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Apropos Überwachungsstaat:
DAS BOURNE ULTIMATUM:
Der Agent ohne Erinnerung (wobei er mittlerweile immerhin gelegentliche, ihn allerdings eher verwirrende Flashbacks hat) Jason Bourne ist noch immer auf der Jagd nach den Verantwortlichen für sein Schicksal und für den Tod seiner Freundin Marie im zweiten Teil. Dabei trifft er auf alte Bekannte und neue Kontrahenten und durchquert mal wieder die halbe Welt ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Mit "Das Bourne Ultimatum" hat Regisseur Paul Greengrass nicht nur einen herausragenden Action-Thriller und einen perfekten Abschluß für die mit Sicherheit beste Trilogie des noch jungen Jahrtausends geschaffen, sondern auch einen überraschend deutlichen Kommentar zur derzeiten amerikanischen Politik im Speziellen sowie den weltweit unübersehbaren Tendenzen hin zum Orwell´schen Überwachungsstaat abgegeben. Während in der ersten beiden Teilen die Bösewichte im Grunde genommen "nur" schwarze Schafe innerhalb der CIA waren, ist es diesmal der von David Strathairn überzeugend gespielte CIA Deputy Director Noah Vosen, der voller Überzeugung und im Auftrag seiner Vorgesetzten handelt. Dabei beweist er stets und voller Überzeugung Linientreue zu den höchst fragwürdigen weltpolitischen Ansichten von Bush, Cheney und Co. Er hat nicht einmal Probleme damit, eigene Leute eliminieren zu lassen, die er für Verräter hält, weil sie die Machenschaften von ihm und seinen Vorgesetzten aufdecken wollen. Joan Allen als bereits in "Die Bourne Verschwörung" eingeführte Pamela Landy ist (neben Julia Stiles vielleicht, deren Nicky jedoch eher aus persönlichen Motiven handelt) Vosens Gegenstück und repräsentiert gewissermaßen die CIA, wie sie eigentlich sein sollte. So gesehen ist eine gewisse, von Elgi kritisierte Schwarz-Weiß-Malerei schon vorhanden, die aber bei genauerer Betrachtung doch einige Grautöne aufweist. Denn Vosen ist nunmal absolut überzeugt davon, daß er einer von den Guten ist und zum Besten seines Landes Bourne und nötigenfalls auch Landy beseitigen muß! Solche Charaktere wird es auch in der echten CIA zur Genüge geben ...
Zugegeben, die Story des Films ist relativ dünn und darunter leidet dann natürlich auch die Ausarbeitung der Charaktere etwas - allerdings ist "Das Bourne Ultimatum" dermaßen atemberaubend rasant in Szene gesetzt, daß ich über diese leichten Schwächen gerne hinwegsehe. Dazu trägt auch bei, daß die Charaktere trotz ihrer relativen Oberflächlichkeit markant und interessant genug sind, um das Publikum zum Mitfiebern mit ihrem Schicksal zu bewegen.
Sehr gut gefallen hat mir auch in dieser Hinsicht, daß Bourne diesmal nicht der unschlagbare Superagent ist, der (fast) alleine gegen den Rest der Welt steht und trotzdem immer einen Tick schlauer ist als seine Widersacher, die immerhin zumindest teilweise eine vergleichbare Ausbildung genossen. Diesmal gibt es mit Agent Desh Bouksani (Joey Ansah) einen ebenbürtigen Gegner und auch mit seinem Verfolger Paz (Edgar Ramirez) teilt Bourne einige schöne Szenen. Erfreulich ist weiterhin, daß der Film stets die Kontinuität seiner Vorgänger bewahrt und die Trilogie somit wirklich als eine Einheit dasteht. Auch wenn Marie diesmal logischerweise nicht dabei ist, ist sie doch stets in Bournes Handeln und Denken präsent und so ist auch die kurze, für das große Ganze eigentlich belanglose Szene mit Daniel Brühl als Maries Bruder sehr gelungen.
Wie angesprochen spielt auch der Überwachungsstaat eine große Rolle in "Das Bourne Ultimatum": Der hochspannende Beginn des Films mit dem stets überzeugenden Paddy Considine als unwissentlich komplett von der CIA überwachter Enthüllungsjournalist offenbart auf spektakuläre (wenn auch vielleicht etwas plakative) Art und Weise die Gefahren der totalen Überwachung. Und wenn so ganz nebenbei gezeigt wird, wie dieser Journalist nur aufgrund eines einzigen bei einem Handy-Telefonat mit seinem Chef geäußerten Begriffs zur Zielscheibe der CIA wird, dann läuft einem schon ein kalter Schauer über den Rücken. Denn so unrealistisch ist das alles leider schon lange nicht mehr ...
