Wie schon im TV-Thread angedeutet, habe ich - ganz im Jennifer-Garner-Fieber - die Director's Cuts von Daredevil und Elektra geholt... hier also eine kleine Doppel-Review:

DAREDEVIL - Director's Cut

Ich habe leider die amerikanische Version gekauft (siehe HIER z.B.)
Leider deswegen, weil der deutsche DC zwei DVDs umfaßt und damit deutlich mehr Bonusmaterial bietet.

Aber erst zum Film:
Vor einigen Jahren hatte ich zu dem Film Folgendes geschrieben:

Quote
Also Daredevil ist wirklich mal eine der schlechtesten Comic-Verfilmungen, die ich gesehen habe. Auch wenn Jennifer Garner reizend aussieht, Ben Affleck macht den Film durch sein in letzter Zeit oft auffälliges Versagen zu nichte. Davon zu schweigen, daß die Story auch nicht gerade der Renner ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />


Das relativiere ich hiermit... ob das allerdings nur am DC liegt, vermag ich nicht zu beurteilen.
Auf jeden Fall muß gesagt werden, daß durch die Änderungen des DC der Film durchaus an Tiefe gewinnt und logische Ungereimtheiten im Laufe des Films behoben werden.

Großer Vorteil der neuen Fassung ist, daß Jon Favreau - der Ben Afflecks Anwaltspartner spielt - mehr Szenen hat und damit mehr Humor in den Film bringt. Die Szene, in der sie fast vom Taxi überfahren werden, finde ich z.B. lustig und kritisch zugleich. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Ein komplette Gerichtsverhandlung um einen unschuldig Angeklagten (Coolio) wurde in den DC aufgenommen, der in der Kinofassung so nicht vorkommt. Da der Fall im Endeffekt nicht nur das Tagesleben von Daredevil näher bringt, sondern in letzter Instanz auch mit dem Bösewicht Kingpin zusammenhängt, macht das Ganze wichtig genug für den Film.

Eine andere Änderung ist, daß Daredevil und Elektra NICHT im Bett landen. Vielmehr stehen sie auf dem Dach wie auch in der Kinofassung (allerdings früher im Film) und während sie sich küssen, hört Daredevil einen Hilfeschrei und muß schweren Herzens gehen. Überhaupt ist der Film etwas düsterer und geht mehr auf das Leid von Matt aka Daredevil ein... die Schmerzen, die er hat, den schwierigen Schlaf, das haltlose Leben, die Nicht-Beziehung zu Elektra etc. Das gibt dem Film einen typischen Comic-Charakter, da hier nicht eine Liebesbeziehung oder so etwas im Vordergrund steht, sondern das zerrissene Leben des "Superhelden". Insofern hat der DC in dem Punkt erfolgreiche Arbeit geleistet.

Sonstige Änderungen sind nicht mehr so gravierend... es gibt etwas mehr Gewalt, Bull's Eye ist (leider) mehr zu sehen, Elektras Tod ist ausführlicher, der Endkampf länger usw. usf.

Alles in allem denke ich persönlich, daß der Film zwar immer noch nicht ein Knaller ist, aber in der DC-Fassung ist er klar besser als die Kinofassung. Durch den Jennifer-Garner-Bonus gebe ich eine 7. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Zum Bonusmaterial:
Wie gesagt, in meiner Version ist kaum etwas dabei... ein kleines Featurette und zwei Trailer. Das war's. Kümmerlich. Note 2.


ELEKTRA - Director's Cut

Ich habe den Film in der Kinofassung nicht gesehen, deswegen kann ich mich bei meiner Beurteilung ausschließlich auf den Bericht bei Schnittberichte.com beziehen.

Zum Film selbst: Es geht um Elektra aus Daredevil... am Anfang erfährt man, daß sie von einem alten Mann namens Stick wiederbelebt wurde. Der Alte gehört zum sog. Kimagure-Orden - das sind die Guten, wie man erfährt. Ihnen gegenüber stehen die Bösen - The Hand genannt. Es heißt, daß Gut und Böse schon seit Ewigkeiten gegeneinander kämpfen, daß aber eine Kriegerin kommen wird, die das Zünglein an der Waage spielen wird in diesem Kampf.
Ob es Elektra ist? Das fällt schwer zu glauben, denn ebenfalls am Anfang wird sie von Stick, bei dem sie eine asiatisch anmutende Kampf- und Lebensausbildung macht, von seiner Schule verwiesen - weil sie die Gewalt und den Schmerz beherrscht, aber nicht "the Way" (also nicht den tollen Weg der Guten).
Unbestimmte Zeit später - in der Filmgegenwart - ist Elektra als gefürchtet und fast schon mythische Attentäterin unterwegs. Dann bekommt sie den Auftrag, einen Mann (ER-Arzt Goran Visnjic) und seine Tochter, Abby, zu töten. Das bringt sie nicht übers Herz und da fangen dann die Probleme der drei an.

Zuerst zur Figur der Elektra:
Soviel ich verstanden habe, wurde Elektra schon in Daredevil eher falsch eingeführt bzw. dargestellt. Sie ist in den Comics von Anfang an als "positiv böser" Charakter konzipiert und deswegen ist ihre Story im Daredevil-Film schon nicht korrekt. In Elektra wird das ganze auf der falschen Film-Schiene zwar fortgeführt, doch der böse Charakter aus den Comics ist ebenfalls vorhanden. Sie IST eine Killerin und eine tödliche Waffe. Durch diesen Background ist die Elektra-Figur im Film erstaunlich düster gehalten, auch wenn das Ganze gegen Ende dann eher wieder in hollywoodeske Gefilde abrutscht. Aber der Wandel im Charakter ist nicht unglaubwürdig und zeichnet den Film im Grunde genommen aus - es geht wieder eher um den Charakter der "Superheldin" (die eigentlich keine Superkräfte besitzt, außer die Fähigkeit, teilweise die Zukunft vorauszusehen - was allerdings extra für den Film erfunden wurde) bzw. um diese Kriegerin, die den Krieg entscheiden wird, als um Äußerlichkeiten.

