Larian Banner: Baldur's Gate Patch 9
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Nunja, die Monate kehren schließlich auch regelmäßig wieder ... badsmile

Ralf #362757 10/05/09 07:34 PM
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delight

"Regelmäßige Monate" !!! delight

"Hast du die Tage ?"
"Nein, ich hab' die Monate !"



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Hab´ ich Euch eigentlich schonmal die eine Szene aus "Asterix und Obelix in der Schweiz"
erzählt... ...!?
badsmile

Kunar #363279 01/06/09 04:47 PM
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"Endlich erscheint wieder ein Thorwaler-Roman!" war mein erster Gedanke, als ich von Sieben Winde las. Ich kannte bereits Das letzte Lied von Gun-Britt Tödter, in dem einige der Hauptcharaktere Thorwaler sind, Roter Fluss von Daniela Knor, welches ein Kapitel gemeinsamer mittelreichisch-thorwalscher Geschichte im Orkland beleuchtet, sowie Hadmar von Wiesers Kurzgeschichte "Tronde geht feiern", erschienen im Band Von Menschen und Monstern, welches eine Episode aus Tronde Torbenssons Jugend erzählt. Wie würde sich das Buch von Matthias A. W. Ott im Vergleich dazu machen?

Schon das Titelbild - ein bärtiger Mann mit Laute blickt auf brennende Schiffe vor einem malerischen Sonnenuntergang - sprach mich an. Der Titel des Buches erinnerte mich sofort an das "Meer der Sieben Winde", auf dem die Thorwaler unterwegs sind. Auch der Klappentext weckte viel Vorfreude auf ein spannendes Buch, mit dem man in die Welt der Thorwaler eintauchen würde.

Man soll es kaum glauben, aber die Beschreibung auf dem Buchrücken gibt tatsächlich einen groben Einblick in die grobe Handlung zu Beginn des Buches. Auch das Titelbild kommt so im Roman vor, was selten genug der Fall. Darum geht's:

Asbahk Waskirsson stammt aus Thorwal, der Stadt der Freien. Thure Hjalmarson, ein geschätzter Skalde in Südthorwal, soll ihn in seinem Handwerk unterrichten. Ein wichtiger Teil der Ausbildung findet auf Thures Tor statt, einer Siedlung in der Nähe des Bodir. Je mehr Asbahk lernt, desto größer wird die Anzahl der Fragen und Geheimnisse, auf die er stößt. Ganz Thorwal scheint sich unwiederbringlich zu verändern, und er muss inmitten der Ereignisse versuchen, seinen Weg zu finden...

Die Geschichte wird aus Sicht eines Thorwal-Kenners geschildert. Der Anfang verläuft sehr schleppend, auch wenn vieles später wichtig wird. Ich habe das Buch unter anderem deswegen so langsam gelesen, weil es in einem unnötig komplizierten Schreibstil verfasst wurde, der nichts mit der Stimmung zu tun hat. Das passt auch nicht zu einem Erzähler, denn in mündlich geschilderten Geschichten müssen die Sätze einfach sein. In einer Thorwaler Erzählung würde außerdem eine Geschichte nicht mit Lücken und offenen Enden präsentiert. Der Roman ist ein Lehrbeispiel dafür, warum ein Buch eine einfache Sprache und einen Handlungsbogen benötigt.

Stattdessen erwarten den gespannten Leser zahlreiche Handlungssprünge. Auf einmal werden wichtige Entwicklungen verkürzt, die Handlungsgeschwindigkeit variiert. Die Erzählgeschwindigkeit folgt nicht der Handlung, welche oft episodenhaft vor sich hin plätschert. Dazu verfügt das Buch über kein richtiges Ende, keinen ordentlichen Spannungsbogen und keine echte Haupthandlung. Für eine ausgeschmückte Geschichte, so wie sie im Prolog angekündigt wird, ist das einfach unpassend.

Ich zähle mal alle Handlungsstränge auf, die im Nichts enden oder nicht erklärt werden. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte diesen Absatz überspringen und beim nächsten weiterlesen.

* Was war denn genau mit Sylvgard?
* Was wird aus Jandara?
* Welches Ziel verfolgt Hjalma der Skaldin? Wird sie wegen der Namensgebung doch den Tor erben?
* Was genau bedeutete die Prophezeihung? Wurde sie etwa im Verlaufe des Buches durch Asbahk erfüllt?
* Was ist passiert am Ende? Der Epilog klingt so, als sei Asbahk verstorben.
* Was genau hat es mit dem Schwert auf sich?
* Warum mag Thure keine Swafnirgeweihten? Es scheint mit Swafgrimnur Thungurson und seinem Vater zusammenzuhängen.

Zwei schön schwachsinnige Stellen, die zeigen, wie unrealistisch die Hauptfigur an den wichtigen Stellen wirkt:
* Hywel wurde vor zwanzig Jahren von einem Andergaster Druiden entführt und taucht plötzlich wieder auf. Was ist die erste Reaktion Asbahks? Etwa Zorn gegen den Druiden, der ein Sippenmitglied geraubt hat? Pläne, um nach Andergast zu ziehen und diesem Kindsräuber eine Lektion zu erteilen? Endlose Fragen, was Hywel denn alles erlebt hat? Tränenerstickte Erzählungen, wie Asbahk sich die Schuld am Verschwinden des Bruders gegeben hat und wie er dessen Stein in einem Schmuckstück aufgehoben hat? Aber nein! Ganz ruhig wird gesagt: Ah, das bist Du wieder. Lass und doch auf Abenteuerfahrt gehen.
* Immerhin bietet das Buch eine originelle Variante des alten "Ein Typ, zwei Frauen"-Problems: Er bekommt am Ende einfach keine von beiden ab! Zieht er etwa daraus die Lehre, dass man sich manchmal vielleicht entscheiden muss? Natürlich nicht! Was sind schon zwei attraktive Frauen für einen introvertierten Einzelgänger...


Als Leser fragt man sich zwangsläufig: "Worauf will der Autor hinaus?" Halb so viele durchlebte Ereignisse wären besser gewesen. Als sich zwischendurch tatsächlich noch so etwas wie ein Höhepunkt andeutete (die Handlungen rund um Sylvgard und Iskir), hätte man das zu diesem Zeitpunkt bereits gar nicht mehr erwartet.

Es ist deswegen zusätzlich schwer, die Geschichte zu lesen, weil die Charaktere etwas klischeehaft daherkommen und dazu einige ein Verhalten an den Tag legen, welches sehr unrealistisch (zwei Brüder untereinander) oder seltsam (der Hauptheld) erscheint. Der Protagonist ist zudem ein Einzelgänger, was so gar nicht nach Thorwal passen will. Schließlich ist dort der Zusammenhalt der Sippe sehr wichtig. Thure hingegen darf sich alles erlauben, ohne dass ihn jemals jemand zu einem Kampf herausfordert. Auch das erscheint sehr merkwürdig, wo die Thorwaler doch für ihre Rauflust selbst bei nichtigsten Anlässen bekannt sind.

Asbahk wird von verschiedenen Freunden im Buch aufgefordert, seine Laute zuende zu stimmen und zu spielen. Umso besser, dass der Titel des Romans nicht "Saitenspiel" geworden ist so wie ursprünglich angekündigt, denn Asbahk spielt kaum. Auch im übertragenden Sinne gilt der Ratschlag, denn Asbahk fällt es unglaublich schwer, sich für irgendetwas zu entscheiden. Am Anfang des Buches steht ein Platon-Zitat. Dem kann man Seneca entgegen halten: "Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig." Diese Lehre möchte man Asbahk nach Lektüre des Romans geben.

Asbahk erlebt Thorwalsche Geschichte als Zuschauer. Er bekommt zwar viel mit, spielt aber nie eine größere Rolle. Vielleicht sollte damit verhindert werden, dass sich das Buch allzu sehr in die offizielle aventurische Geschichtsschreibung einmischt. Dagegen spricht jedoch Thures Tor, ein Ort, der sonst nie erwähnt wurde und dennoch so wichtig ist. Er ist nicht einmal auf der neueren Thorwal-Karte eingezeichnet. Wie man erlebte Geschichte spannend schildern kann, zeigen Romane wie "Die Nebelgeister", "Roter Fluss" und "Der Tag des Zorns".

