Larian Banner: Baldur's Gate Patch 9
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Danke für die prompte Antwort, Big Al wink , allerdings ist "deutsche Staatsangehörige" natürlich nicht wirklich vielsagend. Denn auch mit Migrationshintergrund kann man ja bekanntlich deutscher Staatsangehöriger sein ...
Dennoch: Die angewandte Formulierung finde ich vollkommen richtig (wobei sie wahrscheinlich direkt von der Polizei übernommen wurde), denn sie bietet eine reine Information ohne irgendwelche Untertöne in die eine oder andere Richtung. up

Ralf #385334 14/09/09 11:02 AM
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Im Grunde genommen ist es mir ja reichlich egal, aus welchem Land die Vorfahren von Straftätern oder die Täter selbst kommen. Nur ist es mir bei diesem Fall zum ersten Mal so richtig aufgefallen, daß darüber nix gesagt wurde. Wie gesagt: Wenn die Medien endlich dazu übergehen würden, allgemein darauf zu verzichten, würde ich es begrüßen. Was anderes ist es, wenn bei "Deutschen" darauf verzichtet wird, bei "Ausländern" wiederum nicht. (Anführungsstriche, weil man das ja so einfach nicht mehr ausdrücken kann.) Das nennt man dann tendenziöse Berichterstattung.


Und wie ich jetzt auf AZ-Online lese, handelt es sich wohl(!) um einen gewissen Markus und einen gewissen Sebastian.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"
elgi #385343 14/09/09 11:15 AM
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Der dritte ist laut KASTA wohl heute festgenommen worden.

Ich bin übrigens auch für eine Verringerung der Altersgrenze im Strafrecht . Die Brutalität, mit der heutzutage vorgegangen wird, erreicht zum Teil Dimensionen, die ich nur aus dem Erwachsenenstrafrecht her kenne.

Ich habe da den Verdacht, daß der Grad der Brutalität sozusagen altersmäßig nach unten gerutscht ist.

Fast so, als würden junge Leute immer frühreifer werden, oder irgendsowas in der Richtung.

Natürlich bin ich kein Soziologe.


When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

"Interplay.some zombiefied unlife thing going on there" - skavenhorde at RPGWatch
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Genau deshalb halte ich das ja auch für längst überfällig. Was wir allein in den letzten Jahren an Grausamkeiten von Jugendlichen aus der Presse lesen mussten, die Mitschüler zu Tode foltern, lebendig verbrennen, Obdachlose, Behinderte, Rentner totschlagen, etc. - das sind einfach völlig neue Dimensionen, die es früher tatsächlich nicht gegeben hat.

Natürlich muss man da auch bei den Ursachen ansetzen, dennoch kann man solche Täter nicht mit ein paar Jahren Jugendhaft im Resozialisierungs-Wohnheim mit Bauernhof und Badesee davonkommen lassen, von denen sie dann ohnehin nur die Hälfte absitzen müssen und den Rest auf Bewährung erlassen bekommen.

Und da die Täter immer jünger und die Gewalttaten immer schwerer werden, muss auch das straffähige Alter nach unten. Es kann doch nicht angehen, dass ein paar 11-jährige quasi ungestaft davonkommen, wenn sie einen 8-jährigen in den Rollstuhl prügeln oder in dem Alter bereits mit Vergewaltigungen anfangen, etc.


elgi #385350 14/09/09 11:42 AM
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Originally Posted by elgi
Wenn die Medien endlich dazu übergehen würden, allgemein darauf zu verzichten, würde ich es begrüßen.

Dito. Oder es allgemein immer dazu sagen, hauptsache konsequent. In umgekehrter Weise nervt es mich schon seit ich denken kann (woertlich), dass in den Nachrichten Deutsche immer besonders hervorgehoben werden. "In dem Unglueck starben 5 Menschen, darunter auch 2 Deutsche". Das hoert sich fuer mich immer so an, als waeren die restlichen 3 Toten nicht so wichtig ...

