig guter Film geworden! Zugegeben, wie ja schon meine kurze Inhaltsangabe zeigt, gibt es kaum ein Fünkchen Originalität an dieser Story. Aber die hervorragende Umsetzung des ungarischen Regisseurs Nimród Antal ("Kontroll") ist es, die aus einer höchst durchschnittlichen und (wenig überraschend) nicht immer logischen Prämisse einen verdammt guten Horror-Thriller macht! Die Spannung ist allgegenwärtig, die musikalische Untermalung von Paul Haslinger ausgezeichnet, die für das Genre hochkarätigen Hauptdarsteller schaffen es, daß man mit ihren eigentlich nicht übermäßig sympathischen Figuren mitzittert und die gelegentlichen Action-Einschübe sind überzeugend inszeniert.
Dank der geringen Laufzeit von 80 Minuten hängt der Film auch nie durch, es gibt keinerlei Leerlauf (allerhöchstens vielleicht ganz zu Beginn). "Motel" bietet dem (nicht übermäßig auf Logik pochenden) Genre-Anhänger also wenig originelle, aber dafür ungemein spannende Unterhaltung und Nimród Antal zeigt in seinem Hollywood-Debüt, daß er selbst aus dem mittelmäßigsten Skript noch einen richtig guten Film machen kann. Gebt diesem Mann bessere Drehbücher (oder laßt ihn eigene verfassen, "Kontroll" hat er schließlich auch selbst geschrieben)! 9 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

DEATH PROOF - TODSICHER:

Gerne würde ich an dieser Stelle wie gewohnt eine kurze Inhaltsangabe machen - leider scheitert dieses Vorhaben am fehlenden Inhalt!
Vielleicht hilft folgende Zusammenfassung ein wenig weiter:
Wir sehen und hören einer Gruppe attraktiver Mädels zu, wie sie vornehmlich über Sex diskutieren. Dann kommt Kurt Russell und es gibt Action! Dann sehen und hören wir einer Gruppe attraktiver Mädels zu, wie sie vornehmlich über Sex, Autos und Filme diskutieren. Dann kommt Kurt Russell und es gibt jede Menge Action! Dann ist Schluß. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/cool.gif" alt="" />

In den USA war Quentin Tarantinos "Death Proof" der erste Film des "Grindhouse"-Double-Features, dessen zweiter Teil "Planet Terror" von Robert Rodriguez bei uns erst in zwei Monaten starten soll. Dieses Projekt (samt hochgelobten Fake-Trailern zwischen den beiden Filmen, die dem internationalen Publikum nun leider erst auf DVD präsentiert werden <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />) ist eine Hommage von Tarantino und Rodriguez an die B- und C-Movies der 70er, mit denen die beiden aufgewachsen sind. Und Tarantino nimmt die Sache wirklich ernst. Das beschränkt sich nicht nur auf die Non-Existenz einer echten Handlung oder auf die absoluten Badass-Charaktere. Nein, die Detailverliebtheit geht bis ins Technische hinein! So darf sich das geneigte Publikum über diverse Gimmicks amüsieren, darunter Kratzer auf dem Film, Tonsprünge und Anschlußfehler. Zwischendurch wird "Death Proof" sogar für ein paar Minuten zum Schwarz-Weiß-Film. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Aber auch abseits dieser Details (die den normalen Zuschauer eher irritieren als unterhalten <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />) macht "Death Proof" einfach Spaß!
Kurt Russell genießt seine Rolle als hartgesottener und ziemlich irrer Stuntman Mike sichtlich (und das Publikum darf sich am Ende sogar über einen kleinen Twist bezüglich seiner Rolle freuen) und die Frauenfraktion wurde mit gutaussehenden, aber auch talentierten jungen Schauspielerinnen besetzt: Rosario Dawson, Sydney Tamiia Poitier (die Tochter von OSCAR-Gewinner Sidney Poitier), Rose McGowan, Mary Elizabeth Winstead (auch noch mit "Stirb Langsam 4.0" in den deutschen Kinos) und Tracie Thoms (wesentlich sexier als sonst in der Krimi-Serie "Cold Case") machen ihre Sache allesamt sehr ordentlich. Aber um ehrlich zu sein: Große schauspielerische Klasse ist in diesem Film sowieso nicht gefragt und würde streng genommen sogar dem B-Movie-Prinzip widersprechen ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Ein besonderer Coup von Tarantino ist es jedoch, daß er Zoe Bell - die als Stuntfrau an den "Kill Bill"-Filmen beteiligt war - hier eine Hauptrolle als, na was wohl?, Stuntfrau gegeben hat, die sich von Stuntman Mike keineswegs alles gefallen lassen will. Schlauer Schachzug, denn so konnte Bell bei der langen Auto-Verfolgungsjagd im Showdown ihre eigenen Stunts machen ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Nett ist auch der Gastauftritt zweier Nebenfiguren aus "Kill Bill". <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

Insgesamt bietet "Death Proof" also genau das, was man bei Tarantino erwarten darf: Abgedrehte Dialoge (in der internationalen Version für meinen Geschmack sogar etwas zu sehr ausgewalzt - die US-"Grindhouse"-Version ist rund 20 Minuten kürzer) und furios inszenierte (Auto-)Action samt jeder Menge Anspielungen auf die Filmgeschichte. Da ist das Fehlen der Handlung fast schon wieder verschmerzbar, zumal es eben einfach zum Konzept gehört. 8 Punkte.

Aber wer weder mit Tarantino noch mit B-Movies etwas anfangen kann, sollte besser einen Bogen um "Death Proof" machen ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

P.S.: Am Freitag wird dann voraussichtlich meine erste Rezension des diesjährigen Fantasy Filmfests folgen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Last edited by Ralf; 01/08/07 10:36 AM.