Sehr schöner Fivepack, Elgi! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />

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Die erwähnte Beziehung zu Eli Sunday ist ebenfalls in der Tat relativ beliebig zu interpretieren... ich persönlich habe beim ersten Mal anschauen die Religionskritik, die oft und gerne zitiert wird, nicht so stark gesehen. Klar, auch der Priester Eli ist ein charismatischer Seelenfänger, der seinen Einfluß so gut es geht vergrößern will. Und auch die Rolle der gespielten Religiösität von Plainview, um sein Geschäft ausbauen zu können (übrigens eine der unglaublichsten Szenen überhaupt, in der Kirche, die Beichte und Taufe von Plainview!!!), ist vordergründig gesehen so interpretierbar, daß der Film hier die Parallelen zwischen Kapitalismus und Massenreligion kritisieren will. Aber die komplizierte Beziehung von Plainview zur Religion und vor allem das den Zuschauer geradezu zermalmende Ende lassen das in meinen Augen eher unwahrscheinlich werden. Ich bin mir allerdings auch noch nicht ganz sicher, wie ich das alles zu einer einheitlichen Interpretation zusammenfassen soll, und werde den Film noch einige Male anschauen müssen und auch wollen, um da zu einem Schluß zu kommen.


Ich denke, es ist sogar eine der großen Stärken von "There will be Blood", daß er jede Menge Interpretationen zuläßt. Und ich glaube auch, daß Anderson und Day-Lewis genau deshalb in sämtlichen Interviews eine auch nur ansatzweise über die Charaktere selbst hinausgehende (also speziell gesellschaftliche/politische) Interpretation zu verweigern scheinen.
Man kann in "There will be Blood" genau das sehen, was man will - man wird immer gute Argumente dafür finden. Und für das Gegenteil genauso!
Ich persönlich bin der Ansicht, daß "There will be Blood" weder sonderlich kapitalismus- noch religionskritisch ist.
Er schildert beides realistisch und - wie ich finde - durchaus objektiv, im Vordergrund stehen aber eindeutig die beiden Protagonisten mit ihren Stärken und Schwächen.
Gerade angesichts der Tatsache, daß die Romanvorlage von Upton Sinclair im Gegensatz dazu ein eindeutiges politisches Traktat ist (wie es auch Anderson auf der Berlinale gesagt hat) und davon kaum etwas im Film übriggeblieben ist, verstärkt meine Überzeugung nur noch.

Anderson hat einfach etwas gewagt, das sich Hollywood heute nur noch selten traut: Er vertraut auf die Intelligenz und das eigenständige Denken seines Publikums. Und dafür gebührt ihm aller Dank der Welt angesichts einer Filmbranche, die ansonsten dazu neigt, alles ganz genau zu erklären, damit nur ja kein Zuschauer verwirrt zurückbleiben könnte ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

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Oder wie er seinem Bruder Henry von dem einen Haus erzählt, das er unbedingt besitzen wollte... und - noch selbst ein Kind - Kinder haben wollte, die darin herumrennen.


Übrigens halten einige dieses Kapitel mit Daniels Bruder - gerade angesichts der Laufzeit von 160 Minuten - für verzichtbar. Meines Erachtens ist sie jedoch geradezu essentiell für die Ausgestaltung der Figur des Daniel Plainview!