Neben diesen Stärken und wenigen Schwächen ist es aber natürlich vor allem die authentisch inszenierte Action, die im Zentrum des Films steht. Und hier wurde erneut erstklassige Arbeit geleistet. Die zahlreichen Verfolgungsjagden zu Fuß, Motoroller und Auto sind ebenso spektakulär in Szene gesetzt wie die harten, unbarmherzigen Kämpfe. Natürlich wird wieder exzessiv mit der zum Markenzeichen der Reihe gewordenen Wackelkamera gearbeitet, allerdings empfand ich das diesmal weniger störend als in "Die Bourne Verschwörung". Die Musik von John Powell ist genauso mitreißend wie in den Vorgängern, was aber zugegebenermaßen auch daran liegt, daß sie nur in Nuancen abgeändert wurde. Aber warum sollte man an einer tollen Komposition auch großartig herumpfuschen? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Und sogar im Abspann ist wieder eine Version von Mobys bereits in den ersten beiden Teilen verwendetem Song "Extreme Ways" zu hören. Wie gesagt: Kontinuität ist überall! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Fazit: Wie gesagt: Ein hervorragender Abschluß für eine hervorragende, wegweisende (siehe "Casino Royale") Action-Thriller-Trilogie. Nur aufgrund der diesmal etwas zu dünnen Story gibt es leichte Abzüge und damit immer noch sehr gute 9 Punkte! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Bleibt noch die derzeit vieldiskutierte Frage nach einer weiteren Fortsetzung. Denn angesichts des weltweiten überwältigenden Erfolgs von "Das Bourne Ultimatum" (die ersten beiden Teile liefen außerhalb Nordamerikas eher mittelmäßig) bei gleichzeitig großem Kritikerlob dürfte außer Frage stehen, daß die Produzenten diesen Goldesel weiterführen wollen. Nur: Wie? Matt Damon hat in letzter Zeit immer wieder betont, daß es sein letzter Bourne-Film gewesen sei. Er könne sich aber durchaus vorstellen, daß wie bei der Bond-Reihe ein anderer Schauspieler die Rolle übernimmt und die Reihe fortführt. Vor allem in Fankreisen wird auch gerne spekuliert, daß ein Nebencharakter der Trilogie ins Zentrum rücken könnte: Eventuell Julia Stiles, vielleicht sogar der unbekannte Edgar Ramirez, dessen Rolle als Paz immerhin der des Jason Bourne eindeutig am nächsten kommt?
Meine Meinung dazu ist eindeutig: Matt Damon IST Jason Bourne. Ich finde, daß die Reihe nur mit Damon in der Titelrolle funktionieren kann. Er steht für diesen Charakter, er hat ihn meines Erachtens eindeutiger geprägt als das beispielsweise Sean Connery mit James Bond getan hat! Sollte Damon sich tatsächlich nicht mal durch einen gewaltigen Gehaltsscheck überzeugen lassen, sollte man die Reihe lieber ruhen lassen - und hoffen, daß Damon in ein paar Jahren vielleicht doch wieder Lust bekommt (und dann auch die Regisseure/Produzenten Greengrass und Liman wieder mitmachen wollen, deren Fertigkeiten natürlich ebenfalls sehr stark zum Gelingen dieser Trilogie beigetragen haben) ... hat bei Bruce Willis und "Stirb Langsam" ja immerhin auch ganz gut geklappt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Last edited by Ralf; 01/10/07 03:34 PM.
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Joined: Mar 2003
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Denn Vosen ist nunmal absolut überzeugt davon, daß er einer von den Guten ist und zum Besten seines Landes Bourne und nötigenfalls auch Landy beseitigen muß! Solche Charaktere wird es auch in der echten CIA zur Genüge geben ... Tja, das ist dann halt leider Spekulation... und ich persönlich finde solche extremen Figuren mittlerweile eher langweilig, außer sie passen in den Film, der dann selbst ebenfalls extrem und übertrieben oder so etwas sein sollte. Aber in einem derart realistischen Film wie Bourne Ultimatum hat mich das arg gestört... zudem bin ich so naiv und denke, daß man auch und gerade beim CIA durchaus gesitteter handeln MUSS, um es zum stellvertretenden Chef zu bringen. Deswegen gab es bei mir deutlich mehr Abzüge dafür (und auch für die anderen Rollen). Und jetzt, wo du Joey Ansah aka Agent Desh erwähnst... die Rolle war zwar gut und die Szenen mit ihm ebenfalls. Aber dieser Gesichtsausdruck! Man hätte ihm auch gleich ein Schild umhängen können, auf dem "ACHTUNG! BÖSER BÖSEWICHT! ISST KLEINE KINDER UND SCHWÄNGERT KATZEN!" steht. Das war z.B. ebenfalls vollkommen unnötig und zugleich unrealistisch, denn ein Profi würde versuchen, NICHT aufzufallen. Desh hingegen fiel mit der Visage andauernd auf... auch dafür Abzüge. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Joined: Mar 2003
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Auch das empfand ich absolut nicht so. Desh ist ja wie früher Bourne auch nur Befehlsempfänger und offenbar kennt er auch Nicky zumindest flüchtig. Er macht seinen Job und ist damit absolut kein Bösewicht und für mich kam er auch nicht so rüber. Auch Bournes Reaktion nach dem Kampf mit ihm zeigt ja, daß er das genauso empfindet (das ist überhaupt ein durchgängiges Motiv des Films, von dem russischen Polizisten zu Beginn bis zur Begegnung mit Paz am Ende). Deshs Gesichtsausdruck fand ich auch nicht unbedingt "bösewichtig" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />, sondern einfach stoisch und ohne Gefühlsregung. Eben so, wie es Geheimagenten vermutlich beigebracht wird.