Leider gibt es zu dem eigentlichen Text keine der nützlichen Ergänzungen, wie man sie von anderen DSA-Romanen kennt. Besonders schmerzhaft macht sich das Fehlen eines Indizes am Ende bemerkbar. Bei den vielen Ereignissen, Personen und Orten, die vorkommen, hätte man sich das doch sehr gewünscht. Auch eine Liste der Thorwalschen Spezialbegriffe wäre sehr hilfreich gewesen. Zahlreiche dieser Wörter kommen im Text vor. Nicht jeder kann und will sich all die Spezialausdrücke für Magier, Geweihte usw. merken. Die Personenliste am Anfang ist zudem unvollständig. Zusätzliche Familienstammbäume hätten es leichter gemacht, die zahlreichen Verwandten von Asbahk und Thure richtig zuzuordnen. Auch eine grobe Thorwal-Karte hätte dem, der keine der beiden Thorwal-Spielhilfen besitzt, sehr bei der Orientierung geholfen.

Damit ist "Sieben Winde" nur für DSA-Kenner und Thorwal-Fans lesbar. Alle anderen kommen nicht zurecht. Das ist schade, denn das Buch bietet einen schönen Abriss der jüngeren Thorwalschen Geschichte. Das können jedoch nur die verstehen, die sie kennen. Damit stellt sich die Frage, für welche Zielgruppe der Roman geschrieben wurde. Um Neulingen Thorwal näher zu bringen, wird zu wenig erklärt und es fehlt eine Zeitleiste mit den wichtigsten Ereignissen. Thorwal-Experten ärgern sich besonders über die stilistischen und inhaltlichen Schwächen, die nicht die übliche Stimmung aufkommen lassen wollen. Einsteiger verstehen die Hintergründe nicht, Kenner benötigen hingegen keine langwierigen Erläuterungen im Text.

Dass praktisch nie genaue Datumsangaben vorkommen, sondern meistens nur Jahreszeiten und Ereignisse andeuten, wie die Handlung fortschreitet, macht es schwer, dem Verlauf der Jahre immer zu folgen. Genaue Zeitangaben wären eventuell unpassend für einen Thorwaler-Roman gewesen. Ich habe mir die Mühe gemacht, sämtliche Orts- und Zeitangaben zu überprüfen und im Wiki Aventurica unter Datierungshinweise einzutragen. (Das erklärt auch, warum ich solange für die Rezension gebraucht habe!) Praktisch alles läßt sich in eine korrekte zeitliche Abfolge bringen, so dass man die Handlung zwischen Hesinde 1000 BF und Boron 1026 BF einordnen kann.

Eine Thorwaler Erzählung ohne Abenteuer, ein Entwicklungsroman ohne Entwicklung - das muss einen unbefriedigt zurücklassen. Wer "Die Schicksalsklinge" gespielt hat, freut sich über die Reisen durch die bekannten Ortschaften. Das alleine macht aber noch keine gute Geschichte aus, schon gar nicht für ein breiteres Publikum.

"Sieben Winde" hätte der Thorwaler-Roman schlechthin werden können. So gehört das Buch nur zum Durchschnitt. Es handelt sich quasi um den Roman zur Spielhilfe "Unter dem Westwind": Wer die gelesen hat, versteht und kennt das meiste. Das Thema ist super, der Stil jedoch stark gewöhnungsbedürftig.

P.S.: Zum Vergleich seien die Rezension von [b]Ralf[/b] und - direkt darunter - die von [b]Schweige[/b] erwähnt. Selten konnte ich beiden so klar und in Details so übereinstimmend beipflichten. Einzige Ausnahme: Im Gegensatz zu Ralf hoffe ich, dass es keine Fortsetzung geben wird! Die wäre zwar mitunter interessant, weil dadurch offene Enden aufgelöst werden könnten. Es wäre aber keine Motivation für den Autor, ordentlich zu schreiben, wenn er zu diesem Buch auch noch eine Fortsetzung schreiben dürfte. Außerdem müsste man erst noch 20 Jahre warten, bis sich wieder entsprechend Thorwalsche Geschichte angesammelt hat. Ohnehin empfinde ich es als Beutelschneiderei, wenn ein Roman völlig unvollständig abschließt, damit man daraus noch eine Serie machen kann.


Ärger im Svellttal? Auf der Suche nach dem Salamanderstein? Dann hilft der Sternenschweif-Reiseführer von Kunar!
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Originally Posted by Kunar
Einzige Ausnahme: Im Gegensatz zu Ralf hoffe ich, dass es keine Fortsetzung geben wird! Die wäre zwar mitunter interessant, weil dadurch offene Enden aufgelöst werden könnten. Es wäre aber keine Motivation für den Autor, ordentlich zu schreiben, wenn er zu diesem Buch auch noch eine Fortsetzung schreiben dürfte.


Na, man kann ja aus Fehlern lernen, selbst aus groben. Das hat auch die DSA-Reihe schon bewiesen (siehe Alex Wichert). smile

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LÖWIN UND MANTIKOR von Jochen Hahn und Karsten Kaeb:

Gleich bei ihrem ersten offiziellen Auftrag als Botin ihres Volkes wird die junge Amazone Inja zum Ziel eines Überfalls, dem ihre Mentorin zum Opfer fällt. Auf der Suche nach den Hintermännern und den Gründen der feigen Tat tut Inja sich ausgerechnet mit der etwas älteren, Kor-gläubigen und kampferfahrenen Söldnerin Erethia zu einer unkonventionellen Zweckgesellschaft zusammen. Obwohl die beiden immer wieder aneinandergeraten, machen sie doch Fortschritte und kommen einer handfesten Verschwörung auf die Spur ...

"Löwin und Mantikor" zeichnet sich vor allem durch eine ungewöhnliche Detailtreue und große Authentizität aus. Das wird die Leserschaft sicherlich spalten, denn darob werden leider Spannung und Aktion ziemlich vernachlässigt. Es ist wohl einfach eine Geschmacksfrage: Ich persönlich bin kein Freund ausufernder Beschreibungen jeder Kleinigkeit, deshalb wurde ich beispielsweise auch nie mit den Büchern eines Karl May warm. Kritiker lieben eine solche Detailfülle in der Regel und offensichtlich gibt es auch viele Leser, denen das so geht, ich persönlich mag dagegen ein direkteres Vorgehen und fühle mich durch seitenlange Schilderungen vergleichsweise unwichtiger Details eher gelangweilt. So ging es mir mitunter auch bei "Löwin und Mantikor".

Der - offenbar bewußt gewählte - Ansatz größtmöglicher Authentizität geht nämlich einher mit einem nur selten wirklich spannenden Handlungsverlauf samt betont unspektakulärer Auflösung. Das ist auf der einen Seite wie gesagt lobenswert, weil es sehr glaubwürdig und realistisch wirkt - auf der anderen Seite aber eben nicht wirklich aufregend. Die Beziehung zwischen den beiden ungleichen Protagonistinnen stellt wohl das eigentliche Zentrum des Buches dar und ist alles in allem unterhaltsam erzählt, teilweise sogar richtig witzig.

Dennoch wurde ich das Gefühl nie los, daß dieses mit 280 Seiten für einen DSA-Roman sehr kurze Buch nicht mehr und nicht weniger als eine sehr ausführliche Einleitung für die *richtigen* Abenteuer der interessanten Charaktere ist. Zumal man zu Beginn auch auf Erethias schillernde Söldnerkumpane trifft, deren Erlebnisse ich ehrlich gesagt viel lieber verfolgen würde als das vorliegende Mini-Abenteuer. Potential für Fortsetzungen ist also jede Menge vorhanden und das Ende deutet auch darauf hin, daß die Autoren das ähnlich sehen. wink

Als für sich alleine stehendes Buch ist "Löwin und Mantikor" jedoch ziemlich durchschnittlich geraten. Absolut professionell aufgezogen und sprachlich sehr lesenswert, aber ohne die zu den handwerklichen Fähigkeiten passende Story. Daher reicht es nur zur Note 3+.

Zwei Anmerkungen noch, eine positive und eine negative:
1. Leider ist das altbekannte Lektoratsproblem der DSA-Romane hier wieder ziemlich schlimm, nachdem ich zuletzt den Einruck hatte, es würde langsam besser werden. down
2. Selten habe ich ein so passendes Titelbild bei einem DSA-Roman erlebt. Vor allem werden Inja und Erethia wirklich genauso gezeigt, wie sie im Buch geschildert werden - abgesehen davon, daß die Söldnerin vielleicht ein klein wenig zu jung wirkt. Ansonsten aber ein ausgezeichnetes Cover! up

Last edited by Ralf; 28/06/09 12:04 PM.
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TORAS VON HAVENA von Christian Labesius:

Toras von Havena, Meisterschüler des Erzmagus und Lowanger Akademieleiters Oswyn Puschinske, hat sich eine relativ schlechte Zeit für einen rechtschaffenen Schwarzmagier ausgesucht. Schon immer Zivilisten, Kirchen und der Weißen Gilde mit Mißtrauen beäugt, hat sich ihre Reputation der seit der Borbarad-Invasion mithilfe etlicher fehlgeleiteter Schwarzmagier noch deutlich verschlechtert. So ist es vielleicht kein Zufall, daß er sich für ein Zweitstudium in Al´Anfa entscheidet - wo die Uhren bekanntlich schon immer etwas anders gingen. Dummerweise gerät er dort mit einem mißgünstigen Kollegen aus Fasar aneinander, der ihm seine aushilfsweise Lehrposition an der Akademie neidet. Die gegenseitigen Aversionen gehen soweit, bis es zu einem waschechten Duell der Magier kommt! Doch das bildet letztlich nur den Auftakt einer erbitterten Fehde ...