Arhu #385365 14/09/09 12:33 PM
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In dem Fall ist es aber nachvollziehbar, weil es ja auch als Information für die Zuschauer/Zuhörer/Leser gedacht ist, die theoretisch selbst als Angehörige davon betroffen sein könnten. Wenn keine Deutschen beteiligt waren, muß sich niemand Sorgen machen. Wenn aber welche beteiligt waren, kann man sich bei den Behörden (die ja in solchen Fällen regelmäßig Hotlines einrichten) melden und nachforschen.

Insofern überwiegt da IMHO der praktische Nutzen die gefühlte politische Unkorrektheit. smile

Arhu #385372 14/09/09 12:50 PM
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Originally Posted by Ddraigfyre
Genau deshalb halte ich das ja auch für längst überfällig. Was wir allein in den letzten Jahren an Grausamkeiten von Jugendlichen aus der Presse lesen mussten, die Mitschüler zu Tode foltern, lebendig verbrennen, Obdachlose, Behinderte, Rentner totschlagen, etc. - das sind einfach völlig neue Dimensionen, die es früher tatsächlich nicht gegeben hat.


Doch, so was hat es früher auch gegeben, es ist nur seltener publik geworden. Einerseits waren die Methoden und Möglichkeiten, Misshandlungen nachzuweisen, noch längst nicht so fortgeschritten (daher wurde es eben akzeptiert, dass ein Kind "die Treppe runtergefallen" ist oder so) andererseits wollten viele Leute nicht, dass der Name des eigenen Dorfes oder der eigenen Stadt durch einen solchen Fall von Gewalt "beschmutzt" wird, deshalb wurde mehr unter den Teppich gekehrt.

Originally Posted by Arhu
In umgekehrter Weise nervt es mich schon seit ich denken kann (woertlich), dass in den Nachrichten Deutsche immer besonders hervorgehoben werden. "In dem Unglueck starben 5 Menschen, darunter auch 2 Deutsche". Das hoert sich fuer mich immer so an, als waeren die restlichen 3 Toten nicht so wichtig ...


Das fand ich früher auch seltsam, aber wie Ralf schon erwähnt hat, soll es wohl zeigen, ob man sich Sorgen machen muss, wenn man Angehörige oder Bekannte in der betroffenen Region hat. Jedenfalls vermute ich, dass aus diesem Grund oft sogar das Bundesland erwähnt wird, aus dem die Getöteten stammen.

Genauso seltsam finde ich es allerdings, wenn bei Sportveranstaltungen nur Deutsche hochgejubelt werden oder wenn das Medieninteresse fast nur deutschen Teilnehmern gilt, selbst wenn die schlechte Leistungen abliefern. Gut, meine Begeisterung für Fernsehsport hält sich ohnehin in sehr engen Grenzen, aber für mich entspricht es eher dem Grundgedanken des Sports, denjenigen den Sieg zu gönnen, die die beste Leistung zeigen, ganz egal woher sie kommen. Diskussionen darüber, welchen Platz Deutschland etwa in einem Medaillenspiegel erreichen wird oder erreicht hat, finde ich daher ziemlich überflüssig.

Ralf #385373 14/09/09 12:50 PM
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Ich frage mich langsam, wann endlich mal Einer die wirkliche Gründe der Jugendkriminalität erforscht.

Meiner Ansicht nach liegt es an der immer realistischeren Schilderung von Gewalt im Fernsehen und in den Zeitungen. Dadurch sinkt die Hemmschwelle.
Man muss nur was richtig Brutales tun und schon ist man im Fernsehen und in der Zeitung auf der Titelseite und wird berühmt!
Ich finde die Täter sollten nicht gezeigt und genannt werden, sondern nur die "Helden" (die anderen helfen) und die "Opfer" (wenn diese es verkraften).
Wenn mehr darüber geschrieben wird, was für Leid die Täter verursachen und wie sich "reale Helden" (nicht die von Cobra11 und co aus dem Fernsehen) verhalten, kommen vielleicht einige Jugendliche auf bessere Gedanken, um berühmt zu werden und aufzufallen.

Mir hat die Idee mit dem Plakat in Sachsen gefallen: http://www.feuerwehr.sachsen.de/7611.htm
Es hat der Freiwilligen Feuerwehr einiges an Zulauf von Jugendlichen gebracht.