Da kann man wieder mal sehen, wie sehr das alles Interpretationssache ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
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Joined: Mar 2003
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RESIDENT EVIL: EXTINCTION:
Fünf Jahre nach den Ereignissen in "Resident Evil: Apocalypse" hat sich der T-Virus über die gesamte Erde ausgebreitet und neben dem Ende der Zivilisation auch zu einer ausgedehnten weltweiten Wüstenbildung geführt. Heldin Alice (Milla Jovovich) trifft auf einen Konvoi mit wenigen Überlebenden um Claire (Ali Larter) sowie zwei alte Bekannte aus dem vorigen Film: Carlos (Oded Fehr) und L.J. (Mike Epps). Verzweifelt wehren sie sich gegen die unzähligen Zombies und versuchen, genügend Nahrung und Benzin zu finden, um immer weiterzuziehen. Doch auch die Umbrella Corporation, die für das ganze Unheil verantwortlich ist, existiert noch immer und Dr. Isaacs (von Iain Glen als einer der klischeehaftesten Bösewichte der vergangenen Jahre gespielt ...) forscht nach einer Möglichkeit, die Zombies zu domestifizieren. Dazu braucht er allerdings sein früheres Testobjekt Alice ...
Regisseur Russell Mulcahy ("Highlander") hat sich offensichtlich von der Endzeit-Wüsten-Atmosphäre der "Mad Max"-Reihe (speziell dem zweiten Teil, soweit ich mich erinnern kann) inspirieren lassen und das Konzept funktioniert tatsächlich. Zumindest insofern, als "Resident Evil: Extinction" besser/unterhaltsamer geworden ist als der reichlich uninspirierte Vorgänger. Das liegt auch daran, daß es von den positiven Faktoren der Reihe diesmal wieder mehr gibt: Mehr Milla Jovovich (wenn auch leider meistens in recht unsexy Kleidung <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />), mehr Zombies, mehr (und erstaunlich blutige) Action. Die Story ist dagegen mindestens genauso lachhaft wie in den Vorgängern, aber alles andere wäre ja auch überraschend gewesen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/badsmile2.gif" alt="" />
Positiv mag immerhin vermerkt werden, daß der Film innerhalb der Trilogie mit Abstand am stärksten das typische Videospiel-Gefühl auf die Leinwand transportieren kann.
Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen: "Resident Evil: Extinction" ist sinnloses, aber recht unterhaltsames und ansehnliches Guilty-Pleasure-Entertainment für 90 Minuten. Das reicht ganz knapp für 6,5 Punkte.
Last edited by Ralf; 02/10/07 10:18 AM.
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Moment Ralf! Keine Jill Valentine? <img src="/ubbthreads/images/graemlins/puppyeyes.gif" alt="" />
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Joined: Mar 2003
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Nein. Zum Glück, die konnte ich im zweiten Teil nämlich nicht leiden! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> Sie wird übrigens nicht mal erwähnt, Erklärung für ihr Fehlen gibt es also keine.
Last edited by Ralf; 02/10/07 02:45 PM.
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old hand
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old hand
Joined: Jan 2007
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Ich bin kein Fan von Zombiefilmen, aber ich bin ein Fan von Robert Rodriguez.
Soll heißen:
PLANET TERROR
Macht praktisch alles gut, was man an einem Soft-Splatter/Gore Film gut machen kann. Die Musik ist passend. Die Charaktere passen auch und die Mischung Gewalt/Story/Sex ist auch mit Bedacht gewählt...
Mit ein wenig Bruce Willis wird das ganze zu
7/10 Punkten für den Zombiefilm Nr. XXXX
BananeBananeBananeTonBananeTonTonKuchen
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Joined: Mar 2003
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Soft-Splatter? Also, der Film ist schon ziemlich heftig/eklig geraten ... Meine Rezension gibt´s morgen, jetzt kommt erstmal
GELIEBTE JANE:
Die junge Pfarrerstochter Jane Austen (Anne Hathaway) ist eine ambitionierte Schriftstellerin und das ist im viktorianischen England - in dem eine Frau, die öffentlich Intelligenz zeigt, als unschicklich gilt - eine alles andere als problemlose Berufswahl. Eigentlich soll Jane ja den gut betuchten, aber reichlich langweiligen Mr. Wisley (Laurence Fox) ehelichen, doch als der arrogante, aber emotionale Tom Lefroy (James McAvoy) als Strafe für seine städtischen Ausschweifungen von seinem reichen Onkel aufs Land geschickt wird, sprühen sichtlich Funken zwischen Jane und Tom ...