Christian Labesius´ Debüt als DSA-Roman-Autor ist eine gelungene Abwechslung. Ein Schwarzmagier als Held ist eine sehr ungewöhnliche Perspektive, die aber ausgezeichnet funktioniert und das Buch von den meisten anderen der DSA-Reihe abhebt. Toras verkommt dabei keineswegs zu einem verkappten Gutmenschen, der nur nominell der schwarzen Gilde angehört - nein, obwohl er ein insgesamt sympathischer, mitunter sogar humorvoller und nach seinen Maßstäben absolut ehrenhafter Charakter ist, bleibt dem Leser anhand etlicher Aktionen doch keinesfalls verborgen, daß er als Schwarzmagier einem etwas anderen Wertemaßstab folgt als der durchschnittliche Abenteurer.

Leider ist Toras´ Geschichte über weite Strecken sehr überraschungsarm erzählt und die im Grunde banale Fehde zweier sturer Magier bietet nur schwerlich genügend Stoff für einen ganzen Roman. Das führt denn auch dazu, daß diese Haupt-Storyline ein erstaunlich frühes Ende findet. Was dann folgt, wiegt immerhin die vorherige Überraschungsarmut auf, allerdings bleibt das Problem, daß es sich dabei letztlich nur um einen überlangen Epilog handelt. Der ist inhaltlich eigentlich überflüssig, aber das läßt sich insofern locker verschmerzen, als er sehr unterhaltsam erzählt ist und dabei auch noch etwas intensiver (wenn auch nicht ohne Klischees, gerade was eine bornierte Weißmagierin als kurzfristige Antagonistin Toras´ betrifft) auf die Lage im post-borbarad´schen Mittelreich eingeht.

Insgesamt ist "Toras von Havena" daher ein Roman, der aus der Not eine Tugend macht und trotz des eigentlich zu kurzen zentralen Handlungsstrangs 300 Seiten lang gut unterhält. Note 2.

P.S.: Inwiefern die geschilderten Zauber und speziell die detailliert geschilderten Magier-Duelle regelkonform sind, kann ich angesichts meiner Unkundigkeit mit dem aktuellen DSA-Regelwerk natürlich nicht beurteilen. Für den Roman funktionieren sie jedoch hervorragend.

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Originally Posted by AlphaZen
Hier hat nich zufällig jemand nen direkten Draht zu Fanpro und könnte fragen, ob es von "Der Feuertänzer" eine neue Auflage geben wird?
Das Buch ist nirgends mehr zu bekommen. frown

Oder würde es jemand hier evtl. sogar verkaufen? O_O


Laut alveran.org wird "Der Feuertänzer" eventuell im Herbst einen Nachdruck erhalten (wenn auch der dritte Teil "Der Aschengeist" erscheint), das ist aber noch nicht von FanPro bestätigt worden.

Außerdem hat FanPro endlich mal eine ordentliche Seite zu den DSA-Romanen erstellt:
DSA-Romane

Interessant vor allem die ersten Infos zum "Drakensang"-Roman ...

Last edited by Ralf; 21/07/09 06:02 PM.
Ralf #366090 21/07/09 06:53 PM
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Oha, danke für die Info. up

Hab die Hoffnung schon fast aufgegeben, weil meine Mail an Fanpro bezüglich dieser Frage unbeantwortet blieb.


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Ralf #386777 24/09/09 05:15 PM
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Originally Posted by Ralf
Originally Posted by AlphaZen
Hier hat nich zufällig jemand nen direkten Draht zu Fanpro und könnte fragen, ob es von "Der Feuertänzer" eine neue Auflage geben wird?
Das Buch ist nirgends mehr zu bekommen. frown

Oder würde es jemand hier evtl. sogar verkaufen? O_O


Laut alveran.org wird "Der Feuertänzer" eventuell im Herbst einen Nachdruck erhalten (wenn auch der dritte Teil "Der Aschengeist" erscheint), das ist aber noch nicht von FanPro bestätigt worden.


Nicht so erfreuliches Update:
Der Feuertänzer

Edit: Ups, ich sehe gerade, daß in dem verlinkten Forum AlphaZen sowieso aktiv ist. So gesehen ist dieses Update hier wohl eher überflüssig ... wink

Last edited by Ralf; 24/09/09 05:17 PM.
Ralf #387200 29/09/09 08:58 AM
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DIE ZWEI KAISER von Daniel Jödemann:
(bestehend aus den beiden Bänden "Die letzte Kaiserin" und "Der erste Kaiser")

Was war wohl das umwälzendste Ereignis in der Geschichte Aventuriens? Vermutlich der Fall Bosparans, denn immerhin richtet sich sogar die aventurische Zeitrechnung bis heute daran. "Die zwei Kaiser" erzählt, wie es dazu kam, daß die "Schöne Kaiserin" Hela-Horas, die fast ganz Aventurien beherrschte und eigentlich keinen Gegner zu haben schien, von einem kleinen, in Gareth heimisch gewordenen Tulamiden namens Raul gestürzt wurde und somit die Gründung des heutigen Mittelreichs möglich wurde. Da das Bosparanische Reich sich eng am Römischen Reich orientiert, ist "Die zwei Kaiser" innerhalb der DSA-Roman-Reihe ziemlich außergewöhnlich, quasi der erste Römer-Roman in Aventurien. wink

Autor Jödemann konzentriert sich dabei auf zwei Haupterzählungsstränge, die das Geschehen von beiden Seiten beleuchten. Auf der einen Seite folgen wir den Erlebnissen von Raul und seinem besten Freund Baduar, die als Gardisten in Gareth beginnen, aber schnell in den Rängen aufsteigen. Bis sich Raul in eine bosparanische Prinzessin verliebt und sie gegen alle Konventionen für sich gewinnen will - was erstaunliche Folgen für das gesamte Reich zeitigt. Auf der anderen Seite wagt sich Jödemann nur indirekt an die Kaiserin Hela-Horas heran, indem er die Geschichte aus der Perspektive des Anführers ihrer Leibgarde, Salim al´Thona, erzählt. Zu Beginn sind die beiden Erzählstränge ziemlich gleichberechtigt und wechseln sich brav Kapitel für Kapitel ab, etwa ab der Hälfte des ersten Bands rücken jedoch Raul und Baduar immer stärker in den Focus der Handlung - und das ist auch gut so, da ihre Geschichte zunächst deutlich interessanter verläuft.

Das Hauptproblem von "Die letzte Kaiserin" ist, daß das Buch sehr gemächlich, ja sogar langweilig beginnt. Angesichts des hochinteressanten Settings ist das erstmal eine ziemliche Enttäuschung, aber etwa nach dem ersten Drittel nimmt die Story zunehmend Fahrt auf. Raul, Baduar und auch Salim sind sehr interessante sowie gut und glaubwürdig herausgearbeitete Charaktere und auch die indirekte Erzählweise des bosparanischen Handlungsstrangs erweist sich als gute Idee, denn Hela wird dadurch nicht entmystifiziert oder ihre Taten laienpsychologisch erklärt, sie bleibt ein faszinierendes, trotz ihrer von Anfang an deutlich gemachten Ruchlosigkeit auch charismatisches Mysterium.
Leider kann der Beginn der Liebesgeschichte zwischen Raul und Prinzessin Vallusa nicht ganz überzeugen. Es wird nicht wirklich klar, warum Raul sich auf den ersten Blick in sie verliebt und bereit ist, wirklich alles zu opfern bei dem Versuch, sie zu gewinnen. Da muß man sich als Leser einfach auf die "irrationale Liebe auf den ersten Blick"-Theorie einlassen. Das ist zunächst ein wenig unbefriedigend, aber dafür ist die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden deutlich interessanter und glaubwürdiger gelungen.
Vor allem aufgrund des wenig überzeugenden Beginns, dem aber eine rasante Steigerung folgt, gebe ich "Die letzte Kaiserin" nur die Note 2-.

