So, das wird jetzt mal ein etwas längerer Beitrag - da ich darin drei unterschiedliche Themen abhandeln werde.
1. Auch in der Weihnachtszeit gibt es dieses Jahr den Start neuer Serienstaffeln zu vermelden: Am morgigen Mittwoch beginnt um 20.15 Uhr bei SuperRTL die zweite Staffel der britischen Fantasyserie "Merlin". Ich fand ja schon die erste Staffel trotz zunächst vieler "Fälle der Woche" und gelegentlicher Ausflüge in typische Fantasyserien-Klischees unterhaltsam, ab der zweiten Staffel soll die Serie aber dem Vernehmen nach so richtig gut werden, inklusive stärkerer staffelübergreifender Handlung.
Um 22.15 Uhr zeigt Pro7 die ersten beiden von zehn Episoden der vierten und letzten Staffel der historisch nicht allzu genauen, aber dafür umso leidenschaftlicher gespielten und inszenierten Historien-Serie "Die Tudors". Soweit ich das überblicke, gibt es die fünf Folgen-Doppelpacks wohl jeweils montags und mittwochs zu sehen.
2. In den letzten Wochen sind im deutschen Free-TV so viele langjährige Topserien zu Ende gegangen wie selten zuvor in dieser Häufung. Ein kleines Fazit von meiner Seite:
a) "Cold Case": Die Krimiserie ging nach sieben Jahren zu Ende - verdientermaßen. Das Konzept mit der Auflösung alter Fälle hat sich irgendwann einfach überlebt, es kam zu vielen thematischen Wiederholungen und auch die Musik, die in der Serie stets eine bedeutende Rolle spielte, konnte das in den späteren Staffeln nicht mehr rausreißen. Immerhin gelang es den Machern der Serie, sich in der finalen Staffel noch einmal deutlich zu steigern im Vergleich zu den direkt vorangegangenen, sodaß "Cold Case" letztlich ein zwar unspektakuläres, aber durchaus gelungenes und rundes Ende nach insgesamt erfolgreichen sieben Jahren fand.
b) "Monk": Auch diese schön schrullige Erfolgsserie um den ebenso genialen wie neurotischen und zusätzlich durch den Mord an seiner Frau dauerhaft traumatisierten Ex-Detektiv Adrian Monk, in den ersten Staffeln eine der witzigsten Serien im Fernsehen, ließ in den späteren Staffeln deutlich nach, weil sich das Konzept einfach abgenutzt hat. Auch "Monk" gelang jedoch in der abschließenden achten Staffel eine deutliche Steigerung, anders als bei "Cold Case" kam man sowohl inhaltlich als auch humortechnisch sogar wieder fast an die ursprüngliche Qualität heran - und lieferte ein wunderbares zweistündiges Serienfinale ab, das im Grunde genommen alle auch nur halbwegs offenen Handlungsstränge auflöste und mit der endgültigen Aufklärung des Mordes an Trudy Monk perfekt die Klammer von der allerersten zur finalen Folge schloß. Ein besseres Ende als das von "Monk" kann sich eine Serie kaum wünschen!
c) "Lost": Womit wir fast beim Gegenteil des eben bei "Monk" so gelobten wären: Der Abschluß des von vielen Zuschauern heiß und innig geliebten, von anderen dafür umso leidenschaftlicher abgelehnten Insel-Mystery-Dramas wäre ein geniales Staffelfinale gewesen - ließ aber für ein Serienfinale viel zu viele Fragen und Handlungsstränge offen. Mit diesem Ende KANN man einfach nicht rundum zufrieden sein.
Aber letztlich paßt es vielleicht auch irgendwie zur Serie, die ja stets umstritten war und auch während der sechs Jahre, in denen es auf den Bildschirmen zu sehen war, viele Anhänger vergraulte. Was objektiv betrachtet übrigens absolut nachvollziehbar ist, denn so stark, wie sich "Lost" im Laufe der Jahre verändert hat, kann das natürlich nicht jedem gefallen. Was als Mischung aus Charakterdrama und klassischer Abenteuerserie mit leichten Mystery-Elementen begann, wandelte sich in den späteren Staffeln immer stärker zu einer reinrassigen Fantasy/SF-Show. Klar, daß viele, die sich in den vergleichsweise bodenständigen Beginn der Serie verliebt hatten, mit den immer abstruseren Wendungen der späteren Jahre nicht mehr so richtig anfreunden konnten.
Ich fand diese Entwicklung jedoch brillant. Ganz ehrlich, es gibt vielleicht keine andere TV-Serie, bei der ich sechs Jahre lang bei jeder einzelnen Episode darauf gebrannt habe, sie endlich sehen zu können - und bei der ich nach den entsprechenden Episoden fast nie enttäuscht zurückblieb.
Es gibt wohl auch keine andere Serie, in der es so viele Überraschungen und schockierende Wendungen gab, dazu immer wieder emotional aufwühlende Bildschirmtode selbst von Hauptfiguren. "Lost" mit seiner von der ersten bis zur letzten Folge durchgehenden Handlung war ein Roman, eine Achterbahnfahrt, ein Geniestreich. Meiner Meinung nach. Und bis auf das zweistündige Serienfinale. Das, wie gesagt, für sich genommen einwandfrei funktioniert - aber als Serienabschluß eben doch unbefriedigt zurückläßt.