"Geliebte Jane" erzählt die größtenteils fiktive Lebensgeschichte der berühmten Autorin Jane Austen ("Stolz und Vorurteil", "Sinn und Sinnlichkeit", "Emma"), gibt sich dabei aber leider sehr fantasielos. Die Handlung ist letztlich nur eine Variation von "Stolz und Vorurteil" - was an sich ja nicht so schlimm wäre, wenn nur nicht die letzte (sehr gelungene) Verfilmung dieses Romans keine zwei Jahre alt und damit noch gut im Gedächtnis wäre! So ergeben sich nach einem sehr spritzigen Beginn ständige Déjà-vu-Erlebnisse, sowohl was die Handlung als auch vor allem die Nebenfiguren betrifft, die sogar noch mit Schauspielern gleichen Kalibers wie in "Stolz und Vorurteil" besetzt sind! Dame Maggie Smith statt Dame Judi Dench, James Cromwell statt Donald Sutherland, Julie Walters statt Brenda Blethyn - das nimmt sich wahrlich nicht viel, wenngleich die schauspielerischen Leistungen dieser Hochkaräter natürlich tadellos sind. Nur wirken sie eben ... bekannt! Anne Hathaway ist eigentlich nicht unbedingt eine meiner Favoritinnen und meiner Meinung nach kommt sie nicht an Keira Knightley in "Stolz und Vorurteil" oder Kate Winslet in "Sinn und Sinnlichkeit" heran, macht ihre Sache aber insgesamt sehr ordentlich. James McAvoy, der zuletzt durch "Die Chroniken von Narnia", "Der letzte König von Schottland" und dem kommenden OSCAR-Favoriten "Abbitte" für Furore sorgte, spielt seine Rolle sehr überzeugend, obwohl deren vom Drehbuch vorgesehener Sinneswandel meiner Ansicht nach nicht vollends überzeugen kann.
Somit bleibt unter dem Strich eine nette, mitunter geistreiche romantische Komödie im typischen Austen-Stil - wer die bereits genannten Verfilmungen mochte, sollte sich auch mit "Geliebte Jane" gut unterhalten fühlen. Nicht mehr und nicht weniger. 7 Punkte.
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Joined: Mar 2003
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GRINDHOUSE - PLANET TERROR:
Die übliche Story: Virus verwandelt Menschen in hungrige Zombies und ein Häufchen Überlebender versucht zu fliehen. Nur: Diesmal ist es volle Absicht, daß die Handlung unoriginell, unlogisch und natürlich extrem dünn ist. Denn wir befinden uns im zweiten Teil des "Grindhouse"-Projekts von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez, ihrer Hommage an das Trash-Kino der 70er Jahre. Nachdem Tarantinos "Death Proof" überraschend dialoglastig ausfiel, liefert Rodriguez in "Planet Terror" das, was man vom Regisseur von "From dusk till dawn" erwarten darf: Blutige, teils ziemlich eklige Gewaltszenen, schräge Charaktere, prägnante Oneliner und jede Mengen schwarzen Humor. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Die Hauptrollen spielen in "Planet Terror" Rose McGowan (die auch in "Death Proof" zu sehen war) und Freddy Rodríguez (v.a. bekannt aus der Serie "Six Feet Under"), der erstaunlich cool und überzeugend die klassische badass-Rolle besetzt. In Nebenrollen sind zudem weitere Stars wie Bruce Willis, Michael Biehn, Quentin Tarantino, Josh Brolin, Stacy "Fergie" Ferguson oder Naveen Andrews zu bewundern. Dadurch, daß die beiden "Grindhouse"-Filme hierzulande nicht am Stück gezeigt wurden, sondern mit mehreren Wochen Unterschied, verlieren einige Kniffe der Regisseure wie Figuren, die in beiden Werken auftauchen, leider etwas an Reiz, dennoch darf sich der aufmerksame Zuschauer über jede Menge netter Anspielungen freuen. So darf beispielsweise Tom Savini nach seiner Rolle als "Sex Machine" in "From dusk till dawn" erneut einen schön blutigen Tod sterben, Michael Parks wärmt erneut seine Rolle als Sheriff Earl McGraw aus "Kill Bill" und "Death Proof" auf und einmal spielt eine Nebenfigur im Hintergrund mit dem Saxophon ein Leitmotiv aus "Sin City" an. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Weiterhin hat Rodriguez sogar noch mehr als Tarantino in "Death Proof" seinen Film auf alt getrimmt. Film- und Farbfehler sind sehr häufig und dann gibt es auch noch eine besonders fiese Überraschung für das (in meinem Fall dennoch sehr amüsiert reagierende) Publikum. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Fazit: "Planet Terror" funktioniert - als (im Gegensatz zu vielen anderen Genre-Vertretern) gewollt klassischer Trash-Zombie-Film. Crossover-Appeal beim Publikum dürfte allerdings kaum gegeben sein. 8 Punkte.