Beim zweiten Band läuft es eigentlich genau umgekehrt: Die Charaktere sind schließlich bereits etabliert und da der erste Band mit einem klassischen Cliffhanger endet, beginnt "Der erste Kaiser" in medias res. Dabei wird das hohe Tempo und der ebenso hohe Unterhaltungswert der letzten zwei Drittel von "Die letzte Kaiserin" lange Zeit nahtlos beibehalten, auf den ersten gut 200 Seiten gibt es eigentlich kaum Raum für Kritik. Nur Rauls unaufhaltsamen Aufstieg vom Niemand zum von allen (Aufständischen) verehrten Anführer fand ich nicht ganz überzeugend rübergebracht. Daß er ob seiner Taten vor allem im einfachen Volk jede Menge Bewunderer hat, ist klar, aber diese uneingeschränkte Heldenverehrung kann ich nicht völlig nachvollziehen. Dafür wird nun sogar Helas Motivation für ihre Taten - von der ich zwischenzeitlich bereits befürchtete, daß sie komplett ignoriert werden würde - behutsam angedeutet; genau im richtigen Maße, um glaubwürdig zu wirken, ohne irgendeine banale Erklärung zu liefern.

Auf den letzten 100 Seiten gibt es für mich dafür umso mehr Grund zur Kritik. Und dafür gibt es vor allem einen Grund: Ulrich Kiesows "Das zerbrochene Rad"! Denn wer Kiesows epochale Beschreibung der Schlacht auf den Vallusanischen Weiden genossen hat, der KANN mit Jödemanns eher spröder Nacherzählung der Zweiten Dämonenschlacht kaum zufrieden sein. Dafür ist diese viel zu kurz geraten, vor allem aber springt niemals wirklich der Funke über, bleibt man als Leser stets erstaunlich distanziert. Ich meine, bei allen Göttern, es ist DIE ZWEITE DÄMONENSCHLACHT! Nicht irgendein popeliges Scharmützel mit einer Schar Orks! Während der "menschliche" Teil der Schlacht noch akzeptabel ausfällt (wenngleich sich die Bosparaner für meinen Geschmack trotz der widrigen Umstände in Führungsfragen arg leicht austricksen lassen), wird es ab Hela-Horas Beschwörung der Erzdämonen richtig enttäuschend. Erstens wird dieser entscheidende Teil in wenigen Seiten abgehandelt und zweitens - ich weiß, ich wiederhole mich - gelingt es dem Autor hier in keiner Sekunde, den puren Horror zu vermitteln (und am Ende die umso größere Erleichterung), den dieses Szenario schlicht und ergreifend verlangt. Das ist zuletzt beispielsweise Bernard Craw in "Todesstille" sehr viel besser (wenn auch nicht perfekt) gelungen. Kurioserweise schafft es eigentlich auch Jödemann in etlichen Szenen, nur eben nicht während dieser Schlacht. Und trotz zwischenzeitlicher Höhen ist auch das Ende der Kaiserin in seiner Banalität kaum befriedigend - wenn auch zugegebenermaßen im Kontext der offiziellen aventurischen Geschichtsschreibung überraschend. Der schöne Epilog (samt "was dann mit ihnen geschah"-Nachwort) entschädigt dafür ein wenig.

Wie soll man sowas nun bewerten? Ein Buch, das sich 200 Seiten lang klar auf 1er-Niveau bewegt, um dann im großen, heiß erwarteten Showdown ziemlich zu versagen? Wobei das natürlich schon harsch formuliert ist, denn für sich genommen ist die Schlachten-Beschreibung ja absolut in Ordnung, nur kommt sie eben der epochalen Bedeutung genau DIESER Schlacht IMHO nicht einmal nahe. Nunja, ich denke, es ist wiederum die Note 2- angemessen. Und damit ergibt sich als Gesamtnote für die Geschichte "Die zwei Kaiser" logischerweise ebenfalls eine 2-.

P.S.: Da ich es sonst immer kritisiere, muß ich es hier auch mal loben: Erfreulich wenig Rechtschreib- oder Tippfehler! Nur ganz am Ende häufen sie sich ein wenig, da wohl die Zeit etwas knapp (oder die Konzentration) ...

Last edited by Ralf; 29/09/09 09:20 AM.
Ralf #387263 29/09/09 06:46 PM
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... vielleicht ist in letzterem ja auch die Ursache für das erzählerische Versagen zum Ende hin zu finden?
Wär´ schade, wenn es Jödemann da mit dem Verlag oder wem auch immer Verantwortlichen so gegangen wäre, wie etlichen Spieleentwicklern mit ihren Publishern - gelle?! smirk

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Tja, vielleicht wäre ein dritter Band, der sich hauptsächlich der Dämonenschlacht mit ihrem direkten Vor- und Nachspiel widmet, wirklich besser gewesen. Die Geschichten von Raul und Hela-Horas hätte man sicherlich noch etwas ausbreiten können, ohne an erzählerischer Qualität zu verlieren. Aber vielleicht lag es ja wirklich am Verlag, wer weiß?

Im übrigen soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Kritiken zu den beiden Büchern bei alveran.org oder amazon.de im Schnitt deutlich besser ausfallen als meine. Vielleicht übergewichte ich meine Kritikpunkte ja einfach, aber der Schatten Kiesows ist in diesem Fall wohl einfach zu groß und die unzähligen Highlights von "Das zerbrochene Rad" noch zu gut in meinem Gedächtnis verhaftet ...

Ralf #387356 30/09/09 04:16 PM
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"Das zerbrochene Rad" habe ich immer noch nicht ... Und da ich es mir in den Kopf gesetzt habe, unbedingt die Hardcover-Ausgabe haben zu wollen, wird das vielleicht auch nie passieren ... Denn die ist fest in den Händen der Sammler ...


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Da geht´s mir witzigerweise genau wie Dir, Alrik. wave

Für mich muß dieses Vermächtnis des DSA-Schöpfers was schweres, robustes in der Hand sein.

Den Zweiteiler mag ich nicht. suspicion


Ragon, der Rad-Magier
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Ich mag den Zweiteiler auch nicht. Künstlich entzwei gerissen, scheint mir.


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Ist aber sicherlich handlicher als das 1000-Seiten-Monster (nein, ich geb´s trotzdem nicht her! grin ).

Ralf #387587 02/10/09 06:44 PM
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Originally Posted by Ralf

Auf den letzten 100 Seiten gibt es für mich dafür umso mehr Grund zur Kritik. Und dafür gibt es vor allem einen Grund: Ulrich Kiesows "Das zerbrochene Rad"! Denn wer Kiesows epochale Beschreibung der Schlacht auf den Vallusanischen Weiden genossen hat, der KANN mit Jödemanns eher spröder Nacherzählung der Zweiten Dämonenschlacht kaum zufrieden sein. Dafür ist diese viel zu kurz geraten, vor allem aber springt niemals wirklich der Funke über, bleibt man als Leser stets erstaunlich distanziert. Ich meine, bei allen Göttern, es ist DIE ZWEITE DÄMONENSCHLACHT! Nicht irgendein popeliges Scharmützel mit einer Schar Orks! Während der "menschliche" Teil der Schlacht noch akzeptabel ausfällt (wenngleich sich die Bosparaner für meinen Geschmack trotz der widrigen Umstände in Führungsfragen arg leicht austricksen lassen), wird es ab Hela-Horas Beschwörung der Erzdämonen richtig enttäuschend. Erstens wird dieser entscheidende Teil in wenigen Seiten abgehandelt und zweitens - ich weiß, ich wiederhole mich - gelingt es dem Autor hier in keiner Sekunde, den puren Horror zu vermitteln (und am Ende die umso größere Erleichterung), den dieses Szenario schlicht und ergreifend verlangt.


Da kann ich nur uneingeschränkt zustimmen!

Nach dem Lesen der Schlacht dachte ich mir so "Äh.... das soll eine Dämonenschlacht gewesen sein? Eine, die eines der mir mit am häufigsten untergekommenen geschichtlichen Ereignisse war?"
Da war ich wirklich enttäuscht. Ich hab mich im Nachhinein dann im Netz weiter über diese Schlacht informiert. Da habe ich unter anderem rausgefunden, dass Baduar mit einem gewissen Dämonenspeer gekämpft haben soll. Aber im Buch kam das nicht vor. Oder doch, und mein Gedächtnis ist nur um einiges miserabler, als ich selbst bisher befürchtet hatte? laugh

Auf jeden Fall wurde in dem Abschnitt viel verschenkt. Was schade ist, denn den Rest der Bücher fand ich wirklich gut und meist auch recht spannend. Die Liebesgeschichte war mir etwas zu konstruiert, aber ok. Alles in allem gehören die beiden Romane für mich sicherlich zu den besseren aus der DSA-Reihe.

