Aufmerksam hatten die Ritter und der Priester die Worte des Fremden in sich aufgenommen. Nachdem der breitschultrige Mann vor ihnen geendet hat, bleibt der Priester zunächst schweigsam, den Blick auf den Fremden gerichtet.
Erwartungsvoll blicken die Ritter ihren Anführer an. Ihre Haltung und ihre Minen drücken deutlich die Hoffnung aus, an diesem Ort vielleicht doch nicht sofort in einen Kampf verwickelt zu werden, sondern ein wenig Ruhe und Erholung zu finden - und sei es auch nur für wenige Minuten. Doch der Priester reagiert zunächst nicht auf die Aufforderung des Fremden. Als er schliesslich spricht, ist seine Stimme leise, jedoch um so eindringlicher.

"Jener 'Bodasen', von dem Ihr sprecht, ist uns unter dem Namen 'Magister Sadrax' bekannt. Nur er mag wissen, warum er sich euch unter falschem Namen vorstellte, oder welches überhaupt sein richtiger Name ist. Jedoch solltet Ihr wissen, dass wir hundertmal die Gelegenheit gehabt hätten, den Magier und seine Gefährten während ihrer abenteuerlichen Reise zu stellen. Dem Gesetz hätte mehrfach Genüge getan werden können. Doch wir haben es nicht getan. Wir hielten uns zurück, weil wir annahmen, weil wir spürten, dass sich etwas Großes anbahnte, und dass diese Abenteurer damit auf die eine oder andere Weise verbunden sein würden. Es sind keine 'kleinlichen Händel', die uns bis hierher geführt haben. Solltet Ihr das ernsthaft glauben, so seid ihr nicht im Mindesten das, was ich in Euch sehe!"
Die letzten Worte klingen gepresst, und der Priester hält für einen Moment inne, bevor er fortfährt:

"Euren Worten entnehme ich, dass ihr eine Zeitlang mit ihnen gereist seid, und das Ihr nicht zufällig hier seid. Ich kann sehen, was ihr seid, und ich habe eine ungefähre Ahnung, wer ihr seid - auch wenn ich die Zusammenhänge nicht begreife. Ich habe daher keinen Grund, euch zu misstrauen, und wenn ihr mein Wort haben wollt, so gebe ich es Euch gerne, denn auch ich fühle mich an mehr gebunden als den Buchstaben des Gesetzes! Doch wie weit könnt ihr Euren Gefährten und ihrem Urteilsvermögen wirklich vertrauen? Ein junger Hüter, der sein Wort bereits einmal brach und das Andenken seines Ziehvaters beschmutzte, eine Auserwählte Undars, die die Gabe, die ihr zuteil wurde, nicht angemessen zu würdigen weiß, und eine fehlgeleitete Elfe, die sich auf die Seite des Schattens schlägt? Ich zweifel nicht an den ehrenvollen Absichten Eurer Gefährten - doch oft sind es die besten Absichten, aus denen böse Taten entstehen - und ich spüre, dass gerade Ihr das verstehen werdet!"

Der Priester nickt kaum spürbar zu dem kurzen Aufleuchten von qualvollem Schmerz, das über das Gesicht des Fremden huscht, bevor er fortfährt:

"Die Mächte, mit denen sich Dämonenbeschwörer abgeben, sind gewaltig und ihre Wirkung ist unvorhersehbar! Dieser Ort hier war einst ihr Tempel, und die Kraft des Siegels lässt spürbar nach! Auch der Tempel kann keine Sicherheit mehr gewähren, und wie wollt ihr garantieren, dass der Magier den Mächten, die er zu beherrschen sucht, an diesem Ort nicht erliegt? Und haltet Ihr Eure Gefährten wirklich für mächtig genug, der entfesselten Macht des Magiers Widerstand leisten zu können - hier an diesem Ort, an dem das Böse nur darauf lauert, zurück an die Oberfläche gebracht zu werden? Nein, lasst uns den Magier stellen, bevor es zu spät ist! Ihn beobachten, ihn bewachen! Wenn Sadrax - oder Bodasen, wie er sich Euch gegenüber nennt - für die Erneuerung des Siegels wirklich von Bedeutung ist, so werde ich der letzte sein, der Hand an ihn legt! Darauf gebe ich Euch mein Wort als..."

Der Priester hält erneut kurz inne, dann raunt er dem Fremden ein Wort zu, dass keiner der bekannten Sprachen entnommen ist. Doch dem Fremden scheint die Bedeutung dieses Wortes durchaus bekannt zu sein, und überrascht hebt er die Augenbrauen in die Höhe.