Nett: Nachdem der zwischenzeitliche Plan, die Fake-Trailer von Eli Roth, Rob Zombie und Edgar Wright (die in den USA zwischen den beiden Filmen gezeigt wurden) nach dem Abspann abzuspielen, leider gestrichen wurde, darf man sich wenigstens direkt vor dem Film über jenen herrlich selbstironisch an seine "El Mariachi"-Zeiten erinnernden Fake-Trailer freuen, den Rodriguez selbst inszeniert hat: "Machete", mit Danny Trejo in seiner aus den "Spy Kids"-Filmen bekannten Rolle und Cheech Marin als Padre Benicio del Toro (:D)) sowie Tito Larriva von der Band Tito & Tarantula. Und das Beste daran: Aus diesem Fake-Trailer soll nun tatsächlich ein (offenbar als Direct-to-Video geplanter) Film von Robert Rodriguez hervorgehen! Laut IMDB sind die Dreharbeiten bereits im Gange. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
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old hand
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old hand
Joined: Jan 2007
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Weiterhin hat Rodriguez sogar noch mehr als Tarantino in "Death Proof" seinen Film auf alt getrimmt. Film- und Farbfehler sind sehr häufig und dann gibt es auch noch eine besonders fiese Überraschung für das (in meinem Fall dennoch sehr amüsiert reagierende) Publikum. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Sehr gut gemacht... Sieht aus wie echt Nett: Nachdem der zwischenzeitliche Plan, die Fake-Trailer von Eli Roth, Rob Zombie und Edgar Wright (die in den USA zwischen den beiden Filmen gezeigt wurden)... Davon sind außer der "Machete" nur noch die "Werewolf Women of the SS" sehenswerte Trailer. Würde mich nicht wundern, wenn man das auf youtube schon sehen könnte
BananeBananeBananeTonBananeTonTonKuchen
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Joined: Mar 2003
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Ich warte auf die hoffentlich demnächst erscheinende "Grindhouse"-DVD. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
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old hand
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Joined: Jan 2007
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SICKO
Was kann man schon erwarten:
knapp 2Stunden Schicksale und [anti]Amerikanische-Tränendrüsenmaltretiermaschen... etc pp
Trotzdem teilweise lustig und interessant. Nicht zu vergessen das geniale "Finale"
<span class='standouttext'>Spoiler : </span><span class='spoiler'> "Which way to Guantanamo Bay?" </span>
Fazit: LANGWEILIG (ich weiß: Sehr pubertär) 5 von 10 Punkten (Das perfekte Diner...ähh... Der perfekte Film sieht für mich anders aus)
PS: Alle Rechtschreibfehler in diesem Text sind nur darin um sich vor Chuc Norris zu verstecken (Satzzeichen genauso)
BananeBananeBananeTonBananeTonTonKuchen
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Joined: Mar 2003
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Na, in dem Versteck wird´s aber mächtig eng ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/badsmile2.gif" alt="" />
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Joined: Mar 2003
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OPERATION: KINGDOM:
Als es in Saudi-Arabien zu einem horrenden Terroranschlag kommt, dessen Ziel amerikanische Ölarbeiter und ihre Familien sind, bricht ein vierköpfiges FBI-Team gegen den Willen der zuständigen Politiker in Washington auf, um den Hintermännern des Anschlags auf die Spur zu kommen. Von den Saudis werden sie zunächst sehr skeptisch empfangen, doch schließlich entwickelt sich eine recht gute Zusammenarbeit ...
Eines steht außer Frage: "Operation: Kingdom" ist ein hervorragend gemachter Action-Thriller (allerdings sei wieder mal vor der gelegentlich eingesetzten Wackel-Kamera gewarnt <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />). Wesentlich kontroverser wird von Kritikern und normalen Zuschauern diskutiert, inwiefern der Film den reellen politischen Hintergründen gerecht wird. Während manche ihm vorwerfen, dumpfe US-Propaganda zu sein, attestieren ihm andere, ein akkurates und objektives Bild der Wirklichkeit zu zeichnen.