Mit den Rechtschreibfehlern wäre ich vor ein paar Tagen zwar nicht mit dir konform gegangen, aber nun, da ich "Die Legende von Assarbad" lese, kann ich doch nur zustimmen. Im Vergleich zu diesem Buch gibt es in "Die zwei Kaiser" wirklich wenige Fehler. ^^"


Btw., Hinweise zu Feuertänzer können nicht genug auftauchen, da ich weder hier noch bei Alveran wirklich regelmäßig reinschaue. laugh


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Diesmal gibt's in der Rezension ein Doppelpack. Das hat einen guten Grund: Die beiden DSA-Kurzgeschichtensammlungen "Mond über Phexcaer" und "Der Göttergleiche" überschneiden sich inhaltlich. Da bietet es sich an, beide gemeinsam zu besprechen. Dadurch fällt es leicht, auf die Unterschiede einzugehen, die zwischen der jeweils älteren und neueren Version der wiederveröffentlichten Erzählungen bestehen. Insgesamt handelt es sich um sieben Geschichten:

Petra Baum: Maligno

Maligno führt ein glückliches Leben. Doch er spürt, dass er für seine Familie und Freunde zur Gefahr wird... Mehr sollte man nicht verraten. Die Kurzgeschichte ist ein überzeugender Einstieg im Buch "Der Göttergleiche".

Ina Kramer: Die Freifrau und der Zauberlehrling

Der siebzehnjährige Abelmir macht eine Ausbildung beim Magier Xerber ins Eslamsroden. Eines Tages verliebt er sich in eine Kundin seines Meisters... Diese Geschichte ist bereits 1991 in Ausgabe 10 des Fantasymagazins "Wunderwelten" erschienen und es war eine gute Entscheidung, sie in "Der Göttergleiche" wiederzuveröffentlichen. Geschildert aus der Perspektive des Zauberlehrlings, überzeugt die Erzählung sowohl durch ihren Inhalt als auch durch die Wortwahl.

Lena Falkenhagen: Wolfstränen

Kantala ist tieftraurig: Als Wolfsmensch ist sie es gewohnt, sich zu verwandeln. Doch seit einiger Zeit überkommt sie in Tiergestalt ein unbezähmbarer Blutdurst - und eines Tages ist ein Kind ihr Opfer... Eine mystisch-übernatürliche Geschichte, die wohl in den Nivesenlanden spielt und bei der mir besonders das Ende gefallen hat. Die Abenteuer "Das Levthansband" und "Sumus Blut" sollen sich ebenfalls mit der Thematik beschäftigen. Ein würdiger Abschluss des Buches "Der Göttergleiche", dessen Titelbild, mehrere Wölfe bei Vollmond, passend zur Geschichte gewählt wurde.

Christel Scheja: Die Diebe von Rashdul

Djamilla Azila hat es schon in jungen Jahren geschafft, die Königin der Diebe von Rashdul zu werden. Ihr Gegenspieler ist die Shanja, also Herrscherin der Stadt. Der neue Hauptmann der Stadtwache, Ilnamar ay Shorn, hat es sich in den Kopf gesetzt, die Meisterdiebin zu fangen...

Das Flair einer Stadt im Süden Aventuriens wird gut eingefangen und farbenfroh mit vielen Details geschildert. Die Handlung selbst ist eher eine kleine Episode, aber ok. Weniger gelungen ist die Darstellung der Figuren, welche sich verkürzt so wiedergeben läßt: Die Frauen sind gut und listig, die Männer böse und brutal. Wenigstens wird dieses Schema von dem Hauptmann durchbrochen.

Unangenehm fallen bei dieser Erzählung in "Mond über Phexcaer" die vielen Rechtschreibfehler auf. Auch der Name des Söldners wird immer wieder anders geschrieben. In der Wiederveröffentlichung wurden einige Fehler behoben. Außerdem gab es minimale Umformulierungen, die sich auf die Ebene einzelner Wörter beschränken. Eindeutig die schwächste Geschichte in "Der Göttergleiche", im Vergleich zum sonstigen DSA aber immer noch gehobener Durchschnitt.

Interessant ist, was die Autorin über ihre Hauptfigur schreibt. Demnach geht die Geschichte im Roman "Katzenspuren" weiter, während der Beitrag "Die unvollkommene Tänzerin" in "Gassengeschichte" eine Episode aus der Vergangenheit behandelt. Die weiteren Geheimnisse liefern noch einige Hintergrundinformationen zu den Charakteren.

Jörg Raddatz: Einen Drachen zu töten

Golambes von Gareth-Streitzig, Landgraf der Trollzacken, baut wieder auf, was mehr als 1000 Oger verwüstet haben, und versucht aus seinem Lehen das Beste für dessen Einwohner herauszuholen. Da erreicht ihn die Nachricht, dass sich ein Kaiserdrache auf dem Berg Wolkenkopf niedergelassen hat und ihn zu sprechen wünscht...

Liest man sich die reinen Fakten durch, die man über den Protagonisten erfährt, gäbe es viele Gründe, ihn als überkandidelten Charakter abzustempeln: Ein halbelfischer Adeliger, der einflussreiche Personen und legendäre Helden als Freunde und Verwandte hat, sich ein vorlautes Mundwerk erlauben kann und dazu noch über ungewöhnliche Eigenschaften und Ausrüstungsgegenstände verfügt. Allerdings zeigt er gleichzeitig oft allzu menschliche Schwächen, trifft falsche Entscheidungen und grübelt lange vor sich her. Ein strahlender Held sieht anders aus. Diese ungewöhnliche Mischung macht Golambes zu einer schillernden Figur, deren Weg man gerne verfolgt. Beachtlich, wie der Autor es geschafft hat, lustige, traurige und spannende Stellen zu einem Ganzen zu vereinen.

Kleines Schmankerl am Rande: Wer "Die Gabe der Amazonen" von Ulrich Kiesow gelesen hat, immerhin der zweite DSA-Roman überhaupt, der erfährt kurz und knapp, was aus den Hauptfiguren dieses Buches geworden ist.

Im Vergleich zur ursprünglichen Version in "Mond über Phexcaer" wurde die Geschichte in "Der Göttergleiche" an zahlreichen Stellen leicht abgeändert. Einen detaillierten Überblick gibt es im Wiki Aventurica. In vielen Fällen wurden dabei interessante Details weggelassen und so manche spitze Bemerkung gegenüber der kaiserlichen Familie entschärft - schade. Ungeachtet dessen stellt die Geschichte in beiden Ausgaben einen absoluten Höhepunkt aventurischer Erzählkunst dar und übertrifft so manchen kompletten DSA-Roman.

Ulrich Kiesow: Der Göttergleiche

In einem Gasthaus auf einer Handelsstraße südlich des Eisenwaldes, einem Gebirge im Westen Aventuriens, treffen verschiedene Gruppen von Reisenden aufeinander. Da draußen ein Gewitter tobt, sitzt man dichtgedrängt und irgendwann droht die alkoholgeschwängerte Stimmung zu eskalieren... Ulrich Kiesow, der verstorbene Vater des ursprünglichen Rollenspielsystems "Das Schwarze Auge", war ein Meister, was die Schilderung einzelner Szenen betrifft. In der Geschichte geht es nicht um große Helden, sondern um eine Situation, wie sie sich täglich in der Kneipe in einer Fantasywelt abspielen könnte. Dabei fehlt weder ein ungewöhnliches noch ein moralisches Element.

Im namensgleichen Buch steht, die Geschichte sei in "Mond über Phexcaer" in verkürzter Version erscheinen. Mir kommt es eher so vor, als sei sie bei der Wiederveröffentlichung erweitert worden. Mehrfach wurden Einzelheiten umformuliert, andere Sachen direkt erklärt, die man sich in der ursprünglichen Version selbst zusammenreimen musste. Insbesondere am Ende folgt eine längere aventurische Verdrahtung des Außergewöhnlichen.

Das ist einerseits schön für den Leser, der nicht so viel spekulieren will oder sich freut, dass das, was man sich ohnehin nach Lektüre der Originalausgabe dachte, in der Wiederveröffentlichung bestätigt wurde. Andererseits fehlt vielleicht ein wenig der Reiz des knapper Geschilderten und des Ungewissen, welches einige Dinge einfach mal ohne nachträgliche Erläuterung so stehen läßt.

Der Thorwaler Thimorn, der in der früheren Version auftritt, wurde in der späteren Ausgabe durch eine Thorwalerin namens Thornhild ersetzt. Es gibt eigentlich keinen zwingenden Grund dazu. Selbst wenn so leichter nachvollziehbar ist, warum der Chef der Fuhrleite diese Person unbedingt dabeihaben wollte, ist das ein wenig plump: Es ist doch genauso gut möglich, dass er einfach von dem Thorwaler große Stücke hält und seinen Fähigkeiten vertraut, anstatt dass er unbedingt heiß auf die Thorwalerin sein muss.

