Kleine Doppelreview:

EASTERN PROMISES (TÖDLICHE VERSPRECHEN)

Erneut hat der lange Zeit unterschätzte, aber nicht zuletzt seit LOTR allseits bekannte Viggo Mortensen mit der Regie-Legende David Cronenberg einen Film gedreht - nach "History of Violence" vor 2 Jahren.

"History of Violence" war seinerzeit einer der besten Filme des Jahres und hat immer noch nichts von seiner unglaublichen Faszination verloren, selbst wenn man den Film zum wiederholten Mal anschaut.
So waren meine Erwartungen an "Eastern Promises" fast schon zu hoch.

Es handelt sich um einen Thriller minimalistischen Stils im russischen Milieu von London. In einem Krankenhaus stirbt eine blutjunge Russin bei der Geburt ihrer Tochter - die Krankenschwester Anna (gut gespielt von Naomi Watts) macht es sich zur Aufgabe, Angehörige der unbekannten Frau zu finden, damit das Baby nicht in ein Kinderheim kommt. Allerdings hat sie keine Hinweise auf diese - abgesehen von einem russischen Tagebuch und der Visitenkarte eines russischen Restaurants.
Da Annas ebenfalls russischer Onkel ihr nicht bei der Übersetzung des Tagebuches helfen will, geht sie zum besagten Restaurant und erhofft sich dort Hilfe. Der Besitzer des Restaurants ist Semyon (Armin Müller-Stahl), seines Zeichens Gourmet und heimlich einflussreicher Mafia-Boss. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Sein aufbrausender und dem Alkohol nicht abgeneigter Sohn Kirill (Vincent Cassel) ist ebenfalls in dem Restaurant anzutreffen wie der Chauffeur und Mann fürs Grobe, Nikolai (Viggo Mortensen).
Nun ja... mit der Zeit zeichnet sich ab, daß das Tagebuch Semyon und seinem Sohn gefährlich werden könnte - weswegen Anna selbst in Gefahr gerät. Das Ganze geschieht vor dem Hintergrund eines ausgewachsenen Streits der Restaurant-Familie mit anderen Teilen der Mafia.

Im Grunde genommen hätte ich die Story nicht mit derlei vielen Worten umschreiben müssen, denn sie ist recht einfach gehalten. An Wendungen gibt es nicht gerade viele und diese kann man recht schnell erraten. Spannend fand ich das Ganze auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll... es gibt da eine Szene in der Sauna, die allenthalben als grandios bezeichnet wird. Aber ich fand sie nicht ganz so berauschend. Gut und intensiv (es handelt sich um einen Kampf des nackten Viggo Mortensen mit zwei Typen), aber nicht revolutionär oder umwerfend.
Das trifft eigentlich auf den gesamten Film zu - Viggo Mortensen überzeugt wie fast immer auf der ganzen Linie, Naomi Watts gibt sich sichtlich Mühe und weiß zu gefallen. Vincent Cassel hingegen overacted für meinen Geschmack zu sehr und ist fast schon eine Fehlbesetzung. Und Armin Müller-Stahl... ein toller Schauspieler, aber warum muß ein Deutscher einen Russen spielen? Ich habe den Film im Original gesehen, und da denkt man eher, daß der Mann Deutscher und nicht Russe ist. Das ist sehr schade, da hätte ich einen anderen genommen. Zumal ich mir durchaus vorstellen kann, daß überhaupt das russisch Gesprochene bei Russen einen schlechten Eindruck hinterlassen wird... denn genau das trifft auf die paar Worte auf türkisch zu, die ebenfalls vorkommen. Klingt eher dahergestammelt. Solche Schwächen hätte ich von Cronenberg nicht erwartet.

Naja... was soll man noch mehr dazu sagen? Nicht gerade spannend, mit Teilfehlbesetzungen... dafür aber ungewohntes Setting, stilistisch sehr gelungene Darstellung der Szenerie, teilweise sehr guter, trockener Humor und Viggo Mortensens Leistung sorgen im Endeffekt dafür, daß ich 8 von 10 Punkten vergebe. Kommt mir zwar etwas zu hoch vor, aber naja. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />



MR. BROOKS

Bruce A. Evans wird eigentlich kaum jemandem irgendetwas sagen, mich eingeschlossen. Das hier ist erst sein 2. Film als Regisseur, aber immerhin hat er an Starman mit Jeff Bridges und Assassins mit Sly Stallone mitgewirkt.
In "Mr. Brooks" führte er Regie u.a. über Kevin Costner und William Hurt. Earl Brooks (Kevin Costner) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, fürsorglicher Vater, netter Ehemann - und süchtig nach Morden. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> Ja, Kevin Costner spielt einen Serienkiller... teilweise zumindest, denn Mr. Brooks hat ein Alter Ego, nämlich Marshall (William Hurt). Dieser treibt Brooks immer wieder zu morden - und die beiden sind so verdammt gut in dem Bereich, daß sie bisher ungeschoren davon kamen.
Nach dem ersten Mord im Film scheint es aber vorbei mit dem Glück, denn der Hobby-Fotograf Smith (Dane Cook) beobachtet Brooks dabei und macht verräterische Bilder. Statt aber zur Polizei zu gehen, schlägt er Mr. Brooks einen Deal vor: Dieser soll Smith mit auf seine nächste Mord-Tour nehmen.
Damit fangen die Verwicklungen für Earl und Marshall Brooks an... und sie werden nicht einfacher, als Brooks' Tochter auch noch in ein Verbrechen verwickelt zu werden scheint... und eine resolute Polizistin (Demi Moore) ihre lange Jagd nach Mr. Brooks weiter intensiviert.
Wie wird Earl es schaffen, mit Smith fertig zu werden, seine Doppelleben fortzuführen, seiner Tochter zu helfen und nicht der Polizei in die Hände zu fallen?

Ich gebe es gerne zu, ich bin ein Kevin-Costner-Fan. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" /> Wie schon gesagt finde ich sogar Waterworld oder Postman gut. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/tongue.gif" alt="" /> Und "Mr. Brooks" ist da keine Ausnahme, es sticht wegen Brooks' bösen Charakters sogar sehr positiv hervor. Die Story, mit Anleihen bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde, ist klein, aber wirklich fein, mit der einen oder anderen Überraschung. Die Musik ist hervorragend, die Kameraarbeit und vor allem das Spiel von Licht und Schatten sind sehr gelungen. Die Schauspieler sind alle bestens aufgelegt, vor allem Kevin Costner und William Hurt zuzuschauen, ist eine wahre Freude. Und Demi Moore macht ihre Sache auch ziemlich gut. Dane Cook ist etwas nervig, aber spielt seine nervöse Rolle dennoch überzeugend.

Alles in allem ein kleiner, fieser Thriller, der mir sehr gefallen hat. Vielleicht etwas subjektive 9 Punkte!


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"