Viel zu leicht wird alles auf die Computerspiele geschoben... die Lust am brutalen Computerspiel ist eher ein Resultat des medialen Interesses von Fernsehen und Zeitungen nach immer mehr Gewalt.

Eine andere Ursache ist die "mein Kind bekommt alles was es sich wünscht" Erziehung. Wenn Kinder "Grenzenlos" aufwachsen und nicht lernen "Hier ist Schluß!" oder "Jetzt musst Du mal warten!", dann kennen sie eben keine Grenzen und keine Rücksicht!

Bei sehr jugendlichen brutalen Straftätern (so bis 12) muss man auch die Eltern zur Verantwortung ziehen und bestrafen, nicht die Kinder.




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Der einzige Mensch, der Dir im Weg steht, bist Du.
Alix #385374 14/09/09 01:12 PM
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Originally Posted by Alix
Ich frage mich langsam, wann endlich mal Einer die wirkliche Gründe der Jugendkriminalität erforscht.

Meiner Ansicht nach liegt es an der immer realistischeren Schilderung von Gewalt im Fernsehen und in den Zeitungen. Dadurch sinkt die Hemmschwelle.
Man muss nur was richtig Brutales tun und schon ist man im Fernsehen und in der Zeitung auf der Titelseite und wird berühmt!


Und genau deswegen hat sich die BLÖD-Zeitung ja auch schon diverse Rügen vom Presserat eingehandelt. Erinnert sei nur an den Winnenden-Amoklauf, nach dem auf der BLÖD-Titelseite der Täter per Fotomontage in einer schon "heldenhaft" zu nennenden Pose gezeigt wurde.
Bloß sind der BLÖD Rügen natürlich scheißegal, weil sie keinerlei ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. DA sollte man auch mal etwas ändern ...

Originally Posted by Alix

Bei sehr jugendlichen brutalen Straftätern (so bis 12) muss man auch die Eltern zur Verantwortung ziehen und bestrafen, nicht die Kinder.


Dazu müßte man allerdings tatsächlich einen "Eltern-Führerschein" einführen, denn oftmals schlichtweg völlig überforderte Eltern - die ja teilweise sogar selbst von ihren Sprößlingen verprügelt werden - anstelle der Kinder zu bestrafen, wäre ziemlich sinnlos.

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Originally Posted by Lurker
Doch, so was hat es früher auch gegeben, es ist nur seltener publik geworden. Einerseits waren die Methoden und Möglichkeiten, Misshandlungen nachzuweisen, noch längst nicht so fortgeschritten (daher wurde es eben akzeptiert, dass ein Kind "die Treppe runtergefallen" ist oder so) andererseits wollten viele Leute nicht, dass der Name des eigenen Dorfes oder der eigenen Stadt durch einen solchen Fall von Gewalt "beschmutzt" wird, deshalb wurde mehr unter den Teppich gekehrt.

Diese (entschuldige den Ausdruck, aber es ist so) völlig schwachsinnige Argumentation ist 1:1 immer wieder von denjenigen zu hören und zu lesen, die genau die zunehmende Gewalt und die sinkenden Hemmschwellen unter den Teppich kehren wollen, weil sie die Verantwortung scheuen und sich der Problematik hilflos gegenüber sehen.

Nein, das hat es früher NICHT in diesem Ausmaß gegeben. Früher sind die Schüler auch nicht bis an die Zähne bewaffnet in die Schulen gekommen. Ich weiß, wie ich MEINE Jugend verbracht habe und ich weiß, was ich HEUTE von den Kindern aus dem Bekanntenkreis höre. Und es ist ganz klar belegt, dass nicht nur die reine Zahl an Gewaltdelikten unter Jugendlichen deutlich gestiegen ist, sondern das auch die "Qualität" eine ganz andere ist als früher und das ebenso die Täter immer jünger werden. Das kann Dir schon jeder Grundschullehrer erzählen.

Und die Leute, die dieses oben zitierte "Gab's ja immer schon"-Geschwafel in die Welt setzen, sorgen nur dafür, dass durch Untätigkeit die Situation weiter verschlimmert wird. Herunterspielen und Schönreden hat noch nie irgendetwas gebracht.