In beiden Ausgaben bleibt es eine sehr schöne Geschichte, unabhängig davon, dass sie in der Originalversion ohne allzu viel Aventurienspezifisches auskommt. Es ist müßig, darüber zu streiten, ob nun dies oder die Drachengeschichte der beste Beitrag in beiden Büchern ist.

Übrigens ist die spätere Version von "Der Göttergleiche" auch als Hörbuch beim Horchposten-Verlag erschienen. Der Verlag bietet eine kostenlose Hörprobe aus der Mitte des Textes an.

Pamela Rumpel: Der Mond über Phexcaer

Allhina, eine novadische Kriegerin, sucht ihren geliebten Sanshied. Dieser ist anscheinend in die Fänge eines finsteren Magiers namens Xaraxus gelangt und in Phexcaer gelandet. Auf dem Weg dorthin trifft die Novadi auf einen Gaukler, der sich ihr als Diener anbietet und immer wieder hilft. Hilfe hat sie auch bitter nötig, denn in und um Phexcaer tummelt sich allerlei Gesindel, das bestenfalls zwielichtig und oft mächtig und bedrohlich ist.

Die Geschichte nimmt knapp die Hälftes des fast gleichnamigen Buches ein und war für mich der Grund, es überhaupt ersteigern zu wollen. Wer die Nordlandtrilogie gespielt hat, fragt sich, wieviel von der Stadt der Diebe in dem zwei Jahre vorher veröffentlichten Buch vorkommt. Insgesamt ist die Geschichte in dieser Hinsicht eine Enttäuschung: Meine Vermutung, Mond über Phexcaer sei die erste Phexcaer-Quelle nach den frühen Aventurischen Boten, wurde nicht bestätigt. Die Übereinstimmungen mit der Nordlandtrilogie ergeben sich immerhin an wenigen Details; für mehr ist die Stadt in der Geschichte einfach zu ungenau beschrieben. Tatsächlich stellt die Phexcaer-Darstellung in den Kleinodien die älteste kanonische Quelle dar. Hier werden Einzelheiten geschildert, welche später für die Kurzgeschichte "Der Mond über Phexcaer" und das Computerspiel "Die Schicksalsklinge" verwendet wurden.

Wenn man nicht "Die Schicksalsklinge" gespielt hat und dadurch neugierig auf eine Geschichte ist, die als Schauplatz eine dort vorkommende Stadt hat, hat man keinen Grund, die Erzählung zu lesen. Sie ist einfach viel zu unausgegoren, um an irgendeiner Stelle zu überzeugen. Das fängt bei den unrealistischen Charakteren an und hört beim praktisch nicht vorhandenen Spannungsbogen auf.

Die Hauptheldin, eigentlich eine Kriegerin, gerät ständig in eine Situation, in der sie zum Opfer wird, das von den Freunden gerettet werden muss. Der Gaukler kennt nicht nur schlaue Verkleidungstricks, sondern verfügt über profundes Hintergrundwissen rund um einen menschenscheuen Magier und dessen Machenschaften. Außerdem hat er wertvolle Ausrüstung bei sich und ist trotz seines Äußeren ein willkommener Liebhaber. Warum er bei all diesen Eigenschaften nicht längst selbst eine Gruppe anführt, sondern sich unbedingt jemandem andienern muss, bleibt ohne Begründung. Als Nebenfiguren treten unter anderem ein Bordellbesitzer auf, der sich wie ein echter Menschenfreund verhält, sowie eine geheimnisvolle Schlangenfrau, die natürlich ebenfalls gerettet werden muss, bevor sie ihre Stärken ausspielen kann. Man verrät hier nicht zuviel, wenn man diese Personen erwähnt, denn sie tauchen größtenteils aus dem Nichts in der Geschichte auf, nur um dann ohne zu Zögern der Heldin beizustehen. Einzig der sympathische Händler Haimamud wird als interessante Figur geschildert.

Die Hintergrundgeschichte, die bereits am Anfang in wesentlichen Zügen geschildert wird, bleibt auch im Verlauf ohne größere Überraschungen und ist der untersten Schublade der Fantasyklischees entnommen: Der böse Magier hat den geliebten Partner des Protagonisten in seine Gewalt gebracht und veranstaltet furchtbare Rituale und Experimente in seinem Turm. Natürlich geht es nicht ohne Dämonen, wobei hier unbedingt ein neuer namens Moilon eingeführt werden muss, der sowohl Gegenspieler der Erzdämonen als auch des Namenlosen ist. Klar, darunter geht's nicht, sonst wäre die Gefahr nicht ersichtlich, in der sich die geliebte Person befindet. Warum der Magier ausgerechnet Hunderte von Meilen entfernt im Land der Novadis diesen Menschen rauben musste, braucht offenbar keine schlüssige Erklärung.

Die absehbare Konfrontation mit dem Antagonisten wird durch völlig unmotivierte Nebenhandlungsstränge hinausgezögert. Anstatt dass sich dabei neue schwierige Konflikte auftun, etwa solche moralischer Art, finden die eindeutig erkennbaren Guten jedoch ohne größere Umwege zusammen und stehen uneigennützig einander bei.

Da das bekannte Rezept für billige Fantasy jedoch nicht nur aus unfreiwillig komischem Horror und unnötig brutaler Gewalt besteht, muss natürlich noch die wichtigste Zutat her, nämlich möglichst oft möglichst viel nackte Haut, ohne dass dies in irgendeiner Form durch die Handlung motiviert wird. Wenn die - selbstverständlich gutaussehende - Hauptheldin mal nicht entführt und ausgezogen wird, müssen eben grundlos noch einmal ihre körperlichen Vorzüge beschrieben werden. Als Tarnidentität bietet sich natürlich am besten eine Stelle als Hure in einem Luxusgewerbe an.

Die Geschichte "Der Mond über Phexcaer" verhält sich zu guten DSA-Geschichten etwa so wie italienische Fantasyfilme zu "Conan, der Barbar". Kein Wunder, dass sie als einzige nicht wiederveröffentlicht, sondern durch drei deutlich bessere Beiträge ersetzt wurde.

Abschließendes über beide Bücher

"Mond über Phexcaer" war die erste DSA-Kurzgeschichtensammlung und der dritte DSA-Roman überhaupt. Fünf Jahre, bevor die bekannte Romanreihe bei Heyne gestartet wurde, haben die damaligen DSA-Autoren dieses Buch durch ihrem eigenen Verlag veröffentlicht - Fantasy Productions, heute bekannt als Fanpro. Zu bemängeln sind die vielen Rechtschreibe- und Zeichensetzungsfehler, auch wenn heute noch immer wieder DSA-Romane mit diesem Mangel erscheinen und der erfahrene DSA-Leser dies schon gewohnt ist.

Das Titelbild, auf dem eine Echse mit einer leichtbekleideten Frau tanzt, während halbnackte Elfen zur Musik aufspielen, hat zwar nichts mit dem Inhalt zu tun, auch wenn der Vollmond im Hintergrund an die Titelgeschichte denken läßt, ist jedoch schön anzusehen. Außerdem wurde die typische DSA-Schriftart verwendet, welche auf den damaligen DSA-Produkten zu sehen war. Da sich die Illustration auch auf den Buchrücken erstreckt, lohnt sich ein Blick auf das vollständige Titelbild bei Darakens Rollenspiel-Infopage.

Das Buch ist heute vergriffen und wird unter zum Teil fantastischen Preisen bei diversen Händlern im Internet angeboten. Daher lohnt sich der Kauf nur für Sammler, die unbedingt jeden DSA-Roman haben wollen. Alle anderen werden wohl kaum für 226 Seiten etwa 30 Euro hinlegen - im günstigen Fall, wohlgemerkt.

"Der Göttergleiche" erschien 1995 bei Heyne und stellt einen frühen Höhepunkt der damals noch frischen DSA-Reihe dar. Das Buch bietet mehr Lesevergnügen und aventurische Stimmung als viele DSA-Romane. Die Zusammenstellung der Erzählungen ist deutlich besser gelungen als bei der späteren DSA-Geschichtensammlung " Von Menschen und Monstern". Anhand kurzer Geschichten wird das Leben in verschiedene Gegenden Aventuriens geschildert. Außerdem gibt es eine grobe Aventurienkarte sowie als Anhang eine Erklärung der wichtigsten aventurischen Begriffe sowie einiger Ausdrücke, die in den Geschichten des Buches eine Rolle spielen. Auch heute noch ist dieses Buch gebraucht zu vernünftigen Preisen zu haben, weswegen es auch Einsteigern in die Welt des Schwarzen Auges empfohlen werden kann.

