Die heilige Kriegerin sieht gedankenverloren immer noch in die Richtung, in die Alrik schon längst verschwunden ist.

Sie ist erleichtert, dass der Hüter noch eine Ersatz-Sehne dabei hat und somit ihr Malheur nicht allzu tragisch ist.

Aus ihren Gedanken aufschreckend wendet sie sich dem Kämpfer zu: "Ich wollte Euch fragen, ob Euch auch etwas bestimmtes aufgefallen ist. Ich habe den Eindruck, dass der Reisende auf Gedeih und Verderb seinen Auftrag erfüllen will, ohne Rücksicht auf andere Wesen oder Schicksale. Ich finde es richtig, wenn man einen erteilten Auftrag zielstrebig erfüllt, aber sich einfach so über die Besonderheiten des Einzelnen hinwegzusetzen? Ich weiss nicht, es kommt mir falsch vor."

Rashida schweigt kurz, sie sammelt ihre Gedanken. Dann fährt sie fort: "Ich hatte eine Begegnung mit dem Priester, der Bodasen verfolgt. Der Reisende wollte ganz genau wissen, was ich mit dem heiligen Mann zu schaffen hatte. Ich habe ihm gesagt, dass im Moment keine Gefahr von ihm droht. Doch das nimmt mir der Reisende nicht ab. Natürlich, wir kennen uns alle nicht sehr lange und auch ich würde eigentlich keinem von der Gruppe vertrauen. Aber was sollen wir sonst tun? Das Schicksal jedes einzelnen hat uns hierher geführt wo wir nun sind und da sollten wir das Beste daraus machen."

Sie geht nochmals die Tage durch, die sie mit der Gruppe verlebt hat: "Ich habe auch Fehler gemacht, natürlich. Mein Ritual durchführen zu müssen, war sehr egoistisch und hätte leicht ins Auge gehen können. Dafür hat mich mein Gott bestraft, er hat mir das Privileg, Rituale auszuführen, entzogen. Ich fühle mich ziemlich mies deshalb. Aber nichts desto trotz werde ich mein Möglichstes tun und meine Aufgabe erfüllen! Allerdings nicht, wenn der Reisende weiterhin meint, sich als Anführer aufspielen zu können."

Sie schaut entschlossen in die Richtung, in der sich der Reisende befindet. Man merkt deutlich, dass sie mehr als nur Antipathie für den Reisenden empfindet.


Quem dei diligunt, adulescens moritur. Titus M. Plautus