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Deine Antwort geht irgendwie an meiner vorbei, denn ich habe nichts über die Quantität von Gewalt gesagt. Fakt ist, dass es auch früher exzessive Gewaltausbrüche unter Jugendlichen gegeben hat und dass auch früher schon Jugendliche Menschen umgebracht haben.

Dass die Fälle von Gewalt sich häufen, will ich gar nicht bestreiten. Dass sie häufiger in der Polizeistatistik auftauchen als früher, liegt allerdings auch daran, dass heutzutage Fälle angezeigt werden, die früher nicht angezeigt wurden, aus den verschiedensten Gründen. Das zu erwähnen, hat nichts mit Herunterspielen oder Schönreden zu tun.

Wenn du schreibst, dass andere "sich der Problematik hilflos gegenüber sehen", und die "Untätigkeit" beklagst, scheinst du ja übrigens zu glauben, dass du eine Lösung für dieses Problem hättest. Die würde mich interessieren. Oder erschöpft sie sich schon in deinem Vorschlag, härtere Strafen zu verhängen und das Alter für die Strafmündigkeit zu senken?

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Ob mehr Fälle publik werden, weil mehr angezeigt wird oder die Medien mehr berichten, kann ich nicht beurteilen.

Aber ich habe ganz klar den Eindruck, dass die Qualität der Gewalt (wobei ich den Ausdruck "Qualität" in diesem Zusammenhang ziemlich zynisch finde) eindeutig zugenommen hat. Wo früher jemand umgehauen und dann liegen gelassen wurde, wenn der Täter das Geld hatte, werden heute Leute grundlos niedergeschlagen und weiter getreten und geschlagen, wenn sie schon längst wehrlos am Boden liegen. frown

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Originally Posted by Lurker
Deine Antwort geht irgendwie an meiner vorbei, denn ich habe nichts über die Quantität von Gewalt gesagt. Fakt ist, dass es auch früher exzessive Gewaltausbrüche unter Jugendlichen gegeben hat und dass auch früher schon Jugendliche Menschen umgebracht haben.

Dann geht nicht meine Antwort an Deiner vorbei, sondern eher geht Dein Beitrag am gesamten Thema hier vorbei. Hier ging es nicht darum, dass es so was immer "mal" gegeben hat, sondern darum, dass es das SO früher nicht gegeben hat - in der Vielzahl, der Brutalität und der immer jüngeren Täter. Nur davon rede ich die ganze Zeit.


Originally Posted by Lurker
Dass die Fälle von Gewalt sich häufen, will ich gar nicht bestreiten. Dass sie häufiger in der Polizeistatistik auftauchen als früher, liegt allerdings auch daran, dass heutzutage Fälle angezeigt werden, die früher nicht angezeigt wurden, aus den verschiedensten Gründen.

Woher nimmst Du diese Behauptung? Wer sagt das? Wo steht das? Die reine Logik sagt MIR, dass es eher umgekehrt der Fall sein müsste. Da die Gesellschaft immer mehr "verroht", die Gewöhnung an Gewalt auch und gerade durch die Medien immer größer geworden ist und diese auch immer brutaler dargestellt wird, sollte es eher weniger gemeldete Fälle geben - durch den "Gewöhnungseffekt". Weil es schon als normal empfunden wird, wenn sich irgendwo in der City ein paar Jugendliche kloppen.


Originally Posted by Lurker
Wenn du schreibst, dass andere "sich der Problematik hilflos gegenüber sehen", und die "Untätigkeit" beklagst, scheinst du ja übrigens zu glauben, dass du eine Lösung für dieses Problem hättest. Die würde mich interessieren. Oder erschöpft sie sich schon in deinem Vorschlag, härtere Strafen zu verhängen und das Alter für die Strafmündigkeit zu senken?

Und da haben wir (entschuldige nochmals den Ausdruck) dann das zweite schwachsinnige Argument, welches stets dem ersten folgt und da lautet: "Wenn Du kritisierst, dann halte gefälligst die ultimative Problemlösung bereit, ansonsten halt die Schnauze".