Da es nur wenige Personen gibt, die beide Bücher gelesen haben und diese vergleichen können, möchte ich noch auf die Besprechungen von Stefan Knopp bei media-mania.de hinweisen:
* Rezension von "Mond über Phexcaer
* Rezension von "Der Göttergleiche"


Ärger im Svellttal? Auf der Suche nach dem Salamanderstein? Dann hilft der Sternenschweif-Reiseführer von Kunar!
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Fragt man unter Spielern des Rollenspielsystems "Das Schwarze Auge", welches die großen Werke unter den DSA-Romanen sind (und zwar sowohl im Sinne von großartig wie voluminös), so werden vor allem jene vier genannt: "Das Jahr des Greifen" von Wolfgang Hohlbein und Bernhard Hennen, "Drei Nächte in Fasar" von Bernhard Hennen, "König Dajins Leben" von Karl-Heinz Witzko - und "Das zerbrochene Rad" von Ulrich Kiesow.

Mit letzterem ist eine traurige Geschichte verbunden: Zwei Tage, nachdem er das Buch fertiggestellt hatte, verstarb DSA-Schöpfer Ulrich Kiesow. So kann der Titel (welcher ursprünglich "Wenn das Rad zerbricht" gelautet hatte) durchaus als Anspielung auf die Realität verstanden werden. Schließlich symbolisiert das zerbrochene Rad in Aventurien den Tod...

Der Roman spielt zwischen Phex 1019 und Praios 1021 nach Bosparans Fall (also 26 bis 28 Hal) im Bornland, in Tobrien und Weiden mit gelegentlichen Schwenks nach Maraskan. Er berichtet, welchen Schatten die Rückkehr Borbarads auf den Nordosten Aventuriens wirft.

Den großen Rahmen bilden drei wichtige Schlachten der Borbaradkrise. Die alles entscheidende Schlacht an der Trollpforte, auch bekannt als Dritte Dämonenschlacht, ist jedoch nicht dabei. Da die Schlacht bei Eslamsbrück (alternativer Name: "Blutige Tobimora"), die Schlacht bei Ochs und Eiche und schließlich die Schlacht auf den Vallusanischen Weiden aus der Sicht einzelner Personen geschildert werden, die unmittelbar ins Kampfgetümmel verwickelt sind, bekommt der Leser keinen direkten Gesamtüberblick. Um dieses Manko zu beheben, ist im Anhang eine Schlachtenübersicht inklusive Auflistung der Truppen und Verlaufsplänen enthalten. Diese Herangehensweise kann nur als vorbildlich bezeichnet werden für Fantasyromane, die ähnlich große Kämpfe erzählen.

Die über 1000 Seiten starke Handlung teilt sich in mehrere Haupt- und Nebenstränge auf: Graf Uriel von Notmark hat sich mit dem Dämonenmeister verbündet und sammelt Truppen, um das Bornland zu unterwerfen. Als neuer Ratgeber dient ihm der unheimliche Magier Mengbillar. Außerdem zieht er benachbarte Adlige mit Rede, Bestechung und Gewalt auf seine Seite. Seine ärgste Gegnerin ist die Gräfin Thesia Jadvige von Ilmenstein, die ihrerseits Kämpfer und Verbündte um sich schart. Die undurchschaubare Magierin Nahema ai Tamerlain spannt Stane ter Siveling für ihre Zwecke ein und zwischenzeitlich auch seine Frau Tjeika von Notmark, Adelsmarschallin des Bornlandes. Später in der Geschichte treten noch weitere Prominente in Form von Hochadel und Militär des Mittelreiches auf. Viel häufiger wird das Geschehen jedoch aus dem Blickwinkel einfacher Leute geschildert, die größtenteils aus dem Dorf Geestwindskoje nahe der tobrischen Grenze stammen. Wer Ulrich Kiesows Buch "Der Scharlatan" gelesen hat, der wird diesen Ortsnamen bereits kennen. Tatsächlich gibt es ein Wiedersehen mit dem Grafin Arvid von Geestwindskoje, der ehemaligen Magd Algunde, der früheren Ferdoker Lanzerin Selissa von Jergenquell und dem Illusionsmagier Gerion Rottnagel. Dazu kommt noch die junge Söldnerin Thesia Gilia, Erbe der Amazonenkönigin von Kurkum, sowie eine Dächsin namens Grimbart, die unter den Misa-Auen lebt. So unglaublich es klingen mag, aber all diese Fäden laufen nach und nach zusammen.

Beachtlich, zu wie vielen anderen Werken aus der Welt des Schwarzen Auges ein Zusammenhang besteht. Das Buch "Der Scharlatan" sollte man unbedingt vor dem zerbrochenen Rad lesen. "Steppenwind" von Niels Gaul erzählt, was gleichzeitig rund um Bjaldorn geschieht. Chronologisch passt es am besten, dieses Buch zwischen den beiden Teilen "Dämmerung" und "Nacht" einzuschieben. Selbst zu Ulrich Kiesows Erstlingswerk "Die Gabe der Amazonen" gibt es eine Verbindung: Das Schicksal des Ich-Erzählers Arve vom Arvepass kommt vor, außerdem wird das der Amazonenkönigin Yppolita von Kurkum erwähnt, die Thesia Gilias Mutter ist. Angedeutet werden außerdem noch Inhalte des Abenteuers "Der Zorn des Bären".

Mehrere Lieder und eine Sage sind geschickt mit der Handlung verwoben. Das Titelbild zeigt Thesia von Ilmenstein. Wer die auf den Rücken geschnallten Flügel, die z.B. auch auf der Illustration für die Bornland-Box "Rauhes Land im hohen Norden" zu sehen sind, für unrealistisch hält, der irrt: So etwas wurde etwa von den polnischen Flügelhusaren getragen.

Das zerbrochene Rad ist ursprünglich 1997 als ein großes gebundenes Buch erschienen. Später wurde es innerhalb der DSA-Romanreihe von Heyne in besagten zwei Teilen als Taschenbuch wiederveröffentlicht. Der Inhalt ist derselbe, einzig in optischer Hinsicht macht die Originalausgabe etwas mehr her.

Der DSA-Roman wird von vielen als "Ulrich Kiesows Vermächtnis" bezeichnet. Der Umfang des Buches und die Tatsache, dass es das letzte ist, was der geistige Vater Aventuriens so kurz vor seinem viel zu frühen Tod beendet hat, legen das nahe. So steht es auch im Innenteil der gebundenen Ausgabe. Dennoch wage ich zu behaupten: "Das zerbrochene Rad" ist ein Klassiker, aber kein Meisterwerk. Natürlich handelt es sich um ein bedeutendes Werk für das Schwarze Auge, aber der Versuch, es in seiner Wichtigkeit und Brillanz als aventurisches Pendant zu J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" einzuordnen, ist zum Scheitern verurteilt. Dafür enthält es einfach zu viele erzählerische Mängel und Schwächen bei der Gestaltung der Figuren.

1. Die Haupthelden sind weder realistisch noch Sympathieträger. Am besten läßt sich das an Thesia von Ilmenstein festmachen. Ihre Darstellung taugt schlichtergreifend nicht, um mit ihr mitzufiebern. Stattdessen nervt sie über weite Strecken, denn sie ist einfach in jeder Hinsicht super und stellt damit jeden anderen Charakter grundsätzlich in den Schatten:

Sie sieht umwerfend aus, ist einer der zehn besten Fechter des gesamten Kontinents, hat eine exotische Geliebte und verfügt trotz ihres Grafentitels ausgerechnet im konservativen Bornland über völlig moderne Ansichten, was die Stände betrifft. Dazu kommt ein "aufgeklärter" Götterglaube, der bei den Lesern wohl Sympathie erheischen soll, sich allerdings kaum mit dem traditionellen Zwölfgötterglauben vereinbaren läßt. Darüber hinaus ist sie gut zu Goblins, anstatt die Rotpelze wie jeder andere normale Aventurier zu verachten.

Spannung und Überraschung nimmt sie aus der Geschichte, weil sie wie ein moralischer Nordpol wirkt, an dem sich alles ausrichten läßt: Sie wird von allen Guten gemocht, von allen Bösen gehasst und von allen Hilflosen bewundert. Wenn sie etwas macht, dann ist das natürlich richtig. Ihre Idee, bereits frühzeitig Soldaten zu sammeln, ohne dass sie einen handfesten Beweis oder einen konkreten Grund für dessen Notwendigkeit vorweisen kann, erweist sich nicht nur später als rettend fürs Bornland, sondern wird auch ohne größere Diskussion befolgt, obwohl die bornländischen Bronnjaren doch so stolz auf ihre Unabhängigkeit sein sollen.

Was für eine tolle Person sie ist, merkt man zudem daran, dass sie eine Freundin von Nahema ai Tamerlein und der Amazonenkönigin Yppolita von Kurkum ist. Letztere benennt sogar ihre eigene Tochter nach Thesia.