Tatsächlich fällt nach der (im positiven Sinne) verstörenden Auftaktsequenz zunächst die ziemlich klischeehafte Rollenverteilung auf: Die US-Politiker zaudern, das saudische Militär foltert munter herum und im Mittelpunkt steht das heldenhafte FBI-Team: OSCAR-Gewinner Jamie Foxx ist der aufbrausende *badass*-Anführer (den es im realen FBI hoffentlich nicht gibt ...), OSCAR-Gewinner Chris Cooper der routinierte Haudegen, Jennifer Garner das obligatorische *eye candy* (nein, sehr viel mehr hat sie leider wirklich nicht zu tun) und Jason Bateman ("Arrested Development") der Witzbold. Dazu gibt es zwei gute Saudis, viele gesichtslose, böse Terroristen und eine Handvoll nervender Bürokraten.
Aber obwohl die Rollenverteilung so klischeehaft ist, funktioniert sie letztlich und zwar auch deshalb, weil Regisseur Peter Berg aus den vorhandenen Figuren noch das beste macht. Der größte Vorwurf, der "Operation: Kingdom" gemacht werden kann, ist der komplette Verzicht auf irgendwelche Hintergründe zu den Terroristen und ihren Absichten und Gründen - das hat beispielsweise "Syriana" (wenn auch zwangsläufig relativ oberflächlich) eindeutig besser hinbekommen!
Doch bei allen Analysen darf man eines nicht vergessen: "Operation: Kingdom" ist zuallererst ein Action-Thriller. Die politische Komponente liefert zwar den frustrierend bekannten realen Hintergrund der Handlung, sie ist und bleibt aber letztlich Beiwerk. Im Mittelpunkt steht eine klassische Gut-gegen-Böse-Story, die sehr gut in Szene gesetzt wurde und dabei doch (glücklicherweise) auf allzu aufdringliche banale Botschaften verzichtet.
Also: Nein, "Operation: Kingdom" ist sicherlich KEIN US-Propagandafilm, dafür geht er mit seinem Thema und seinen Figuren doch zu seriös um und verhehlt auch nicht die (zu Beginn zu beobachtende) Arroganz der Amerikaner gegenüber ihren saudischen Verbündeten - und alleine die außerordentlich gelungene Schlußszene zeigt, daß Regisseur Berg keineswegs ein willfähriger Bush-Anhänger/Kriegstreiber ist! Auf der anderen Seite ist "Operation: Kingdom" aber eben auch kein wirklich US-kritischer Film (obwohl es durchaus ein paar klitzekleine Ansätze in diese Richtung gibt) und kein Film, der näher auf die Hintergründe der aktuellen Weltlage eingeht.
"Operation: Kingdom" ist, und da wiederhole ich mich gerne, einfach nur ein sehr gelungener, emotionaler Action-Thriller in Hollywood-Qualität (übrigens von Michael Mann produziert und wenn man die Action-Sequenzen betrachtet, darf man ruhig davon ausgehen, daß er dem Regisseur auch ein wenig auf dem Set beigestanden hat). Und dafür gibt es von mir zufriedene 7,5 Punkte. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
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Joined: Mar 2003
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Auf der anderen Seite ist "Operation: Kingdom" aber eben auch kein wirklich US-kritischer Film (obwohl es durchaus ein paar klitzekleine Ansätze in diese Richtung gibt) und kein Film, der näher auf die Hintergründe der aktuellen Weltlage eingeht. Ich denke, viele Leute erwarten mittlerweile aber genau dieses - was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Klar, wenn ein Film überaus pro USA ist, nervt es... aber die Tatsache, daß ein Film nicht alkzusehr kritisiert, sondern einfach nur unterhält, kann man nicht als Vorwurf gelten lassen (nicht an dich gerichtet, Ralle). Insofern werde ich mir den Film hoffentlich bald anschauen. Neben dem bisher Gesagten sprechen 2 Gründe dafür: 1. Natürlich Jennifer Garner. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> 2. Ein Mann, der mal mit einer Kettensäge ein Bein amputiert hat, kann nichts Schlechtes auf die Beine stellen! (pun intended) <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Joined: Mar 2003
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aber die Tatsache, daß ein Film nicht alkzusehr kritisiert, sondern einfach nur unterhält, kann man nicht als Vorwurf gelten lassen (nicht an dich gerichtet, Ralle).
Von mir gibt´s dafür ja auch keinen Vorwurf. Obwohl ich politische und kritische Filme wie eben "Syriana" sehr mag, habe ich auch absolut nichts dagegen, mir ab und zu eher oder sogar komplett anspruchslose Hollywood-Schinken anzuschauen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Nur, eines ist auch klar: Wenn ein Filmemacher ausgerechnet DIESEN an der Realität orientierten Hintergrund für seine Story auswählt, dann braucht er sich auch nicht zu wundern, wenn er dafür kritisiert wird, nicht seriös genug damit umzugehen. Aber das ist ja zum Glück nicht unser Problem. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
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Joined: Apr 2005
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Was genau ist eigentlich an Jennifer Garner so toll?