Nein, ich habe leider auch keine goldene Lösung dafür. Das ist aber auch überhaupt nicht mein Job. Das ist der Job von Politik, Jugendämtern, Elternausschüssen, Sozialhelfern, Pädagogen, etc. Dafür bezahlen wir sie nämlich. Und da gibt es eben leider genug Schönfärberei und Problemverweigerung. Ich sehe dort dieselbe Denkweise wie beim Klimawandel: "Gab's ja immer schon mal, alles halb so wild" ...

MEIN Job ist es, bei MEINEN Kindern (respektive Stiefkindern) dafür zu sorgen, dass ihnen moralische und ethische Werte vermittelt werden, Dinge wie Respekt, Mitgefühl, Zivilcourage, Hilfsbereitschaft und die Ablehnung von Gewalt. Und das ist mir, glaube ich, ganz gut gelungen.


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Schon möglich, dass wir hier aneinander vorbeireden, aber ich finde es zulässig, bei einem komplexen Thema auch mal nur auf eine Facette hinzuweisen, die in bisherigen Beiträgen vernachlässigt oder meiner Meinung nach falsch dargestellt wurde. Vielleicht verstehe ich dich auch nicht richtig oder du drückst dich ein bisschen pauschal aus, aber Aussagen wie zum Beispiel "Früher sind die Schüler auch nicht bis an die Zähne bewaffnet in die Schulen gekommen." erwecken bei mir den Eindruck, als wolltest du behaupten, dass das heute alle Schüler tun, und das tun sie nicht. Ich weiß aus meiner Schulzeit allerdings, dass Schüler eine Vielzahl von Messern in die Schule mitgebracht haben, die zum Teil inzwischen verboten sind (was natürlich nicht heißt, dass es sie nicht mehr gibt). Aber so, wie du manche Aussagen formulierst, kann ich ihnen nicht zustimmen.

Dass früher viele, auch gravierende Fälle nicht angezeigt wurden, weiß ich aus meinem weiteren Bekanntenkreis. Und dass andererseits heutzutage einige Eltern wegen jeder Lappalie zur Polizei rennen, weiß ich von meinem Bruder und meiner Schwägerin, die beide Lehrer sind. Das hat übrigens zur Folge, dass manche Lehrer kaum mehr eingreifen, wenn Kinder sich prügeln, weil sie fürchten, die Eltern könnten sie wegen Körperverletzung anzeigen, wenn sie die Streithähne trennen.

Von "halt die Schnauze" habe ich nichts geschrieben, ich habe einfach gefragt, ob du glaubst, eine Lösung zu kennen. Und es wundert mich, dass du andere dafür kritisierst, wenn sie "sich der Problematik hilflos gegenüber sehen", obwohl das bei dir dann ja anscheinend ähnlich ist.

Ich möchte dir keineswegs den Mund verbieten, aber es ist generell sehr einfach, einen Missstand zu kritisieren, ohne selbst zu sagen, was man besser machen könnte. Und in Verbindung mit Aussagen, die in die Richtung von "Früher war alles besser" gehen, kommt das bei anderen schnell als bloßes Gejammere darüber an, wie schrecklich die Welt geworden ist. Nein, meiner Meinung nach war früher ganz bestimmt nicht alles besser. Ja, es gibt sicher eine ganze Reihe von Dingen, die sich zum Negativen verändert haben, die zum Teil sehr ernste Gefahren darstellen, und ja, es ist richtig und notwendig, daran Kritik zu üben.

Aber ich finde, du machst es dir zu einfach, wenn du sagst, dass andere dafür zuständig sind, die dafür bezahlt werden. Jeder kann sich für das engagieren, was ihm besonders wichtig ist. Wenn es an der Schule deiner Kinder oder Stiefkinder Fälle von Gewalt gibt, kannst du zusammen mit anderen Eltern und Lehrern Maßnahmen diskutieren, die Abhilfe schaffen könnten. Ein intelligenter, kreativer Mensch kommt dabei vielleicht sogar auf neue Lösungen.