Dennoch: Danke, "Lost", für sechs hochspannende und stets unterhaltsame Jahre!
d) "Heroes": Meine Haltung zur Superheldenserie "Heroes" war immer etwas anders als die der Mehrheit. Die von vielen als Meilenstein der TV-Geschichte angesehene erste Staffel fand ich "nur" gut. Dafür haben mich auch die drei folgenden Staffeln noch ziemlich gut unterhalten, während derer die Mehrheit der Zuschauer enttäuscht abschaltete. Natürlich, es wurden Fehler gemacht. Daß immer noch mehr neue "Heroes" eingeführt wurden anstatt die vorhandenen Charaktere stärker auszubauen, war sicherlich einer davon. Daß etliche Hauptfiguren öfter von "gut" zu "böse" wechselten als manche Menschen ihre Unterwäsche, erst Recht. Dennoch: Ich werde die vier Jahre von "Heroes" insgesamt gut in Erinnerung behalten. Und auch das Serienfinale geht alles in allem in Ordnung. Zwar endet es mit einem Cliffhanger, da die Macher der Serie bis zuletzt auf eine Fortsetzung hofften, doch kann man diesen Cliffhanger mit etwas Wohlwollen durchaus als gelungenes offenes Ende betrachten. Ebenso wie "Lost" und "Monk" werde ich auch "Heroes" nicht wirklich vermissen, weil alle drei Serien ihre Zeit hatten und diese insgesamt auch gut genutzt haben. Was kann man mehr verlangen?
e) "24": Neben "Lost" die zweite absolut stilprägende Serie des ersten Jahrzehnts der 21. Jahrhunderts. Sieben Staffeln hat mich Anti-Terror-Agent Jack Bauer erstklassig unterhalten, trotz gelegentlicher Hänger und im Lauf der Jahre zunehmender Wiederholung einzelner Story-Bausteine war jede einzelne dieser sieben Staffeln ein spannungsgeladenes TV-Erlebnis. Leider kann ich das von der gestern bei Kabel1 zu Ende gegangenen achten und letzten Staffel nicht behaupten. Sie begann arg gemächlich, nahm dann deutlich an Fahrt auf und kam schließlich zu einem Finale furioso.
Leider zu einem, das IMHO nicht zur Serie paßt. Daß Jack Bauer am Ende zu einem brutalen Rambo-Verschnitt auf Rache-Feldzug verkommt, konnte mich ebenso wenig überzeugen wie die Wandlung von Präsidentin Taylor. Daß diese Frau, die in der siebten Staffel noch ihre eigene Tochter aus Prinzipientreue ins Gefängnis geschickt hat, nun alle diese Prinzipien über Bord wirft, nur um einen Friedensvertrag für den Nahen Osten zu retten, von dem sie genau wissen muß, daß er das Papier nicht wert ist, auf dem er geschrieben steht - nein, das ist nicht glaubwürdig. Und deshalb halte ich im Grunde genommen die gesamte Staffel, vor allem aber deren Finale für ein unwürdiges Ende der TV-Ära "24" (zumal einige Handlungsstränge, teils auch aus früheren Staffeln, nicht wirklich aufgelöst werden). Gut, das kann man vielleicht damit rechtfertigen, daß eine Fortsetzung in Form eines Kinofilms geplant ist, aber trotzdem: Ich bin unzufrieden.
Allerdings möchte ich der achten Staffel zumindest eines zugute halten: Daß man dem US-Publikum eine Story vorsetzt, die sich sehr offensichtlich an der realen Iran-Situation orientiert und dann im Laufe der Staffel die "iranische" (in der Serie wird natürlich ein fiktiver Name verwendet) Führung sich als die eigentlichen Helden erweisen und die amerikanische Führung als die Schurken - das ist schon mutig. Zwar nicht ganz so wunderbar subtil wie bei "Battlestar Galactica", aber für ein Mainstream-Programm bemerkenswert. Schade, daß die Staffel insgesamt eben einfach nicht qualitativ überzeugen kann (zumindest im Vergleich zu den vorherigen Staffeln).
3. Momentan scheint die Pro7Sat.1-Sendergruppe wirklich alles zu versuchen, um mich als Zuschauer zu vergraulen: Seit einigen Wochen streuen sie nämlich im Spätabendprogramm vermehrt "Quiz Breaks" ein (zuletzt etwa beim Film "Babylon A.D." und gestern gleich zweimal bei "24"), die nichts anderes als diese dämlichen Call-In-Shows von 9Live sind und vor allem ZUSÄTZLICH zu den regulären Werbepausen kommen. Was soll der Scheiß? Was ich aber fast noch schlimmer finde: Die - mit Verlaub - Idioten, die da tatsächlich anrufen! Solange die das tun, wird uns der Mist auch erhalten bleiben!
Ähnlich nervig: Kabel1 zeigt seit kurzem bei Serien mehrfach (!) pro Episode den Hinweis "durch Produktplazierungen unterstützt". Das ist meines Wissens einer Gesetztesänderung zum Product Placement geschuldet, allerdings ist Kabel1 meines Wissens bisher (?) der einzige Sender, der das auf diese Art und Weise löst. RTL schreibt den Hinweis einfach in die Videotext-Seiten der entsprechenden Serien, wo er keinen stört. Warum kann Kabel1 das nicht auch machen?
Wie gesagt: Wenn die mich (noch stärker) zu DVDs oder gar semilegalen Internet-Streams treiben wollen: So schaffen sie´s ...