Visuell ist der Film erstaunlich gut gemacht. Die Effekte wissen zu gefallen, die Kameraarbeit ist gut, Kostüme sind sehenswert. Soundeffekte sind ebenfalls gut, die Musik ist sogar sehr gut gelungen (weswegen ich heute den Original Score bestellt habe [nicht das Album zum Film mit den ganzen Songs, die gar nicht vorkommen]). <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" /> Schauspielerisch werden keine Bäume ausgerissen. Goran Visnjics Rolle ist zu flach, als daß er besonders glänzen kann, der alte Stick ist der typische alte Guru, aber vom Routinier Terence Stamp gewohnt gut gespielt, die Tochter Abby wird von Kirsten Prout Klasse gespielt, aber solche Rollen nerven mich ganz allgemein. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/tongue.gif" alt="" />

Bleibt noch Elektra aka Jennifer Garner. In einem Artikel habe ich gelesen, daß sie sich nur auf ihr Aussehen verlassen muß, um wenigstens überhaupt einen Eindruck zu hinterlassen. Frank Miller selbst meint sogar, daß sie eine totale Fehlbesetzung sei (ohne daß er den Film je gesehen hat, wohlgemerkt). Ich teile diese Auffassung nicht. Ich denke, daß Jennifer Garner ihre Sache gut macht. Die dunkle und harte Seite der Figur ist gut dargestellt, die zerbrechliche und weiche Seite meistert sie vor allem mit ihrer auch von Alias bekannten Mimik ebenfalls gut genug. Klar, sie sieht gut aus und vor allem das rote Outfit verstärkt diesen Eindruck - ABER das ist in den Comics nicht anders, da ist Elektra sogar deutlich mehr sexy. Insofern ist es bescheuert, wenn man Jennifer Garner ihr Aussehen vorwirft... denn das müßte man auch der Elektra an sich vorwerfen. Zumal man auch zugeben muß, daß Jennifer Garner nicht unbedingt "hübsch" im Sinne des allgemeinen Schönheitsideals aussieht.

Die Unterschiede zwischen Kinofassung und DC halten sich laut SB.com in Grenzen. Der wichtigste Unterschied ist wohl, daß die Kinofassung an einigen Stellen alles überdeutlich für den Zuschauer macht, damit der ja alles kapiert. So erklärt Elektra in einer Szene Abby scheinbar, wie der Kimagure-Orden so toll mit der Zeit umgehen kann und sogar Tote erweckt. Diese Szene fehlt im DC z.B. Dafür sind andere kleinere Szenen hinzugefügt, andere sind wiederum anders geschnitten usw.

Auch dieser Film ist kein Hammer... dafür hat er gewisse Schwächen insbesondere dabei, dem Zuschauer die Story in letzter Stringenz zu vermitteln... auch Elektras Vergangenheit, die flashbackmäßig eingestreut ist, könnte auf den ersten Blick verwirren. Und das Ende kommt mir auch nicht ganz toll vor. Aber dafür gefällt die relativ düstere Stimmung, der konzentrierte Blick auf den Charakter bzw. die Wandlung der Hauptfigur ist überzeugt, der Soundtrack ist mitreißend. Wieder mit Jennifer-Garner-Bonus, wieder eine 7. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Zum Bonusmaterial:
Hier sieht es schon sehr viel besser aus. Herzstück ist ein (wenn ich mich nicht irre) 90minütiges Making-Of, das den Film vom ersten bis zum letzten Drehtag begleitet und dabei vor allem den technischen Aspekt nicht außer Acht läßt. Der Großteil des Kommentars stammt dabei vom Regisseur Rob Bowman und ist durchweg interessant. Auch die Schauspieler und andere Team-Mitglieder kommen natürlich zu Wort.
Dem folgt ein über 50minütiges Making-Of über die Post-Production-Phase... also Special Effects, Schnitt, Sounds, Musik usw. Das Ganze wird noch technischer, aber nicht minder interessant, zumindest wenn einem das ganze nicht gänzlich egal ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" />
Ebenfalls sehr gut ist die gut 50minütige Interview-Session mit den Machern der verschiedenen Comic-Vorlagen, u.a. mit Frank Miller. Hier erhält man einen kurzen und guten, teilweise sehr amüsanten Einblick in die Arbeit der Comic-Magier. Abgeschlossen wird das Ganze von einem 15minütigen Abriß der antiken Elektra-Sagen durch eine griechisch-amerikanische Professorin.
Hinzu kommen die Standardsachen wie Audio-Kommentar, Deleted Scenes, Alternative Szenen, Gallerien usw. usf.
Kurzum: Für mich persönlich sehr interessante Bonusfeatures, die die Note 8 verdienen.

P.S: Ralle, du hattest mal gemeint, daß selbst Jennifer Garner nicht wirklich glücklich mit dem Film war. Ich habe heute mal kurz gegoogelt, aber nichts Verwertbares in der Hinsicht gefunden. Hättest du vielleicht eine Quelle oder zwei?

P.P.S: Falls sich jemand wundert: Ich fand "Herrschaft des Feuers" vom gleichen Regisseur z.B. auch ganz gut... auch wenn die allgemeine Meinung über den Film nicht gerade gut ist. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"