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Ddraiggy hat da wohl insofern recht, als ich gestern in den Nachrichten die Aussage eines Experten gehört habe, wonach die überwiegende Mehrzahl von Übergriffen in öffentlichen Nahverkehrsmitteln in der Tat niemals zur Anzeige gebracht wird.

In anderen Bereichen hat allerdings auch Lurker recht, denn dort wird heutzutage wesentlich mehr angezeigt als früher. Beispielsweise bei der Thematik "sexuelle Belästigung". Wenn Mann vor 30 Jahren eine Frau, mit der man nicht bereits liiert war, einfach mal geküßt hat, galt das als romantisch. Heute hat man mit etwas Pech gleich eine Anzeige wegen sexueller Belästigung am Hals ...
Andererseits konnte die Frau in diesem Beispiel vor 30 Jahren bei Mißfallen auch schlicht mit einer Ohrfeige antworten und die Thematik war geklärt. Heute gäbe es vermutlich die Gegenanzeige des Mannes wegen Körperverletzung. wink
Auch bei Gewalt in der Familie wird heute sicherlich deutlich mehr angezeigt als vor einigen Jahrzehnten. Aber offensichtlich hat die Anzeigeneigung eben ganz einfach in manchen Bereichen zugenommen und ist dafür in anderen zurückgegangen.

Davon abgesehen, ich hatte ja nur darauf gewartet, daß auch diesmal wieder Filme und Spiele schuld sind:

Doppeltes Spiel der CSU

Passende Antwort:
US-Studie: Gewalthaltige Spieler kein Auslöser von Gewalt

Aber natürlich findet man letzteres nicht in den "normalen" News-Seiten ...

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Originally Posted by Lurker
... aber Aussagen wie zum Beispiel "Früher sind die Schüler auch nicht bis an die Zähne bewaffnet in die Schulen gekommen." erwecken bei mir den Eindruck, als wolltest du behaupten, dass das heute alle Schüler tun, und das tun sie nicht.

Mir rätselhaft, wie dieser Eindruck entstehen kann. Wenn man einfach nur liest, was ich schreibe, kann das kaum passieren. Ich schreibe nämlich NICHT, dass ALLE das tun, sondern ich schreibe (und das nun schon zum x-ten Mal) das sich solche Fälle HÄUFEN, dass sie BRUTALER werden und dass die Täter dabei immer JÜNGER werden. Welchen Teil davon hast du nicht verstanden?


Originally Posted by Lurker
Dass früher viele, auch gravierende Fälle nicht angezeigt wurden, weiß ich aus meinem weiteren Bekanntenkreis. Und dass andererseits heutzutage einige Eltern wegen jeder Lappalie zur Polizei rennen, weiß ich von meinem Bruder und meiner Schwägerin, die beide Lehrer sind. Das hat übrigens zur Folge, dass manche Lehrer kaum mehr eingreifen, wenn Kinder sich prügeln, weil sie fürchten, die Eltern könnten sie wegen Körperverletzung anzeigen, wenn sie die Streithähne trennen.

Mein Onkel und meine Tante waren auch Lehrer, mehr als 30 Jahre lang. Die haben, glaube ich, auch einen ganz guten Einblick davon, wie sich die Situation in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Und dass Lehrer kaum noch wagen dazwischenzugehen, liegt nicht an der Furcht vor den Eltern, sondern eher an der Furcht davor, dabei selber welche auf die Schnauze zu bekommen.

Ich erinnere mich, was für ein Riesenbohei es war, als damals an meiner Schule ein Schüler eine Lehrerin geohrfeigt hat. DAS gab ein Drama. Krisensitzungen im Lehrerzimmer, Sonder-Elternversammlungen, Schulbehörde, etc. HEUTE interessiert so eine Lappalie doch keine Sau mehr, solange ein Lehrer dabei kein Messer zwischen die Rippen bekommen hat.


Originally Posted by Lurker
Aber ich finde, du machst es dir zu einfach, wenn du sagst, dass andere dafür zuständig sind, die dafür bezahlt werden.

