DIE REGELN DER GEWALT:

Nach einem folgenreichen Autounfall hat die frühere Highschool-Sportskanone Chris Pratt (Joseph Gordon-Levitt) ernsthafte Probleme: Aufgrund schwerer Kopfverletzungen und tagelangem Koma hat er starke Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten und noch einiges mehr.
Chris arbeitet als Putzmann in einer abgelegenen Provinzbank und versucht im Traumazentrum, wieder lebensfähiger zu werden, während sein wohlhabender Vater (Bruce McGill) die laufenden Kosten übernimmt. Dazu zählt auch die Miete für die Wohnung, in der Chris mit seinem blinden Freund (im nicht-sexuellen Sinne) Lewis (Jeff Daniels) wohnt, den er im Traumazentrum kennengelernt hat. Eines Tages trifft Chris scheinbar zufällig Gary (Matthew Goode), einen Bekannten aus seiner Schulzeit. Sie freunden sich an, doch Gary hat Hintergedanken ...

"Die Regeln der Gewalt" ist das gelungene Regiedebüt des renommierten Drehbuch-Autors Scott Frank ("Minority Report", "Die Dolmetscherin") und eine auf den ersten Blick recht seltsam anmutende Mischung aus Filmen wie "The Score", "Fargo" oder "A History of Violence". Der Film widmet sich zunächst recht ausführlich Chris´ problematischer Lebenssituation und führt die Haupt- und Nebencharaktere gekonnt ein. In der zweiten Filmhälfte nimmt die Handlung - die nicht wirklich originell, aber zweckmäßig ist - zunehmend an Fahrt auf und es kommt sogar zu einigen hervorragend inszenierten Actionszenen.
Ein überzeugendes Schauspielerensemble bedankt sich für die gelungenen Charaktere, mit denen es arbeiten darf, wobei kurioserweise gerade die bekannteren Namen (Carla Gugino, Bruce McGill) am wenigsten Gelegenheit haben, ihr Können zu zeigen. Jeff Daniels zeigt allerdings eine starke Leistung als blinder Lewis. Unter den weniger bekannten Darstellern überzeugen vor allem Matthew Goode ("Match Point") als Gary, Greg Dunham in seinem Schauspieldebüt als wunderbar klischeehafter düsterer Killer, wie man ihn sich schöner nicht vorstellen kann, und Isla Fisher als bezaubernde Luvlee. Doch wie schon im Meisterwerk "Brick" ist es auch in "Die Regeln der Gewalt" Ex-Sitcom-Star Joseph Gordon-Levitt ("Hinterm Mond gleich links"), der den Film trägt. Wenn dieser Mann nicht in den nächsten zehn Jahren einen OSCAR bekommt, dann ist irgendetwas verdammt falsch gelaufen!
Wenn der Film in den US-Kinos nicht schon so früh im Jahr gelaufen wäre, hätte er vielleicht schon diesmal eine echte Chance ...

Wunderbar ist auch die Musik von Altmeister James Newton Howard ("Wyatt Earp", "Unbreakable", "Im Auftrag des Teufels") ausgefallen.

Fazit: "Die Regeln der Gewalt" ist ein gut durchdachtes Action-Drama mit leichtem Noir-Einschlag, das mehr auf vielschichtige Charaktere und sorgsame Inszenierung wert legt als auf eine einzigartige Story. Die tollen schauspielerischen Leistungen und die schöne Musik bringen den Film dann endgültig in hohe Bewertungs-Regionen: 8,5 Punkte!

Und bevor wieder jemand anfängt zu meckern <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />: Ich weiß, daß ich seit meinem "Rush Hour 3"-Verriß vor einigen Wochen nur hohe bis sehr hohe Wertungen vergeben habe, aber das liegt nur an der momentan außergewöhnlich hohen Anzahl interessanter Filme in den deutschen Kinos! Aus Zeitgründen muß ich mich so auf die absoluten Highlights konzentrieren und auf Werke verzichten, die ich normalerweise trotz nicht einhellig positiver oder gar nur mittelmäßiger Kritiken angeschaut hätte (z.B. "Die letzte Legion", "Salvador" oder "Ein mutiger Weg"). <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />