Zum Tode von
Minghella in der SZ:
Mitten aus dem LebenZum Tod von Anthony Minghella - [b]Dieser irre Wechsel[/b][color:"orange"]Es hat seine Tücken, wenn kreative Geister sich mit den großen Tieren einlassen,
den Mega-Kulturmaschinen. "Die große Befürchtung, wenn man für so einen
Elefanten arbeitet, und noch dazu zum ersten Mal, ist, ob man Poesie und
Emotion schaffen kann . . . Anthony Minghella hat das mit seiner Madame Butterfly
geschafft, und das gab mir Hoffnung, dass auch wir etwas hinkriegen und nicht
von der Riesenmaschinerie zermalmt werden."
Es ist nicht das große Hollywood mit seinen Studios und ihrer
Blockbusterstrategie, um die es hier geht, sondern die große Met, die New Yorker
Oper, die von ihrem neuen Leiter Peter Gelb gerade gehörig aufgemöbelt wird mit
allen Mitteln der Kunst. Dazu gehört auch die Arbeit mit Leuten vom Big
Showbusiness, vom Kino - und 2005 hatte Anthony Minghella einen gewaltigen
Triumph, als die Met seine farbenfrohe, gefühlsintensive Butterfly-Inszenierung
übernahm: die Kinofreunde und Kollegen und Stars zeigten sich alle bei der
Galapremiere. Gelb hat ihn darauf für eine eigene Oper verpflichtet, für die Saison
2011/2012, und der Komponist, Osvaldo Golijov, freute sich auf die
Zusammenarbeit und war - siehe oben - sehr zuversichtlich.
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Gemeinsam haben sie die Neuverfilmungsrechte an Henckel von
Donnersmarcks "Das Leben der Anderen" erworben, um das Stasi-Geisterland
hinüberzuspiegeln ins Nach-9/11-Amerika. In wenigen Tagen soll Minghellas
neuestes Werk in der BBC ausgestrahlt werden, "The No. 1 Ladies' Detective
Agency", den er nach den Krimis von Alexander McCall Smith in Botswana gedreht
hat.
Minghella war, wie viele Männer mit Leibesfülle, ein agiler Typ, ein Produzent vom
alten Schlag. Ein spiritus rector, der gern Dinge in Bewegung brachte und dann
seine Freude daran hatte, wenn sie sich entwickelten, nicht unbedingt wie geplant. ...[/color]
Ragon