So, findest Du. Ja - und das ist auch mein gutes Recht, verdammt noch mal! Ich werde von Leuten dafür bezahlt, meinen Job vernünftig zu machen, ohne dass diese Leute mir sagen müssen, WIE ich das zu tun habe. Also kann ich doch wohl auch von denen, die ICH mit meinen Steuern bezahle, erwarten, dass sie dasselbe tun, oder? Ansonsten können wir uns diese ganzen Politclowns und Behörden nämlich auch schenken und alles selbst in die Hand nehmen - wäre eh das Beste.

Wenn jemand die Atomkraft aufgrund der bekannten Risiken kritisiert, dann erwartest Du wohl auch, dass derjenige Dir ein Konzept vorlegt, wie er die Energieversorgung der gesamten Menschheit für die nächsten 100 Jahre sichern will, oder was?

Und wenn ich im Restaurant für ein Essen bezahle, dass dann total verzalzen ist, dann muss ich wohl auch erst in die Küche gehen und es selber kochen können, bevor ich mich beschweren darf, oder wie?


Originally Posted by Lurker
Jeder kann sich für das engagieren, was ihm besonders wichtig ist.

Ja, kann er. Wenn er genug Zeit und Muße dafür hat und sich in keinem 16 Stunden-Job aufreiben muss, geht das. Ansonsten muss er sich auf die Leute verlassen, die er dafür bezahlt, das zu tun. Kannst ja z.B. mal eine alleinerziehende Mutter mit Schichtarbeit im sozialen Dienst fragen, wieviel Zeit sie nebenbei noch aufbringen kann, alle sozialen Probleme dieses Landes zu lösen, Du Schlaumeier.


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Originally Posted by Ddraigfyre

Ich erinnere mich, was für ein Riesenbohei es war, als damals an meiner Schule ein Schüler eine Lehrerin geohrfeigt hat. DAS gab ein Drama. Krisensitzungen im Lehrerzimmer, Sonder-Elternversammlungen, Schulbehörde, etc. HEUTE interessiert so eine Lappalie doch keine Sau mehr, solange ein Lehrer dabei kein Messer zwischen die Rippen bekommen hat.


Das dürfte aber stark von der Schulart und auch der Region abhängen. Bei dem Kleinstadt-Gymnasium, das ich besucht habe, wäre sowas jedenfalls auch ein äußerst schwerwiegender Vorfall gewesen. Bei einer Hauptschule in - um mal das Parade-Klischee zu nehmen - Berlin-Kreuzberg ist das sicher anders ...

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@Ddraigfyre: Du hast deine Aussagen inzwischen genügend präzisiert, aber du streust leider immer wieder mal pauschalisierende Sätze wie den zitierten ein, die so einfach nicht richtig sind.

Gewalt unter Jugendlichen ist ein gesellschaftliches Problem, die Nutzung der Atomkraft bzw. die Zukunft der Energieversorgung geht ebenfalls die gesamte Gesellschaft etwas an. Insofern können und sollten sich hier alle, denen an diesen Themen liegt, selbst engagieren und an der Suche nach Lösungen beteiligen, soweit sie dazu in der Lage sind, während dein versalzenes Essen ein privates Problem zwischen dir und dem Wirt ist - es sei denn, versalzene Gerichte würden zu einem gesellschaftlichen Massenphänomen.

Darüber hinaus ist das "Problem" versalzenen Essens sehr simpel zu lösen, während Gewalt unter Jugendlichen und die Zukunft der Energieversorgung komplexe Probleme sind, für die es höchstwahrscheinlich keine einfachen Lösungen gibt. Du musst ja keinen detaillierten Plan ausarbeiten, wie die Energieversorgung in Zukunft sichergestellt werden kann, aber wenn du sagst, dass alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssen, solltest du dir auch überlegen, was das für Folgen hat und wie die unerwünschten davon abgemildert oder verhindert werden könnten.

Klar, auch dafür gibt es Experten, und natürlich, eine einzelne Person kann nicht die Lösungen für alle Probleme der Welt erdenken. Aber das ist kein Grund, sich aufs Kritisieren zu beschränken und sich nicht selbst an der Lösung gesellschaftlicher Probleme zu beteiligen, soweit man das kann.

