Der Gesang dauert noch an. Die Gestalten, die nicht mehr können, treten aus dem Kreis heraus und werden sofort von ihren Gefährten ersetzt. Es herrscht mittlerweile ein ständiges Kommen und Gehen, alles läuft zu einer fliessenden Bewegung zusammen. Man kann kaum die einzelnen Gestalten erkennen, geschweige denn abschätzen, wieviele es sind.

Rashida horcht verwundert auf. Sie würde zu gerne ihren Kopf drehen, um zu sehen, was dort drüben los ist.

Eine sanfte Brise kommt auf. Die frische Luft bringt noch andere Geräusche vorbei. Murmeln, Ächzen, Stöhnen, Heulen, Schreien. Alles ist sehr leise, mehr zu erahnen als wirklich zu hören. Doch, da sind sie wieder. Schritte... es scheint wirklich etwas zu kommen.

Die Kriegerin will ihre Augen schliessen als die ersten Kreaturen in den Raum gelangen. Sie stellen sich alle im Kreis um die verdeckten Gestalten herum und nehmen Wachposten ein. Nein, das kann nicht sein! Von diesen Gestalten habe ich doch nur in Schauergeschichten bisher gehört! Verzweiflung flutet durch das reine Herz der heiligen Streiterin.

Untote, Zombies, Skelette und ein kleiner Dämon haben sich bereits eingefunden. Die Schritte sind immer noch zu hören, es scheinen noch mehr zu kommen.

Rashida nimmt ihre ganze Kraft zusammen. Sie konzentriert sich auf ihr inneres Auge. Als es erscheint, wundert sie sich. Es wird ihr kein Feind angezeigt. Obwohl unweit von ihr ein Raum voller Wesen ist, die normalerweise alles und jeden angreifen, wird ihr nichts als böse Aura angezeigt?
Ob ihre Fähigkeit wohl auch gestört wurde? Sie ist unsicher. Was soll sie nur machen? Was kann sie überhaupt machen?

Sie probiert es erneut. In tiefe Meditation versunken, bemerkt sie nicht, dass allmählich Spinnen, Ratten und Käfer den Boden bevölkern. Bald sieht man den Boden nicht mehr. Alle Insekten laufen auf den Kreis zu und versuchen in dessen Mitte zu kommen. Trotz des Treibens und Krabbelns hört man jetzt nichts mehr ausser dem Gesang.


Quem dei diligunt, adulescens moritur. Titus M. Plautus