Ich finde es (allgemein, nicht auf diesen Film bezogen, den ich nicht gesehen habe) ziemlich störend, wenn überflüssige Charaktere auftauchen, die als bloße Hingucker gedacht sind und nur rumstehen oder dumme Kommentare abgeben. Und meist spricht es nicht für schauspielerische Qualitäten, wenn jemand so eine Rolle überhaupt annimmt ...
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Joined: Mar 2003
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Naja, Ben Kingsley beispielsweise spielt in jeder Menge Schrott-Filmen mit, in denen er eigentlich nichts zu tun hat - weil er nunmal auch Geld verdienen muß und dafür erklärtermaßen in so ziemlich allem mitspielen würde (er war ja sogar schon in einem Boll-Film zu sehen ...). <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> Jeder, der nicht zu den absoluten Kassenmagneten gehört, muß das tun - selbst ein Al Pacino oder Robert DeNiro gelegentlich!
Und was konkret Jennifer Garner betrifft: Ich persönlich finde sie einfach unheimlich sympathisch. Natürlich ist sie auch hübsch (aber nicht herausragend) und eine gute Darstellerin (aber ebenfalls nicht herausragend) - das Entscheidende ist für mich jedoch eindeutig, daß sie so sympathisch ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Davon abgesehen wäre es mir natürlich auch recht gewesen, wenn sie in diesem Film mehr zu tun hätte - aber bei Action-Filmen kommen die Charaktere ja meistens zu kurz, insofern ist das nicht allzu verwunderlich.
Last edited by Ralf; 16/10/07 05:04 PM.
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Joined: Mar 2003
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Und was konkret Jennifer Garner betrifft: Ich persönlich finde sie einfach unheimlich sympathisch. Natürlich ist sie auch hübsch (aber nicht herausragend) und eine gute Darstellerin (aber ebenfalls nicht herausragend) - das Entscheidende ist für mich jedoch eindeutig, daß sie so sympathisch ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Ganz genau! Wenn man bedenkt, daß sie selbst im ZDF-Online-Interview nett und freundlich bleibt, muß man sie einfach mögen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Bei mir kommt zudem noch hinzu, daß ich erst vor kurzem mit Alias fertiggeworden bin und daher eine gewisse Nähe zu den Darstellern und insb. zur Hauptdarstellerin empfinde. Ohne Alias wäre das wohl nicht so der Fall.
Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
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Joined: Mar 2003
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DIE ERMORDUNG DES JESSE JAMES DURCH DEN FEIGLING ROBERT FORD:
Es gibt bereits Dutzende Filme über den wohl populärsten Outlaw der amerikanischen Geschichte - braucht es da wirklich unbedingt noch einen weiteren? Okay, er konzentriert sich im Gegensatz zu den meisten nicht sehr stark auf Jesse James selbst, sondern widmet auch seinen Mitstreitern fast ebensoviel Zeit. Allen voran Robert Ford. Aber hey, es gibt auch schon Filme, die die Geschichte komplett aus Fords Perspektive zeigen, beispielsweise das Regiedebüt von Samuel Fuller, "Ich erschoß Jesse James". Ist also ein weiterer Film, der auch noch ernsthafter Anwärter auf den längsten Filmtitel des Jahrzehnts ist, wirklich eine gute Idee?
Darauf gibt es eine klare Antwort: JA!
Es ist schon erstaunlich, wie es dem australische Regisseur Andrew Dominik, der mit dem außerhalb seiner Heimat weitgehend unbekannten "Chopper" (mit Eric Bana) aus dem Jahr 2000 nur einen anderen Film gedreht hat, gelingt, die Geschichte von Jesse James und Robert Ford in einer Art und Weise zu erzählen, die sich wohl von allen bisherigen Versuchen in der Filmgeschichte (ich habe natürlich auch nicht alle gesehen ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />) so deutlich abhebt.
Die Handlung beginnt hier mit dem letzten Überfall der James-Gang. Anschließend trennen sich die Mitglieder, um ihre Verfolger abzuschütteln. Jesse (in Venedig für die Rolle als Bester Darsteller geehrt: Brad Pitt) nimmt mit seiner Frau (in einer leider viel zu kleinen Rolle: Mary-Louise Parker) und den Kindern eine neue Identität an, der erst knapp 20-jährige Robert Ford (Casey Affleck) versteckt sich mit seinem älteren Bruder Charlie (Sam Rockwell) und einigen anderen auf der Farm seiner älteren Schwester (wo übrigens jeder Einzelne Miete zahlen muß <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />). Viel zu tun gibt es nicht, also wird vor allem geredet - was auch schon mal zu folgenschweren Streitigkeiten führt.