[Sarkasmus]

Ich habe selbstverständlich volles Verständnis dafür, dass du bei einem 16-Stunden-Job, der Mitwirkung an der Kindererziehung und einem Nebenjob als Anime-Testgucker nur noch für ausgewählte, ganz besonders wichtige Dinge Zeit hast - also das Meckern in diesem Forum. Irgendeiner muss es ja machen wink

[/Sarkasmus]

Ist nicht böse gemeint wink

Ralf #385654 15/09/09 04:47 PM
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Originally Posted by Ralf

Dazu müßte man allerdings tatsächlich einen "Eltern-Führerschein" einführen, denn oftmals schlichtweg völlig überforderte Eltern - die ja teilweise sogar selbst von ihren Sprößlingen verprügelt werden - anstelle der Kinder zu bestrafen, wäre ziemlich sinnlos.

Gerade dann sollte man wohl die Eltern in Heime stecken und erst mal die erziehen! (getrennt oder mit ihren Kindern)

Mein Tochter hat ein Umfrage unter Grundschullehrern gemacht und ca. 100 Zuschriften bekommen. Der Tenor der Antwort auf die Frage "haben sich die Verhältnisse in der Grundschule in den letzen 10-20 Jahren verändert?" war:
- es ist deutlich schwieriger geworden (in der Grundschule!!!)
- Lehrer müssen jetzt viel mehr Erzieher sein als früher
- immer mehr Kinder sind entweder gleichgültig gegenüber allem (mehr die aus den ärmeren Verhältnissen "warum soll ich das den tun, das is doch langweilig...") oder Tyrannen (vor allem die aus besserem Elternhaus "wieso darf ich hier nicht tun was ich will, zuhause erfüllt mir Mutti auch jeden Wunsch...")

Die Tyrannen unterdrücken oder bestechen einige Mitschüler, die die Drecksarbeit für sie machen und terrorisieren die Gleichgültigen, die irgendwann frustriert ausrasten oder sich umbringen.

Man hat die Kindergärten der DDR als "zwangseinrichtungen" verteufelt, aber inzwischen glaube ich, erst in der Grundschule mit staatlicher Erziehung anzufangen, ist bei den heutigen manchmal unfähigen Eltern zu spät.

Allerdings ist es heute für Eltern auch schwer einen Weg zwischen "Bildungsempfehlungen aus Ratgeberbüchern" und Supernannysendungen im Fernsehen zu finden.
Ausserdem glaube ich, manchmal sind Eltern einfach zu alt. Mit 35 und älter das erste und einzige Kind!!! Wenn man schon all die Ratgeber zur Erziehung studiert hat und selbst viel zu weit weg von der eigenen Kindheit ist???? Die armen Kinder!!
Wenn dann die Eltern unzufreiden sind und die Kinder unruhig, gibt es Ritalin zur Beruhigung der Zappelkinder oder Vitamine für Schulische Hochleistung...

Ich weiß nicht wo das mal hinführen wird!
think
Gestern habe ich einen Artikel gelesen über eine Vater der mit seiner 8-jähringen Tochter geo-cache's sucht! Das gibt mir wieder Hoffnung. Es gibt noch vernünftige Eltern!

Wenn ich meine Kinder so ansehe bin ich auch ganz optimistisch!


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Alix #385737 16/09/09 10:00 AM
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Originally Posted by Alix
Ausserdem glaube ich, manchmal sind Eltern einfach zu alt. Mit 35 und älter das erste und einzige Kind!!! Wenn man schon all die Ratgeber zur Erziehung studiert hat und selbst viel zu weit weg von der eigenen Kindheit ist???? Die armen Kinder!!
Wenn dann die Eltern unzufreiden sind und die Kinder unruhig, gibt es Ritalin zur Beruhigung der Zappelkinder oder Vitamine für Schulische Hochleistung...


Somit muss ich mir ja schon mal keine Gedanken mehr machen, ob ich mit meinen bald 36 Lenzen doch noch Nachwuchs generieren soll... rolleyes

Obwohl ich trotz meines fortgeschrittenen Alters vermutlich noch genug Kind in mir spüre... wink

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