Warum sollte man in einem DSA-Roman etwas durchgehen lassen, was schon in zweitklassigen Action- und Fantasyfilmen die Handlung spürbar verflachen läßt? So einseitig gute Figuren zerstören den fantastischen Realismus, der doch immer als DSA-Aushängeschild gepriesen und bei den Nebenfiguren angestrebt wurde.

Nahema ai Tamerlein dient als weiteres bewährtes Mittel, um den Ausgang von Konflikten und Intrigen vorhersehbar zu machen. Egal, wie undurchschaubar ihre Pläne scheinen mögen - sie weiß stets, was sie tut, und das ist natürlich immer wichtig. Jeder Sterbliche, der sich mit ihr anlegt, verliert automatisch - und wird dazu noch lächerlich gemacht.

Thesia Gilia von Kurkum geht einem ebenfalls sehr schnell schwer auf die Nerven. Klar, wenn man von einem Elfen verlassen worden ist, läßt einen der Liebeskummer schon dumme Dinge sagen. Wie sie aber in Selbstmitleid ertrinkt und stets die ihr zugedachte Rolle ablehnt, obwohl es jeder gut mit ihr meint und ihr keiner Vorwürfe wegen ihrer Verantwortlungslosigkeit macht, das tut schon weh.

Zwei der Hauptpersonen, die bereits aus dem Roman "Der Scharlatan" bekannt sind, wirken sehr unglaubwürdig. Algunde, die früher eine ängstliche und ein wenig einfältige Magd war, ist plötzlich eine reife, charismatische Persönlichkeit geworden. Graf Arvid hat es nicht nur seiner ehemaligen Verlobten verziehen, dass sie ihn wegen eines deutlich älteren, herumstreunenden Magiers verlassen hat, sondern nimmt auch gutmütig die Untreue seiner Ehefrau hin. Wahrscheinlicher wäre doch, dass er sie im Zorn erschlägt oder in Schimpf und Schande davonjagt. Es geht immerhin um einen bornländischen Grafen! Die Herrscher im Bornland sind schließlich stolz und deutlich unabhängiger als die Adligen im Mittelreich. Wer würde da den Prestige- und Autoritätsverlust akzeptieren, wenn er von einem Bauernjungen Hörner aufgesetzt bekommt? Ebenso seltsam erscheint es, dass er eine - nach aventurischem Recht - gerechte Strafe aussetzt und stattdessen seinen Rechtsvollstrecker entläßt. Normalerweise müssten danach die edlen wie die einfachen Menschen hinter seinem Rücken tuscheln, dass er seine Leute nicht im Griff hat, weil er zu nachsichtig und milde handelt.

2. Die Bösen bleiben blass. Ein gut gezeichneter Schurke kann so manche Geschichte erst richtig interessant machen - hier wurde diese Chance vertan. Uriel von Notmark ist hässlich, machtversessen, plump und brutal, wobei keine Erklärung geliefert wird, warum man einen so offensichtlich bösen Grafen, der selbst vor Mord und Verrat unter seinesgleichen nicht zurückschreckt, nicht schon längst abgesetzt oder zumindest isoliert hat. Natürlich sammelt er um sich nicht etwa nur Borbaradianer, sondern böse Söldner, böse Magier, böse Orks und böse Goblins - Hauptsache, diese sind alle fies und abstoßend und somit sofort als böse zu erkennen.

Eindimensional bleibt auch der Magier Mengbillar, dessen Name bereits selten dämlich gewählt ist - und das ausgerechnet von Borbarad selbst! Man hätte dem Bethanier doch etwas mehr Rafinesse zugetraut. Dazu verändert sich die Rolle des Magiers schlagartig zwischen den beiden Teilen des Romans: War er zunächst ein äußerst mächtiger, unheimlicherer Einflüsterer, verkommt er später zu einer kläglichen Figur, die nichts richtig hinbekommt und die von niemandem für voll genommen wird.

Besonders unangenehm fallen die beiden Figuren Tjeika von Notmark und Stane ter Siveling auf. Hatte man ihnen als Held im Abenteuer "Stromaufwärts" noch helfen müssen, so sind sie plötzlich zu völligen Karrikaturen verkommen: Tjeika ist nicht mehr eine schlank und schön, sondern fett und intrigant. Stane ist nicht mehr schüchtern, sondern einfältig und gierig. Warum diese Figuren plötzlich so stark verändert wurden, darüber ranken sich Gerüchte. Da jedoch nicht mehr alle beteiligten Personen darum gebeten werden können, ihre Version der Geschichte darzustellen, soll darauf hier nicht weiter eingegangen werden.

3. Es geht zu oft unter die Gürtellinie. Keine Frage: Wenn man schildert, wie sich Leute umbringen, kann man auch beschreiben, wie sie sich körperlich lieben. (Ja, nicht dieselben bzw. nicht gleichzeitig!) Wenn aber jede Gelegenheit für solche Szenen genutzt wird, dann ist mir das einfach zu viel des Guten! Nicht genug damit, dass die Helden in einer Art Dauerbrunftzeit zu verweilen scheinen, auch die Dämonen und ihre Körper werden in allen Einzelheiten beschrieben.

Eine andere Schattenseite ist noch mehr Geschmackssache und an die persönlichen Erwartungen an eine gute Fantasygeschichte gebunden. Die Guten erringen am Ende (welches nicht mehr in diesem Buch beschrieben wird) keinen echten Sieg. Stattdessen bleiben die Paktierer zurück und errichten ganze Reiche, die jahrelang unter ihrer Knute stehen. Man wollte damit wohl Horror in Aventurien etablieren. Nun ist es sicher vertretbar, dass bei einer epochalen Schlacht viele liebgewonnene Figuren abtreten. Irgendwann hätten sie aus Altersgründen ohnehin sterben müssen, und was wäre besser als ein heldenhafter Abgang? Die mit der Borbaradkrise verbundenen Änderungen gefallen mir jedoch nicht. Früher waren Dämonen Wesen einer anderen Sphäre, die ein guter wie böser Magier rufen konnte. Jetzt gibt es in den Regelwerken auf Dutzenden von Seiten detaillierte Beschreibungen, klar definierte Dämonenhierarchien und vor allem die Feststellung, dass nur noch böse Leute Dämonen beschwören. In der Box "Die Kreaturen des Schwarzen Auges" von 1989 wurde noch davor gewarnt, für das Spiel allzu mächtige Gegner zu schaffen, weil diese das Gefüge der Welt zerstören würden. Dieser Gedanke scheint mir mit der Überbetonung der Dämonen und den dauerhaft widernatürlichen Reichen völlig verloren gegangen zu sein.

Ulrich Kiesow war ein Meister darin, die Sichtweise verschiedener Personen und eine einzelne Situation zu schildern. Beim Versuch, eine Geschichte von größeren Ausmaßen zu stemmen, verzettelt er sich jedoch beim großen Ganzen. Wenn man sich die Mühe macht und die Zeitangaben vergleicht, die zur Reise von Thesia von Ilmenstein gemacht werden, so stellt man fest, dass diese nie und nimmer unter einen Hut zu bringen sind.

Dennoch scheint dem Buch ein Zauber innezuwohnen. Es ist einfach unheimlich gut zu lesen. Dieser Autor hätte selbst das einfache Leben auf einer Blumenwiese im Wechsel der Jahreszeiten so schildern können, dass es interessant gewesen wäre. Trotz aller Kritikpunkte lohnt es sich also, "Das zerbrochene Rad" zu lesen.


Zum Vergleich: die Rezension von Ragnar Schwefel - eine der wenigen Besprechungen, in denen auch Kritikpunkte vorkommen
http://www.alveran.org/index.php?id=162&publikationID=239

Das zerbrochene Rad als Hörspiel beim Horchpostenverlag (mit Hörproben):
http://www.horchposten.de/hoerbuecher/index.php?id=2
http://www.horchposten.de/hoerbuecher/index.php?id=3

P.S.: Hier wurde die These geäußert, die gebundene Originalausgabe sei nicht mehr oder nur zu horrenden Preisen erhältlich. Ich habe es daraufhin selbst probiert und in weniger als einer halben Stunde geschafft, ein sehr gut erhaltenes Exemplar für weniger als den Originalpreis zu bekommen. Natürlich mag dieser Wissensstand bald wieder überholt sein. Dennoch biete ich jedem Forumsmitglied an, via private Nachrichten meine Methode zu verraten (die allerdings, nebenbei bemerkt, ganz unspektakulär ist und kein Expertenwissen benötigt).


Ärger im Svellttal? Auf der Suche nach dem Salamanderstein? Dann hilft der Sternenschweif-Reiseführer von Kunar!
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