Im Zentrum des Films steht die Charakterisierung der beiden Titelfiguren: Brad Pitt spielt den "furchtlosen Outlaw" Jesse James als kränklichen, aber gnadenlosen Mann, der aufgrund des Wissens um seine von der Regierung angeheuerten Verfolger sowie des auf ihn ausgesetzten stattlichen Kopfgeldes von seiner Paranoia bis an die Schwelle des Wahnsinns getrieben wird. Das führt soweit, daß er sogar einen Freund hinterrücks erschießt, weil er überzeugt ist, daß der ihn anlügt. Weshalb oder worüber er lügt, interessiert Jesse dabei überhaupt nicht. Robert Ford auf der anderen Seite ist das Nesthäkchen seiner Familie und natürlich auch der James-Gang und wird daher pausenlos getriezt und ins Lächerliche gezogen. Er ist seit seiner Kindheit Fan von Jesse James und eifert ihm in jeder Beziehung nach. Von sich selbst sagt er, er fühle, daß er zu etwas Besonderem bestimmt sei. Doch obwohl Robert intelligenter ist als die meisten seiner Mitmenschen, erhält er einfach nie das, was ihm am allerwichtigsten ist: Respekt! Und diese Mißachtung durch Menschen, die er teilweise sogar als Vorbilder betrachtet, nagt unerbittlich an ihm.
Sowohl Pitt als auch Affleck (der demnächst auch noch im hochgelobten Regiedebüt seines großen Bruders Ben "Gone Baby Gone" in der Hauptrolle zu sehen und somit der unumstrittene Aufsteiger des Jahres ist) spiegeln die Facetten ihrer so ungleichen und doch ähnlichen Charaktere absolut glaubhaft wider. Überhaupt ist "Die Ermordung des Jesse James ..." vermutlich der Film mit dem herausragendsten Schauspielensemble des bisherigen Jahres: Neben Pitt und Affleck brilliert auch Sam Rockwell nach längerer Zeit mal wieder, der alte Haudegen Sam Shepard bringt Jesses älteren Bruder Frank James prima rüber und auch Jeremy Renner, Garret Dillahunt und Paul Schneider überzeugen als weitere Mitglieder James-Bande. Und als Sahnehäubchen hat Nick Cave (der gemeinsam mit Warren Ellis auch den Soundtrack komponiert und eingespielt hat) einen Gastauftritt in einem Saloon als Sänger der unvermeidlichen "Ballad of Jesse James", die übrigens auch Pate für den ungewöhnlichen Filmtitel stand ("It was Robert Ford, that dirty little coward; I wonder how he does feel, For he ate of Jesse's bread and he slept in Jesse's bed, Then laid poor Jesse in his grave."). Welch grandioser Einfall! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Neben den ausgefeilten Charakteren und den exzellenten schauspielerischen Darbietungen hat der Film aber natürlich noch viel mehr zu bieten: Der vielfach OSCAR-nominierte Kameramann Roger Deakins unterstreicht die melancholische Stimmung gleichermaßen mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen wie intimen Szenen der Filmfiguren, das ganze wird kongenial untermalt durch die sehnsüchtigen Klänge von Nick Cave und Warren Ellis. Dazu kommen wenige, aber schnörkellos inszenierte Action-Szenen, die im Kontrast mit der sonstigen Langsamkeit des Films umso stärker nachwirken. In dieser Mischung fällt mir nur ein Film ein, der mit "Die Ermordung des Jesse James ..." vergleichbar ist und auch in etwa das selbe qualitative Niveau erreicht: Robert Altmans berühmter Schneewestern "McCabe & Mrs. Miller".
Und dennoch ist der Film nicht perfekt geworden: Der Mittelteil des 160-Minuten-Epos zieht sich doch vorübergehend ziemlich in die Länge - es geschieht einfach zu wenig. Eine gewisse Straffung in diesem Bereich hätte dem Film sicherlich nicht geschadet, auch wenn darunter vor allem die Nebencharaktere gelitten hätten. Außerdem muß an dieser Stelle ausdrücklich betont werden - sollte das aus dem bisherigen Text noch nicht klargeworden sein -, daß "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" alles andere als ein typischer Western ist! Es gibt zwar ein paar (sehr gelungene und authentisch wirkende) Gewaltszenen und Schießereien, aber die Dialoge stehen zweifelsohne im Vordergrund. In diesem Sinne handelt es sich auch eigentlich gar nicht um einen Western, sondern um ein reinrassiges Charakterdrama und einen klassischen Arthouse-Film, der eben zufällig im Wilden Westen spielt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> So läßt sich auch gut erklären, warum die Zuschauer (vor allem) in den USA dem Film weitgehend fernblieben - mal ganz abgesehen davon, daß gerade in den Südstaaten viele einfach kein Interesse daran haben dürften, die filmische Demontage des Mannes mitzuerleben, der trotz seiner erwiesenen Brutalität und mindestens 17 kaltblütigen Morden vielerorts noch immer als amerikanischer Robin Hood verehrt wird ...
Von mir gibt es dagegen knappe 9 Punkte! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Last edited by Ralf; 29/10/07 02:51 PM.
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