Eigentlich wollte ich mir den Vampir-Horrorfilm "30 Days of Night" anschauen, aber da mal wieder die S-Bahn ausfiel, lief der bereits und ich mußte ausweichen auf

LISSI UND DER WILDE KAISER:

Der Yeti hat ein Problem. Nein, damit meine ich nicht mal, daß er entfernte Ähnlichkeit mit Kurt Beck hat. Sein Problem ist vielmehr, daß er dem Teufel und seinem Echo (gesprochen von Badesalz) für seine Lebensrettung versprechen mußte, ihm die schönste Frau der Welt zu bringen. Und wer könnte das anderes sein als: Lissi (Bully Herbig), Kaiserin von Österreich!
Flugs wird sie entführt, woraufhin sich der schockierte Kaiser Franz (Christian Tramitz) mit seinem treuen Feldmarschall (Rick Kavanian) und seiner fidelen Mutter (Lotte Ledl) prompt an die Verfolgung macht ...

Bullys erster Animationsfilm ist witzig. Die ersten knapp 30 Minuten glänzen sogar mit einer unfaßbaren Gagdichte (von denen die meisten prima funktionieren) und jeder Menge Details und Anspielungen im Bild-Hintergrund. Leider hängt der Mittelteil ziemlich durch, ehe es zum gelungenen Finale kommt (das aber nicht mehr so detailverliebt ist wie der Beginn). Die Animationsqualität kommt natürlich nicht an die mit wesentlich höherem Budget realisierten Pixar- oder Dreamworks-Filme heran, ist aber gerade für ein deutsches Projekt sehr überzeugend ausgefallen. Die Sprecher (Bully, Tramitz und Kavanian übernahmen erwartungsgemäß mehrere Sprechrollen) sind ausnahmslos sehr gut, auch wenn ich mir als Yeti ehrlich gesagt lieber Rick Kavanian als Waldemar Kobus gewünscht hätte.

Natürlich ist Bullys Humor nicht jedermanns Sache, wie man auch an den sehr widersprüchlichen Kritiken in Deutschland ablesen kann. "Lissi" setzt deutlich weniger als das "(T)Raumschiff" auf große Hollywood-Zitate (obwohl es schon ein paar davon gibt), sondern eher auf klassischen Slapstick á la Charlie Chaplin oder Buster Keaton. Manchmal wird es ein bißchen arg albern, aber insgesamt funktioniert das Rezept.

Insgesamt bietet "Lissi und der wilde Kaiser" gut 80 Minuten kurzweilige Unterhaltung für Bully-Fans. Daß es kein Realfilm ist (in einer recht langen und sehr amüsanten zusätzlichen Szene nach dem Abspann ist Bully aber doch noch "in echt" zu sehen <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />), hat zwar offensichtlich etliche Zuschauer gekostet, ist aber eigentlich kein Problem. Ich war selbst vor Filmstart lange skeptisch, ob ein Animationsfilm die gleiche Wirkung erzielen könnte wie Bully & Co. in ihren albernen Kostümierungen, aber diese Sorge war zum Glück umsonst.
7,5 Punkte.

Last edited by Ralf; 12/11/07 08:45 PM.